Wegen des geschlossenen Gästesektors

FCL-Fans kündigen Protestaktion in St. Gallen an

FCL-Fans, hier in Stockholm, werden ihr Team wohl auch am Sonntag in St. Gallen lautstark unterstützen. (Bild: zvg)

Nach dem Europapokal-Rückspiel gegen Djurgården vom Donnerstagabend reist der FCL am Sonntag nach St. Gallen. Die Innerschweizer Fans kündigen eine Protestaktion an – weil sie nicht in den Gästesektor dürfen.

Der Super-League-Frühling war geprägt von hitzigen Debatten rund um die Sicherheit vor, während und nach Fussballspielen. Befeuert wurden diese von Ausschreitungen – zum Beispiel denjenigen nach dem FCL-Heimspiel gegen St. Gallen (zentralplus berichtete). Dabei standen nicht nur Fans, sondern auch die Luzerner Polizei in der Kritik. Insbesondere bei der Zuspitzung der Situation an der Zentralstrasse, wo es beinahe zu einer Massenpanik gekommen sein soll (zentralplus berichtete).

Infolgedessen griffen die Bewilligungsbehörden rigoros gegen die Fans des FC Luzern und des FC St. Gallen durch. In Sion spielte der FC Luzern vor geschlossenem Gästesektor. Doch die Innerschweizer reisten dennoch an – und feierten den Sieg ihrer Mannschaft ausserhalb des Gästesektors, verteilt auf drei verschiedene Tribünen. Und ohne weitere Zwischenfälle (zentralplus berichtete).

Dennoch bleibt der Gästesektor auch beim Auswärtsspiel in St. Gallen geschlossen – genauso, wie dies der Fall sein wird, wenn die St. Galler in Luzern einfahren werden. Auch dies ist Teil der Strafe, die gegen Fans beider Lager im Nachgang der oben genannten Auschreitungen ausgesprochen wurde (zentralpus berichtete).

Nationaler Protest

Nun hat die Luzerner Fanorganisation USL mitgeteilt, wie sie auf diese Kollektivstrafe reagieren möchte. Während bereits länger klar ist, dass die Vereinigten FCL-Fanclubs (VFFC) auf ihre Carfahrt in die Ostschweiz nicht verzichten werden, scheint es, als würden auch die Kurvenfans die Reise nach St. Gallen antreten – und sich wiederum (wie in Sion) auf den Tribünen der Heimfans verteilen. Denn sie planen in St. Gallen eine Protestaktion.

«Die Fankurven bleiben aus Protest in allen Stadien der oberen zwei Ligen während den ersten 15 Minuten leer», schreibt die USL auf ihrer Website. Die Aktion sei ein gemeinsames Zeichen der Entschlossenheit in Richtung aller Hardliner bei den Behörden und in der Politik, die seit der Wiedereröffnung der Stadien nach der Pandemie ohne Not die Repressionsschraube anziehen würden.

USL wirft Politik Untätigkeit vor

Mehrfach sei es in der letzten Saison zu brenzligen Momenten gekommen, als Fanmärsche des FC Basel und des FC Zürich das FCL-Fanlokal Zone 5 am Bundesplatz kreuzten. Weshalb die Luzerner Politik in der Vergangenheit alle Vorschläge zur Entschärfung der Situation in den Wind schlug und so die Bedingungen schuf, die diese Szenen überhaupt erst möglich machten, bleibe ein Rätsel.

Gegenüber zentralplus begründete die Luzerner Polizei das Beharren auf der Fanmarschroute wie folgt: «Andere, alternative Routen vom Stadion zum Bahnhof würden Drittpersonen um ein Vielfaches stärker gefährden und die Auswirkungen auf die Allgemeinheit stünden in keinem Verhältnis.» Unter anderem wäre die Sperrung des Bahnhofs Luzern nötig gewesen (zentralplus berichtete).

Hardliner auf dem Vormarsch

Kein Rätsel bleibe es hingegen, so die USL weiter, wie Hardliner aus der Sicherheitspolitik die Gunst der Stunde für sich zu nutzen versuchten. Im Nachgang des Spiels setzte die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen (KKJPD) die involvierten Vereine und die Liga derart stark unter Druck, dass diese einknickten und die Gästesektorschliessungen mittrugen.

Die Schliessungen seien Kollektivstrafen gegen alle Fans beider Vereine, ungeachtet dessen, wo sie an jenem Abend überhaupt waren oder was sie tatsächlich taten. «Alle werden gleichermassen bestraft», moniert die USL. Und stösst damit ins gleiche Horn wie Fananwältin Manuela Schiller, die Kollektivstrafen dezidiert ablehnt. Hingegen verteidigt Florian Düblin, Generalsekretär der KKJPD, die getroffenen Massnahmen (zentralplus berichtete).

Eskalationsspirale führt in Sackgasse

Gemäss der USL setze die kollektive Repression eine Eskalationsspirale in Gang, die in eine Sackgasse führe. «Die Konsequenzen sind kurzfristig die Solidarisierung der Fans gegen solche Massnahmen, mittelfristig stets höhere Hürden für den Stadionbesuch und langfristig eine Verödung der Stimmung in den Stadien», schreibt die USL.

«Die leeren Kurven sind ein Zeichen in Richtung aller Hardliner, die mit ihren repressiven Vorstössen ins Leere laufen werden. Denn sie sind zugleich Ausdruck einer lebendigen und solidarischen Bewegung, die fähig und willens ist, für ihre Anliegen zu kämpfen», zieht die USL Fazit. Und listet hernach alle Fankurven der oberen beiden Ligen des Schweizer Fussballs als Mitunterzeichnende des Statements auf. Dasselbe Statement steht auch auf deren Webseiten.

St. Galler Polizei plädiert an Fans

Derweil plädieren die St. Galler Behörden an die Vernunft der Fans. Denn sie rechnete bereits am Mittwoch damit, dass sich im Stadion auch Gästefans aus Luzern einfinden würden. Gegenüber «Pilatus Today» sagte Roman Kohler, Mediensprecher der Stadtpolizei St. Gallen: «Wir sind auf das Spiel am Sonntag vorbereitet, weil es durchaus spezielle Bedingungen hat.» Weil es keinen Extrazug der SBB geben werde, sei eine Trennung der Fanlager so gut wie unmöglich. Denn die Fans könnten auf jedem erdenklichen Weg in die Ostschweiz reisen.

Die Stadtpolizei St. Gallen bitte die Luzerner Fans deshalb, nicht an das Spiel am kommenden Sonntag anzureisen. Sie gehe aber trotzdem davon aus, dass ein allfälliges Aufeinandertreffen friedlich ablaufen werde, heisst es im Medienbericht weiter.

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9 Kommentare
  • Profilfoto von RT
    RT, 10.08.2023, 07:22 Uhr

    Wir Bürgerlichen haben Ylfete Fanaj in die Regierung gewählt, weil die SP Anspruch auf einen Sitz hat. Jetzt müsste sie im Zusammenhang mit den FCL Chaoten das erste mal wirklich regieren. Was macht sie statt dessen? Ein Plauderstündli am runden Tisch. Echt jetzt? Nicht können oder nicht wollen? Wenn sie das nicht sofort korrigiert, ist sie schneller weg, als uns allen lieb ist.

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  • Profilfoto von Paul
    Paul, 06.08.2023, 08:07 Uhr

    Protestiert doch gegen gewallt im Fußball , gegen Sachbeschädigung und gegen Randalieren! Protestiert doch gegen die Zoff Bubis!,,,

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  • Profilfoto von Armando
    Armando, 05.08.2023, 09:25 Uhr

    Gegen gewalttätige Fussball-Rowdys braucht es eine Null-Toleranz-Politik. Hart durchgreifen ist gefragt. Es kann nicht sein, dass diese Halbstarken Bubis dem Steuerzahler bei jedem Spiel Kosten von Zehntausenden von Fr. verursachen.

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  • Profilfoto von Jessica Mühlemann
    Jessica Mühlemann, 04.08.2023, 10:47 Uhr

    Gutes Statement der Fangruppierung USL. Wieso man in Luzern die gegnerischen Fanmärsche immer am Fanlokal am Bundesplatz vorbeiführen muss, ist wirklich schwer nachzuvollziehen.

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    • Profilfoto von Renato
      Renato, 05.08.2023, 19:42 Uhr

      Das fanlockal liegt auch super….. wodurch soll der fandeppzug geführt werden? Über litau – kriens -luzern?? Und wenns mal nicht vir den lockal klöpft , klöpfts am bahnhof. Diese „fans“ wollen den krawall

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  • Profilfoto von Mac Tanner (das Original)
    Mac Tanner (das Original), 03.08.2023, 23:01 Uhr

    Die 1901-Assi-Buben versuchen also mal wieder ihre fehlenden Zentimeter bzw. die eingeschränkte Intelligenz zu kompensieren……. Greift bei dem Pöbel endlich durch!

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    Lucommenter, 03.08.2023, 19:01 Uhr

    Schuld sind immer die anderen.
    Ich nehme an, der Protest gilt den gewaltätigen Hooligans, welche den Sport und die Freiheit in der Schweiz auf übleste Weise missbrauchen.

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    Franz, 03.08.2023, 16:12 Uhr

    Die glauben doch tatsächlich, die Zuschauer gingen wegen der Kurvenfans ins Stadion. Get a life! Eure Pyros nerven nur.

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 03.08.2023, 15:30 Uhr

    Ich finde kollektive Bestrafungen ein no-go!
    Die Kravalllisten heraus picken, ID auf Liste setzen und dementsprechend neutralisieren!
    Ich finde es einfach unfair, wenn alle darunter leiden müssen, gleich welcher Art und Clubs, die sich normal verhalten!
    Oder bestraft man Politiker oder Polizisten auch obligatorisch, wenn einer gesetzlich daneben tritt?

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