Lesebus, Pfuusbus oder Migros-Wagen 2.0?

Baarer sucht aufregende Ideen für einen alten ZVB-Bus

David Bucher sucht jemanden, der ein tolles Konzept für einen ausrangierten ZVB-Bus hat und umsetzen will. (Bild: wia/zvg)

Die Annonce, welche ein Zuger auf der Facebookseite «Zuger helfen Zugern» gemacht hat, sorgt für eine Menge Aufmerksamkeit. Er will einem alten ZVB-Bus neues Leben einhauchen. Ob daraus ein Pfuusbus, ein Fitnesscenter oder ein Foodtruck wird, ist offen.

«Ich bin ein Zuger Bus und warte auf ein Projekt. Hat jemand eine Idee, bitte PN einreichen, so konkret wie möglich. Evt. kommt dein Projekt schon bald ins Rollen ...» Mit diesen Worten und einem Bild des besagten Busses wandte sich der Zuger David Bucher vor einigen Tagen an die Facebook-Gruppe «Zuger helfen Zugern».

Die Reaktionen liessen nicht auf sich warten. 130 Personen kommentierten den Eintrag mit wilden, schlauen und vagen Ideen, rund ein Dutzend Personen schrieben dem gebürtigen Baarer direkte Nachrichten mit teils ausgefeilteren Konzeptvorschlägen.

Doch Moment mal. Wie kommt ein gewöhnlicher Zuger überhaupt zu diesem Bus? «Als ich für meine Familie auf der Suche nach einem Auto mit sechs Plätzen war und dies bei der Onlinesuche so eingab, erschien auf einer Autohandelsplattform dieser ehemalige ZVB-Bus.» Es handle sich um eines von mehreren ausgedienten Fahrzeugen aus einer früheren Flotte. «Die anderen Busse waren vom Rotary-Club an die Ukraine verschenkt worden», sagt Bucher (zentralplus berichtete).

Ein alter Gelenkbus für 9000 Franken

Er erstand den 17 Meter langen Gelenkbus für läppische 9000 Franken; dies mit dem Ziel, daraus eine fahrende «Farm-to-Plate»-Burgerbude zu machen. «Das Fahrzeug ist in sehr gutem Zustand und kann auch problemlos ausgebaut werden», ist Bucher nach einem Augenschein überzeugt.

«Ich habe definitiv kein Interesse daran, die Projektleitung zu übernehmen, vielmehr würde ich den Bus den Interessierten vermieten.»

David Bucher, Besitzer des Busses

Mit seinem Unternehmen Extreme Dining, weiteren Gastroprojekten sowie einer wachsenden Familie hat Bucher jedoch mittlerweile alle Hände voll zu tun. «Ich habe in meinem Umfeld nachgefragt, ob jemand Interesse respektive eine gute Idee für den Bus hätte. Erfolglos.» Weshalb ihm die Idee kam, via Social Media die breite Masse zu fragen, was diese auf den rund 34 Quadratmetern, die das Gefährt hergibt, anstellen würde. Für Bucher ist klar: «Ich habe definitiv kein Interesse daran, die Projektleitung zu übernehmen, vielmehr würde ich ihn den Interessierten vermieten.»

Projektideen gibt es viele: bessere und schlechtere

Womit wir bei den 130 Rückmeldungen und Dutzenden von Likes sind, welche auf Buchers Beitrag erfolgt sind. Mehrere Personen wünschen sich einen mobilen Secondhandshop oder ein Brocki. Eine andere mag die Vision einer fahrbaren Disco, welche für Anlässe gemietet werden könnte. Eine weitere Zugerin wünscht sich einen Fitnessbus mit Geräten, was sogleich Diskussion zu ungewünschten Geruchsemissionen auslöst. Die Idee einer fahrenden Bibliothek erhält deutlich mehr Zuspruch.

(Bild: zvb Screenshot Facebook)

Jemand sähe gerne einen unkonventionellen Foodtruck oder aber ein Foodsharing-Angebot. Auch die Macher des bereits bestehenden Technik-Mobils, welches bei den Zuger Volksschulen Halt macht und Kinder für MINT-Fächer begeistern soll, äussern ihr Interesse an dem Bus.

Ein Zuger hätte gern eine mobile Hautkrebs-Check-Praxis, welche mit Dermatologen an Bord in die Dörfer fährt. Dies gepaart mit einer Aufklärungskampagne gegen Hautkrebs. Die Idee erntet einige Likes.

Über 130 Kommentare hat der Post von David Bucher erhalten. (Bild: zvg Screenshot Facebook)

Viele würden eine Bleibe für Obdachlose begrüssen

Am deutlich meisten Zuspruch jedoch erhält die Idee, das Gefährt zu einer Art «Pfuusbus» zu machen. Ein Projekt also, wie es in Zürich bereits besteht. In Zug gibt es kein Schlafangebot für Obdachlose, aber durchaus Bedarf dafür. Betroffene müssen jeweils nach Zürich oder Luzern reisen für eine Übernachtung (zentralplus berichtete).

«Wenn ein Projekt sinnvoll ist und eine grosse Öffentlichkeit erreicht, würde ich den Bus gratis ausleihen.»

David Bucher, Besitzer des Busses

Bucher sagt: «Ich weiss noch nicht, wie ich nun weiterfahre. Ich werde mich auf jeden Fall noch mit Freunden dazu austauschen. Sicher werde ich mir die Anfragen der Interessenten genau anschauen. Ideal wäre es zudem, wenn der Bus nicht allzu häufig bewegt werden müsste.» Zwar sei dieser voll fahrtauglich, doch würden durch den Benzinverbrauch und die Fahrzeugversicherung deutliche Mehrkosten anfallen. Um mit dem tonnenschweren Fahrzeug durch die Gegend zu kurven, braucht es ausserdem einen Lastwagenführerschein.

«Wenn ein Projekt sinnvoll ist und eine grosse Öffentlichkeit erreicht, würde ich den Bus gratis ausleihen. Wenn ein Konzept langfristig zu funktionieren scheint, würde ich den Projektleitern den Bus auch ganz überlassen», sagt Bucher.

Noch befindet sich der Bus in der Nähe von Olten auf einem gemieteten Stellplatz. «Der Mietvertrag läuft bis im Sommer. Ich hoffe, dass spätestens dann eine Idee umgesetzt werden kann.»

Die ZVB begrüsst die Reanimation des alten Busses

Die Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) sind über das Unterfangen des Zugers im Bild. Sie erklären auf Anfrage: «Wir haben dieses Vorhaben auf Facebook entdeckt und freuen uns sehr über die Aktion.» Es handle sich bei diesem Fahrzeug um einen ehemaligen ZVB-Gelenkbus mit Erstzulassung im Jahr 2005. «Ein alter Hase also, der bereits weit gereist ist und viel erlebt hat», sagt Mediensprecherin Karin Fröhlich dazu.

«Er wurde letztes Jahr ausgemustert, als die ersten E-Gelenkbusse eingetroffen sind. Schön, wenn er im Ruhestand nochmals mit Leben gefüllt wird.» Die ZVB erneuere ihre Flotte rollierend, «das heisst, wir mustern laufend alte Fahrzeuge aus und ersetzen sie durch neue E-Busse». Bei den ausgemusterten Bussen würden Logos und Ähnliches entfernt und dann werde das Fahrzeug verkauft. «Ab dann gehören sie dem neuen Besitzer, der selbstverständlich frei ist in der weiteren Verwendung», so Fröhlich weiter.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Treffen mit David Bucher
  • Facebookpost auf «Zuger helfen Zugern»
  • Schriftlicher Austausch mit den ZVB
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Erwin Kaufmann
    Erwin Kaufmann, 27.04.2023, 21:55 Uhr

    Im Rahmen der Rückkehrhilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine 🇺🇦 könnte der Bus nicht nur Rückkehrer, sondern auch Hilfsgüter mitnehmen. Spendet doch den Bus an die Ukraine. Dort spielt es auch keine Rolle wenn der Bus 🚌 nicht den aktuellen Abgasnormen entspricht.

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