Countdown zum Saisonstart

FCL: Wieso Schulz das Luzerner Luxusproblem verkörpert

Zu Beginn der neuen Saison als FCL-Innenverteidiger eingeplant: Marvin Schulz im Zweikampf mit dem Wiler Silvio Carlos de Oliveira. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der aktuelle Cupsieger stösst in seiner Zeitrechnung eine neue Türe auf: Noch nie war das Kader des FC Luzern in diesem Jahrtausend so gut besetzt wie vor der nächsten Saison. Das schürt Vorfreude, erfordert aber auch ein umsichtiges Personalmanagement. Diese Herausforderung verdeutlicht die Situation von Marvin Schulz.

«Wen soll ich denn sonst auf dieser Position bringen?», entgegnete FCL-Trainer Fabio Celestini nach dem letzten Testmatch gegen den FC Wil (2:0) lakonisch auf die Frage von zentralplus, ob er Marvin Schulz nun eine fixe Rolle in der Aufstellung zugeteilt habe. Der 26-jährige Deutsche bildete zusammen mit Marco Burch die Luzerner Innenverteidigung.

Celestinis Antwort macht deutlich: Der 45-jährige Romand erwartet zusätzlich zum designierten neuen FCL-Abwehrchef Holger Badstuber, der nach lediglich zwei Trainingseinheiten eine Woche vor dem Saisonstart auf der Tribüne der Swissporarena sass, noch eine weitere Verpflichtung für die zentrale Verteidigung.

Das Transferfenster in der Schweiz schliesst Ende August. Bis dahin werden die Luzerner die Spiele gegen YB (h), St. Gallen (a), Zürich (h), Servette (a) und Lausanne (h) vor der Brust haben.

Wanderarbeiter ist kein scharfes Profil

Der zweite Schluss aus Celestinis Antwort lässt sich so interpretieren: Marvin Schulz, der Wanderarbeiter in der FCL-Aufstellung, passt wahrscheinlich jedem Trainer auf dem Planeten Fussball genau so, wie er ist. Als überdurchschnittlich Begabter kann er fast alles.

«Ich werde in der Innenverteidigung spielen, solange wir dort dünn besetzt sind.»

FCL-Wanderarbeiter Marvin Schulz

Er war für die Luzerner schon zentraler Offensivspieler, Aussenläufer, defensiver Mittelfeldspieler, Aussenverteidiger und immer wieder zentraler Turm in der Abwehr. Marvin Schulz kann abräumen und Tore schiessen. Ein Mann für alle kniffligen Luzerner Notfälle (zentralplus berichtete).

Das Problem ist: Als Wanderarbeiter ist Marvin Schulz ein bisschen alles und nichts richtig. Ihm fehlt das klare Profil, um sich den Traum von einer Anstellung in der 1. Bundesliga zu erfüllen. Und solange er das nicht hat, wird der FCL für den Gladbacher auch keine erkleckliche Ablösesumme einstreichen können.

Schulz vor beruflicher Weichenstellung

Im Alter von 26 steht Marvin Schulz vor einer grundlegenden Weichenstellung in seinem Alter: Setzt er alles daran, um doch noch einmal in einer grossen Liga auflaufen zu können? Oder begnügt er sich mit einer schönen Karriere ausserhalb der prestigeträchtigsten Meisterschaften in Europa?

Am Ende der kommenden Spielzeit läuft der Vertrag von Marvin Schulz mit dem FC Luzern aus. Das kann aus Klubsicht eigentlich nur bedeuten: entweder mit dem Spieler verlängern oder verkaufen bis Ende August.

Schulz, im Sommer 2017 zum FCL gestossen, sagt, dass erste Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit den Verantwortlichen stattgefunden hätten. Und er weiss auch, dass «ich vorerst in der Innenverteidigung spielen werde, solange wir dort dünn besetzt sind». Es ist genau die Rolle, in der der Deutsche mit seinen Fähigkeiten wohl die besten Aussichten hätte, um eines Tages doch noch in einer grossen Liga landen – und dem FCL eine Millionenablöse bescheren – zu können.

FCL muss Schulz klare Perspektive liefern

Um Schulz für eine weitere Zusammenarbeit begeistern zu können, muss ihm eine gute Perspektive im FCL aufgezeigt werden. Darauf müssen sich Fabio Celestini, der als Trainer im Alltagsgeschäft denkt, und Sportchef Remo Meyer, der die sportliche Zukunft des Vereins verantworten muss, verständigen.

Denn so, wie sich das defensiv stark aufgerüstete Kader der Luzerner präsentiert, blüht Marvin Schulz gar die Ersatzbank. Und das einem Spieler, der letzte Saison mit sieben Treffern hinter Dejan Sorgic (13) und Louis Schaub (8) der teamintern drittbeste Torschütze war – wobei Schulz die letzten 14 Saisonspiele wegen einer Operation am Sprunggelenk verpasste (zentralplus berichtete)!

«Ob ich über den August hinaus beim FCL spielen werde? Das wird sich zeigen – etwas anderes zu sagen, wäre im Fussballgeschäft nicht ehrlich.»

Der Blick aufs Kader zeigt: Auf den Aussenverteidiger-Positionen ist der FCL jeweils doppelt besetzt. Im zentralen Mittelfeld kämpfen neben dem designierten Teamleader Christian Gentner vier weitere Spieler um einen weiteren Stammplatz. Und in der zentralen Abwehr stellen FCL-Hochbegabung Marco Burch und der frühere Bayern-Profi Holger Badstuber Ansprüche auf einen Platz von Beginn weg. Zudem sucht der FCL auf dieser Position noch eine weitere Verstärkung auf dem Transfermarkt.

Kein Schelm, wer behauptet, dass Marvin Schulz das Luxusproblem des neuen FC Luzern verkörpert.

Um einem Missverständnis vorzubeugen: Schulz erwartet trotz seiner Verdienste um den FCL keine Stammplatz-Garantie. Er sagt, dass er um seinen Platz in der Mannschaft kämpfen werde.

Aber zumindest scheint er für sich und seine sportliche Zukunft eine Perspektive im neuen FCL zu verlangen. Vielleicht will sich Schulz deshalb nicht darauf festlegen, ob er über den kommenden August hinaus für die Luzerner spielen werde. «Das wird sich zeigen – etwas anderes zu sagen, wäre im Fussballgeschäft nicht ehrlich», bemerkt er.

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