Der Abschied auf Raten vom aktuellen Trainer

Sorgt der FCL für eine saubere Lösung mit Häberli?

Im Zürcher Letzigrund kassierte FCL-Trainer Thomas Häberli die vierte Niederlage in Serie. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Das Spiel der Luzerner gegen St. Gallen vor eigenem Publium steht vor der Tür. Es wird aller Voraussicht nach das drittletzte unter der Leitung von Thomas Häberli als Cheftrainer sein. Im Hintergrund bemüht sich FCL-Sportchef Remo Meyer um die Nachfolge des 45-jährigen Ballwilers.

Als «lame duck» bezeichnen die Nordamerikaner die Rolle, die Thomas Häberli derzeit beim FC Luzern ausfüllt und erträgt. Mit seiner inhaltlich zweifellos korrekten Kritik an der Arbeit des Cheftrainers hat Remo Meyer seinen wichtigsten Angestellten zu einer «lahmen Ente» degradiert (zentralplus berichtete). Häberli verlor dadurch die Autorität in der Garderobe der zuletzt viermal als Verlierer vom Feld trabenden Luzerner.

Aber warum hat Meyer seine Aufsehen erregenden Einschätzungen nach dem 1:2 gegen Aufsteiger Servette und vor Beginn der Nationalmannschaftspause öffentlich gemacht? Dafür gibt es grosso modo nur eine Interpretationsmöglichkeit. Erstens: Vor dem Hintergrund des Hahnenkampfs unter den FCL-Aktionären wollte Meyer intern abstecken, wie die Positionen der Investoren für seine Haltung aussehen. Und zweitens: Wie reagiert die Öffentlichkeit auf sein Ansinnen, Häberli zu feuern?

Mittlerweile ist bekannt: Die FCL-Aktionäre stellen die Finanzierung des Profibetriebs bis September 2021 sicher (zentralplus berichtete). Und es gab in der Zentralschweiz keinen Sturm der Entrüstung pro Häberli. Der Weg zur Entlassung des FCL-Trainers ist also bereitet.

FCL-Spielplan bewirkt Gnadenbrot

Doch wieso wurde Häberli nicht bereits die Gnade einer ehrenvollen Freistellung gewährt? Das hat primär mit dem Spielplan zu tun: Die damals ausstehenden Duelle der Luzerner bis zur Winterpause gegen die Top 4 der Liga, den FC Zürich (0:3), St. Gallen, YB und Basel sind nicht die optimale Startrampe für einen neuen FCL-Coach, um in eine sportlich bessere Zukunft abzuheben.

Zudem gibt sich Remo Meyer mit dem Gnadenbrot für Häberli mehr Zeit, um den bestmöglichen Nachfolger als FCL-Cheftrainer zu finden. Dieser wird die Rückrunde mit den FCL-Spielern auf einem weissen Papier in Angriff nehmen können. Denn aus Sicht von Meyer wird es nach René Weiler und Thomas Häberli keinen weiteren Fehlschuss mehr vertragen.

Verpflichtung für den FCL

Der Abschied auf Raten vom aktuellen Übungsleiter verpflichtet die sportliche Führung des FC Luzern aber gleichzeitig dazu, dem bis im nächsten Sommer vertraglich gebundenen Häberli eine Anschlusslösung anzubieten. Eine Entlassung mit einem feuchten Händedruck zur Winterpause stünde einem verantwortungsvollen KMU bei dieser Vorgeschichte schlecht an.

«Ich habe noch nie daran gedacht, meinen Job aufzugeben», versichert Häberli an diesem Freitag. Das spricht für sein Arbeitsethos, für seine Überzeugung, das Unvermeidbare doch noch verhindern zu können.

Dennoch hat sich in den letzten Wochen und Monaten gezeigt, dass Häberli das fehlt, was erfolgreiche Trainer auf praktisch jeder Stufe des Fussballs auszeichnet: Die Rede ist von Charisma und der Fähigkeit, seine Untergebenen von seinen Ideen zu überzeugen und eine Dynamik zu entwickeln (zentralplus berichtete). Darüber hinaus ist Häberli mit seinen kommunikativen Fähigkeiten kein guter Verkäufer seiner selbst.

Der Gegenentwurf zu Seoane

Sein Einstieg ins Trainerbusiness beim FC Luzern entpuppt sich zusehends als Gegenentwurf zu jenem von Gerardo Seoane im Dezember 2017. Dieser legte mit einer qualitativ schlechter zu bewertenden Mannschaft als der aktuellen eine furiose Rückrunde mit dem FCL hin. Bloss ein Jahr später hat sich der Luzerner mit YB zum Meistertrainer gekürt.

Aber wie kann eine saubere FCL-Lösung für Häberli aussehen? Die Luzerner stellen eine erfolgreiche Nachwuchsabteilung und sind seit Ende August ein vom Schweizer Fussballverband offiziell zertifiziertes Leistungszentrum in unserem Land (zentralplus berichtete).

In diesem Bereich muss sich für den ehemals erfolgreichen Stürmer auf nationalem Niveau und früheren Assistenten von YB und Basel ein guter Job finden lassen. Häberli müsste nicht mehr das Aushängeschild des FCL sein und sich erst recht nicht mehr um Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Daraus könnte eine Win-win-Situation für beide Parteien entstehen.

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