Verein und Stadtpolitiker brodeln

Ärger in Luzern: «Wohnmobilfahrende nicht erwünscht»

Ein Wohnmobil neben der Emme: Immer mehr Menschen wollen so reisen. (Bild: zvg)

Ein passionierter Wohnmobilfahrer und Grossstadtrat will die Stadt Luzern für Wohnmobile attraktiver machen. Doch der Stadtrat zeigt ihm die kalte Schulter.

Luzern ist die Schweizer Touristenstadt schlechthin. Doch wer nicht im Hotel nächtigen will, hat es schwer, einen Platz zu finden, kritisiert der Verein «Wohnmobilland Schweiz». Er setzt sich für neue Stellplätze, mehr Entsorgungsstationen und gegen Übernachtungsverbote auf Parkplätzen ein.

«Mit dem Wohnmobil kann man im Winter in Luzern nirgends übernachten und im Sommer ist der Campingplatz Lido meist ausgebucht», sagt Geschäftsführer Rolf Järmann auf Anfrage. «Noch beschämender ist die Infrastruktur, wenn man zum Beispiel das WC des Wohnmobils leeren muss. Es gibt eine Entsorgungsstation für Autobusse, aber die Wohnmobilfahrer dürfen diese nicht benutzen.»

Wohnmobilfahrer fragen nach Carparkplatz Rösslimatt

Die Rede ist vom Carparkplatz Rösslimatt in Kriens. Er wurde 2022 eröffnet und wird von der Stadt Luzern betrieben (zentralplus berichtete). Neben 28 Stellplätzen für Reisecars gibt es dort eine Entsorgungsstation für Fäkalien. Diese würden die Wohnmobilfahrerinnen gerne mitbenutzen – denn augenscheinlich ist der Parkplatz häufig leer.

Die Anlage beim Parkplatz Rösslimatt ist häufig ungenutzt. (Bild: Womoland Schweiz)

Doch eine Anfrage bei den Städten Luzern und Kriens bringt keinen Erfolg. Wie der Verein in einem Webartikel schreibt, sei die Verwunderung gross. «Warum Wohnmobilisten die Entsorgungsstation nicht nutzen dürfen, ist weiterhin unklar.» Diesen Artikel hat Thomas Gfeller gelesen – und das Thema aufs politische Parkett gebracht.

«Ich bin selbst Wohnmobilfahrer und bereise ganz Europa. Schon lange wollte ich in unserer Touristenstadt Luzern einen Vorstoss für Wohnmobilfahrende einreichen», schreibt der 51-jährige Grossstadtrat (SVP) auf Anfrage. Der Artikel von «Wohnmobilland Schweiz» sei der «Stein des Anstosses» gewesen.

Stadtrat will Wohnmobile in Luzern nicht fördern

Mit einem Postulat fordert Gfeller den Stadtrat auf, abzuklären, inwiefern Wohnmobilbesitzer die sanitären Einrichtungen auf dem Carparkplatz Rösslimatt mitnutzen können. Er bittet die Regierung um eine Auslegeordnung, wo im Stadtgebiet ein offizieller Stellplatz für Wohnmobile möglich sei.

Beim Stadtrat stösst er mit seinem Anliegen auf kein Gehör. In seiner Antwort lehnt dieser beide Vorhaben ab. Adrian Borgula, Umwelt- und Mobilitätsdirektor (Grüne) erklärt den Entscheid gegenüber zentralplus. «Es ist primär eine Platzfrage. Ich sehe in der Stadt Luzern keine Möglichkeit für einen attraktiven, zusätzlichen Campingplatz.»

Adrian Borgula, Stadtrat der Stadt Luzern. (Bild: bic)

Dass die Sanitäranlagen beim Rösslimatt Tabu bleiben, habe zwei Gründe. Erstens sei diese Nutzung in der Baubewilligung nicht enthalten. Zweitens habe der Platz eine klare Aufgabe, erklärt Borgula. «Rösslimatt ist ein Überlastungsplatz, wenn die städtischen Carparkplätze voll sind. Wenn es andere Nutzungen gibt, können wir diese Funktion nicht garantieren.» Zudem soll der Platz zukünftig stärker ausgelastet sein.

Stattdessen setze die Stadt auf das bisherige Angebot von Privaten. Mit dem Lido beim Verkehrshaus und den Stellplätzen bei der Schüür zum Hirschpark gäbe es gute Optionen für Wohnmobilfahrende in Luzern. In der Region gäbe es weitere Stellplätze in Horw, Alpnach und Merlischachen.

Wohnmobiltourismus nicht fördern – eine verpasste Chance

Zusätzliche Angebote will die Stadt nicht finanzieren. «Wir können nicht alle Tourismusarten gleichzeitig fördern», sagt der Umwelt- und Mobilitätsdirektor. In der Tourismusvision 2030 sei eine Förderung des Campingtourismus daher nicht vorgesehen.

Thomas Gfeller ist mit der Antwort nicht einverstanden. Der Stadtrat «verkriecht sich hinter einer Bewilligung», schreibt er. «Und teilt sehr direkt mit, dass die Reiseform Wohnmobil nicht im Zentrum der Tourismusförderung der Stadt Luzern steht – mit anderen Worten: Wohnmobilfahrende sind nicht erwünscht.»

Auch beim Verein «Wohnmobilland Schweiz» ist die Verwunderung gross. «Die Situation bei der Rösslimatt ist schon sehr speziell, vor allem weil bestehende Infrastruktur nicht genutzt werden darf», schreibt Geschäftsführer Rolf Järmann. Dass die Stadt Luzern Orte für Wohnmobile nicht fördern will, sei ausserdem eine verpasste Chance.

«Wohnmobiltourismus ist eine Tourismusform, die extrem stark gewinnt. Und was immer vergessen geht: Es ist eine sehr kaufkräftige Touristengruppe.» Heute gäbe es rund 100’000 Wohnmobile alleine in der Schweiz. Tendenz steigend. «Allerdings investieren Wohnmobilfahrer kein Geld in Hotelübernachtungen, was der Grund ist, dass sie meist von Touristikern vernachlässigt werden.»

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Rolf Järmann, Geschäftsführer «Wohnmobilland Schweiz»
  • Schriftlicher Austausch mit Thomas Gfeller, SVP-Grossstadtrat Stadt Luzern
  • Telefonat mit Adrian Borgula, Umwelt- und Mobilitätsdirektor Stadt Luzern (Grüne)
  • Artikel auf «Wohnmobilland Schweiz»
  • Stellungnahme zum Postulat 288: «Entsorgungsstelle für Wohnmobile»
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