Hohe Kosten für wenig Fahrten im Kanton Luzern

Das Mitfahrsystem Taxito ist in Nöten – manche Gemeinden helfen

Taxito steht eine ungewisse Zukunft bevor. (Bild: zvg)

Die Mitfahrgelegenheit Taxito gibt es künftig im Luthertal nicht mehr. Im Seetal steigt der Verkehrsverbund Luzern aus, die Gemeinden hingegen geben nicht auf.

2015 führte der Verkehrsverbund Luzern (VVL) das Mitfahrsystem Taxito im Luthertal ein. Es sollte helfen, die mit dem ÖV nicht gerade gut erschlossene Gegend besser zu erreichen. Das System ist einfach: Man stellt sich an die Taxito-Haltestelle und gibt dort mittels Handy ein, dass man eine Mitfahrgelegenheit sucht. Das wird dann auf der Anzeige bei der Haltestelle angezeigt. Jede vorbeifahrende Autofahrerin darf diesen Passagier dann mitnehmen. Von Luthern Bad nach Zell beispielsweise kostet die Fahrt 2.90 Franken.

Auch im Luzerner Seetal setzte der VVL auf das System – mittels einer zweijährigen Testphase. Doch nun kommt Taxito zu einem abrupten Halt. Das System wird im Luthertal nicht mehr weitergeführt, wie der VVL in einer Mitteilung schreibt. Im Seetal zieht sich der Verkehrsverbund zurück, die Gemeinden betreiben das System künftig eigenständig.

VVL reagiert auf tiefes Kosten-Nutzen-Verhältnis

«Grund für den Entscheid waren unter anderem die Nutzungszahlen, welche sich nicht wie angenommen entwickelt haben und zu einem tiefen Kosten-Nutzen-Verhältnis führen», schreibt der Verkehrsverbund in der Mitteilung. Die jährlichen Betriebskosten belaufen sich laut VVL-Pressesprecherin Luzia Frei im Luthertal und Seetal auf je 30'000 bis 35'000 Franken. Im Seetal komme dabei noch der Anteil der teilnehmenden Aargauer Gemeinden hinzu.

Der Einsatz von kostengünstigeren mechanischen Tafeln anstelle von digitalen komme für den VVL aufgrund der «veränderten Monitoring-Möglichkeiten nicht in Frage». Denn mechanische Tafeln würden kein lückenloses Monitoring zulassen.

Im Seetal erwartete der VVL gemäss eigenen Aussagen im ersten Betriebsjahr eine und im zweiten Betriebsjahr zwei Abfahrten pro Standort und Tag. «Dieses Ziel konnte nur vom Standort Mosen im ersten Betriebsjahr erreicht werden», schreibt der VVL.

In den zwei Pilotjahren seien im Seetal rund 2000 Mitfahrten zustande gekommen, wobei das erste Jahr von der Pandemie geprägt worden sei. Im Luthertal betrug die durchschnittliche Nachfrage gemäss dem VVL im vergangenen Jahr maximal 0,5 Abfahrten pro Standort und Tag. 40-50 Fahrten seien 2022 pro Monat registriert worden.

Seetal hält am System fest

Im Luzerner Seetal will man das System wie eingangs erwähnt noch nicht aufgeben. Mehrere Gemeinden halten daran fest, darunter auch Hitzkirch, wo drei Stationen stehen. Gemeinderat Lukas Elmiger erklärt auf Anfrage, weshalb: «Die Gemeinde Hitzkirch hat in der Gemeindestrategie 2032 festgelegt, sich für attraktive Verbindungen in regionale und überregionale Zentren einzusetzen, sowie lokale Alternativen zum Individualverkehr zu fördern.» Man unterstütze Taxito, weil es auch eine gute Ergänzung zum bestehenden ÖV-System sei und den motorisierten Individualverkehr besser auslasten würde. Weiter leiste es auch einen Beitrag an die nachhaltige Mobilität.

Elmiger findet es schade, dass der VVL das Angebot nicht mehr unterstützt. «Die Zahlen sind seit der Pandemie zwar nicht herausragend, aber sie wurden besser. Ich finde, wir sollten den Mut nicht verlieren. Gerade als Zentrumsgemeinde ist es wichtig, in solchen Projekten vorauszuschauen», sagt er. Das System kostet die Gemeinde rund 6000 Franken pro Jahr und Standort.

Ergänzung zum öffentlichen Verkehr

Taxito gibt es nicht nur im Kanton Luzern. Auch im Freiamt, Emmental, Bündnerland und in der Grenzregion um Genf gibt es Standorte, an denen man eine Mitfahrgelegenheit ergattern kann. Das System ist laut eigenen Angaben «eine Ergänzung zum öffentlichen Verkehr. Da das Potenzial in der Region aber oft zu klein ist, um die gesetzlich geforderte Kostendeckung zu erreichen, wird immer öfter nach einer Ergänzung zum Postauto gefragt», wie der Webseite von Taxito zu entnehmen ist.

Die schwache Nachfrage stelle in diesen Gebieten eine grosse Herausforderung beim Ausbau des ÖV-Angebots über dem gesetzlich verankerten Grundangebot dar. Zudem sei in diesen Regionen der Anteil des Individualverkehrs an der gesamten Mobilität sehr hoch.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung des Verkehrsverbunds Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Luzia Frei, Kommunikationsverantwortliche VVL
  • Telefongespräch mit Lukas Elmiger, Gemeinderat Hitzkirch
  • Webseite von Taxito
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