Kanton soll Potenzial prüfen

Windkraft in Zug: Jetzt steigt der Druck auf die Regierung

Ivo Egger fordert vom Kanton, dass dieser das Windkraftpotenzial in Zug überprüft. (Bild: zvg / ALG Zug)

Energie aus Windkraft fristete im Kanton Zug bis anhin ein Schattendasein. Jetzt zeigt sich die Stadt offen gegenüber ersten Windrädern – und der Kanton soll mitziehen.

Wie verhindert die Schweiz in den Wintermonaten eine mögliche Energiekrise, wie sie im vergangenen Winter von vielen heraufbeschworen wurde? Sie muss selbst mehr Energie produzieren. Gelingen soll das unter anderem mit einem massiven Ausbau von erneuerbaren Energien. Wasser, Wind und Sonnenlicht sollen die Schweiz in Zukunft durch den Winter bringen und den CO₂-Ausstoss der Schweiz verkleinern.

Doch gerade beim Ausbau der Windenergie hat sich die Schweiz bisher schwergetan. Geplante Projekte stossen in der lokalen Bevölkerung auf grossen Widerstand, sodass sie verzögert oder gar nie realisiert werden. Doch nicht nur auf Gemeindeebene stossen Windräder auf viel Skepsis. Auch der Kanton Zug beispielsweise hielt sich beim Thema Windkraft bislang stark zurück.

Kantonsräte mehrerer Parteien fordern mehr Engagement

Grund dafür ist der kantonale Richtplan. Darin sind zahlreiche Ausschlussgebiete für die Windräder festgehalten, aber keine, die sich dafür eignen würden. Weiter unterstützt der Kanton Zug gemäss Richtplan keine Windräder, die höher als 25 Meter sind, und keine Windparks mit mehr als drei Anlagen.

Unter diesen Voraussetzungen kann die Windkraft im Kanton Zug keinen relevanten Beitrag zur Stromproduktion liefern. In der Antwort auf eine Interpellation zum Thema Windkraft in Zug, hielt die Regierung im Jahr 2019 deutlich fest: «Das grösste ungenutzte Potenzial für erneuerbaren Strom liegt in der Fotovoltaik.» Und weiter: «Bei der Windkraft besteht gemäss den Abschätzungen aus dem Jahr 2011 und der Abschätzung zu möglichen Standorten für Windenergieanlagen [...] kaum weiteres Potenzial.»

«Bisher war kein Engagement der Zuger Regierung hinsichtlich der Förderung von Windenergie erkennbar.»

Ivo Egger, Kantonsrat ALG

Die Skepsis der Zuger Regierung gegenüber der Windkraft wird nun aus dem Kantonsrat hinterfragt. In einem parteiübergreifenden Postulat fordern Kantonsräte der ALG, SP, GLP, Mitte und FDP die Regierung dazu auf, das Potenzial der Windkraft im Kanton Zug erneut zu überprüfen. Die Analyse soll zeigen, an welchen Standorten sich die Stromproduktion aus Windkraft lohnen würde. Darauf aufbauend sollen die raumplanerischen Voraussetzungen geschaffen werden, damit auch grössere Windparks im Kanton künftig zulässig sind.

Einer der Postulanten ist ALG-Kantonsrat Ivo Egger. Er bestätigt auf Anfrage von zentralplus das Problem der aktuellen Richtplanung: «Der heutige kantonale Richtplan basiert auf einer absoluten Negativplanung, indem keine Windturbinen in der Gesamthöhe von mehr als 25 Metern oder Windparks mit drei oder mehr Turbinen zulässig sind.» So kommt Egger zum Schluss: «Bisher war kein Engagement der Zuger Regierung hinsichtlich der Förderung von Windenergie erkennbar.»

Kanton soll Windmessungen machen

Dass fast alle Parteien Druck auf die Regierung ausüben, geht auf ein politisches Geschäft in der Stadt Zug zurück. Denn der Stadtrat hat erst vor wenigen Wochen einen Bericht veröffentlicht, in dem er das Potenzial eines Windparks auf dem Zugerberg unterstreicht (zentralplus berichtete). Windmessungen haben gezeigt, dass ein Windpark mit drei bis fünf 150 Meter hohen Windrädern beim Standort Mittelmatt rund 10 bis 15 Prozent des jährlichen Strombedarfs der ganzen Stadt Zug liefert – oder den Strombedarf aller Stadtzuger Haushalte zu 30 bis 60 Prozent deckt.

Diese Erkenntnis nehmen die Kantonsräte als Anlass, das Potenzial des ganzen Kantons für Windenergie messen zu lassen. Denn die Skepsis des Regierungsrats gegenüber der Windkraft beruht auf einer veralteten Potenzialanalyse aus dem Jahr 2011. Die dortigen Annahmen stammen aus Modellen und nicht aus tatsächlichen Windmessungen. Die Windmessungen der Stadt Zug hätten die Annahmen der Regierung widerlegt, heisst es im parteiübergreifenden Postulat.

Regierung kommt Vorgaben des Bundes noch nicht nach

Zudem gibt es aus Sicht von Egger einen weiteren Grund, weshalb die Regierung ihre Position zur Windenergie überdenken muss. Dieser liegt auf Bundesebene. Die Energiestrategie des Bundes sieht vor, den Ausbau der Windenergie in der Schweiz voranzutreiben. Um diesen Ausbau zu fördern, sind die Kantone verpflichtet, im Richtplan geeignete Gebiete für Windräder und -parks zu definieren. Es genügt nicht mehr, lediglich Ausschlussgebiete zu definieren, so wie es aktuell im Zuger Richtplan der Fall ist.

Der ALG-Kantonsrat kritisiert, dass der Regierungsrat dieser Pflicht noch nicht nachgekommen ist: «Bisher erfolgte, wie im Konzept Windenergie des Bundesamts für Raumplanung gefordert, weder eine flächendeckende Standortevaluation noch eine umfassende Interessenabwägung als Grundlage für die Ausscheidung von Windenergiegebieten.»

Mögliche Gebiete mit Potenzial zur Produktion von Windenergie sollen dann im kantonalen Richtplan festgehalten werden. Abschliessend räumt Egger ein: «Ob die allfälligen potenziellen Gebiete dereinst dann überhaupt von Stromproduzenten effektiv genutzt werden, ist mit der geforderten Potenzialstudie/Richtplananpassung aber nicht sicher.»

Denn auch er weiss: Die Windenergie ist in der Schweizer Politik ein besonders heisses Eisen.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von LD
    LD, 21.04.2023, 23:17 Uhr

    Stimmt. Linke und Grüne waren im Unterricht für Propaganda.
    Damit wird die Energie noch teurer gemacht. Für viele wird es schon jetzt knapp im Portemonnaie. In diesen Zeiten der hohen und noch zunehmenden Inflation will die EU die CO²-Steuern erhöhen. Da wird auch der Bundesrat nicht zurückstehen wollen.

    Nichts gegen Energieunabhängigkeit. Die Schweiz ist das. Warum ist nun die Stromrechnung derart gestiegen? Weil wir doch nicht zurückstehen dürfen, wenn sich Europa selbst ins Knie schiesst. Und wer verdient daran?
    Ein Recherchethema für zentralplus, denn CKW und EWL sind bei uns beheimatet und die Menschen interessiert das brennend.

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  • Profilfoto von Franz
    Franz, 21.04.2023, 08:03 Uhr

    Photovoltaik hat ein riesiges Potenzial in unserer Region, man braucht nur aus dem Fenster zu blicken in diesen Tagen und Wochen… Auch Windkraft hat ein immenses Potenzial bei uns, das Problem ist nur, dass die Ungetüme samt Riesenkränen gar nicht an die geeigneten Standorte transportiert werden können. Das Hauptproblem bleibt jedoch: Sonne und Wind können keine Grundlast liefern, es geht nicht ohne Backup. Sonst heissts Blackout. Linke und Grüne: Physikunterricht geschwänzt?

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