Weil Grundeigentümer nicht reagierte

Dem Zugersee entlang vom Strandbad zum Hafen – dank Steg

Die orangen Profile deuten an, von wo aus der Steg in Richtung See führen soll. (Bild: wia)

Mit einem Fuss über dem See, mit dem anderen über dem Land spazieren: Ein Seesteg soll die Oeschwiese für Fussgänger mit dem Hafenplatz verbinden. Die Stadt Zug hofft, im Herbst mit dem Bau beginnen zu können.

Die Zuger Seebadi Strandbad wird grösser, schicker und barrierefreier (zentralplus berichtete). Der Grosse Gemeinderat Zug hat dem Projektkredit im Januar zugestimmt, es kann also bald losgehen. Die Erweiterung der Badi dürfte auch jene erfreuen, die zwar ungern baden, aber gerne in der Umgebung flanieren. Denn der Spazierweg, der heute östlich des Chamer Fusswegs der stark befahrenen Chamerstrasse entlang führt, soll verlegt werden.

Vom Chamer Fussweg aus führen bald zwei Wegverbindungen direkt zum Hafen: Eine ganzjährige Verbindung wird entlang der östlichen Strandbadgrenze bis an den See führen. Von dort aus gehts dem Ufer entlang in Richtung Osten, danach über die städtische Parzelle zwischen den Bootshäusern und angrenzenden Liegenschaften weiter bis zum Hafenrestaurant.

Ausserhalb der Badesaison wird eine direkte Verbindung ab dem heutigen Strandbad-Eingang durch das Gelände hindurchführen und entlang des Sees in den ganzjährigen Fussweg zum Hafen einmünden.

Grundbesitzer ignoriert Pläne

Der Weg von der Oeschwiese bis zum Hafenrestaurant wäre im Grunde ein kurzer. Doch wird er durch ein Privatgrundstück unterbrochen, das seit den 70er-Jahren der Zone OeIB zugeordnet ist. Dieses wurde gemäss Stadt nie angefochten. Besagter Grundstückbesitzer scheint jedoch so gar nicht interessiert zu sein an der Idee.

«Trotz jahrelanger Versuche, gelang es der Stadt Zug nicht, mit dem Grundeigentümer in Verbindung zu treten und Verhandlungen zu führen», erklärt die Stadt.* Um im Interesse der Öffentlichkeit die Verbindung zwischen Hafen und Strandbad dennoch endlich zu realisieren, habe man sich für die Steglösung entschieden. Nun also plant die Stadt einen 28 Meter langen Seesteg um das Grundstück herum (zentralplus berichtete). Dieser soll teils übers Wasser, teils über den Uferbereich geführt werden: der schmale Bereich direkt am Seeufer im Besitz des Kantons.

Der Augenschein vor Ort zeigt: Das Privatgrundstück, das Oeschwiese und Hafenplatz voneinander trennt, wirkt verwildert und ungepflegt. Der Seezugang scheint ausserdem kaum genutzt zu werden. Das ist bedauerlich, denn die Variante Landweg wäre für die Stadt wohl massiv günstiger geworden.

Die Abteilung Tiefbau der Stadt Zug rechnet mit Erstellungskosten von rund 200’000 Franken für den Seesteg. «Wir können keine Kostenberechnung für den Landweg abgeben. Da keine Verhandlungen über den dafür nötigen Landerwerb möglich sind, fehlen diese Grundlagen», heisst es weiter.

Die Stadt ist nun auf der Suche nach dem vernünftigsten Weg mittels Steg auf den See ausgewichen. Dazu liegt aktuell ein entsprechendes Baugesuch auf.

Von der Oeschwiese, die bald ein Teil des Strandbads sein wird, führt künftig ein Weg gen Osten, in Richtung Stadt. Dies via Seesteg. (Bild: Markus Mathis)

Schwere Baumaschinen sind hier nicht möglich

Der Fussgänger-Holzsteg weist eine Mindestbreite von zwei Metern auf. Eine Ausweitung sei vorgesehen, um das Kreuzen zu erleichtern. «Gleichzeitig kann dieser Ort zum Verweilen genutzt werden», heisst es im Gesuch. Da die Absturzhöhe geringer als 0,9 Meter sei, ist kein Geländer vorgesehen.

Weil man vor Ort nicht mit grossen Maschinen auffahren kann, sind viele Handarbeiten vorgesehen. Die Stadt rechnet mit einer Baudauer von zwei bis drei Monaten.

Gemäss Baugesuch handelt es sich beim Projektperimeter um einen Abschnitt, der betreffend Wellen und Wind sehr exponiert sei. Wer bei Sturm schon einmal an der Seepromenade stand und sich die wilden Wellen zu Gemüte führte, dürfte daher nicht überrascht sein, dass die Verantwortlichen beim Bau des Stegs entsprechende Vorkehrungen planen. So sollen ungefähr alle fünf Meter Schraubfundamente in einer Tiefe von zwei Metern in den Boden geschraubt werden. Beim Einbau werde darauf Acht gegeben, dass «Baumwurzeln maximal geschont werden».

Möglichst geringe Auswirkungen auf die Ökologie

Gleichzeitig plant die Stadt die Realisierung einer Regenwasserentlastungsleitung, wofür auch der Bau eines Schachtes am Ende der bestehenden Entwässerungsleitung vorgesehen ist. Dieser Schacht soll als Widerlager für den Steg dienen. Im Osten wird als Widerlager ein einfacher Betonriegel gebaut.

Bewusst sei der Steg so konzipiert, dass er möglichst geringe Auswirkungen auf die Ökologie habe. «Auch wurden Standardmaterialien verwendet, welche nach einem Rückbau des Steges wiederverwendet werden können», heisst es. Möglichst wenig Bäume sollen für den Bau gefällt werden. Die Schraubfundamente werden so platziert, dass sie möglichst keinen negativen Einfluss auf die Umwelt haben.

«Nur ein kleiner Teil vom Steg befindet sich über dem See. Der Steg schwebt über dem Terrain, im Schatten der Bäume», heisst es. Die Verbindung zwischen See und Land sei daher auch für Kleinlebewesen weiterhin gewährleistet.

Der Steg ist als längeres Provisorium gedacht

Sollte der Steg nicht mehr gebraucht werden, könne er einfach zurückgebaut werden. Die Schraubfundamente würden den Untergrund minimal tangieren und könnten ebenfalls wieder entfernt werden. Der Holzbelag sei zudem unbehandelt.

Tatsächlich liest man im Baugesuch, dass es sich beim Seesteg um ein Provisorium handelt. Dazu die Stadt Zug knapp: «Ob sich dereinst eine andere Lösung ergeben wird, ist derzeit unklar.» Läuft alles nach Plan, könnten die Bauarbeiten im Herbst 2024 starten.

*Korrigendum: zentralplus schrieb in diesem Artikel ursprünglich, dass der Grundeigentümer Widerstand gegen das Projekt geleistet habe. Das ist nicht ganz korrekt. Er konnte von der Stadt über Jahre hinweg gar nicht erst kontaktiert werden.

Verwendete Quellen
  • Einsicht Baugesuch
  • Augenschein vor Ort
  • Schriftlicher Austausch mit der Stadt Zug/ dem Stadtrat
  • Zugmap.ch
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Peter
    Peter, 24.02.2024, 11:18 Uhr

    Aha. Eingriffe in der Natur gehen locker für den Seezugang/Seeweg. Aber dort, wo keine wilde Natur ist, sondern Garten der Villen, geht nichts … Naja, hoffe Züri macht im März eine gute Abstimmung.

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  • Profilfoto von Kurt Müller
    Kurt Müller, 24.02.2024, 09:43 Uhr

    Das ist doch ein sehr gutes Projekt. Anstelle des teuren Tunnels könnte man auch die Katastrophenbucht für 47 Millionen aufschütten und der Bevölkerung mehr Platz geben. Da könnte man satte 700 Millionen sparen und noch viele schöne Projekte realisieren. Ein schwarzes Loch ist doch nicht die zeitgemässe Lösung.

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