Wenn eine Bushaltestelle plötzlich ganz Horw beschäftigt
Die Bushaltestelle Waldegg behindertengerecht sanieren? Klar und unbestritten. Aber dass dafür die Busbucht weichen muss, spaltet in Horw die Gemüter – weil der Verkehr nicht mehr flüssig fliessen kann.
Alle Horwer erhielten in den vergangenen Tagen Post von der lokalen FDP. In die Briefkästen flatterte ein blauer Unterschriftenbogen mit der fettgedruckten Überschrift «Verkehrsbehinderung Waldegg Stopp». Mit einer Petition macht die FDP in Horw auf ein Thema aufmerksam, das sie seit Monaten beschäftigt.
Es geht um die Bushaltestelle Waldegg an der Gemeindegrenze zu Luzern. Per Zufall ist FDP-Einwohnerrätin Ruth Strässle-Erismann vor einigen Monaten auf Projektpläne gestossen, die den Umbau der Bushaltestelle skizzieren. Die Gemeinde Horw will die Bushaltestellen auf beiden Strassenseiten behindertengerecht machen (zentralplus berichtete).
FDP befürchtet Stau wegen neuer Bushaltestelle
«Hinter diesem Anliegen stehen wir voll und ganz, das wollen wir nicht infrage stellen», betont Strässle-Erismann beim Treffen mit zentralplus vor Ort. Dennoch wehrt sich die FDP vehement gegen das geplante Projekt. Der Grund: Die heutigen Busbuchten sollen aufgehoben werden. Künftig sollen die Busse an der Haltestelle auf der Fahrbahn halten. Für die anderen Verkehrsteilnehmer besteht so keine Überholmöglichkeit mehr. Sie müssen hinter dem Bus warten, bis dieser die Fahrt wieder aufnimmt.
«Das ist nicht nur für Autos, sondern auch für Velos und Töfffahrer eine deutliche Verkehrsbehinderung», sagt Strässle-Erismann. Sie zeigt auf die Kantonsstrasse und meint: «Auf einer viel befahrenen Strasse wie hier, wo Tempo 50 gilt, wird das zu Stau führen und motiviert zu gefährlichen Überholmanövern.»
Gemeinderat soll nochmals über die Bücher
Neu sind solche Fahrbahnhaltestellen für Horw jedoch nicht. Mit der Sanierung und Verkehrsberuhigung des Horwer Zentrums wurden sämtliche Haltestellen zwischen dem Kreisel Wegscheide und Merkur auf die Strasse verlegt. Seither fährt der Bus als sogenannter Pulkführer durch das Dorf und kann erst ausserhalb dieser Zentrumszone wieder überholt werden.
«Im Zentrum sind Bushaltestellen auf der Strasse sinnvoll. Das beruhigt den Verkehr und schafft Sicherheit. Doch hier auf der Kantonsstrasse soll der Verkehr fliessen.»
Benjamin Häfliger, Parteipräsident FDP Horw
«Im Zentrum ist das sinnvoll, das beruhigt den Verkehr und schafft Sicherheit», sagt Benjamin Häfliger, Parteipräsident der Horwer FDP. «Doch hier auf der Kantonsstrasse soll der Verkehr fliessen. Diese Verkehrsblockade würde dazu führen, dass die Autos vermehrt übers Horwer Zentrum ausweichen. Darum ist die Aufhebung der Busbuchten hier in der Waldegg nicht der Weisheit letzter Schluss.»
Mit der Petition fordert die FDP den Gemeinderat auf, Varianten zur Aufhebung der Buchten nochmals gründlich zu prüfen. «Wir sind überzeugt, dass es andere Möglichkeiten gibt», so Häfliger. Zum Beispiel in Absprache mit der Stadt Luzern, schlägt er vor. Oder im Austausch mit dem angrenzenden Blindenheim Blickfeld, das demnächst einen grösseren Umbau plant.
An der Bushaltestelle hat es zu wenig Platz
Die Horwer FDP beschäftigt sich schon seit Monaten mit dem Thema. Am Anfang stand eine Interpellation von Ruth Strässle-Erismann zum geplanten Umbau der Bushaltestellen Waldegg. Aus ihrer Sicht waren die Antworten des Gemeinderats jedoch sehr offen formuliert, also setzte sie mit einem dringlichen Postulat nach. Doch dieses blieb im Einwohnerrat hängen – mit 15 zu 12 Stimmen bei zwei Enthaltungen denkbar knapp.
«Das ist praktisch ein unlösbares Problem. Man muss Prioritäten setzen, entweder behindertengerecht oder halt auf der Fahrbahn.»
Thomas Zemp, Gemeinderat Horw
Gegen die Überweisung des Postulats stellte sich auch der zuständige Gemeinderat Thomas Zemp (Mitte). Er argumentierte, dass für eine behindertengerechte Busbucht schlicht der Platz fehle. «In sich ist das eigentlich praktisch ein unlösbares Problem. Man muss Prioritäten setzen, entweder behindertengerecht oder halt auf der Fahrbahn», sagte Zemp in der Debatte.
Unterstützung erhielt Zemp unter anderem von der L20-Fraktion. Dass die L20 das Postulat ablehne, sei kein Idealismus, sondern eine faktenbasierte Entscheidung, liess Einwohnerrat Philipp Peter verlauten. Wenn es einen geeigneten Ort für eine behindertengerechte Haltestelle gäbe, dann vor dem Blindenheim. Zudem argumentiert die Partei, dass bei einer Verlegung der Haltestelle in Richtung Dorfzentrum künftig mehr Anwohner davon profitieren könnten als am jetzigen Standort. Zuletzt findet die L20, dass Busbuchten einer veralteten Verkehrsphilosophie entsprechen, die dem Strassenraum auf Kosten der Siedlung und Grünräume möglichst viel Platz einräumt.
Petition als letztes Mittel
Die Debatte im Einwohnerrat verlief für Ruth Strässle-Erismann enttäuschend. Sie findet, dass es sich der Gemeinderat mit seiner Argumentation gar einfach mache und sich einer offenen Diskussion verschliesse.
Von diesem Widerstand liess sich die FDP letztlich nicht beirren. Mit der Petition greift die Partei dieselben Forderungen auf wie im abgelehnten Postulat. Es ist ihr letztes Mittel, um die von ihr befürchtete Verkehrsbehinderung doch noch abzuwenden. Die ersten Rückmeldungen seien positiv, so Strässle-Erismann. Sammelziel seien «ein paar Hundert Unterschriften», sagt sie. «So zeigen wir dem Gemeinderat, dass es für die Bevölkerung wirklich ein wichtiges Anliegen ist.»
- Persönliches Treffen mit Ruth Strässle-Erismann und Benjamin Häfliger
- Protokoll der Einwohnerratssitzung vom 30. März 2023
- Dringliches Postulat von Ruth Strässle-Erismann
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Claudia, 25.07.2023, 15:33 Uhr Wenn der gute informative Bericht von Elio Wildisen genau gelesen wird, stellt man fest, dass die FDP klar die behindertengerechten Busstationen unterstützt. Mit Busbuchten haben diese Personen auch keinen Stress einzusteigen, können sich die nötige Zeit nehmen. Der Buschauffeur kann seinen Zeitplan justieren. Busbuchten behindertengerecht auszubauen ist kein Problem, benötigt etwas mehr Planung.
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Ausserdem wird der Verkehr durch die Entwicklung des Mattenhofquartiers stark zu nehmen und die Horwer Kantonstrasse wird als Alternative zur Ringstrasse genutzt werden. Horw hat die Möglichkeit Tempo 30 km/h von der Waldegg bis zur Wegscheide einzuführen und damit einen flüssigen, aber sicheren und vorallem für die Horwer Einwohner zugängliche Strasse zu gestalten. Der Durchgangsverkehr soll über die Ringstrasse erfolgen.👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runterBeni, 22.07.2023, 19:55 Uhr Wegen einer Station,, ihr wart noch nie in Emmenbrücke Gerliswil aufwärts, Gersarg Station ,da Springt man aus dem Bus ja ,Kinderwagen,Rollator Null Chance,Sonnenplatz ein wenig besser aber auch da raus,rein klettern 😁 so geht es weiter bis Rothenburg ,seit Jahren wird Abhilfe versprochen getan nix,also Liebe Horwer es gibt schlimmeres.
👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎3Daumen runterLuki S., 22.07.2023, 17:41 Uhr Mich stört es, dass die FDP jetzt die überfällige Umsetzung behindertengerechter Bushaltestellen neben dem Blindenheim Blickfeld verhindert. Im übrigen ist bereits seit 2020 bekannt, dass die Kantonsstrasse und deren Umgebung (welche eine Gemeindestrasse ist) im Bereich Waldegg-Wegscheide mittelfristig umgestaltet wird.
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Links gerichtet ist👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎1Daumen runterBrenda Bless, 22.07.2023, 12:32 Uhr Riesen Aufruhr, dass man von Horw paar Sekunden in die autoüberfüllte Stadt Luzern fahren kann? Seriously?
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Aber so weit denken ist halt schwierig wenn man wegen einem Bus schon die Nerven verliert.
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Philipp, 23.07.2023, 11:41 Uhr Wenns da ja sowenige Häuser hat spielt es ja auch keine Rolle wenn da eine Strasse durch geht. Am besten gleich 80km/h machen.
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