«Treffen den Nerv der Zeit»

Jungpartei will halb Luzern autofrei machen

Die Jungen Grünen lancieren die städtische Initiative «Begrünte und autobefreite Quartiere für Luzern». (Bild: zvg)

Die Jungen Grünen wollen mithilfe einer Initiative vier Quartiere der Stadt Luzern von Autos befreien. Und kündigen an, die benötigten Unterschriften innert Tagesfrist sammeln zu wollen.

Luzern könnte sich radikal verändern, sollte das Anliegen der Jungen Grünen beim Stimmvolk auf offene Ohren stossen. Sie lancieren eine Initiative für «begrünte und autobefreite Quartiere». «Es ist Zeit, dass die Quartiere Bruch, Hirschmatt, Neustadt und Kleinmatt von der täglichen Blechlawine befreit werden», sagt Mitinitiant und Grossstadtrat Jona Studhalter. Heute lähme der Stau ganz Luzern. Dabei diene die Altstadt als Paradebeispiel für ein Quartier, das problemlos ohne Autoverkehr funktioniere.

Die Stadt gilt als lauteste Stadt der Deutschschweiz (zentralplus berichtete). Dank autofreien Quartieren würde die Aufenthaltsqualität darin deutlich gesteigert, schreiben die Initiantinnen in ihrer Medienmitteilung.

Zentrum aufwerten

Anstelle des lärmigen Verkehrs wünscht sich die Jungpartei lebendige öffentliche Plätze und mehr Grünflächen. Zudem solle sich die Stadtbevölkerung in den autobefreiten Quartieren mit dem Fahrrad und zu Fuss sicherer fortbewegen können. Teil der Initiative ist deshalb auch eine Forderung nach sicheren, breiten und durchgängigen Velowegen.

So autofrei wie die Altstadt sollen auch vier weitere Quartiere in Luzern werden, wenn es nach Jona Studhalter geht. (Bild: zvg)

Die Wahl der von Autos zu befreienden Quartiere begründet Studhalter mit ihrer zentralen Lage. «Sie werden von Menschen aus der ganzen Stadt frequentiert.» So würde die breite Bevölkerung von der Aufwertung durch die Initiative profitieren. «Zudem lassen sich die Quartiere über die umliegenden Kantonsstrassen bequem umfahren», fügt Studhalter an.

Weniger Strassen, weniger Autos und weniger Stau?

Doch führt die Konzentration des Verkehrs auf die Hauptverkehrsachsen nicht zwangsläufig zu Monsterstaus? Studhalter winkt ab. Auf den Kantonsstrassen kämen Autofahrer heute schon kaum voran. Und auch die Quartiere seien verstopft. Das Fazit des Grossstadtrats: «Die Initiative würde immerhin die Staus in den Quartieren auflösen.»

Mit der Initiative wollen sie gleichzeitig Parkplätze reduzieren. Damit wollen die Jungen Grünen bezwecken, dass weniger Autos in und durch die Stadt fahren. Gleichzeitig belegen zahlreiche Studien: Weniger Strassen führen zu weniger Stau (zentralplus berichtete).

Gewerbe soll profitieren

Kommt die Initiative zustande, ist der Widerstand der Gewerbeverbände vorprogrammiert. Dabei würden auch sie von den autofreien Quartieren profitieren, ist Studhalter überzeugt: «Das hat die Wissenschaft längst bewiesen.»

Die Hälfte der Stadtluzerner Haushalte habe ohnehin kein Auto, nutze das lokale Gewerbe aber sehr wohl. Und schliesslich schlägt Studhalter die Brücke hinüber zum anderen Seeufer: «Das Gewerbe in der Altstadt wünscht sich den Autoverkehr sicherlich nicht zurück», meint er.

Unterschriftensammlung in Rekordzeit

Die für eine städtische Initiative benötigten 800 Unterschriften wollen die Jungen Grünen innert Tagesfrist beisammen haben. Der Grossstadtrat zeigt sich optimistisch: «Das ist sicherlich ambitioniert. Doch die Motivation bei uns Jungen Grünen ist riesig.» So werden am Samstag fast 25 Jungpolitikerinnen in der ganzen Stadt präsent sein.

Gelingen soll die Unterschriftensammlung in Rekordzeit auch, weil die Meinungen zum Thema autofreie Quartiere gemäss Studhalter gemacht sind. Lange Diskussionen kämen gar nicht erst auf. Darum gehe er davon aus, zügig voranzukommen. Doch nicht nur die Effizienz spreche fürs Gelingen des Vorhabens. Jona Studhalter ist sich sicher: «Wir treffen den Nerv der Zeit.»

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Jona Studhalter, Luzerner Grossstadtrat und Mitinitiant
  • Medienmitteilung der Jungen Grünen der Stadt Luzern
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19 Kommentare
  • Profilfoto von Andreas Bründler
    Andreas Bründler, 01.03.2024, 20:28 Uhr

    Die Grünen sollten die masslose Zuwanderung bekämpfen. Von daher kommt die ganze Zubetonierung unserer Grünflächen. Weil alle eine Wohnung wollen. Mehr Menschen = mehr Verkehr.

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    • Profilfoto von C. Bucher
      C. Bucher, 02.03.2024, 17:49 Uhr

      Es geht nicht um Wohnungsbau, es geht um den öffentlichen Raum.
      Und gerade in den grossen Städten besitzen die meisten Menschen kein Auto.
      In Luzern besitzen nur ca. 40 Prozent ein eigenes Auto.

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    Enrico Ercolani, 01.03.2024, 14:17 Uhr

    Die Spange Nord oder die Nordumfahrung, die beide leider abgelehnt wurden, hätten die Stadt von zehntausenden Autodurchfahrten verschont. Daher, liebe Grüne, sammelt Unterschriften, damit eines der beiden Projekte wieder auf den Tisch kommt und umgesetzt wird.

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    • Profilfoto von Lucien
      Lucien, 03.03.2024, 21:29 Uhr

      Durchfahrten geschehen auf den Grossachsen, den Kantonsstrassen. Gerade um die geht es hier aber nicht.

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    Hegard, 01.03.2024, 13:50 Uhr

    ich bin für ein allgeneimes Fahrverbot, geschäftliche Zubringer erkaubt. Denn mir gehen zb in der Hertensteinstr. die Velos auch auf Nerven. Es verunsichert all die Fussgänger die ständig den Velofahrer ausweichen müssen. zb es wird vor der Migros geparkt, es hätte genügend Veloabstellplätze. diese dekadenten Bykebenützer würden gleich in den Laden fahren, wenns erlaubt wäre, zusätzlich Kinder die im Laden mit Dcooter herumfahren. Es wird immer stressiger als Fussgänger!
    Dabei gibts gute Einkaufstrolley die man am Velo anhängen
    kann, aber da muss man halt laufen.

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    • Profilfoto von David L
      David L, 02.03.2024, 00:52 Uhr

      "Nur Geschäftliche Zubringer erlaubt" wäre tatsächlich Mal ein Fortschritt.
      Für Monteure, Lieferanten, Servicetechniker etc. sind Einsätze in der Luzerner Innenstadt längst eine Qual.
      All die motorisierten Rentner, Hausfrauen und Teilzeitbürolisten haben den ganzen Tag Zeit, der werktätigen Bevölkerung die immer rarer werdenden Parkplätze wegzuschnappen.
      Aber die Grünen scheinen bisher bedauerlicherweise nur einen Weg zu kennen: Parkplätze und Verkehrsflächen reduzieren, ohne zugleich den Verkehr zu reduzieren.
      Damit trifft man in erster Linie diejenigen, die mit dem Auto tatsächlich etwas in der Innenstadt zu suchen hätten. Denn die haben im Gegensatz zum Rest meist nicht den ganzen Tag Zeit.

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    Fritz Meyer, 01.03.2024, 12:02 Uhr

    Liebe junge Grüne, liebe Eltern der jungen Grünen, also alte Grüne
    Ihr könnt nicht die ganze Stadt zu euren Kinderzimmer und zu eurem Sandkasten machen. Wenn ihr so leben wollt, zieht irgendwohin, wo das so schon oder noch so ist. Wo die Welt noch so ursprünglich ist wie ihr das euch wünscht. es gibt ganz viele Gebiete und Länder, die nur drauf warten, dass so engagierte, junge Leute kommen und anpacken!
    Lasst uns und die Stadt Luzern mit diesen infantilen Ideen, die völlig unsinnig sind und nie umgesetzt werden, einfach in Ruhe.
    Ein grosser Dank von vielen besorgten Luzernern wird euch sicher sein.

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    • Profilfoto von Frida
      Frida, 01.03.2024, 13:46 Uhr

      @Fritz Meyer: ich danke Ihnen für Ihren Kommentar. Ich sehe das genauso. Diese unsinnigen und völlig weltfremden Ideen sind kaum mehr zu ertragen. Natürlich wäre es schön, wenn es mal so wäre. Keine Autos, keine lauten Baustellen, keine lärmenden Laubbläser etc. Dafür Gratis ÖV für alle, jeder arbeitet auch dort wo er wohnt, Handwerker transportieren alles mit dem Velo etc. etc. Leute, eure Ideen in Ehren, aber kommt endlich in der realen Welt an.

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      • Profilfoto von Lucien
        Lucien, 03.03.2024, 21:02 Uhr

        Die Niederlande zeigen eindringlich, dass weniger Autos, mehr ÖV und Velos definitiv zu angenehmeren Städten führt. Und das war eine gewollte Umkehr von autobeherrschten Städten in der Nachkriegszeit zu dem heutigen Modell.

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  • Profilfoto von romolo53
    romolo53, 01.03.2024, 10:47 Uhr

    Würde mich interessieren, welches Gewerbe Herr Studhalter in der Altstadt meint. Gibt da ja nur noch Souveniershops und ständig wechselnde Klamotten-Läden. Wenn dies das Ziel ist für die autofreien Quartiere, dann gute Nacht.

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  • Profilfoto von Kritischer Blick
    Kritischer Blick, 01.03.2024, 10:18 Uhr

    Polizei-, Feuerwehr- und Rettungsdienstfahrzeuge brauchen auch Zugang und Stellflächen für ihre Einsatzfahrzeuge. Zudem benötigt ein Elektrofahrrad mit Kinderanhänger oder ein Lastenfahrrad mindestens halb soviel Platz wie ein Personenwagen, mit Gegenverkehr muss die Fahrbahnbreie mindestens so breit sein, wie für Personenwagen in eine Richtung.

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  • Profilfoto von James' Meinung
    James' Meinung, 01.03.2024, 08:49 Uhr

    Monsterstaus? Studhalter winkt ab! Wusste gar nicht, dass Jona Studhalter (Psychologe MSc) nebenbei auch Stadtplaner ist. Es soll Menschen geben, die viele Talente haben…

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  • Profilfoto von psychomodo
    psychomodo, 01.03.2024, 08:32 Uhr

    komplett Autofrei ja, aber auch konsequent. Keine Zulieferer, keine Handwerker, keine Taxis. Sonst sind die Linken wie immer ein weiteres Mal Rosinenpicker.

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    • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
      Hanspeter Flueckiger, 01.03.2024, 09:08 Uhr

      Selbstverständlich ist dies keine "Rosinnpickerei" – was soll diese blöde Aussage. Im Gegenteil: Hier handelt es sich um einen sinnvollen und nachhaltigen Vorschlag, wie Städte künftig mit dem Verkehr umgehen sollen. Man könnte durchaus argumentieren, dass Lieferanten, Handwerker etc. nicht in der Lage sind, ihre Fahrten besser zu organisieren und zu planen. Es braucht von allen Seiten ein entgegenkommen und den Willen dazu.

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      • Profilfoto von martin.vonrotz
        martin.vonrotz, 01.03.2024, 12:25 Uhr

        Da die Linken und Grünen nur fordern und demonstrieren ist das Entgegenkommen wohl nur vom Rest der Bevölkerung verlangt. Ein wenig Einseitig oder nicht? Die Stadt ist jetzt schon, ausser für Touristen, nicht mehr attraktiv für Nicht-Luzerner!

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        • Profilfoto von Marc Wieser
          Marc Wieser, 01.03.2024, 14:40 Uhr

          Schliessen Sie nicht von sich auf andere. Die Stadt Luzern ist für mich als Zuger immer noch sehr attraktiv. Sowohl für den Ausgang (da nehme ich den Zug) wie auch fürs Bummeln am See (auch da mit dem Zug) oder für Einkaufstrips (je nach Bedarf mit Zug oder Auto) gehe ich häufig und sehr gerne nach Luzern. Und ja, auch ich würde mehr grüne Flächen zum Verweilen und autofreie Quartiere sehr schätzen.

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          • Profilfoto von Stadt Luzerner
            Stadt Luzerner, 01.03.2024, 23:13 Uhr

            Im vergleich mit Zug ist es auch nicht schwer, attraktiv da zu stehen. Im vergleich mit Zug glänzt ja selbst Reussbühl, Emmenbrücke und Kriens!

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 01.03.2024, 07:47 Uhr

    Ohne Beton & Blech bin ich dafür, dann wäre es auch velofrei und der Theater Platz frei von Beton, es grünt so grün! Auch die Bahnhofstrasse frei von Drahtesel, es grünt so Grün!
    Dort wimmelt's von rostigem Altblech!

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  • Profilfoto von Ueli
    Ueli, 01.03.2024, 06:46 Uhr

    Idee mit weniger Blech dafür mehr grün wäre wünschenswert. Aber mit der Anzahl Menschen nicht umsetzbar

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