Kein Verfahren gegen FCL-Mehrheitsaktionär

Swiss Football League duldet Alpstaegs Vermittler-Agentur

Bernhard Alpstaeg gründete mit der BA Sport AG eine Firma, die mit Bildrechten von Sportlern handelt. (Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)

Mit der Gründung einer Beratungs- und Vermittleragentur begab sich FCL-Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg in eine juristische Grauzone. Die Swiss Football League bestätigt nun, dass es trotz Regularien kein Disziplinarverfahren gegen Alpstaeg geben wird.

Vergangenen Sommer gründete der 52-prozentige Mehrheitsaktionär des FC Luzern, Bernhard Alpstaeg, die Firma BA Sport AG mit Sitz im luzernischen St. Niklausen. Laut Handelsregistereintrag bezwecke das Unternehmen unter anderem: «Die Erbringung von Beratungs- und Unterstützungsleistungen im Bereich sportliche Aktivitäten, insbesondere den Erwerb, die Verwaltung und die Verwertung von Bildrechten an Sportlern, Profis und Nicht-Profis sowie der damit verbundenen digitalen Rechte aller Art.»

Alpstaegs Firma ging bei Bildrechten leer aus

Berichten der «Luzerner Zeitung» zufolge wollte die BA Sport AG bei der letzten Vertragsverlängerung des frischgebackenen Nationalspielers Ardon Jashari dessen Bildrechte kaufen. Als Vermittler bei diesem Deal hätte der Agent Giacomo Petralito dienen sollen, der bei den Fans in der Kurve als Persona non grata gilt. Stattdessen verhandelte FCL-Sportchef Remo Meyer nur mit Jasharis Berater Agron Krasniqi und die BA Sport AG schaute bei der Vergabe der Bildrechte in die Röhre.

«Mir lupfte es den Hut», sagte Bernhard Alpstaeg in einem viel beachteten Interview mit dem «Sonntagsblick» Anfang Oktober zu Krasniqis Rolle. Das Medium konfrontierte ihn daraufhin mit der Möglichkeit eines Disziplinarverfahrens seitens der Liga, weil es im Reglement heisst: «Spieler und Vereine dürfen keine Offiziellen als Vermittler beauftragen.»

Unglücklich formulierter Zweck

Für den «Sonntagsblick» mache sich Bernhard Alpstaeg mit der Gründung der BA Sport AG angreifbar. Auf die Frage, ob er nun selbst Spielerberater sei, antwortete der Patron der Swisspor AG: «Nein. Das ist lächerlich. Ich verdiene mein Geld in meinem Geschäft.» Er habe nichts getan, das verboten wäre, betonte Alpstaeg, «denn die Firma war gar nie aktiv». Nichtsdestotrotz gab er zu, dass «der Zweck der Gesellschaft unglücklich formuliert ist». Seit dem 31. Oktober steht nun zusätzlich im Zweck der BA Sport AG: «Die Tätigkeit erfolgt insbesondere unter Berücksichtigung der FIFA- und SFL-Reglemente.»

Eine Anfrage bei der Liga zeigt, dass selbst eine aktive BA Sport AG wohl kein Disziplinarverfahren nach sich ziehen würde. «Es ist einem Mehrheitsaktionär gestützt auf die Regularien des Schweizerischen Fussballverbandes und der Swiss Football League nicht verboten, eine Aktiengesellschaft mit dem besagten Zweck zu gründen», sagt SFL-Mediensprecher Philippe Guggisberg und fügt an: «Inwieweit eine allfällige Überschneidung der konkreten Geschäftstätigkeit dieser Gesellschaft mit derjenigen des Fussballklubs zu Schwierigkeiten führt, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschliessend beurteilt werden.»

Keine Verstösse gegen Regularien

Seitens des Weltfussballverbandes FIFA seien vor einigen Jahren Vorgaben erlassen worden, welche ein Dritteigentum an Spielerrechten verhindern sollen, erklärt Guggisberg. Ebenfalls bestünden reglementarische Bestimmungen mit Einschränkungen zur Vermittlertätigkeit. «Diese Bestimmungen können aber von ihren Formulierungen her lediglich auf klare und offensichtliche Sachverhalte angewendet werden.»

Im Falle der BA Sport AG sei es demzufolge zu keinen klaren Verstössen gegen die Regularien gekommen, erläutert Guggisberg. «Vorderhand bestehen keine konkreten Hinweise oder gar Belege, dass die unternehmerische Tätigkeit des Hauptaktionärs des FC Luzern gegen die verbandsrechtlichen Vorgaben verstösst.» Gleichwohl beobachte die SFL die weiteren Entwicklungen «und würde gegebenenfalls eine eingehendere Prüfung vornehmen», sagt Guggisberg.

Glaubt man Zeitungsberichten und der Fankurve, bewegt sich der FCL-Mehrheitsaktionär im Dunstkreis von Spieleragenten, die von talentierten Luzerner Eigengewächsen profitieren möchten. Er selbst habe es laut eigenen Aussagen nicht nötig, Geschäfte durch Spielertransfers zu machen, sagt Alpstaeg, der mit der Swisspor AG ein milliardenschweres Unternehmen führt, das gut mit dem Verkauf von Dämmstoffen verdient. Nichtsdestotrotz wolle er am kommenden 3. November den kompletten Verwaltungsrat des FCLs auswechseln, weil er insbesondere mit der Arbeit des Sportchefs Remo Meyer nicht zufrieden sei.

Seit 2017 ist Remo Meyer Sportdirektor beim FC Luzern. Ginge es nach Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg, soll Meyer ab dem 3. November beim FCL Geschichte sein. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Umsturz ohne Not

Schaut man sich die Geschäftsberichte des FCL der vergangenen Jahre an, gäbe es aus finanzieller Sicht keinen Grund dafür, die sportliche Leitung auszutauschen. (zentralplus berichtete). Auch auf dem Platz gehört der FCL im Jahr 2022 bisher zu den Top-5 der Schweiz.

Laut Aussagen des heutigen Blue-Sport-Experten Fredy Bickel, der früher selbst Sportchef beim FC Zürich und bei den Young Boys Bern war, versuche der FCL-Mehrheitsaktionär seit bald zwei Jahren, Remo Meyer loszuwerden – obwohl Alpstaeg mündlich zusicherte, sich nicht ins operative Geschäft des FCL einzumischen. Sollte Alpstaegs Coup gelingen, so wird gemunkelt, würde Fredy Bickel Meyer als FCL-Sportchef beerben.

Proteste gegen Alpstaeg werden laut

«Ich bin mit der ganzen Führung nicht zufrieden. Ich muss sie alle kritisieren. Sie sind zu wenig demütig, zu wenig aktiv, zu wenig bescheiden. Sie müssen lernen, zu arbeiten», sagte Alpstaeg gegenüber dem «Sonntagsblick» am 2. Oktober.

Seither formiert sich in Luzern ein regelrechter Proteststurm (zentralplus berichtete). Die letzte Eskalationsstufe waren in der Stadt verteilte Banner, welche den Mehrheitsaktionär dazu aufforderten, seine Beteiligung am FCL abzugeben. Bisher hat Bernhard Alpstaeg wiederholt bestätigt, dass er an seinem Ziel festhalten wolle. Klar scheint, dass die Liga Alpstaeg nicht stoppen wird – ob es die Fans mit ihrem Protest schaffen, wird sich am 3. November weisen.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit SFL-Mediensprecher Philippe Guggisberg
  • «Sonntagsblick»-Interview mit Bernhard Alpstaeg vom 2. Oktober 2022
  • Medienberichte der «Luzerner Zeitung»
  • Handelsregistereintrag der BA Sport AG
2 Kommentare
Apple Store IconGoogle Play Store Icon