Teure E-Mobilität statt Diesel

Jetzt fahren E-Busse auch auf der Luzerner Landschaft

Pascal Süess vor dem neuen Elektro-Postauto, das ab 11. Januar in der Region Sempach unterwegs sein wird. (Bild: ewi)

Der öffentliche Verkehr soll im Kanton Luzern bis 2040 frei von fossilen Treibstoffen werden. Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember kommen neu auf der Landschaft Elektro-Busse zum Einsatz. Das ist für die Transportunternehmen mit hohen Kosten verbunden – noch.

Mit einem leisen Surren setzt sich der neue Elektro-Bus der Rottal Auto AG in Bewegung. Es ist kein Vergleich zum «Husten» und Röhren eines Diesel-Motors, die üblicherweise die Busse auf der Luzerner Landschaft antreiben.

Der laute Diesel-Motor hat zunehmend ausgedient – auch im öffentlichen Verkehr. Der Verkehrsverbund Luzern (VVL) hat sich zum Ziel gesetzt, dass der ÖV im Kanton Luzern bis 2040 fossilfrei ist. Doch während Elektro-Autos auf unseren Strassen immer häufiger zu sehen sind, ist die Technologie im öffentlichen Verkehr noch kaum verbreitet.

Seit einem Jahr sind in der Stadt Luzern auf der Linie 10 drei Elektro-Busse im Einsatz, die nicht von Fahrleitungen abhängig sind. Es waren die ersten E-Busse im Kanton Luzern überhaupt, die mit einer Batterie betrieben werden. Nun kommen sie auch auf der Landschaft zum Einsatz.

Zehn Elektro-Busse im Kanton Luzern

So nimmt die Postauto AG auf den Linien 70 und 89 insgesamt drei neue Elektro-Busse in Betrieb. Und die Rottal Auto AG setzt auf den Linien 60 und 64 vier neue E-Busse ein. 5,2 Millionen Franken haben die neuen Busse gekostet. Somit sind ab dem 11. Dezember insgesamt zehn Elektro-Busse im Kanton Luzern im Einsatz. 200'000 Liter Diesel werden so jährlich eingespart.

Die Freude bei VVL-Geschäftsführer Pascal Süess ist gross: «Die heutige Einweihung der neuen Busse ist ein Meilenstein auf unserem Weg zu einem fossilfreien ÖV», sagt er am Einweihungs-Anlass der Busse in Sempach.

Feierlich werden die neuen E-Busse eingeweiht. Von links nach rechts: Gion Luca Dobmann, Rottal Auto AG; Ruth Aregger, VVL-Präsidentin; Pascal Süess, VVL-Geschäftsführer; Philipp Schubiger, Postauto AG.

Bis dahin ist es für den VVL aber noch ein weiter Weg. Im Geschäftsbericht 2021 weist der Verkehrsverbund aus, dass noch immer auf 77 Buslinien Diesel-Busse im Einsatz sind. Rund 60 Prozent der im Busverkehr transportierten Passagiere sind in Diesel-Bussen unterwegs. Diesel ist heute noch nicht aus dem Busverkehr wegzudenken. Dennoch hält Pascal Süess im Gespräch mit zentralplus fest: «Für das Ziel 2040 sind wir auf Kurs. Und auch im Vergleich zu anderen Kantonen stehen wir in Luzern mit den nun zehn Elektro-Bussen gut da.»

Neue Busse liefern wertvolle Erfahrung

Er räumt aber ein, dass die sieben neue Busse noch nicht der ganz grosse Wurf seien. «Uns ist es in dieser Phase sehr wichtig, Erfahrungen zu sammeln», betont Süess. Wenn der VVL den Betrieb mit den neuen Bussen besser kenne, könne die Umstellung auf E-Busse im grossen Stil erfolgen.

Zudem ist die Umstellung auf elektrische Busse eine Frage des Geldes – und eine der Politik. «Der Bund subventioniert aktuell noch den Diesel für die Transportunternehmen», sagt Süess. «Darum ist der Betrieb eines Diesel-Busses im Vergleich zu einem E-Bus heute noch günstiger.» Im Vergleich zum bisherigen Betrieb betragen die Mehrkosten, die sich auf den vier Linien aufgrund der Umstellung ergeben, 12 bis 13 Prozent.

«Die Linie 50 zwischen Beromünster und Luzern ist heute noch nicht für einen Elektro-Bus geeignet.»

Pascal Süess, Geschäftsführer VVL

Süess rechnet aber damit, dass die Diesel-Subventionen bald gestrichen werden. Und sich mit weiteren Fortschritten der Technologien neue Möglichkeiten für den ÖV ergeben.

«Die Linie 50 zwischen Beromünster und Luzern ist heute noch nicht für einen Elektro-Bus geeignet», sagt Süess. Die weite Distanz und der dichte Fahrtakt verunmöglichten dies. Für solche Strecken seien Wasserstoff-Busse wegen ihrer Reichweite wohl besser. Der VVL sei bezüglich alternativer Technologien offen, sagt Süess.

Dass die neuen Busse auf den Linien 70, 89, 60 und 64 zum Einsatz kommen, ist darum kein Zufall. Die Buslinien 60 und 64 zwischen Rothenburg und Buttisholz sowie zwischen Ruswil und Wolhusen sind eher kurz und nur zu den Stosszeiten bedient. Nach dem Einsatz am Morgen kommen die Busse der Rottal Auto AG ins Depot nach Ruswil, wo sie wieder aufgeladen werden. Ab 16 Uhr erfolgt dann die Abendschicht. So sind die Linien für den Elektro-Betrieb gut geeignet.

Die Postauto-Linie 89 zwischen Sempach und Eich überwindet auf diesem Weg viele Höhenmeter. Das soll Informationen liefern, wie der E-Bus auf Bergstrecken zurechtkommt.

Der lange Weg der Transportunternehmen zu fossilfreiem ÖV

Mit den drei neuen E-Bussen vergrössert die Postauto AG ihre Flotte gleich um 50 Prozent. Bislang hat das Grossunternehmen erst sechs Elektro-Busse im Einsatz, darunter einen in der Zentralschweiz auf der Linie zwischen Sarnen und Alpnach.

Auch für die Postauto AG ist es darum noch ein langer Weg bis zum fossilfreien ÖV. Das Unternehmen hat sich ebenfalls zum Ziel gesetzt, bis 2040 fossilfrei zu sein. Und bis 2024 sollen bereits die ersten 100 E-Busse auf dem Postauto-Netz unterwegs sein. Die gesamte Fahrzeug-Flotte umfasst rund 2'400 Busse. Da sind die drei neuen Busse in Luzern vorerst nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

In Brugg (AG) fährt ein Elektro-Postauto, das direkt an der Haltestelle aufgeladen wird. In Luzern müssen die E-Busse dafür noch ins Depot. (Bild: Postauto AG)

Fast alle Transportunternehmen wollen ihre fossil-betriebenen Busse in den nächsten Jahren aus dem Verkehr nehmen und emissionsfrei werden. Doch sie alle stehen wie die Postauto AG, die VBL oder die Rottal Auto AG noch ganz am Anfang dieses Wegs.

Bis Ende Jahr fahren beispielsweise auf dem Netz der Zugerland Verkehrsbetriebe zehn Prozent der eingesetzten Busse mit elektrischem Antrieb. Das Berner ÖV-Unternehmen Bernmobil hat aktuell fünf Elektro-Busse im Einsatz, bei über 100 Bussen, die mit Erdgas oder Diesel unterwegs sind. In Zürich hat die VBZ mit aktuell 27 Elektro-Bussen bei rund 150 Bussen mit Verbrennungsmotor die Nase deutlich vorn bezüglich Umstellung hin zu einem fossilfreien ÖV.

VBL beschafft sich 13 neue Elektro-Busse

Doch zurück in den Kanton Luzern: Wie geht es hier mit der Elektrifizierung des ÖV weiter? VVL-Geschäftsführer Pascal Süess stellt für die kommenden zwei Jahre weitere E-Busse in Aussicht. Wann und wo diese zum Einsatz kämen, könne er aufgrund der langwierigen Bewilligungsverfahren aber noch nicht sagen. Zudem entwickelt der Verkehrsverbund seine E-Bus-Strategie weiter, auf der die Einführung der ersten zehn E-Busse beruht.

Was bereits bekannt ist: Auf den Fahrplanwechsel Ende 2024 ersetzt die VBL weitere Diesel-Busse auf den Linien 12 und 30. Künftig kommen auf diesen Strecken Batterie-Trolleybusse zum Einsatz. Diese fahren wie Trolley-Busse an einer Fahrleitung, können kürzere Strecken aber mit der Elektro-Batterie zurücklegen. Sie sind damit für Strecken geeignet, die nur zum Teil mit einer Fahrleitung erschlossen sind. 13 solcher Busse wird die VBL zu diesem Zweck in den nächsten Monaten beschaffen (zentralplus berichtete).

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Salome Tamburini
    Salome Tamburini, 06.12.2022, 21:51 Uhr

    Immer mehr E-Fahrzeuge und die brauchen Strom. Haben wir also keine Stromknappheit??? Scheinbar doch nicht…

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  • Profilfoto von Kristin
    Kristin, 05.12.2022, 19:52 Uhr

    Der Strom, den wir zu Hause einsparen sollen bzw. müssen, wird dann einfach von diesen E-Bussen mit ihren Megabatterien verbraucht. Die klassische Volksver…ung. Von dem in Schwellenländer ausgelagerten Rohstoff- und Energieverbrauch sowie die Umweltschäden für Produktion dieser «sauberen» Busse spricht auch niemand. Dabei weiss jede, die einigermassen informiert ist, dass die weltweiten Rohstoffvorkommen nicht mal für die Elektrifizierung der Mobilität in Europa ausreichen.

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