Gewaltbereite FCL-Fans und FCSG-Fans

So verhinderte die Luzerner Polizei eine Schlägerei

Die Luzerner Polizei war am Samstagnachmittag im Einsatz – im Rahmen eines Promotion-League-Spiels. Im Bild: Das Grossaufgebot beim Heimspiel gegen den FC St. Gallen vor einem Jahr. (Bild: Leserreporter)

Am Samstagabend spielen die U21-Mannschaften des FC Luzern und des FC St. Gallen auf der Allmend gegeneinander. Obwohl es sich dabei «nur» um ein Promotion-League-Spiel handelt, muss die Luzerner Polizei gewaltbereite Fans beider Teams trennen.

Als in der Stadt Luzern das Sirenengeheul losgeht, ist es kurz nach 15 Uhr. Durch die Bruchstrasse fahren vier zivile Polizeiautos mit Blaulicht – und ordentlich Tempo, wie ein Leserreporter berichtet. Kurz zuvor sind 50 teilweise vermummte Fans des FC St. Gallen am Bahnhof Luzern eingetroffen.

Doch obschon der Aufmarsch der St. Galler im Rahmen eines Promotion-League-Spiels unüblich ist, fehlt es ihnen am Überraschungsmoment. Denn die Luzerner Polizei sei vorbereitet gewesen, wie Mediensprecher Yanik Probst gegenüber zentralplus erklärt. Man sei darüber informiert worden, dass «möglicherweise gewaltbereite Fans des FC St. Gallen» Richtung Luzern unterwegs seien. Und ist darum bereits beim Eintreffen der St. Galler am Bahnhof präsent.

Erst Provokationen, dann Angriffsversuche der Fans

Die St. Galler marschieren zum Leichtathletikstadion auf der Allmend, wo es eine Tribüne, sonst aber nicht viel Infrastruktur gibt. Das Stadion befindet sich auf der Ostseite der Swissporarena. Auf dem Fussballfeld, umrahmt von einer Tartanbahn, wird um 16 Uhr das Spiel der U21-Mannschaften des FC Luzern und des FC St. Gallen angepfiffen. Und um 19 Uhr das der beiden Frauenteams.

Das Leichtathletikstadion ist von allen Seiten relativ einfach zugänglich. Getrennte Sektoren gibt es hier nicht. Im Bild zu sehen sind die FCL-Frauen bei einem Spiel im Frühjahr 2023. (Bild: jdi)

Beim Stadion sind die St. Galler kurz vor Anpfiff des U21-Spiels. Wenig später treffen 50 ebenfalls gewaltbereite FCL-Fans ein. Es kommt zu gegenseitigen Provokationen. Gemäss Prost suchen die beiden Fanlager immer wieder die Konfrontation. Doch gestaltet sich dies schwierig, weil die Polizei zwischen den Gruppierungen steht.

Sektortrennung hätte Aufgabe für Luzerner Polizei erleichtert

Darum versuchen die St. Galler und die Luzerner Fans wiederholt, die Luzerner Polizei zu umlaufen, um Zugriff auf das gegnerische Fanlager zu bekommen. Ohne Erfolg. «Das Ganze glich einem Katz-und-Maus-Spiel», sagt Probst. Dass es im Leichtathletikstadion auf der Allmend keine getrennten Sektoren gibt, erschwert die Arbeit der Luzerner Polizei.

«Ohne Einsatz von Zwangsmitteln wie Gummischrot, Tränengas oder Wasserwerfer», betont Probst, sei es dennoch gelungen, ein direktes Aufeinandertreffen zu verhindern. Die Luzerner Polizei setzt auf Präsenz und Kommunikation.

FCL-Frauen können in Ruhe spielen

Rund um das Spiel der FCL-Frauen bleibt es ruhig. Die gewaltbereiten Fans aus St. Gallen und Luzern verlassen das Stadion noch vor dem Anpfiff um 19 Uhr. Wie auch nach Super-League-Partien üblich, begeben sich die teilweise vermummten Fans zu Fuss, begleitet von der Luzerner Polizei, zurück Richtung Stadtzentrum. Die Luzerner zum Fanlokal Zone 5, die St. Galler zum Bahnhof Luzern.

Wie hier im Bild begleitet die Luzerner Polizei die Gästefans auch am Samstagabend zurück Richtung Stadtzentrum. (Bild: jdi)

Auch auf dem Rückweg hätten die Fans versucht, vereinzelt auszubrechen und den Kontakt zueinander zu suchen, sagt Probst. Doch auch diese letzten Versuche seien erfolglos geblieben.

Sturmhauben, Zahnschutz und Schlagring

Am Bahnhof Luzern führt die Luzerner Polizei bei den St. Galler Fans Personenkontrollen durch. Dabei findet und beschlagnahmt sie mehrere Dutzend Sturmhauben, Zahnschütze, Handschuhe und Betäubungsmittel. Zudem wird ein Schlagring sichergestellt – eine Waffe, die in der Schweiz verboten ist.

«Das Mitführen von Sturmhauben, Zahnschützen und Handschuhen ist zwar nicht per se verboten», erklärt Yanik Probst. Es liege aber an der Staatsanwaltschaft zu beurteilen, ob dennoch strafbare Handlungen begangen worden seien.

Verurteilungen von Fans sind selten

Immer wieder kommt es in ähnlich gelagerten Fällen auch zu Freisprüchen. So kamen zwei Luzerner Fussballfans, denen die Beteiligung an einer Schlägerei vorgeworfen wurde, ohne Strafe davon. Es fehlte an Beweisen (zentralplus berichtete). Wenig später entschied das Gericht, dass zwei Basler Fans ohne Strafe davonkommen. In ihrem Fall waren die Beweise für ungültig erklärt worden (zentralplus berichtete).

Klar ist: Kurzfristige und weitergehende Konsequenzen haben die Vorkommnisse vom Samstagabend für die Fans aus St. Gallen nicht. Um 19.25 Uhr verlassen sie Luzern mit dem Zug. Und dürften sich am Ostermontag wieder im Stadion einfinden. Dann ist es der Kybunpark in St. Gallen, wo die Super-League-Mannschaften des FCSG und des FCL aufeinandertreffen.

Hochrisikospiel unter besonderen Voraussetzungen

Im Vorfeld gibt diese als Hochrisikospiel geltende Partie zu reden. Wegen einer Kollektivstrafe, die die St. Galler Stadtpolizei mithilfe verschärfter Auflagen durchsetzen will. Und wegen der plötzlichen Relativierung der Auflagen, die auf das Publikwerden einer Sonderbewilligung folgte (zentralplus berichtete). Wie im Leichtathletikstadion auf der Allmend wird dabei auch die Sektortrennung zum Problem. Die Kollektivstrafe beinhaltet nämlich in erster Linie eine Gästesektorsperre, sodass sich Hunderte FCL-Fans inmitten der FCSG-Fans wiederfinden werden.

Hunderte FCL-Fans wollen am Ostermontag in die Ostschweiz reisen. (Bild: fcl.fan-fotos.ch)

Die Kolleginnen aus der Ostschweiz seien über die Vorkommnisse vom Samstagabend informiert, beteuert Probst auf Nachfrage. «Wir sind im regelmässigen Austausch mit der St. Galler Stadtpolizei.»

St. Gallen verliert doppelt – und dreifach?

Während abseits des Spielfelds die Polizei als Siegerin hervorgeht und von einem «rundum gelungenen Einsatz» spricht, gewinnen auf dem Rasen die Luzerner U21 mit 3:1 und die Frauen mit 3:2. Ob FCL-Trainer Mario Frick und seine Mannschaft am Montag für den dritten Streich sorgen werden?

Angesichts der Tatsache, dass die Rivalität der beiden Fanlager bis in die Kabine durchgedrungen ist (zentralplus berichtete) und die Kurve die Mannschaft vor zwei Wochen lautstark auf die Partie eingeschworen hat (zentralplus berichtete), stellt sich die Frage, wie Frick seine Mannen einstellen will. «Wir sind ein Team, das von Emotionen lebt. Dies bedeutet aber nicht, dass wir kopflos in einen solchen Match gehen», sagt er gegenüber zentralplus. Ob er den richtigen Mix findet, wird sich zeigen.

Update: In der ursprünglichen Version dieses Artikels stand, dass die FCSG-Fans im Stadion auf die FCL-Fans trafen und diese attackieren wollten. Doch war es, wie die Luzerner Polizei bestätigt und den Kommentaren zu entnehmen ist, umgekehrt. Die FCSG-Fans waren zuerst dort, wenig später trafen dann auch die gewaltbereiten FCL-Fans ein.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Yanik Probst, Mediensprecher der Luzerner Polizei
  • Medienmitteilung der Luzerner Polizei
  • Schriftlicher Austausch mit Mario Frick, FCL-Trainer
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7 Kommentare
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    Kurt, 01.04.2024, 10:42 Uhr

    Wieso Schlägereien verhindern? Die sollen sich in einem abgesicherten Bereich die Birne verhauen.

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    Spielbesucher, 31.03.2024, 22:40 Uhr

    Die St.Galler waren kurz vor Anpfiff im Stadion, die Luzerner marschierten erst in der etwa 15. Minute des Spiels auf… zudem waren die St.Galler das ganze Spiel über am selben Ort; sprich die einzigen, welche die Polizei zu umlaufen versuchten, waren Luzerner.

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    Daniel, 31.03.2024, 21:26 Uhr

    An Peinlichkeit nicht zu toppen von den „Fans “…. Evtl täusche ich mich und sie toppen sich schon am Montag ……

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    Daniela, 31.03.2024, 19:56 Uhr

    Die Luzerner Ultras kamen erst später. Zuerst waren die aus St.Gallen vor Ort und haben provoziert. Daraufhin kamen auch die Luzerner Ultras. Das sowas überhaupt bei einem Spiel von Nachwuchsmannschaften passiert, ist unter aller Sau. Wir waren vor Ort und wirklich sauer. Diese Chaoten machen alles kaputt. 🤬

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    Renate, 31.03.2024, 17:34 Uhr

    Nächstes Mal am Junioren-Match, oder wie? Peinlich, solche Menschen. Ich hoffe, es gibt viel Bildmaterial, welches veröffentlicht wird.

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    Paul, 31.03.2024, 17:32 Uhr

    Ach die „Fans“ wieder. Aber bestimmt ist die Polizei schuld. Ich hoffe, die „Fans“ wurden gefilmt und werden zur Kasse gebeten. Warum braucht ihr „Fans“ einen Match zum Prügeln? Trefft euch doch im Gugus hinten und verklopft euch. Und bitte danach nicht zum Arzt oder ins Spital!

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    Hegard, 31.03.2024, 13:06 Uhr

    Warum geleitet ihr diese Schlägerfreudigen nicht in eine gesicherte Halle, wo sie sich verhauen können? Dann könnt ihr sie auflesen und registrieren. Bei Wiederholungstätern mal Ferien mit Vollpension schenken, bis es ihnen verleidet.

    Auch gegen die feigen Pyro-Werfer sollte man viel strenger vorgehen. Das wird massiv unterschätzt. Mit 1200 Grad kann man Eisen und Glas schmelzen und da werden Pyros geworfen, die bis 2000 Grad erreichen!

    Schliesslich gehts hier um die Sicherheit der Beteiligten und nicht um Mutterinstinkte der Linken. Sind die Aggressoren mal neutralisiert, werden auch die Veranstaltungen friedlich.

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