Verein kritisiert Luzerner Polizei

FCL erwartet St. Galler Fans trotz Massnahmen im Stadion

Die FCL-Fans wünschen sich von Polizei und Behörden mehr Augenmass – auch im Hinblick auf die Verhängung von Kollektivmassnahmen. (Bild: fcl.fan-fotos.ch)

Diese Saison bleiben bei Begegnungen zwischen dem FC Luzern und dem FC St. Gallen die Gästesektoren zu. Dennoch rechnet der FCL beim Hochrisikospiel vom 4. Februar mit Fans aus der Ostschweiz. Die Luzerner Polizei möchte dies mit Einschränkungen im Vorverkauf verhindern.

Im Nachgang des FCL-Heimspiels gegen den FC St. Gallen vom Mai 2023 kam es, erst am Bundesplatz vor der Zone 5 (zentralplus berichtete), dann an der Zentralstrasse, zu heftigen Ausschreitungen – und beinahe zu einer Massenpanik (zentralplus berichtete). Das Ausmass der Gewalt schockierte so sehr, dass sich die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektdirektoren (KKJPD) gezwungen sah, repressive Kollektivstrafen zu verhängen (zentralplus berichtete).

Unter anderem beschloss die KKJPD, in der laufenden Saison bei sämtlichen Partien der beiden rivalisierenden Mannschaften aus der Zentralschweiz und der Ostschweiz die Gästesektoren zu sperren. Bereits beim ersten Aufeinandertreffen im August 2023 zeigte sich, dass der Stadionbesuch durch Gästefans damit keineswegs verhindert wird (zentralplus berichtete). Die FCL-Fans fanden sich stattdessen neben dem Gästesektor ein – und sollen FCSG-Heimfans mit Pommes- und Bierwürfen belästigt haben (zentralplus berichtete).

Polizei verbietet Online-Vorverkauf

Am 4. Februar steht die zweite Begegnung der Saison zwischen dem FCL und dem FCSG an. Erneut mit geschlossenem Gästesektor. Vermutlich, um zu verhindern, dass St. Gallen-Fans im grossen Stil Tickets für andere Sektoren der Swissporarena kaufen, verbietet die Bewilligungsbehörde der FCL-Heimspiele, also die Luzerner Polizei, dem FCL den Online-Vorverkauf. Und zwar für sämtliche Sektoren des Stadions. Stattdessen sind die Tickets im Fanshop auf der Allmend oder an den Tageskassen erhältlich, wie der FC Luzern mitgeteilt hat. Und auf vier Tickets pro Person beschränkt.

Wie schon im August 2023 ist Gästefans der Besuch des Spiels ausserhalb des Gästesektors grundsätzlich gestattet, bestätigt Markus Krienbühl, Pressesprecher des FC Luzern, gegenüber zentralplus: «Fans des FC St. Gallen können, wie alle anderen Fans auch, Tickets im Fanshop des FC Luzern beziehen.» Entsprechend sei davon auszugehen, dass Fans aus der Ostschweiz nach Luzern reisen werden. Verhindert hätte deren Besuch im Stadion einzig das Verbot eines generellen Ticketverkaufs, erklärt Krienbühl die Auflage der Polizei für faktisch unwirksam.

Werden sich die FCSG-Fans am 4. Februar – wie hier ein Teil der angereisten FCZ-Fans – im bei Familien beliebten Sektor D, rechts vom eingezäunten Gästesektor, einfinden? (Bild: fcl.fan-fotos.ch)

Wieviele St. Gallen-Fans anreisen werden, könne der FC Luzern nicht abschätzen.

FCL rechnet mit Einbussen

«Grundsätzlich ist der Online-Verkauf ein eminent wichtiger Teil der Ticket-Verkäufe für die Heimspiele des FC Luzern», sagt Krienbühl. Der FCL rechne mit finanziellen Einbussen. Gleichzeitig wird mit der Auflage nicht nur den Gästefans der Erwerb von Tickets erschwert (aber eben nicht verunmöglicht), sondern auch den Heimfans.

Darum habe der FC Luzern in Gesprächen mit der Luzerner Polizei dahingehend Einfluss genommen, dass die Auflagen die Fans des FC Luzern so wenig wie möglich beeinflussen.

Machtbereich bis ins Stadion hinein

Dass die Luzerner Polizei dem FCL als Privatveranstalter überhaupt verbieten kann, Tickets im Online-Shop zu verkaufen, mag erstaunen. FCL-Pressesprecher Krienbühl begründet wie folgt: «Hochrisikospiele unterliegen in Luzern einer sogenannten Einzelbewilligung, die durch die kantonale Bewilligungsbehörde mit zusätzlichen Auflagen versehen werden kann.»

Grundsätzlich setze die kantonale Bewilligungsbehörde im mindesten die Vorgaben der KKJPD um, könne die Massnahmen aber auch verschärfen. Die Vorgabe der KKJPD: die Sperrung des Gästesektors. Die Verschärfung der Massnahmen durch die Luzerner Polizei als kantonale Bewilligungsbehörde: das Verbot des Online-Vorverkaufs.

Würde sich der FCL weigern, die Auflagen zu erfüllen, könne die Polizei von einer Bewilligung der Partie absehen, so Krienbühl weiter.

Zweifel an Wirksamkeit von Kollektivmassnahme

Dem FCL bleibt also nichts anderes übrig, als die beschlossenen Massnahmen mitzutragen. «Doch wie schon mehrfach kommuniziert, glaubt der FC Luzern nicht, dass Kollektivmassnahmen zu einer Lösung der Probleme beitragen, sondern für alle Beteiligten die Organisation eines Meisterschaftsspieles zusätzlich erschweren.»

Die Luzerner Polizei begleitet den Fanmarsch der schottischen Fans des Hiberninan FC. Die Route war vorgegeben – was im Fall der FCSG-Fans am 4. Februar wohl nicht möglich sein wird. (Bild: jdi)

Das sieht auch Tim Willmann so. Noch vor Bekanntwerden des Online-Vorverkauf-Verbots erläuterte der Experte für Fangewalt und Jurist gegenüber zentralplus, inwiefern die Sperrung des Gästesektors beim Heimspiel vom 4. Februar das Sicherheitsrisiko gar erhöhen könne (zentralplus berichtete).

Luzerner Polizei steht vor grosser Herausforderung

Dass die St. Galler Fans anreisen werden, ist auch für Willmann klar. Weil es aufgrund der Sperrung des Gästesektors keinen Extrazug geben wird, die VBL den Transport zum Stadion nicht mehr übernimmt (zentralplus berichtete) und auch keine Bewilligung für einen Fanmarsch erteilt worden ist, was die Vorgabe einer Marschroute ermöglicht hätte, «wird es für die Luzerner Polizei schwierig, die anreisenden FCSG-Fans von den FCL-Fans zu trennen», gibt Willmann zu bedenken.

Wie besorgt die Luzerner Polizei auf das Hochrisikospiel vom 4. Februar blickt, bleibt vorerst offen. Eine entsprechende Anfrage hat zentralplus bei der Medienstelle platziert. In der Regel gibt die Luzerner Polizei aber im Vorfeld von Hochrisikospielen aus taktischen Gründen keine Auskunft.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Markus Krienbühl, Mediensprecher des FC Luzern
  • Medienmitteilung des FC Luzern
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9 Kommentare
  • Profilfoto von Goeggeler
    Goeggeler, 10.01.2024, 22:29 Uhr

    Am besten bleibt man am 4. Februar zu Hause und schaut sich das Spiel im Fernsehen an. Man muss dabei nicht frieren, kann ein Bier trinken das einem schmeckt, eine Wurst essen die heiss ist und muss nicht mit Rauch und Nebel rechnen. TV-Zuschauer sind gemäss FCL-Basis schliessliche auch Fans die dazu gehören.

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    Dolfino, 10.01.2024, 21:09 Uhr

    Warum wird eigentlich das ganze Theater von den Medien wieder so hoch stilisiert. Haben gewisse Medien keine besseren Themen.

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      Ronaldo, 10.01.2024, 21:23 Uhr

      Nur weil es dich nicht interessiert, muss das nicht für alle gelten. Lies doch einfach etwas anderes.

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    Bürger, 10.01.2024, 19:42 Uhr

    Man sollte nicht die Fans bestrafen! Denn die Schuld an den Ausschreitungen in Luzern liegt nicht bei den Fussballfans, sondern bei der Polizei von Luzern. Das sieht man auch wen andere Fans nach Luzern kommen!

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      Roli Greter, 10.01.2024, 22:22 Uhr

      Schuld an Vergewaltigungen sind demnach nicht Vergewaltiger sondern…. Polizisten! Glasklar.

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    Hanspeter Flueckiger, 10.01.2024, 10:57 Uhr

    Auch hier wird uns einmal mehr exemplarisch aufgezeigt, dass niemand von Seiten FC Luzern tatsächlich gewillt ist, dieses Problem nachhaltig lösen zu wollen. Es braucht von Seiten Regierung in der Tat jemanden mit grossen Eier, der solche Hochrisikospiele künftig nicht mehr bewilligt. Der FC Luzern soll sich dazu ausserhalb irgendwo im Hinterland eine Spielstätte suchen und dort diese Spiele austragen. Ganz nach dem Prinzip: Der Verein geht zum Fan.

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    Röne fun Egg, 10.01.2024, 07:45 Uhr

    Bestreicht konsequent jede Bratwurst mit Senf, dann kommen die nie wieder…

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      Sangaller, 10.01.2024, 15:24 Uhr

      Als ob eure Würste pur geniessbar wären😂

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    Scherzbold, 10.01.2024, 07:44 Uhr

    Vielleicht sollten unsere «Fans» vor dem Fanshop Stellung beziehen und jede Person mit St. Galler Dialekt am Kauf eines Tickets hindern *Ironie Off*

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