Ein neues, öffentliches Verkehrsangebot für Horw
Am Schwendelberg in Horw wird ein neues Mobilitätskonzept getestet. Fünf weitere Gemeinden helfen ebenfalls mit. Grosse gezimmerte Sitzbänke spielen dabei die Hauptrolle.
Autostopp, aber organisiert. Das gibt es ab April am Schwendelberg in Horw. Die Gemeinde stellt in Zusammenarbeit mit der Agentur «Umsicht» zwei sogenannte Mitfahrbänkli auf. Die holzigen Sitzgelegenheiten, im Baugesuch «Stop & Ride Mitfahrbänke» genannt, sollen dazu beitragen, das Mobilitätsangebot der Gemeinde rund um das Ausflugsziel Schwendelberg zu erweitern. Eine Bank stellt die Gemeinde beim Parkplatz Bruust auf, eine beim Restaurant Schwendelberg.
Die Idee hinter dem Vorhaben, erklärt Christian Volken, Kommunikationsbeauftragter der Gemeinde Horw, sei sehr einfach. Wer sich auf eine solche Bank setze, gebe den vorbeifahrenden Autos zu verstehen, dass er mitgenommen werden möchte. Lenker, die das tun wollten, hielten an. Im Grunde also Autostopp, einfach, ohne dass der Daumen in die Höhe gereckt werden muss. Und nur an designierten Standorten.
Eine Einschränkung
Wer die Bänkli nutzen möchte, muss sich dafür nicht anmelden. Es gibt keine App, kein Fahrplan, kein kompliziertes System. Auch gratis werde das Angebot sein, wie Volken ausführt. Alle sind aber nicht dazu angehalten, von den Bänkli Gebrauch zu machen. Kinder, schreibt Volken, dürften das Angebot nur in Begleitung von Erwachsenen nutzen.
Horw ist eine von fünf Luzerner Gemeinden, die in nächster Zeit solche Bänke installiert. Die zwei Mitfahrbänkli sind Teil eines Pilotprojekts, lanciert durch die Luzerner Umwelt- und Kommunikationsagentur «Umsicht». Die anderen Standorte befinden sich in Ruswil, Menznau, Schwarzenberg, Kriens und Hergiswil, wie auf der Website der Agentur einsehbar ist. Die Agentur will mit dem Projekt eine Plattform schaffen, auf der sich Fahrerinnen und Mitfahrer treffen können. Das Ganze solle schwierig zu erreichende Orte besser in bestehende ÖV-Angebote integrieren und auch, wie die Agentur weiter schreibt, den Zusammenhalt in Gemeinden mit schlechtem ÖV stärken.
Andere Projekte gescheitert
Fahrgemeinschaften fördern? Das versuchen auch andere Projekte. Bekannt wurde im Kanton Luzern in den vergangenen Jahren Taxito. Ein sehr ähnliches System, das ebenfalls eine Art organisiertes Autostöppeln ist. Im Unterschied zu den Mitfahrbänkli wird bei Taxito die designierte Stelle zum Stöpplen aber mit einer Tafel markiert, und eine geringe Gebühr fällt an, wenn man das per App geregelte Konzept nutzen möchte.
Im Luthertal hat man Taxito nach einer längeren Testphase vergangenes Jahr wieder eingestellt. Im Seetal hält man, mangels Alternative, weiter daran fest (zentralplus berichtete).
Idee aus Deutschland
Die Idee mit den Bänkli, wo keine App involviert ist und alles gratis ist, kam gemäss Volken erstmals in Deutschland auf. Aber auch in der Schweiz ist das Angebot mittlerweile recht verbreitet. Es gibt solche Bänkli beispielsweise im Thurgau, im Toggenburg, im Glarnerland oder in Graubünden. Dass die Bänkli bei Gemeinden ein beliebtes Mittel zur Erweiterung des Mobilitätsangebots sind, hat sicherlich auch mit dem Preis des Projekts zu tun. 1900 Franken plus Montagekosten bezahlt die Gemeinde Horw für ihre zwei neuen Sitzgelegenheiten.
Ob die massiven holzigen Bänkli an den neuen Standorten funktionieren werden, muss sich zeigen. Sobald die Bänkli im Laufe des Monats April montiert sind, startet die Testphase. Wenn die Erfahrungen am Schwendelberg dann positiv ausfallen, wird das Angebot gemäss Volken weitergeführt.
- Schriftlicher Austausch mit Christian Volken, Kommunikationsbeauftragter Gemeinde Horw
- Baugesuch der Gemeinde Horw
- Website Agentur Umsicht