Parkieren auf Troittoirs

Stadt Luzern: Parkplatz-Knatsch für Handwerker entbrannt

Diel Schmid Meyer und Thomas Gfeller wollen Handwerkern das Parkieren in Luzern erleichtern. (Bild: mst/zvg)

Luzerner Stadtpolitiker äusserten Unmut darüber, dass es für Handwerkerinnen schwer sei, rasch einen freien Parkplatz zu finden. Bürgerliche wollten ihnen deswegen erlauben, auf Trottoirs zu parkieren, Linke forderten Gewerbeparkplätze in sämtlichen Quartieren. Der Luzerner Stadtrat hält davon nicht viel.

Eigentlich sind es nicht viel mehr als ein paar Linien, die auf den Boden gepinselt wurden. Linien, die signalisieren, dass hier Autos parkiert werden dürfen. Doch Parkplätze sorgen schon seit jeher für erzürnte Gemüter. Für die einen gibt es zu viele in der Stadt, für die anderen zu wenig.

Die Stadt ihrerseits will in den nächsten 20 Jahren die Hälfte der heute bestehenden Parkplätze auf öffentlichen Grund aufheben (zentralplus berichtete).

Bürgerliche wollen Handwerkern erlauben, auf Trottoirs zu parkieren

So äusserten die Grossstadträtinnen Diel Schmid Meyer, Silvana Leasi (beide Mitte, Leasi ist inzwischen als Grossstadträtin zurückgetreten) sowie Thomas Gfeller und Lisa Zanolla (beide SVP), in einem eingereichten Vorstoss ihre Bedenken. Hie und da seien Handwerkerinnen auf Parkplätze angewiesen. Weil es jedoch zu wenig von diesen gebe, würden diese ihr Werkzeug vor Ort mit dem Auto abladen, dann ausserhalb des Zentrums parkieren und zu Fuss wieder zurücklaufen. Später müssen sie das Auto dann wieder holen. «Für eine Montage, deren Arbeitsaufwand 15 Minuten beträgt, muss aufgrund dieser Ausgangslage neu mindestens eine Stunde veranschlagt werden», monieren die Grossstadträtinnen in ihrem eingereichten Vorstoss.

In der Stadt Luzern gibt es heute Parkkarten für Handwerks- und Serviceleute. Damit dürfen sie auf allen öffentlichen Parkplätzen parkieren. Die Idee der Mitte und SVP: Wer eine solche Parkkarte besitzt, soll für längstens 60 Minuten auf öffentlichem Grund – also beispielsweise Trottoirs – parkieren dürfen, solange Fussgängerinnen und andere Autos dadurch nicht behindert würden (zentralplus berichtete).

SP forderte Gewerbeparkplätze in allen Quartieren

Die Stadtluzerner SP ihrerseits fand die Idee der Bürgerlichen unsinnig. Sie würde zu einem «kompletten Chaos auf öffentlichen Plätzen und Trottoirs führen», monierten Claudio Soldati, Caroline Rey und Marta Lehmann namens der SP-Fraktion. Zudem würde es auch die Sicherheit anderer «in grossem und unverantwortungsvollen Ausmass verschlechtern», rüffelten sie. Doch auch sie führen Bedenken an, dass Gewerbetreibende nicht schnell genug einen Parkplatz finden.

Die Sozialdemokraten schlugen stattdessen eine Idee vor, die sich bewährt habe. So gibt es an der Museggstrasse und demnächst auch am St.-Karli-Quai zahlungspflichtige Parkplätze, die Handwerker und Serviceleute mit einer Jahresdauerparkkarte zu gewissen Zeiten – werktags zwischen 6 und 18 Uhr – vorbehalten sind. Diese Massnahme führte der Stadtrat im Jahr 2020 in einem Bericht und Antrag auf. Dem vorausgegangen ist ein Postulat der SP.

In einem Vorstoss vom letzten November forderte die Stadtluzerner SP den Stadtrat auf, zu prüfen, ob es in «sämtlichen Quartieren mit hohem Parkdruck» möglich wäre, solche Parkplätze werktags Handwerkerinnen vorzubehalten.

Stadt Luzern schmettert beide Forderungen ab

Nun hat der Luzerner Stadtrat zu beiden Forderungen Stellung genommen – und schmettert beide ab. Wenn Handwerker – wie von Mitte und SVP gefordert – auf öffentlichem Grund ihre Autos abstellen dürften, würde dies ohne Signalisation und Markierung nur Wildparkierer anlocken. Aus rechtlicher Sicht sei es nicht realisierbar. Die Polizei könnte dann gar nicht mehr kontrollieren, ob die maximale Parkdauer eingehalten werde.

Und auch der Stadtrat äussert die Befürchtung, dass die Umsetzung dieser Forderung chaotisch enden könnte. Obschon er seine Bedenken zurückhaltend äussert. So müssten die Inhaberinnen solcher Parkkarten selbst einschätzen, ob sie den restlichen Verkehr nicht behindern, wenn sie ihr Auto auf einem Trottoir abstellen. Dies würde «nicht zuletzt angesichts des grossen Interesses am Abstellen des Fahrzeugs wohl sehr subjektiv ausfallen», so der Stadtrat.

Handwerks- und Serviceleute stünden bereits heute viele Parkplätze zur Verfügung. Mit den Parkkarten können diese ihr Autos so lange parkieren, wie sie wollen – nur eben auf allen öffentlichen Parkplätzen. Zudem dürften Serviceleute Besucherparkplätze bei Wohnungen nutzen.

Auch das Anliegen der SP lehnt der Stadtrat ab. Auf öffentlichen Strassen und Parkplätzen dürfe die Behörde nicht ohne Weiteres Parkplätze reservieren lassen. Das sei nur zulässig, wenn ein öffentliches Interesse vorliege. Das sei etwa bei Einsatzfahrzeugen von Polizei, Feuerwehr und Sanität der Fall. Die Lösung der Parkplätze an der Museggstrasse und beim St.-Karli-Quai, die werktags Handwerkerinnen vorbehalten sind, sei als «absolute Ausnahme» realisiert worden. Solche «privilegierte Parkplätze» auch im übrigen Stadtgebiet zu schaffen sei kein öffentliches Interesse. Deswegen beantragt der Stadtrat, das Postulat abzulehnen.

Ob das Stadtparlament dies gleich sieht, wird sich zeigen. Der grosse Stadtrat wird an seiner Sitzung vom 21. März über die beiden Vorstösse diskutieren.

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14 Kommentare
  • Profilfoto von Tom Turbo
    Tom Turbo, 07.03.2024, 10:18 Uhr

    Als Bewohner der Innenstadt im Besitz eines Autos ist es mir wichtig dieses an einem privaten, dafür angemessenen Ort zu parken. Dafür bezahle ich auch.
    Das Problem beginnt erst mit Autobesitzer wohnhaft in der Innenstadt mit Anwohnerparkkarten der Stadt Luzern welche diese zu Tiefstpreisen verteilt. Und genau diese besetzen in allen Zonen dauerhaft öffentliche Parkplätze fürs Gewerbe, Handwerker und Besucher der Stadt.

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    Hörbi, 06.03.2024, 13:29 Uhr

    Und es wird gemotzt alles wir teurer. Warum wohl bei solchen Behörden. Die Handwerker tun mir leid und die Mieter auch, auf die werden die Kosten ja abgewälzt.

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    Fritz Meyer, 06.03.2024, 01:18 Uhr

    Solche Diskussionen über Abstellmöglichkeiten von Fahrzeugen von Handwerkern sind nur lächerlich und peinlich. Wollen wir das wirklich?

    Die stadtluzerner Bevölkerung hat in wenigen Wochen die Möglichkeit, das Grüne Experiment in der Luzerner Stadtregierung zu beenden. Es sind Wahlen.

    Wenn wir uns dauernd bevormunden lassen müssen von den sehr oft aus dieser Richtung dogmatisch erfundenen und irgendwie durchgestierten Behinderungsmassnahmen in der Stadt Luzern, sollten wir uns nicht wundern. Wir müssen an der Wahlurne klar machen, dass wir das nicht mehr wollen. Leider wird es dann trotzdem noch lange dauern, bis ein paar Dinge wieder zurückkorrigiert werden können. Zu viele Jüngerinnen und Jünger hat der Vertreter der Grünen in allen Ämtern installiert. Sind wir zuversichtlich und hoffen, dass wir unsere Stadt irgendwann wieder zurückkriegen.

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    Ares, 05.03.2024, 15:48 Uhr

    Ich bin Handwerker, ich habe auch schon auf Wiesen oder in Parks Parkiert weil anderst nicht möglich, es ist mir egal. Und eine Bezahlkarte muss wenn dann für die Handwerker kostenlos sein ausser man will das die Kunden noch mehr pro Stunde für die Arbeistkraft dann sind wir halt irgendwann mal bei 150-175 Franken pro Stunde für ein Normalen Elektriker.

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    Tony, 05.03.2024, 15:31 Uhr

    Boykotieren… Fertig. Städte werden nicht mehr bedient. Sollen selber ihre sachen erledigen und päckli in Härkingen abholen

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      Hanspeter Flueckiger, 06.03.2024, 07:44 Uhr

      Bitte schön, nur machen. Ich selbst habe Immobilien und kann sämtliche Aufträge immer von mindestens 3 Anbieter offerieren lassen. Zudem haben Handwerker bei mir die Möglichkeit zu parkieren. Wer boykottiert, bekommt keinen Auftrag und glauben Sie mir – es wird sich immer ein Anbieter finden lassen.

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    Hanspeter Flueckiger, 05.03.2024, 14:46 Uhr

    Möglicherweise könnte es auch daran liegen, dass gewisse Personen bei der Stadt nicht planen können. Selbstverständlich haben Handwerker in Wohnquartieren, insbesondere dort wo Schulkinder den Gehsteig benützen, nicht auf dem Gehsteig zu parkieren. Darüber muss man nicht einmal ansatzweise diskutieren.

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    Roli Greter, 05.03.2024, 12:54 Uhr

    Besucherparkplätze werden sehr oft von Anwohnern Dauer belegt, diese Beschwichtigung lassen wir Handwerker nicht gelten

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    • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
      Hanspeter Flueckiger, 06.03.2024, 07:48 Uhr

      Das Bewilligungsverfahren für Parkplätze ist aufwendig und nicht alle vorgesehenen Parkplätze werden bewilligt. Dort beginnt das Problem! Zudem gehen mit Besucherparkplätzen auch Mieteinnahmen verloren.

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  • Profilfoto von Baldo
    Baldo, 05.03.2024, 12:30 Uhr

    Diese Stadt Schafft sich langsam aber sicher, selber ab. Diese Leute verlieren total die Realität.
    Vielleicht ist ihnen nicht bewusst, dass alle Mehrkosten dem Kunden abgewälzt werden.

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  • Profilfoto von Philipp
    Philipp, 05.03.2024, 11:37 Uhr

    Na toll, wir machen Service in der ganzen Schweiz. Müssen wir nun bald für jede Stadt noch eine Parkkarte kaufen damit wir unserer Arbeit nachgehen können? Wohlgemerkt, so eine Karte kostet uns in Luzern 60.- pro Monat. Bei 162 Städten die es in der Schweiz gibt sind das dann mal schnell 9'720.- pro Monat!!! Das ist doch krank.

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    • Profilfoto von Kommentator
      Kommentator, 05.03.2024, 20:06 Uhr

      Ist natürlich auch Clever als Handwerksbetrieb gleich Anfangs Monat die Parkkarte von 162 verschiedenen Städten zu kaufen, man weiss ja nie wo man diesen Monat noch landen wird. Vermutlich wird dieser Service aktuell noch nicht von allen 162 Städten Angeboten, aber wer weiss, vielleicht tritt das ja tatsächlich mal ein. Kleiner Spartipp: Im Jahresabo kostet die Parkkarte etwas weniger, dann wäre es (natürlich mal 162) noch 8100 Franken. Spartipp 2: In Gemeinden wo Ihre Firma seltener zu Besuch ist, vielleicht einfach klassisch zum Normaltarif parken, dies ist weiterhin möglich

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      • Profilfoto von Philipp
        Philipp, 06.03.2024, 14:14 Uhr

        Wir wissen wirklich nie wann und wo man uns braucht. Und wenn uns jemand anruft, dann sind wir meistens am selben Tag oder spätestens 24h später beim Kunden. Das nennt man Service und das wird von unseren Kunden auch erwartet.
        Wir haben doch keine Zeit dann jeweils noch irgend eine dumme Parkkarte zu besorgen. Und sie sollten dann das Geschrei hören wenn es darum geht wer diesen Humbug bezahlt.
        Zu Beispiel in Basel gibt es solche Zonen bereits. Da wartet man bis zu 48h auf die Bewilligung. Und dann ist die auch nur bis 11.00 Uhr gültig. Das alles ist an Schwachsinn nicht mehr zu überbieten. Und das alles weil paar Grüne Fanatiker meinen dass sie mitten in der Stadt in einer Grünen Oase leben wollen? Dann sollen Sie in die Aglo oder aufs Land ziehen. Städte sind hauptsächlich Wirtschaftszentren und Ballungsräume und dafür schlichtweg nicht gedacht.

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    • Profilfoto von Kommentarschreiber
      Kommentarschreiber, 06.03.2024, 14:45 Uhr

      Zu unserem 4-Familienhaus in der Stadt gehört ein freier Parkplatz, der eignentlich jederzeit gratis zur Verfügung stünde. In den letzten paar Wochen waren einige Handwerksbesuche notwendig. Kein einziger der Handwerker hat sich bei uns erkundigt, ob es eine Parkmöglichkeit gäbe, wir mussten ihnen diese Möglichkeit immer auf die Nase binden. Evtl. wäre proaktives Handeln ja auch mal ein Lösungsansatz, anstatt zu jammern.

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