Er gehört in die Luzerner Innenverteidigung

Schulz ist noch ohne Heimat in der FCL-Aufstellung

Er spielt dort, wo die personelle Not im FC Luzern am grössten ist: Marvin Schulz. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Einen Spielertyp wie Martin Schulz weiss jeder Trainer gern in seinem Team. Mit ihm lässt sich schier jede personelle Notlage sorglos überbrücken. Aber die Polyvalenz kann dem Deutschen in der Karriereplanung Probleme bereiten. Und den FCL Geld kosten.

Jetzt also wieder in der rechten Abwehr. Weil FCL-Sportchef Remo Meyer ihm als einem von vier Kaderspielern zutraut, rechter Aussenverteidiger spielen zu können, hat er vorerst auf eine Verstärkung auf dieser Position verzichtet (zentralplus berichtete).

Marvin Schulz ist am Sonntag im Heimspiel gegen Leader St. Gallen sogar erste Wahl. Weil Captain Christian Schwegler und Simon Grether rekonvaleszent sind und die jüngsten Auftritte von Silvan Sidler im FCL-Dress inferior waren. Möglicherweise wird dem Jungspund sein Traumtor zum 3:0 mit der Schweizer U21-Auswahl gegen Liechtenstein Auftrieb gegeben haben. Sidler wird wohl auf linker Seite eine weitere Chance erhalten.

Er habe nicht davon geträumt, auf der rechten Aussenbahn zum Einsatz zu kommen, sagt Marvin Schulz offen. Doch im Stile eines mannschaftsdienlichen Profis ergänzt er: «Aber jetzt fehlen uns Spieler, darum übernehme ich diese Rolle gerne. Auf dieser Position habe ich Freiräume und kann mich ins Offensivspiel einschalten.»

Aufgaben schnell eingeprägt

Erfahrung als rechter Verteidiger hat Marvin Schulz im Verlauf dieser Saison bereits sammeln können. Beim 1:2 zum Auftakt in Lugano. Und im Testspiel gegen den SC Kriens während der zu Ende gehenden Nationalmannschaftspause.

Seine Premiere auf dieser Position gab der 25-jährige Deutsche im ersten Spiel nach dem Lockdown in diesem Juni. Der FCL besiegte den FC Basel damals in einem Geisterspiel 2:1. Vor rund vier Monaten erklärte Marvin Schulz seine Vielseitigkeit gegenüber zentralplus so: «Ich kann mir die Aufgaben der verschiedenen Positionen schnell einprägen.»

Ohne diese Fähigkeit hätte er bislang nicht so viele Hüte in der FCL-Aufstellung tragen können. Thomas Häberli, der Vorgänger des aktuellen Cheftrainers Fabio Celestini, kam sogar auf die verwegene Idee, den in die Bundesliga zu Augsburg gezogenen Ruben Vargas durch Marvin Schulz zu ersetzen (zentralplus berichtete). Dem Experiment war allerdings eine kurze Lebensdauer beschieden.

Sein Bestimmungsort

Marvin Schulz agierte aber auch schon einmal auf der Position des Spielgestalters und oft im defensiven und zentralen Mittelfeld. Im Mittelfeld fühlt er sich am wohlsten. Es ist seine fussballerische Heimat.

Als der blonde Schlaks 2017 von Borussia Mönchengladbach zum FC Luzern stiess, musste er wie bei den «Fohlen» zunächst als Innenverteidiger ran. Das ist sein Bestimmungsort, wenn Marvin Schulz seine Karriere voranbringen und der FCL ihn dereinst für eine hübsche Ablösesumme verkaufen will.

«Sobald bei uns alle fit sind, ist angedacht, dass ich den Konkurrenzkampf um einen Platz als Innenverteidiger annehme.»

FCL-Spieler Marvin Schulz

Warum? Vielseitig einsetzbare Profis stehen im Ruf, alles ein bisschen, aber nichts richtig gut zu können. Damit kann man getrost eine nette Karriere in der Super League machen, aber man gelangt so kaum auf den Radar eines in einer grossen Liga beheimateten Arbeitgebers. Und Marvin Schulz hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sein berufliches Ziel die 1. Bundesliga ist.

Wie lange noch Lückenbüsser?

Sowohl als rechter Verteidiger als auch auf den verschiedenen Positionen im Mittelfeld ist er aber nicht schnell genug, um sich für den Tempofussball in den Topligen Europas empfehlen zu können.

Sein Vertrag mit dem FCL läuft noch bis Juni 2022. Spätestens im nächsten Sommer müssen die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Die Frage ist, wie lange Marvin Schulz noch den Lückenbüsser geben will.

Als Innenverteidiger hat er wohl die beste Chance, seiner Karriere neuen Schwung zu verleihen. Marvin Schulz hat ein gutes Gefühl fürs Stellungsspiel und mit 1,86 Metern auch die Grösse, um sich im Kopfballspiel auf grosser Flughöhe zu behaupten. Und er hat die Technik und die schnelle Auffassungsgabe, um das Offensivspiel mit einem schnellen und präzisen Pass auslösen zu können.

Marvin Schulz gibt zu: «Sobald bei uns alle fit sind, ist angedacht, dass ich den Konkurrenzkampf um einen Platz als Innenverteidiger annehme.»

Das Problem, das Celestini lösen muss

Aber es gibt ein Problem: Lucas Alves vertritt Christian Schwegler bis zu dessen Rückkehr in den Spielbetrieb als FCL-Captain. Er geniesst bei Cheftrainer Fabio Celestini hohes Ansehen. Für seine Kampfkraft, Leidenschaft und seinen unbedingten Siegeswillen.

Doch sein Potenzial im Spiel nach vorne ist – um es positiv auszudrücken – marginal. Alves ist nicht dazu in der Lage, das Offensivspiel des FC Luzern mit einem gescheiten ersten Pass von hinten heraus anzukurbeln.

In dieser Disziplin ist Stefan Knezevic, der Partner von Alves in der FCL-Innenverteidigung, zwar etwas besser, aber auch kein Meister.

Doch der technisch und offensiv geprägte Fussball, den Fabio Celestini mit seiner Mannschaft spielen lassen will, ist auf eine gepflegte Spielauslösung angewiesen. Sonst droht ihm und seinem Konzept der Untergang (zentralplus berichtete), weil der FCL für jeden taktisch geschulten Gegner leicht auszurechnen ist.

In diesem Zusammenhang ist und bleibt die Personalie Marvin Schulz eine spannende.

Fortsetzung folgt.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Karl Ottiger
    Karl Ottiger, 17.10.2020, 15:00 Uhr

    Im Moment sehe ich kein Spieler beim FCL der in der Bundesliga vom Tempo von der Technik und vom Auge für das Spiel spielen könnte. Mit ein bisschen hintenherum spielen und tausend Pässe in die Breite hast du wohl Ballbesitz aber das Tor steht in der Tiefe und dort sind wir selten

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