Antworten zur Zuger Leinenpflicht

Ab an die Leine? Was Bello künftig nicht mehr darf

Fertig gejagt: Hunde im Kanton Zug sollen während der Brut- und Setzzeit an die Leine. (Bild: wia)

Während der Setz- und Brutzeit müssen Hunde im Kanton Zug künftig an die Leine. So will es der Kantonsrat. Droht bald auch die generelle Leinenpflicht? zentralplus klärt auf.

Am Donnerstag beriet der Zuger Kantonsrat die Teilrevision des Einführungsgesetzes zum Wald. Für emotionale Voten sorgte dabei ein Teilaspekt. Nämlich die Frage, wie der Umgang mit Hunden im Wald geregelt werden soll. Auf kantonaler Ebene gab es bis anhin keine Regeln für Haltung und Aufsicht. Das soll sich nun ändern.

In der Vorlage des Kantons steht, Hundebesitzer sollen ihre Tiere am Waldrand und im Wald so unter Aufsicht halten, dass sie jederzeit abrufbar sind und weder Mensch noch Tier belästigen oder gefährden. «Da die grosse Mehrheit der Hundehaltenden diese Aufsichtspflicht bereits heute in Eigenverantwortung wahrnimmt, betrifft die neue Regelung nur wenige», heisst es weiter.

Doch dem Kantonsrat reicht das nicht. Er will weiter gehen als die Regierung: Wie bereits die vorberatende Ad-hoc-Kommission fordert auch die Parlamentsmehrheit, dass eine zeitlich begrenzte Leinenpflicht während der Brut- und Setzzeit eingeführt wird.

Doch was bedeutet der Entscheid konkret? Kommt nun die von vielen gefürchtete generelle Leinenpflicht? zentralplus hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Wo und wann muss ich Bello künftig anleinen?

Die Brut- und Setzzeit ist definiert auf die Zeit zwischen dem 1. April und 31. Juli. Die Leinenpflicht soll im Wald und am Waldrand gelten. Wie nah genau am Waldrand, ist derzeit nicht bestimmt. Die gesetzliche Regelung im Kanton Zürich definiert «Waldrand» als das Gebiet in bis zu 50 Meter Entfernung vom Wald.

Obacht: Die einzelnen Gemeinden können auf eigene Faust strengere Regelungen erlassen respektive, sie haben dies bereits getan. Wer etwa im Baarer Wald im Februar seinen Hund frei laufen lässt, darf bereits heute gebüsst werden. Nicht nur dort, auch in weiteren Gemeinden gibt es bereits eine Leinenpflicht. Es lohnt sich also, die kommunalen Regelungen nachzuschauen.

Ist es sicher, dass das Gesetz umgesetzt wird?

Nein. Aber sehr wahrscheinlich. Ende Januar wird die 2. Lesung zum Thema stattfinden. Dann könnte der Zuger Kantonsrat das Gesetz versenken. So geschehen im Jahr 2015, als sich das Parlament an der Schlussabstimmung mit einer Stimme Unterschied gegen ein kantonales Hundegesetz aussprach (zentralplus berichtete). Heute ist die Lage aber anders.

Am Donnerstag sprachen sich die Parlamentarierinnen mit 51 zu 24 Stimmen für die zeitlich begrenzte Leinenpflicht aus. Einzig die SVP und vereinzelte Politiker anderer Lager lehnen die Regelung ab. Dass sich diese Haltung bis zur zweiten Lesung am 25. Januar ändert, ist unwahrscheinlich.

Wie viele Waldtiere werden in Zug von Hunden gerissen?

Wenig, wie die Jagdstatistik des Kantons Zug zeigt. Die Anzahl der Risse, die klar Hunden zugeordnet werden kann, ist gering. Sie variierte in den letzten 10 Jahren zwischen vier und null tödlichen Rissen pro Jahr. Signifikant ist der Unterschied zu früher. In den frühen 90er-Jahren gab es im Durchschnitt rund 10 Risse pro Jahr.

Fachleute beteuern, dass die Risse nicht das eigentliche Problem sind, sondern nur die «Spitze des Eisbergs». Relevant in Bezug auf den Schutz der Brut- und Setzzeit sei es vielmehr, dass die Wildtiere nicht durch herumstöbernde Hunde gestört werden.

Hand aufs Herz: Was, wenn Bello ein Reh reisst?

Relativ einfach: «Es kommt zu einer Strafanzeige», erklärt Martin Ziegler, der Amtsleiter des Amtes für Wald und Wild. Dann wird ein Strafverfahren eröffnet. Über das Strafmass entscheidet das Gericht unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren. Zum Beispiel, ob es bereits Vorfälle durch einen Hund derselben Halterin gab.

Gibt es den Hundetourismus tatsächlich?

«Hundetouristen» kommen aus den umliegenden Kantonen nach Zug zum Spazieren. Das hat selbst der Regierungsrat in seinem Bericht und Antrag dokumentiert. Es könne davon ausgegangen werden, «dass Hundehaltende aufgrund der liberaleren Bestimmungen ihre Hunde vermehrt im Kanton Zug ausführen».

Das wäre gerade für Hundehalterinnen aus dem Kanton Schwyz eine naheliegende Option. Dort gilt eine generelle, ganzjährige Leinenpflicht für Hunde. Wer Fiffi gern frei laufen lässt, tut dies am einfachsten im Nachbarkanton Zug.

Droht bald eine generelle Leinenpflicht im Kanton Zug? 

Kaum. Auch wenn das Thema Hundereglemente in Zug nicht unumstritten ist. Eine zentralplus-Umfrage bei den Parteien im letzten Sommer zeigte, dass einige Politiker mit dem gesetzlichen «Flickenteppich» im Kanton unzufrieden seien (zentralplus berichtete).

Einige appellierten an die Eigenverantwortung, andere plädierten für die Wiedereinführung von obligatorischen Hundeerziehungskursen. Diese waren einst vom Bund vorgegeben, wurden jedoch 2017 abgeschafft. Eine generelle Leinenpflicht schlug keiner explizit vor.

Gegen eine generelle Leinenpflicht spricht ausserdem, dass der bürgerliche Kanton Zug generell wenig hält von starken Regulierungen.

Verwendete Quellen
  • Bericht und Antrag des Regierungsrats zum Waldgesetz
  • Jagdstatistik Kanton Zug
  • Telefonischer Austausch mit Martin Ziegler, Leiter Amt für Wald und Wild
  • Berichterstattung «Zuger Zeitung»
  • Bund zur Abschaffung der obligatorischen Hundekurse
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18 Kommentare
  • Profilfoto von lana
    lana, 30.10.2023, 22:11 Uhr

    Hunde und Biker stören die Wildtiere vergleichsweise wenig, solange beide auf offiziellen Wegen bleiben, nicht in den frühen Morgen oder Abendstunden im Wald unterwegs sind und gesunden Menschenverstand walten lassen… Ausserdem haben wir eh zuviel Rotwild. Über die Sinnhaftigkeit der Leinenpflicht während Brut und Setzzeit kann man diskutieren. Sowie man analog über ein Sonn und Feiertagsverbot auf nicht offiziellen Bikewegen diskutieren kann. Es geht doch bei der Ablehnung von Bikern oder Hündelern oft nur um hervorbeschworene Nutzerkonflikte. Allgemeine Verbote bringen nichts, besser ist wenn man Nutzerströme kanalisiert und attraktive Angebote schafft. Ich wurde auch schon oft von Hunden unangenehm angebellt und halte einige Biker für arrogant und rücksichtslos. Nur soll man sich nicht von einer Minderheit von Idioten zu Verboten gezwungen fühlen, zumal diese Leute eh zum Schlag Mensch gehören, die sich einen Dreck um die Regeln schert. Bei Hundebiss Attacken oder ähnlichem oder illegalen angelegten Trails mitten durch den Wald soll man dafür konsequenter durchgreifen.

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    Maya, 30.10.2023, 18:01 Uhr

    Und was ist mit den Katzen während der Brut- und Setzzeit? Die schleichen ganz ohne Aufsichtsperson Tag und Nacht herum… Ohne jegliche Konsequenzen, selbst wenn die Katze jeden Tag einen toten Vogel nach Hause bringt… Und obwohl man weis, das tausende geschützte und gefährdete Tiere von ihnen erwischt werden, macht man nichts dagegen. Die Katzen müssen ja nicht unbedingt eingesperrt werden, man muss ihnen auch nicht einen «Maulkorb», oder «Söckchen» anziehen, selbst das Glöckchen muss nicht sein, wenn es den Katzen tatsächlich in den Ohren weh tut. Aber zumindest könnte man ihnen ein etwas breiteres und vorallem sehr buntes Halsband anziehen, damit ihre Tarnung etwas abgeschwächt wird. Das würde vermutlich schon vielen Wildtieren nützen.

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    Roli Greter, 29.10.2023, 18:05 Uhr

    Die Berner haben es richtig gemacht. Der Grosse Rat hat vor 6 Wochen ein Postulat abgelehnt, das eine Leinenpflicht von Anfang April bis Ende Juli forderte.

    Wann begreifen die Verantwortlichen endlich, dass das Tier am hinteren Ende der Leine durch obligatorische Kurse erzogen werden muss?

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    • Profilfoto von Ingeborg Rusch
      Ingeborg Rusch, 30.10.2023, 17:57 Uhr

      Hundehalter die schon seit Jahrzehnten Hundebesitzer sind müssen sollte nicht ständig wiederholt in die Hundeschule müssen. Ihr erlernt euren Beruf auch nicht xfach. Es gibt logischerweise einfache Regeln was Hund darf und muss. Das Rad wird auch nicht neu erfunden.

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    Nelly, 29.10.2023, 13:25 Uhr

    0 bis 4 tote Rehe im Jahr wegen Hunden, 50 tote Rehe im Jahr wegen Autos. Logische Konsequenz: Die Hunde müssen an die Leine… aber die Autos dürfen weiterhin mit 80 kmh ausserorts an Waldrändern entlang brettern… Eine Temporeduktion war noch nie ein Thema. Wo, bitte schön, bleibt da die Logik??

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    Zuger Kerl, 29.10.2023, 08:04 Uhr

    Danke den 24 Nein Stimmen im Kantonsrat. Sie werten die Materie korrekt. Zur Statistik: täglich fahren mehrere Biker kreuz und quer durch den Wald. Pro Jahr werden über 50 Wildtiere von Autos getötet. Pro Jahr gibt es 1 fehlbarer Hund, welcher eine Wildtier angreift und verletzt.
    2 Monate nach der Brunstzeit kommen die Jäger und hetzen sämtliche Wildtiete auf. Wo bitte ist da die Logik. Hunde sind kein Problem

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  • Profilfoto von jobe
    jobe, 28.10.2023, 16:58 Uhr

    Ich bin mit meinem Hund viel im Wald. Hunde die ausserhalb vom Weg rumlaufen bewegen sich im sehr kleinen Promillebereich im Gegensatz zu den Velos die durch das Dickicht preschen. Sagt man etwas wird man noch beleidigt. Gibt es eigentlich auch eine Statistik wie viele Velos die Tiere stören.

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    • Profilfoto von Tell
      Tell, 29.10.2023, 05:43 Uhr

      Politik und Verwaltung sind betr. «Waldruhe» auf dem einen Auge blind. Auf der einen Seite die Hetze mit Gesetzen, basierend auf vagen Fakten, gegen Hundehaltende. Auf der anderen Seite werden für die Bikenden Tür und Tor geöffnet. Bestes Beispiel der Bireggwald in Luzern. Dort werden mit dem Segen vom Kanton Bikertrails durch die letzten Wildruhezonen geplant. Es entsteht der Eindruck, dass die verantwortlichen Entscheidungsträger und «Fachleute» nicht objektiv, sondern aufgrund persönlicher Präferenzen entscheiden.

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    • Profilfoto von Zuger Kerl
      Zuger Kerl, 29.10.2023, 07:53 Uhr

      Völlig richtig. Das Problem sind nicht die Hunde, das Problem sind die wildfahrenden Biker. Streunende Hunde gibt es nicht

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    Dolfino, 28.10.2023, 13:34 Uhr

    Warum braucht es Leinenzwang. Weil es einfach arrogante unvernünftige Hundehalter gibt. Der Hund ist halt immer so wie sein Meister

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 28.10.2023, 11:28 Uhr

    die Evolution bremst das Jagtwesen nicht!
    Gutes Beispiel; Jagthund ,Katze! Ich kenne sogar einen Schäfer, wo sein Schäferhund ,Nachts heimlich die eigenen Schafe Riss!
    weil der Schafbesitzer eine Kamera aufgestellt hat,hat er entzetzt endeckt,das dies kein Wolf sonder eben der Hund der seine Schafe getrieben gewesen ist!

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  • Profilfoto von D Zimmermann
    D Zimmermann, 28.10.2023, 07:58 Uhr

    Kommen Velos auch an die Leine? Bei Brutzeit finde ich Leinenpflicht in Ordnung.

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    • Profilfoto von Markus Rotzbeutel
      Markus Rotzbeutel, 28.10.2023, 08:59 Uhr

      Alle Fahrzeuge bitte an die Leine.

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      • Profilfoto von Markus Rotzbeutel
        Markus Rotzbeutel, 28.10.2023, 09:36 Uhr

        Achja schon wieder Zensur. Darf man nicht auf die vielen durch Autos getöteten oder verletzten Fussgänger – über die ihr diese Woche berichtet haben – hinweisen? Gegen Velofahrer hetzen ist in Ordnung, auf tatsächliche Autounfälle hinweisen aber nicht?

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        • Profilfoto von Christian Hug
          Christian Hug, 28.10.2023, 13:07 Uhr

          Kommentare werden gerne veröffentlicht, wenn sie sich auf das Thema beziehen (hier geht es um Leinenpflicht für Hunde) und anderen Personen oder Gruppen gegenüber respektvoll und sachlich bleiben. Danke für die Kenntnisnahme.

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 28.10.2023, 06:45 Uhr

    Für die Wildtiere das einzig Richtige!Die meisten Hunde habe noch das Jagtinstikt vom Wolf geerbt!
    Aber auch Hunde brauchen einen Richtigen Auslauf!Da wäre eine Wiese zum Austoben schon wichtig,auch zum Sozialisieren wichtig!

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    • Profilfoto von Ursi Fuchs
      Ursi Fuchs, 28.10.2023, 08:05 Uhr

      Der Wolf wurde vor 20 000 Jahren zum Hund. Wir waren damals sehr bescheidene Homo neanderthalensis und waren alle Jäger. Die Zeit dazwischen nennt sich Evolution. Die meisten Hunde haben heute nicht mehr Jagdtrieb als Menschen.

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    • Profilfoto von Noldi
      Noldi, 28.01.2024, 10:26 Uhr

      Ich suche zusammen mit Jägern und Landwirten vor dem Mähen mit Drohnen nach Rehkitzen. Setzzeit: ich fand noch nie ein Rehkitz bis 50m am Waldrand. In einer Saison wurden 17 Rehkitze gesichert. Nur 3 waren in einer Wiese angrenzend am Wald. Die anderen teils weit weg im hohen Gras. Die Mutter muss alle paar Stunden zum Säugen hin. Also mir wäre eine korrekte Aufklärung der Hundehalter wichtig und nicht allein die Behauptung, das Wild befindet sich im Wald und 50m am Waldrand. Also sicher kein Spielen von April bis Juli in einer Wiese! Ich habe auch einen Hund, in wenigen Monaten meist an einer Schleppleine, aber es gibt auch andere Möglichkeiten, unsere Vierbeiner während der Brut- und Setzzeit auszulasten. Einen Jagdtrieb, den die meisten Hunde mehr oder weniger haben, der lässt sich auch mit guter Erziehung nicht auslöschen und wir haben für unsere Hunde nun mal keine Fernbedienung. Ich habe als Hundehalterin und Rehkitzretterin genug beobachtet und meist war es Unwissenheit und Naivität der Zweibeiner, weniger die Ignoranz.

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