Sicherheitsdirektoren heben Mahnfinger

Auftritt der FCL-Fans in St. Gallen: Behörden tun nichts – vorerst

Luzerner Fans haben in St. Gallen Pyros gezündet. Daneben der gesperrte Gästesektor. (Bild: Claudio Thoma/freshfocus)

Trotz gesperrtem Gästesektor sind zahlreiche Fans des FC Luzern am Sonntag nach St. Gallen gefahren. Dort sollen sie neben Familien Pyros gezündet haben. Die Behörden verurteilen das Verhalten, warten aber noch mit weiteren Massnahmen.

Die FCL-Fans liessen es sich nicht nehmen, ihre Mannschaft im Spiel gegen St. Gallen am vergangenen Sonntag trotz gesperrtem Gästesektor im Kybunpark zu unterstützen. Sie kauften sich Tickets für einen benachbarten Sektor – was nun ein mögliches Nachspiel haben könnte, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet. Denn gemäss Aussagen im Fanforum des FC St. Gallen hätten die Luzerner Fans neben dem ruhigeren Sektor für Familien Pyros gezündet und Pommes Frites und Bierbecher in die Menge geworfen.

Nur dank des Einsatzes der Polizei und des Clubs sei die Situation nicht eskaliert, sagt die St. Galler Sicherheitsdirektorin Sonja Lüthi gegenüber «Pilatus Today». Und weiter: «Die Luzerner Fans oder ein Teil von ihnen haben unser Vertrauen missbraucht.» Zwar hätten die Luzerner Unterstützer mit ihrer Anreise und der Versammlung im Stadion gegen keine Auflagen der Behörden verstossen, wie die St. Galler Stadtpolizei gegenüber den Zeitungen sagt.

Auch die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) hat das Spiel auf dem Schirm. So schloss Generalsekretär Florian Düblin weitere Massnahmen und Anpassungen am vergangenen Montagabend nicht aus. Im Mai hatte die KKJPD aufgrund der Ausschreitungen anlässlich eines FCL-Heimspiels gegen St. Gallen beschlossen, dass die Gästesektoren der beiden Teams bei ihren Aufeinandertreffen geschlossen bleiben (zentralplus berichtete).

Vorerst passiert nichts

In einer Medienmitteilung am Dienstag verurteilt die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden nun zwar das Verhalten der Luzerner Fans: «Trotz der Schliessung des Gästesektors sind am vergangenen Sonntag Anhänger des FC Luzerns in grosser Zahl nach St. Gallen gereist und haben teilweise in einem anderen Sektor des Stadions Pyros gezündet und damit andere Matchbesuchende gefährdet.» Zudem sei es bei der Anreise in den regulären Zügen zu Sachbeschädigungen und weiteren Situationen gekommen, bei denen sich Mitreisende belästigt gefühlt hätten.

Unternehmen will die Arbeitsgruppe jedoch vorerst nichts: «Trotz diesem inakzeptablen Verhalten einer kleinen Gruppe von Anhängern des FC Luzern sehen die Bewilligungsbehörden davon ab, unmittelbar weitere Massnahmen zu ergreifen.» Sie stellt hingegen klar, dass die Schliessung der Gästesektoren mit der Erwartung an die Fans verbunden sei, dass sie eben nicht in Gruppen hinreisen oder sich vor Ort formieren. Die Gruppe appelliert an die Fans und die Fanorganisationen, dies zu respektieren.

Bereits im Vorfeld haben die Fans jedoch angekündigt, beim Spiel in St. Gallen dagegen zu protestieren. Dies im Rahmen einer grösseren Aktion: Während Spielen der Super und Challenge League bleiben die Fankurven die ersten 15 Minuten leer – um ein gemeinsames Zeichen gegen die Kollektivmassnahmen zu setzen (zentralplus berichtete).

Verhalten hat Einfluss auf Frage nach personalisierten Tickets

Nach der Schelte folgt trotzdem noch eine Mahnung: «Für den Fall, dass es zu weiteren gefährlichen Szenen oder gar Ausschreitungen an den Spielen der beiden Mannschaften kommt, behalten sich die Bewilligungsbehörden weitere Massnahmen vor.» Infrage kämen etwa die zusätzliche Schliessung der Heimsektoren oder Spiele vor komplett leeren Rängen.

Zudem rufen die Behörden in Erinnerung, dass derzeit die Umsetzung der Massnahmen des Projekts Biglietto+ laufe. In diesem Projekt wurden mögliche Massnahmen zum Umgang mit Ausschreitungen an Fussballspielen diskutiert. Die Arbeitsgruppe mahnt: «Das Verhalten der Fans in der laufenden Saison wird einen Einfluss auf die Ausgestaltung des definitiven Massnahmenkatalogs und die Frage der Einführung des personalisierten Tickets haben.»

Hinweis: Der Artikel wurde mit den Aussagen der Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörde ergänzt.

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12 Kommentare
  • Profilfoto von Libero
    Libero, 08.08.2023, 18:24 Uhr

    Solange mit Pyros das Stadion vernebelt wird, schaue ich nur noch Bluewin-TV-Fussball !
    Am Schluss sind nur noch Pyro-Buebe live dabei, Schade!

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  • Profilfoto von Roli
    Roli, 08.08.2023, 17:34 Uhr

    Wenn seitens Behörden wieder beide Augen zugedrückt werden, wird sich die Situation leider nicht verbessern…

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  • Profilfoto von Ramon
    Ramon, 08.08.2023, 15:54 Uhr

    Unglaublich. Würde jemand neben mir und meinen kindern Pyros zünden, hätte er ein Problem mit mir. Leider nicht mit der Polizei. Die hätte ich nachher wahrscheinlich. …. Weil ich nicht vermummt war und dem Löffel-Bubi die Ohren lang gezogen hätte. Erschreckend.

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  • Profilfoto von Luzerner
    Luzerner, 08.08.2023, 14:58 Uhr

    Eine Frechheit, die Anschuldigungen der Behörden. Es benötigte die Polizei weder für eine Trennung der Fans, da es sonst ausgeartet wäre, noch wegen Sachbeschädigungen. Das sind schlicht Lügen. Aber Otto-Normalbürger glaubt in diesen Zeiten natürlich sowieso alles.
    Übrigens verlor auch niemand das Augenlicht, wie bei mittlerweile mindestens 3 Einsätzen der Polizei in Luzern.

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  • Profilfoto von Jerome Halter
    Jerome Halter, 08.08.2023, 14:35 Uhr

    Achja, alle wieder unwillig/unfähig/ratlos/mutlos. Sie fahren nicht zu schnell also kann man nichts machen, ist halt so… Wenn ich das lese frage ich mich ob Pyros wirklich so gefährlich sind. Scheinbar nicht…

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  • Profilfoto von Franz
    Franz, 08.08.2023, 12:38 Uhr

    In der Premier League ist das klar geregelt: Auswärtsfans nur im Gästesektor. Natürlich könnten sie sich unter die Heimfans mischen, aber dann sicher nicht in den Farben des Gästeclubs, und please, schön still sein beim «falschen» Tor, sonst bekommen sie es mit dem Steward zu tun, d.h., sie fliegen aus dem Stadion. Pyros sind sowieso verboten. Die Schweizer Behörden sind einfach es bizzeli naiv. Diese Hardcores sind hoffnungslose Fälle, deshalb gehts nur mit Repression. In St. Gallen wurden sie übrigens ausgepfiffen nach ihrer lächerlichen 15-Min.-Aktion… Die LU-Polizei kann sich das Datum des Besuchs des FCSG schon mal dick markieren.

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  • Profilfoto von Armando
    Armando, 08.08.2023, 12:35 Uhr

    Es braucht endlich und sofort konsequentes hartes Durchgreifen gegen die Fussball-Rowdys, egal von welchem Club auch immer. Die Clubs müssen finanziell zur Verantwortung gezogen werden für Schäden, die von ihren Fans verursacht werden. Es kann nicht sein, dass die unreifen Bubis den Bürgern und Steuerzahlern auf der Nase herumtanzen und bei jedem Spiel Kosten von Zehntausenden Fr. verursachen.

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 08.08.2023, 11:32 Uhr

    Einfach inkonsequent und unglaubwürdig auf Kosten unbeteiligte die genötigt werden!

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  • Profilfoto von schaltjahr
    schaltjahr, 08.08.2023, 11:12 Uhr

    Bis Anhin zeigten sich die Luzerner «Fans» ständig als Opfer aller Anderen und wurden dabei vom Club und dem nun abgetretenen Regierungsrat Winiker nach Kräften unterstützt .. Nun zeigt sich mehr und mehr, dass eben auch die Luzerner Fans nichts anderes im Kopf haben als zu Provozieren und die Auseinandersetzung zu suchen.
    Neu ist das Ständerrätin Gmür die Trommel für den FCL schlägt und den Klub sogar im Fernsehen als Vorbild rühmt ..
    Es gilt nun wirklich ernst und die Gesetze und Vorgaben sind durchzusetzen. Die geschädigten Anwohner and den Fanmarschrouten und der Steuerzahler dürfen die Einfordern und die Politik hat dies Durchzusetzen ..

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    • Profilfoto von Roger Tschudin
      Roger Tschudin, 08.08.2023, 11:30 Uhr

      Ernst gemeinte Frage: Was genau haben die FCL-Fans am Sonntag verbrochen? Der Gästesektor war geschlossen, aber es war nicht verboten nach SG zu reisen. Wie doof sind die Entscheidungsträger eigentlich? Diese Blocksperren sind absolut nicht durchdacht, es ist für alle Beteiligten mühsamer (Anreise, Durchmischung etc.).

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      • Profilfoto von Ramon
        Ramon, 08.08.2023, 17:15 Uhr

        Pyros neben Familien! Keine Rücksicht auf andere Zuschauer. Ego-bunis

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  • Profilfoto von Jerome Nader
    Jerome Nader, 08.08.2023, 11:03 Uhr

    Hätte man die FCL-Fans doch ganz unkompliziert wie bisher in den Gästesektor gelassen….
    Aber die Politik war offenbar felsenfest davon überzeugt, dass eine unkontrollierte Anreise mit dem Regelzug sowie die Fandurchmischung weniger Aufwand generiert….

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