Grosse Diskussionen ums Hundereglement

Unterägerer nehmen Hunde an die kurze Leine

Dieser Golden Retriever hat gut hecheln. Leinenlos in der Wiese herumzutollen, ist für die Vierbeiner etwas vom Schönsten. (Bild: zvg Adobe Stock)

Im Sommer auf dem frisch gemähten Feld herumtollen? Das ist für Unterägerer Hunde bald tabu. Die Gemeindeversammlung beschloss ein entsprechendes Hundereglement. Dies nicht ohne Widerstand.

Er sei etwas überwältigt, befand Fridolin Bossard (FDP), der Gemeindepräsident von Unterägeri, während er am Montagabend vom Podium in die Gemeindeversammlung blickte. Die Ägerihalle war mit 336 Stimmberechtigten praktisch voll. Das rege Erscheinen hatte kaum mit der Behandlung des Finanzplans und des Budgets 2024 zu tun, mit welchem auch eine Steuersenkung festgelegt werden sollte. Beides wurde durchgewinkt.

Auch die Diskussion darüber, dass der Gemeinderat künftig Liegenschaftskäufe und -tausche bis sechs Millionen Franken in eigener Kompetenz tätigen können wird, sorgte für wenig Emotionen. Wobei die FDP den Betrag per Antrag auf fünf Millionen Franken kürzte.

Das Hundegesetz polarisiert

Für Unmut sorgte an der Gemeindeversammlung ein ganz anderes Geschäft. Nämlich jenes zum «Reglement über das Halten von Hunden und die Erhebung der Hundesteuer», kurz, das neue Hundereglement (zentralplus berichtete). Dieses sollte gemäss Gemeinderat «ein konfliktfreies und friedliches Zusammenleben von Menschen und Hunden in Unterägeri ermöglichen».

Viele der darin enthaltenen Punkte waren für das Gros der Anwesenden unbestritten. Etwa, dass Hunde unter Kontrolle zu halten sind oder dass Hundeführerinnen verpflichtet werden, Hundekot auf Trottoirs, Plätzen, aber auch in landwirtschaftlichen Kulturen sofort zu beseitigen.

Gemeinde Unterägeri kommt kantonalem Gesetz zuvor

Was hingegen nicht allen Anwesenden behagte, war das Begehren des Gemeinderats, eine Leinenpflicht im Wald und am Waldrand in der Zeit vom 1. April bis zum 31. Juli, also während der Brut- und Setzzeit, zu realisieren. Esther Schelbert, Vorstandsmitglied des Hundevereins Ägerital, äusserte sich dazu wie folgt: «Ich habe mich diesbezüglich erkundigt. In den vergangenen paar Jahren gab es fünf bis zehn Vorfälle, bei denen Rehe von Hunden angegriffen und/oder getötet wurden.»

Ein entsprechendes Gesetz sehe sie als wenig sinnvoll. Nicht zuletzt auch deshalb, weil auf Kantonsebene eine solche Regelung im Rahmen der Teilrevision des Waldgesetzes sehr wahrscheinlich sowieso bald umgesetzt werde (zentralplus berichtete).

Die Stimmberechtigten hatten kein Verständnis für Schelberts Antrag und sprachen sich für die jährlich wiederkehrende Leinenpflicht im Wald während der Frühlings- und Sommermonate aus.

Tollen in der Wiese? Das ist nun während acht Monaten tabu

Am meisten Gegenwind erntete jedoch ein anderer Passus des geplanten Hundereglements. Nämlich die Regelung, welche besagt, dass Hunde vom 16. März bis zum 31. Oktober nicht in landwirtschaftlichen Kulturen, also beispielsweise auf Wiesen, Heuflächen oder Äckern, freigelassen werden dürfen.

Dies, obwohl die zuständige Gemeinderätin Irene Iten-Muff (Mitte) beteuerte, dass dort künftig keine Leinenpflicht bestehen solle. Vielmehr sollen die Hunde von ihren Haltern abgerufen werden, wenn sie sich zu weit in die Wiese begeben. «Abgesehen davon dürfen sich die Tiere dort zwischen dem 1. November und dem 15. März aufhalten.» Für diese Aussage erntete die Gemeinderätin einige schnaubende Laute aus der Versammlung.

Ist ein Hund ein Hund, wenn er nicht herumtollen darf?

Die Unterägererin Trix Gubser äusserte sich dezidiert zum genannten Passus: «Die Leinenpflicht im Wald während der Setzzeit erachte ich als sinnvoll. Dass Hunde nicht mehr auf landwirtschaftliche Kulturen dürfen, entspricht hingegen einer faktischen Leinenpflicht während acht Monaten. Dies lässt sich mit artgerechter Tierhaltung nicht vereinbaren.»

Das sah die Mehrheit der Stimmberechtigten anders. Die beiden Anträge, dass Wiesen, wenn sie erst knöchelhoch oder ganz kurz gemäht sind, weiterhin von Hunden begangen werden dürfen, wurden klar abgelehnt. Das neue Hundereglement wurde demnach vollständig im Sinne des Gemeinderats angenommen. Fridolin Bossard freute es. Der Gemeindepräsident dazu konkludierend: «Das ist gelebte Demokratie.»

Verwendete Quellen
  • Besuch Gemeindeversammlung Unterägeri
  • Unterlagen zur Gemeindeversammlung
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


3 Kommentare
  • Profilfoto von Sara
    Sara, 13.12.2023, 14:33 Uhr

    Ich habe keinen Hund. Aber ich schäme mich von Unterägeri zu sein!
    Bitte nehmt dann Kinder auch an die Leine. Diese verursachen mehr Dreck und Unmut als Hunde. Danke.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
  • Profilfoto von Daniela Uebersax
    Daniela Uebersax, 12.12.2023, 12:02 Uhr

    Mit gelebter Demokratie hat das wenig zu tun, wie dies die Gemeinderäte im Schönsprech fabuliert. Viel eher mit pervertiertem Föderalismus. Wie soll ein Auswärtiger beim Hundespaziergang diese Regeln kennen? Und woher weiss ich, ob ich mich jetzt gerade noch auf Oberägerer Boden befinde oder die Gemeindegrenze zu Unterägeri schon überschritten habe? Installiert die Gemeinde nun überall Warnschildet,

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
    • Profilfoto von Valeria Wieser
      Valeria Wieser, 12.12.2023, 12:29 Uhr

      Liebe Daniela Übersax
      Immerhin kommt es beim von dir genannten Beispiel nicht mehr drauf an, da Ober- und Unterägeri nun quasi identische Hundereglemente haben. Die Frage ist trotzdem gut und stellt sich beispielsweise auf dem Spaziergang von Unterägeri auf den Zugerberg, respektive Stadtzuger oder Baarer Boden. Freundliche Grüsse, Valeria Wieser

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon