Wahlen 2023 – Wohnungsnot

Verdichtetes Bauen und weniger Vorschriften: So wollen Luzerner Kandidaten die Wohnungsnot lindern

Da kann man noch so schnell bauen: Die Nachfrage nach Wohnungen kann in der Schweiz mit dem Angebot derzeit nicht mithalten. (Bild: Unsplash/Randy Fath)

Im dritten Teil der grossen zentralplus-Wahlserie geht es um die Wohnungsnot. Wir wollten von den Luzerner Spitzenkandidatinnen und -kandidaten wissen, wie sie das Problem lösen würden.

Die Wohnungsnot beschäftigt die Schweizer Bevölkerung stark. Auch im Kanton Luzern wird das Thema rege diskutiert. In der Stadt Luzern war die Wohnungsnot mit ein Grund dafür, weshalb die «Airbnb-Initiative» der SP im Frühjahr eine deutliche Mehrheit fand (zentralplus berichtete).

0,96 Prozent sämtlicher Wohnungen im Kanton standen per Anfang Juni dieses Jahres leer, wie das Bundesamt für Statistik festhält. Der Wert ist zwar leicht höher als im Jahr zuvor (0,91 Prozent), trotzdem verfügt Luzern damit prozentual gesehen über weniger leere Wohnungen als der Schweizer Durchschnitt. Dieser liegt bei 1,15 Prozent.

Im Rahmen der grossen Wahlserie vor den eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober hat zentralplus die Luzerner Spitzenkandidaten für den Nationalrat deshalb nach ihren Rezepten gefragt. Konkret lautete die Frage: «Was sind Ihrer Meinung nach die zielführendsten Massnahmen zur Bekämpfung der Wohnungsnot?»

Die Antworten der GLP-Kandidaten

Roland Fischer (58, bisher): «Wohnungsnot herrscht, wenn die Nachfrage grösser ist als das Angebot. Deshalb muss das Angebot, insbesondere für preisgünstigen Wohnraum, erhöht werden. Der Schlüssel dazu sind einerseits raschere Bewilligungsverfahren, aber auch städteplanerische Massnahmen. So soll im städtischen Raum vermehrt in die Höhe gebaut werden.»

Claudia Huser (42, neu): «Vereinfachung der Bewilligungsverfahren, so, dass wieder mehr und kostengünstiger gebaut werden kann.»

Die Antworten der FDP-Kandidaten

Peter Schilliger (64, bisher): «Es benötigt klar weniger Vorschriften. Grosse Neubauprojekte, insbesondere in den Städten, scheitern zu oft an den gesetzlichen Anforderungen oder im Baubewilligungsprozess, zum Beispiel durch Einsprachen. Diese Verfahren sind zu vereinfachen und zu beschleunigen.»

Jacqueline Theiler (42, neu): «Verdichtetes Bauen in Innenstädten ist zu fördern und Bewilligungsverfahren müssen deutlich vereinfacht werden. Auf einen Ausbau für alle Generationen und alle Einkommen ist acht zu geben.»

Die Antworten der SVP-Kandidaten

Franz Grüter (60, bisher): «Der Hauptfaktor für die Wohnungsnot ist die unkontrollierte Zuwanderung. Wir haben gar nicht genug Wohnungen. Die logische Folge davon ist, dass die Mieten steigen und steigen – und verfügbare Wohnungen immer knapper werden.»

Dieter Haller (49, neu): «Hauptursachen der Wohnungsnot sind die masslose unbegrenzte Zuwanderung, welche wir in dieser Geschwindigkeit nicht verkraften, aber auch zu lange Bewilligungsverfahren, welche zusätzlich durch Regulierungen im Paragraphendschungel und Einsprachen verzögert werden. Diese Faktoren treiben auch die Kosten in die Höhe.»

Vroni Thalmann-Bieri (54, neu): «Über die zu treffenden Massnahmen sind sich die Experten uneinig. Eine Massnahme ist sicher die Drosselung der Zuwanderung. Eine 10-Millionen-Schweiz verschlimmert nicht nur die Wohnungsnot, sondern gefährdet auch unseren Wohlstand.»

Die Antworten der SP-Kandidaten

Pia Engler (50, neu): «Ich stehe ein für die Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus und die bessere Kontrolle von Mietzinserhöhungen.»

David Roth (38, neu): «Wir müssen die Immobiliengrosskonzerne aus dem Markt zurückdrängen. Wohnraumvernichtung durch Airbnb müssen wir mit dem Luzerner Weg verhindern. Statt Bauzonen für überdimensionierte Luxusvillen wie in Meggen brauchen wir den Wohnraum für schöne Familienwohnungen.»

Die Antworten der Mitte-Kandidaten

Leo Müller (65, bisher): «Die Bauverfahren sind zu beschleunigen. Zu viele Bauprojekte – auch für Wohnbauten – sind blockiert. Ich habe am 16. Juni 2023 ein entsprechendes Postulat eingereicht, damit solche Verzögerungen beseitigt werden.»

Priska Wismer-Felder (53, bisher): «Verdichtete, intelligente Bauweisen, Umnutzung von Industriebrachen und beschränkte Einsprachemöglichkeiten gegen Bauvorhaben sehe ich als Mittel.»

Adrian Nussbaum (45, neu): «Viele von uns verharren im Muster ‹Verdichtung ja, aber nicht bei mir›. Auch hier müssen wir Bewilligungsverfahren beschleunigen. Es kann nicht sein, dass ländliche Regionen Gebiete auszonen müssen und die Zentren die Verdichtung nicht hinkriegen.»

Karin Stadelmann (38, neu): «Wir können verdichteter bauen – dafür braucht es eine erneute Diskussion in Bern betreffend Ausnützungsziffer und Bauhöhe. Das darf aber nicht planlos und ohne Mitsprache der Bevölkerung passieren. Zudem gilt es, die Bewilligungsverfahren zu beschleunigen, es dauert viel zu lange zwischen Baugesuch und Baubewilligung.»

Die Antworten der Grünen-Kandidaten

Michael Töngi (56, bisher): «Wir müssen zuerst die Kostenmiete durchsetzen – es braucht Kontrollen, damit die überhöhten Renditen runterkommen. Dazu braucht es viel mehr gemeinnützige Wohnungen, die diesem Renditedenken entzogen sind. Die Bevölkerung hat hier der Stadt Luzern ein Ziel vorgegeben, in den Agglomerationsgemeinden braucht es dies ebenfalls sowie die nötigen Massnahmen.»

Laura Spring (39, neu): «Wohnen ist ein Menschenrecht. Ich setze mich für eine Wohnpolitik, die mehr zahlbare Wohnungen schafft und auch für ökologischem Wohnungsbau ein. Dazu sollen gemeinnützige Genossenschaften gefördert werden.»

So sind wir vorgegangen

Der Kanton Luzern hat neun Nationalratssitze zu vergeben. Derzeit hat die Mitte drei davon inne, die SVP zwei und die Grünen, GLP, FDP und SP je einen. Da wir aus praktischen Gründen nicht die Antworten sämtlicher Kandidaten – es sind 387 Personen – abbilden können, haben wir uns entschieden, uns auf die Spitzenkandidaten zu fokussieren. Dabei haben wir folgendes Prinzip angewandt: Anzahl derzeitige Sitze pro Partei plus eins. So sind wir beispielsweise bei der Mitte von ihren derzeit drei Vertretern ausgegangen, plus ein weiterer Kandidat. Bei der SVP von ihren zwei Sitzen, plus eine Kandidatin und so weiter.

zentralplus hat 15 Personen einen Fragenkatalog zugestellt. Die bisherigen Nationalräte waren dabei gesetzt, hinzu kamen die Kandidaten, die unserer Meinung nach die besten Chancen haben, gewählt zu werden. Sei es aufgrund ihrer Prominenz oder ihrer Wahlergebnisse in früheren Nationalrats- oder Kantonsratswahlen.

Bei der Wiedergabe der Antworten haben die Bisherigen Vorrang, danach kommen die neuen Kandidaten, alle alphabetisch sortiert. Die Angefragten wurden gebeten, sich auf drei Sätze pro Antwort zu beschränken. Wo dies überschritten wurde, haben wir die Antwort gekürzt.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit den Kandidatinnen und Kandidaten
  • Leerwohnungsziffer, Zahlen des Bundes
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