Kanton Zug schlägt wegen Quaggamuschel Alarm

Zuger Regierung geht drastisch gegen invasive Arten vor

Invasive Arten wie die Quaggamuschel könnten den Kanton Zug Millionen kosten. (Bild: J. N. Stuart / Flickr)

Invasive Pflanzen und Tiere werden in die Zuger Gewässer eingeschleppt. Der Regierungsrat sieht dringenden Handlungsbedarf und beschliesst deshalb mehrere neue Massnahmen.

Kosten in Millionenhöhe – davor fürchtet sich der Zuger Regierungsrat. Um diese zu verhindern, muss seiner Meinung nach der Kampf gegen gebietsfremde Tiere und Pflanzen in Zuger Gewässern verstärkt werden.

Seit dem Juli 2023 gilt in der Zentralschweiz eine Reinigungspflicht für Schiffe und Boote, die in einem anderen Gewässer eingewässert wurden. Die Schiffsreinigung sei eine effektive Massnahme, um die Einschleppung invasiver Neobiota zu reduzieren, sagte der Zuger Regierungsrat Andreas Hostettler damals (zentralplus berichtete). Der Kanton drohte mit Bussen von bis zu 10'000 Franken, sollten Boote und Schiffe nicht gereinigt werden.

Kanton will den Seezugang kontrollieren

Die aktuellen Massnahmen seien jedoch nicht ausreichend. Die Regierung veröffentlichte deshalb am Dienstag einen Massnahmenplan mit neuen Strategien im Kampf gegen invasive Organismen wie die Quaggamuschel. Ausserdem will sie gewisse bisherige Vorschriften wie die Reinigungspflicht mit mehr Nachdruck verfolgen, schreibt die Regierung im aktuellen Bericht und Antrag.

Neu führt der Kanton Zug deshalb eine Melde- und Bewilligungspflicht für Schiffe beim Gewässerwechsel ein. Dass die Schiffe gemeldet und gereinigt sind, soll zudem am Hafen kontrolliert werden.

Weiter will der Kanton unkontrollierte, öffentliche Bootseinwasserungsstellen schliessen oder mit Zugangsbeschränkungen versehen. Die Regierung prüft darüber hinaus, ob auch private Einwasserungsstellen mit Zugangsbeschränkungen versehen werden sollen.

In der aktuellen Antwort zur kleinen Anfrage von Politikerinnen vom 12. März 2024 äussert sich die Regierung konkret zur Bootseinwasserungsstelle in Oberägeri. Dort will die Regierung eine Schranke zur Kontrolle der Boote errichten. Die Baubewilligung dafür sei erteilt und die Schranke werde in den nächsten Wochen installiert.

Infrastruktur für Reinigung soll verbessert werden

Der Strategie des Kantons ist zudem zu entnehmen, dass die Regierung an geeigneten Standorten Reinigungsstellen für Boote und Wassersportgeräte einrichten will.

In der kleinen Anfrage vom März kritisieren Politiker, dass die bestehenden Waschplätze meist über keine separaten Wasserauffangbecken verfügen. Die Organismen würden über die Kanalisation wieder in die Gewässer gelangen.

In der aktuellen Antwort sagt die Regierung, dass sie an diesem Problem arbeite. Sie versuche, eine Lösung für die bestehenden Waschplätze im Kanton Zug zu finden. Falls keine entsprechenden Lösungen gefunden werden könne, wäre ein zentraler kantonaler Waschplatz eine mögliche Strategie, so die Regierung.

Wanderboote sollen verboten werden

Darüber hinaus fasst der Regierungsrat ein Verbot von sogenannten Wanderbooten ins Auge. Also von Booten, die auf verschiedenen Seen eingesetzt werden. Der Grund dafür: Wanderboote bergen das höchste Verbreitungsrisiko von Quaggamuscheln. Laut der Regierung gelte das Verbot als die schnellste und wirkungsvollste Massnahme im Kampf gegen die invasive Muschel.

Damit die Bootreinigung wirke, müsse auch der Kühlwasserkreislauf gereinigt werden. Dies sei bei bestimmten Boottypen nahezu unmöglich. An diesen teils unzulänglichen Bereichen könne sich die Quaggamuscheln unbemerkt festsetzen, was für ein Wanderboot-Verbot spreche.

Doch darf die Regierung überhaupt so weit gehen und diese Regelung beschliessen? «Der Schutz der Umwelt ist ein wichtiges öffentliches Interesse, das aufgrund des hohen Schadenspotentials der Quaggamuschel ein Verbot von Wanderbooten rechtfertigen könnte», schreibt die Regierung in der Strategie.

So steht es aktuell um die Zuger Gewässer

In Zuger Gewässern kommen gemäss der Regierung heute bereits 18 Arten von Neobiota vor, die sich teilweise dramatisch auf einheimische Arten auswirken. Vor allem der aus Amerika stammende Kamberkrebs habe schwerwiegende Auswirkungen auf einheimische Arten gehabt. Im Kanton Zug habe der Krebs die einheimischen Steinkrebse verdrängt und die Krebspest in die hiesigen Gewässer gebracht. Da sich der Kamberkrebs wie viele invasive Arten nicht bekämpfen lasse, sei deshalb die Prävention entscheidend.

Bezüglich der Quaggamuscheln hat beispielsweise der Bodensee diese Präventions-Phase verpasst. Die Einschleppung der Muschel in den See habe seit dem ersten Nachweis im Jahr 2016 bis heute zu Kosten in dreistelliger Millionenhöhe geführt, schreibt der Kanton Zug. Frühzeitige Massnahmen seien deshalb nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht zwingend notwendig.

Nicht alle gebietsfremde Arten seien gleich schädlich, erklärt der Kanton weiter. Das Gefahrenausmass hänge mit dem Verbreitungspotenzial, dem Verhalten und der Lebensweise der Organismen zusammen. Ein aktueller Bericht des Kantons schätzt das Risiko von insgesamt 17 Arten als hoch ein. Die Quaggamuschel sei momentan die problematischste Art für den Kanton Zug.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Thomas
    Thomas, 03.04.2024, 10:33 Uhr

    Diese Muschel ist doch schon viel länger "heimisch" im Kanton Zug, als 2016. Ich als 80er Jahre Kind kann mich erinnern, mit meinem Grosi damals im Brüggli in den 90er Jahren solche Muscheln gesammelt zu haben. Damals hats einfach niemand interessiert.

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    • Profilfoto von Hanswurst
      Hanswurst, 03.04.2024, 19:47 Uhr

      Während die Zebramuschel schon seit den 1960er-Jahren in der Schweiz präsent ist, wurde die Quaggamuschel zum ersten Mal im Jahr 2014 nachgewiesen. Unglaubwürdig von Thomas zu behaupten, schon als Kind in den 1990er-Jahren mit dem Grosi Quaggamuscheln gesammelt und damit als Kind über grösseres Fachwissen verfügt zu haben als ausgebildete Fachleute. In Anbetracht des immensen Schadenpotentials durch diese Muscheln, z.B. für Ansaugöffnungen von Trinkwasserfassungen oder von Wärmeerzeugungen (See-Energy) sind die Sorgen sehr wohl berechtigt. Nur: Der Zug ist wohl leider abgefahren, die Invasion unaufhaltsam – ein kontaminiertes Surfbrett im Urnersee reicht dieser invasiven Art, um nach wenigen Jahren den gesamten Vierwaldstättersee zu besiedeln.

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