Grosser Teil des Ufers ist in privater Hand

So verbaut sind Vierwaldstätter- und Zugersee

Der Vierwaldstättersee in seiner vollen Pracht – doch wie viel seiner Ufer ist offen für alle? (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Fast die Hälfte des Zürichsees ist von privaten Grundstücken umgeben. Am Sonntag stimmt die Zürcher Bevölkerung darüber ab, ob das weiterhin so bleiben soll. Doch wie sieht es mit den Seen in Luzern und Zug aus?

Lust auf einen Sprung ins Wasser? Das wäre den meisten hier aktuell wahrscheinlich etwas zu kalt. Auch sind die Seen längst nicht von überall zugänglich. Der Kanton Zürich stellt sich deshalb am Sonntag die Frage, ob das gesamte Ufer von Gewässern für die Öffentlichkeit zugänglich werden soll. Das Komitee hinter der Uferinitiative fordert, dass ein durchgehender Uferweg um den Zürichsee gebaut werden soll. Gleichzeitig sollen die See- und Flussufer stärker geschützt werden.

Der Kantonsrat und der Regierungsrat lehnen die Volksinitiative ab. Laut ihnen sei der Zugang zu den Ufern gesetzlich bereits ausreichend geregelt. Die Kosten für einen Seeuferweg seien unverhältnismässig hoch. Zudem handle es sich bei den vielen dafür nötigen Enteignungen um einen zu massiven Eingriff ins Privateigentum.

Ähnliche politische Ideen wurden auch schon zu Zentralschweizer Seen geäussert und diskutiert. Ein Blick auf den Ist-Zustand lohnt sich. So haben der «Blick» und das Magazin «Hochparterre» Daten zu den Ufern von 14 Schweizer Seen erhoben und veröffentlicht.

Die Daten unterscheiden zwischen Uferabschnitten, die privat sind, und jenen, die frei zugänglich sind. Weiter gibt es Abschnitte, die gegen Bezahlung zugänglich sind. Damit sind in der Regel Badis gemeint. Zu den letzten zwei Kategorien gehören unverbaute und naturbelassene Ufer sowie Abschnitte, an denen entlang eine Strasse oder ein Bahngleis führt.

Das Zugerseeufer ist stärker privatisiert als jenes des Vierwaldstättersees

Im Vergleich zum Zürichsee, bei dem knapp die Hälfte des Ufers (46 Prozent) in privaten Händen liegt, sind es beim Zuger- und Vierwaldstättersee nur rund ein Drittel (36,5 und 31,9 Prozent). Damit liegen die zwei Seen im schweizweiten Vergleich im Mittelfeld.

In der Stadt Zug sind knapp 58 Prozent des Ufers öffentlich zugänglich. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Auch sonst sieht die Ufergestaltung der beiden Seen ähnlich aus. Jeweils rund 40 Prozent des Ufers vom Zuger- und vom Vierwaldstättersee (41,9 und 37,8 Prozent) sind frei zugänglich. Ein Viertel des Ufers des Vierwaldtstättersees ist von Natur umgeben (26,4 Prozent). Beim Zugersee sind es 16,4 Prozent. Ein jeweils kleiner Teil der Seen ist von Strasse oder Bahngleis umgeben. 0,9 Prozent des Zuger- und 1,6 Prozent des Vierwaldstätterseeufers ist nur für jene offen, die bezahlen.

Wenn man nicht den ganzen See, sondern nur die Städte betrachtet, ergeben sich ganz andere Zahlen. In Zug sind 57,9 Prozent des Ufers öffentlich zugänglich – in Luzern 59,3 Prozent. In der Stadt Zürich sind es sogar mehr als vier Fünftel (87,6 Prozent). Das zeigen aktuelle Recherchen der «NZZ».

Die Ufer des Baldeggersees und des Sempachersees sind sehr naturbelassen

Die zwei kleineren Seen im Raum Luzern, die ebenfalls analysiert wurden, könnten in ihrer Ufergestaltung kaum unterschiedlicher ausfallen. Keiner der untersuchten Seen ist so wenig von Privatgrundstücken umgeben wie der Baldeggersee. Nur 5,4 Prozent der Uferlänge ist in privater Hand. Der Sempachersee hingegen bewegt sich am anderen Ende der Auflistung. 39,5 Prozent seiner Uferlänge ist privat. Noch mehr Privatgrundstücke am Ufer haben lediglich der Luganer-, Zürcher- und Genfersee.

Obwohl beim Baldeggersee nur ein kleiner Teil des Ufers privatisiert ist, ist trotzdem ein grosser Teil nicht frei zugänglich. Über die Hälfte (54,3 Prozent) des Seeufers ist naturbelassen. Wirklich frei zugänglich beim Baldeggersee ist gut ein Drittel des Ufers (37,9 Prozent).

Im schweizweiten Vergleich ist das Ufer des Sempachersees am wenigsten zugänglich. Nur gut ein Fünftel (21,2 Prozent) kann die Öffentlichkeit frei nutzen. Ein Drittel des Sees ist von Natur umgeben (33,3 Prozent). Das ist ein hoher Wert im schweizweiten Vergleich. Vor dem Sempachersee liegen nur noch der Neuenburger- und der Baldeggersee.

Wenn es darum geht, wie viel Länge des Ufers gegen Bezahlung zugänglich ist, schiesst der Sempachersee obenaus. Mit 6 Prozent führt er den schweizweiten Vergleich an. Die meisten anderen Seen liegen bei rund 2 Prozent. Beim Baldeggersee sind es 2,4 Prozent.

Der Luzerner Regierung seien die Hände gebunden

Erst im vergangenen Sommer forderte der Luzerner SP-Kantonsrat Hasan Canan, dass Fluss- und Seeufer zugänglicher werden. Canan wollte, dass die Regierung aufzeigt, wie sie den Zugang zu den Gewässern verbessern kann.

Der Regierungsrat wollte das nicht. Er war der Meinung, er mache bereits genug. Bei Wasserbauprojekten würden der Kanton und die Gemeinden nämlich in der Pflicht stehen, die Zugänglichkeit der Gewässer an geeigneten Orten zu erhalten und nach Möglichkeit zu erweitern. Bezüglich vieler Uferabschnitte seien dem Kanton jedoch die Hände gebunden, da es sich um Privatgrundstücke an den Gewässern handle (zentralplus berichtete).

Der Kanton Luzern könne nicht mehr machen bezüglich der Zugänglichkeit der Ufer. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Auch Zug plagt sich aktuell mit Grundbesitzern am See. Die Stadt plante, den Spazierweg zwischen Hafenrestaurant und dem Zuger Strandbad zu erweitern. Dieser führt aktuell stellenweise entlang der Chamerstrasse. Da die Stadt einen Grundeigentümer jedoch trotz jahrelanger Versuche nicht erreichen konnte, suchte sie eine andere Lösung. Zug will nun einen knapp 30 Meter langen Seesteg um das Grundstück herum bauen (zentralplus berichtete).

Umrundung des Baldeggersees soll bald möglich sein

Anders sieht es aus beim Baldeggersee. In Zukunft soll eine Umrundung des gesamten Sees für Fussgängerinnen möglich sein. Die betroffenen Gemeinden sind gerade dabei, die notwendigen Verträge mit den Grundeigentümern auszuarbeiten (zentralplus berichtete).

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