Deine Kleider als begehrtes Gut

Real lässt in Luzern bald offiziell andere Kleidersammler zu

Bald darf nicht mehr nur der Abfallverband Real die alten Kleider der Luzerner sammeln, sagt Real-Sprecher Fabian Zumbühl. (Bild: Abode Stock/zvg)

Eigentlich darf in der Region Luzern nur der Abfallverband Real Haushaltsabfälle sammeln. Für alte Kleider und Stoffe will die Organisation nun eine Ausnahme machen.

Jeder Schweizer wirft im Schnitt jährlich 6,9 Kilogramm Kleider, Stoffe, Tücher und andere Textilien weg. Dein altes Lieblingskleid ist dabei begehrtes Gut: Gemäss dem Entsorgungsverband Real exportierte die Schweiz 2021 rund 67’000 Tonnen Textilien für 47 Millionen Franken.

Doch auch inländische Unternehmen buhlen um alte Stoffe: Sie verkaufen beispielsweise dein altes T-Shirt an Secondhand-Läden oder verarbeiten es zu Putzlumpen oder Wärme-Isolation weiter. Eine Solothurner Genossenschaft bastelt aus alten Zuger Polizeiuniformen gar Etuis und Taschen (zentralplus berichtete). Andere Unternehmen wiederum verbrennen Stoffe, um Wärmeenergie zu gewinnen.

Die Möglichkeiten, altem Stoff neues Leben einzuhauchen, sind vielfältig. Entsprechend haben viele Unternehmen ein Interesse daran, einen Sammelcontainer für alte Textilien aufzustellen. Doch erlaubt ist das eigentlich nicht. Gemäss Umweltschutzgesetz des Bundes sind die Kantone für die Entsorgung von Siedlungs­abfällen verantwortlich.

Abfallverbände haben Güsel-Monopol

In der Praxis heisst das: Nur die von Kanton und Gemeinden vorgesehenen Abfallverbände und Unternehmen dürfen Haushaltskehricht sammeln und verwerten. Wie in der Region Luzern beispielsweise der Gemeindeverband Recycling Entsorgung Abwasser Luzern (Real) (zentralplus berichtete). Dieses Monopol der regionalen Abfallverbände ist bereits in diversen Gerichtsfällen und sogar vor Bundesgericht bestätigt worden. Ohne Genehmigung des jeweiligen Verbands ist es Dritten nicht erlaubt, den Güsel von Privaten zu sammeln.

Doch wie Real-Mediensprecher Fabian Zumbühl auf Anfrage schreibt, wisse der Verband von drei Unternehmen, die in ihrem Gebiet Textilien sammeln – und dies ohne Genehmigung ihrerseits. Dabei dürfte es sich um die Caritas, Texaid und die Tell Tex AG handeln, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet.

Die Caritas sammelt Kleider, sortiert diese und verkauft sie in Secondhand-Läden weiter, einen Teil davon auch stark vergünstigt an Personen, die am Existenzminimum leben. Kaputte Kleider würden entweder industriell verwertet, entsorgt oder exportiert. Die Texaid wiederum verarbeitet Kleider zu Putzlumpen weiter, stellt aus rezyklierter Baumwolle neue Kleider her oder verkauft diese ebenfalls an Secondhand-Läden weiter. Ein gleiches System hat auch die Tell Tex AG: Sie verkauft Kleider ins europäische Ausland oder stellt daraus Lappen, Dämmstoff oder Baumaterial her.

Bisher hat Real sie lediglich geduldet, legal wäre das Sammeln eigentlich nicht. Der Abfallverband will darum aktiv werden. Mediensprecher Fabian Zumbühl sagt: «Real ist als Inhaber des Siedlungs­abfall­monopols für die korrekte Entsorgung der Textilien in seinem Verbandsgebiet verantwortlich. Mit der aktuellen Organisation kann diese nicht gewährleistet werden.»

Real bietet Unternehmen legale Möglichkeit zum Sammeln

Statt nun aber auf Repression zu setzen, reicht Real den Anbietern die Hand: Ab August schreibt er das Sammeln, Lagern und Verwerten der Textilien öffentlich aus, wie er mitteilt. Grundsätzlich seien alle Unternehmen eingeladen, sich daran zu beteiligen – wenn sie denn die Eignungskriterien erfüllen. Gemäss Zumbühl müssen die Unternehmen Textilcontainer bereitstellen und «effizient bewirtschaften». Das heisst, die alten Stoffe und Kleider sammeln und anschliessend sinnvoll verwerten.

Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, berücksichtige Real mindestens zwei Anbieterinnen. Den Zuschlag erhielten die Unternehmen, deren Angebot ökologisch, ökonomisch und sozial am meisten punkte. Dabei achte der Verband auch darauf, dass die Verwertung und allfällige Entsorgung möglichst transparent und nachvollziehbar sei.

Wer künftig die alten T-Shirts der Luzerner sammeln darf, entscheidet der Verband bis Ende September. Per 1. Januar 2024 soll das neue Regime dann in Kraft treten. Obsolet wird der Verband mit den neuen Sammel-Gspändli jedoch nicht. Wie Zumbühl schreibt, werde Real die «ökologisch und ökonomisch optimierte Sammlung» koordinieren und kontrollieren.

Verwendete Quellen
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