Regierung bedauert kleineres Angebot

Direktzug zum Flughafen: Luzern muss bittere Pille schlucken

Ab 2024 gibt es vorübergehend keinen Direktzug mehr von Luzern nach Zürich Flughafen. (Bild: ewi)

Die SBB streichen der Zentralschweiz vorübergehend die direkte Anbindung an den Flughafen Zürich. Die Luzerner Regierung ist ebenso verärgert wie machtlos.

Der Fahrplanentwurf der SBB für 2024 schlug in der Zentralschweiz hohe Wellen. Im nächsten Jahr streichen die SBB wegen Bauarbeiten am Wipkingerviadukt in Zürich nämlich den Direktzug von Luzern an den Flughafen Zürich. Wer nach Kloten und in die Ostschweiz will, muss nächstes Jahr am Bahnhof Zürich umsteigen (zentralplus berichtete).

Zusätzlich kommunizierten die SBB, dass die internationale Verbindung Frankfurt-Luzern-Mailand gestrichen und neu über Zürich geführt wird. Somit gibt es ab Luzern nur noch eine direkte Verbindung in die norditalienische Metropole pro Tag – bei allen anderen Verbindungen muss mindestens einmal umgestiegen werden.

Der Fahrplanentwurf 2024 sorgte in der Zentralschweiz darum für Kritik. Mit den gestrichenen Direktzügen nach Mailand und an den Flughafen Zürich werde Luzern international abgehängt, so die Befürchtung vieler. Nebst dem Verein Pro Bahn Zentralschweiz äusserten sich auch etwa Mitte-Ständerätin Andrea Gmür und die Luzerner Tourismusbranche kritisch zum Fahrplanentwurf (zentralplus berichtete).

Luzerner Regierung ist frustriert

Nun erhalten sie prominente Gesellschaft. Denn auch die Luzerner Regierung ist verärgert über die Anpassungen. Das zeigt ihre Antwort auf einen Vorstoss von Kantonsrat Hannes Koch (Grüne). Koch beschreibt die Entwicklungen in seiner Anfrage als «besorgniserregend». Und die Luzerner Regierung teilt seine Sorgen.

«Einmal mehr geht eine Baustelle in einer anderen Region zu Lasten der Zentalschweiz.»

Regierungsrat Luzern

Zwar könne die Regierung die Massnahmen der SBB nachvollziehen. Dennoch schreibt sie in ihrer Antwort: «Wir bedauern sehr, dass wir auch hier abgehängt werden und genau unsere Direktverbindungen aus Luzern an den Flughafen Zürich während der Baustelle des Wipkingerviadukts im Jahre 2024 entfallen. Einmal mehr geht eine Baustelle in einer anderen Region zu Lasten der Zentalschweiz.»

Die Haltung der Luzerner Regierung kommt in ihrer Antwort deutlich zum Ausdruck. Sie ist es leid, dass der Bund und die SBB in den vergangenen 50 Jahren den Knoten Luzern vernachlässigt haben. Doch während die Region auf Verbesserungen wartet, planen die Verantwortlichen um Luzern herum. «Statt Ausbauten gibt es weitere Einschränkungen», lautet die leicht frustrierte Antwort des Regierungsrats.

Regierungsrat ist machtlos

Der Regierungsrat liess darum nichts unversucht, um den Fahrplanentwurf doch noch zugunsten der Region anpassen zu können. Zuerst wehrte sich der Luzerner Verkehrsverbund (VVL) bei den SBB und forderte Anpassungen am Entwurf. Dann intervenierte Baudirektor Fabian Peter höchstpersönlich – und forderte immerhin einen stündlichen Direktzug an den Flughafen. Vergeblich. Die vorgeschlagenen Lösungen seien gemäss SBB nicht umsetzbar. So ist eine Verbindung von Luzern über die Zürcher Durchmesserlinie und den Tiefbahnhof nicht möglich, weil der Zimmerberg-Tunnel und somit der Weg von Thalwil nach Zürich gar nicht an die Durchmesserlinie angeschlossen ist.

«Regierungsrat und VVL haben damit ihre Möglichkeiten ausgeschöpft. Für Luzern sind vorübergehend keine direkten Verbindungen umsetzbar.»

Regierungsrat Luzern

Machtlos muss der Regierungsrat darum zur Kenntnis nehmen: «Regierungsrat und VVL haben damit ihre Möglichkeiten ausgeschöpft. Für Luzern sind vorübergehend keine direkten Verbindungen umsetzbar.» Die Regierung versichert in ihrer Antwort jedoch, dass sie sich in einem Jahr mit Vehemenz für die Wiedereinführung der Direktverbindung an den Flughafen Zürich einsetzen wird.

Wer 2024 von Zürich aus in die Ferien fliegen will, muss am Zürcher Bahnhof umsteigen. (Bild: ewi)

Zudem besteht die Luzerner Regierung während der Bauzeit auf kurzen Umsteigewegen am Bahnhof Zürich. Diese seien vonseiten SBB versichert worden. So wird die effektive Reisezeit nicht länger – der Komfort aber leidet. Gerade für Reisende mit viel Gepäck – auf dem Weg zum Flughafen Zürich keine Seltenheit – ist das Umsteigen trotz kurzer Wege mühsam.

2027 gibt es ein Trostpflaster

Gemäss SBB wird es zwischen Luzern und Zürich Flughafen ab 2025 wieder zwei Direktverbindungen pro Stunde geben. Ab 2027 soll dann auch die Verbindung zwischen Frankfurt und Mailand wieder über Luzern fahren – in beide Richtungen. Das würde gar einem kleinen Ausbau des Angebots entsprechen, da die Reise von Mailand nach Frankfurt bisher über Brig und Bern geführt wurde.

In Luzern wird dieses Trostpflaster aber niemanden über die im nächsten Jahr gestrichenen Verbindungen hinwegtrösten.

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