Eurochem-Schlupfloch

So reagiert der Bundesrat auf Manuela Weichelts Fragen

Wirtschaftsvorsteher Guy Parmelin nimmt im Rahmen der Fragestunde Stellung zu Manuela Weichelts Fragen. (Bild: Ingo Hoehn)

Gleich mehrere Vorstösse kritisieren das Vorgehen des Bundes im Fall des Zuger Düngerherstellers Eurochem. Die Zuger Nationalrätin Manuela Weichelt hat gleich mehrere kritische Fragen dazu gestellt. Der Bundesrat stellt sich hinter eine umstrittene Praxis.

Hat die Zuger Regierung versucht, zugunsten von Sanktionierten Einfluss auf die Praxis des Seco zu nehmen? Und was hält der Bundesrat vom «ring fencing»? Diese und ähnliche Fragen hat die Zuger Nationalrätin Manuela Weichelt (ALG) im Rahmen der Fragestunde des Bundesrats eingereicht.

Mit diesen will sie den Druck auf den Bund aufrechterhalten, bis im Mai 2023 entsprechende Vorstösse dazu behandelt werden können. Nebst ihr fordert auch die Aussenpolitische Kommission des Nationalrats, dass allfällige Schlupflöcher geschlossen werden (zentralplus berichtete).

Besitzerin von Eurochem entgeht den Sanktionen

Zur Erinnerung: Das russische Ehepaar Melnitschenko, Inhaber der Düngemittelherstellerin Eurochem, ist infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sanktioniert. Aber: Das Unternehmen mit Sitz in Zug selbst unterliegt keinen Sanktionen.

Abhilfe schafft hier das sogenannte «ring fencing». Mit dieser Praktik garantiert eine Firma, dass sie sanktionierten Personen keine wirtschaftlichen Ressourcen zur Verfügung stellt – also etwa keine Dividenden zahlt. im Fall von Eurochem besteht der Verdacht, dass dieses Schlupfloch angewandt worden ist, um Sanktionen gegen das Unternehmen selbst zu verhindern (zentralplus berichtete).

«Das Konzept des ring fencing darf in keinem Fall verwendet werden, um Unternehmen vor Sanktionen zu schützen.»

Guy Parmelin, Wirtschaftsvorsteher und Bundespräsident

Involviert in den Eurochem-Fall ist auch die Zuger Regierung. Infolge der Sanktionen gegen die Melnitschenkos ist das Unternehmen kurzfristig in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Woraufhin der Zuger Regierungsrat Heinz Tännler (SVP) einen Kontakt zur Zuger Kantonalbank vermittelt hat. Diesen Schritt der Unterstützung einer Firma mit Oligarchen-Verbindung kritisiert unter anderem die Alternative – die Grünen.

Guy Parmelin kann nichts Spezifisches zu Eurochem sagen

Am Montag nimmt der Bundesrat nun zu diesem Fall und Weichelts Fragen Stellung, wenn auch nicht besonders konkret. Zur Frage, was der Bundesrat von der «ring fencing»-Praxis im Fall Eurochem hält, weist Wirtschaftsvorsteher Guy Parmelin darauf hin, dass das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) für die Aufsicht und Durchführung der Sanktionen zuständig ist.

Der Bundesrat könne deshalb nicht über spezifische Fälle informieren. Auch über etwaiges Eingreifen seitens der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) könne der Bundesrat nichts sagen, da sie eine unabhängige Behörde sei.

«Ring fencing» stellt Betrieb wichtiger Unternehmen sicher

Bundespräsident Guy Parmelin betont bezüglich «ring fencing»: «Das Konzept des ‹ring fencing› darf in keinem Fall verwendet werden, um Unternehmen vor Sanktionen zu schützen.» Jedoch unterscheidet der Bundesrat zwischen den Unternehmen und sanktionierten Privatpersonen in deren Umfeld.

Er fügt an: «Ziel der Sanktionen gegen Privatpersonen ist nicht, Unternehmen in ihrem Umfeld in den Konkurs zu treiben.» Insbesondere bei Unternehmen wie der Eurochem, die eine wichtige Rolle in der weltweiten Nahrungsmittelversorgung und -produktion spielen.

Mit Praktiken wie dem «ring fencing» könne so der Betrieb dieser wichtigen Unternehmen sichergestellt werden. Zumal das Unternehmen Eurochem weder in den USA, der EU noch in der Schweiz Sanktionen unterliege. Dieses Vorgehen sei «absolut konform» mit dem Embargogesetz. Weshalb auch andere EU-Mitgliedsstaaten diese oder ähnliche Praktiken anwenden würden.

Bezüglich Zug weicht der Bundesrat aus

Bezüglich der Fragen zum Involvement der Zuger Regierung antwortet Guy Parmelin ausweichend, dass das Seco seit Kriegsbeginn mit verschiedenen Kantonen im Austausch sei, so auch mit Zug. Die Zuständigkeit für die Sanktionen liege jedoch beim Bund und dem Seco.

Manuela Weichelt hat im Vorfeld bereits mit solchen schwammigen und ausweichenden Antworten gerechnet (zentralplus berichtete). Sie behält sich vor, auf Basis dieser Rückmeldungen weitere Vorstösse einzureichen.

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6 Kommentare
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 05.12.2022, 17:31 Uhr

    Was will die grüne Frau eigentlich? Ach so, bloss ein bisschen Aufmerksamkeit mittels eines gerade hochgespülten Themas. Na ok. Gut, dass das nichts mit Populismus zu tun hat.

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    • Profilfoto von Hans Peter Roth
      Hans Peter Roth, 05.12.2022, 18:16 Uhr

      Was will dieser Peter Bitterli mit seinen unsäglichen Kommentaren eigentlich? Weshalb ist der Ukraine – Krieg für ihn nur ein «hochgespültes Thema» ? Bewirbt er sich gar als neuer Pressesprecher des Kremls oder ist er nur ein Follower von Parmelin & Tännler?

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      • Profilfoto von Peter Bitterli
        Peter Bitterli, 05.12.2022, 18:44 Uhr

        Es gibt treffende, geniale kurze Schlüsse. Ihre drei Kurzschlüsse in drei Fragesätzen sind es nicht. Erklärung?
        1. Nicht der Ukraine-Krieg ist das hochgespülte Thema, sondern der Boykott von Firmen und Personen, die damit gar nicht zwingend zu tun haben. Und ganz am Rand des Spülichts blubbert dann noch die Frage der „konsequenten Durchsetzung“. Das Thema an sich, also der Kampf gegen die Schöpfer des Zuger Wohlstandes, ist andrerseits der „Zuger Linken“ seit Jahrzehnten ein Herzensanliegen. Bevor Zug nicht wieder ein Agrarstaat ist, ist für diese Kreise die Welt aus den Fugen.
        2. Niemand bewirbt sich als neuer Pressesprecher des Kremls bloss weil – oder gar indem – er sich Fragen zur Sinnhaftigkeit von klar aus dem Fenster posaunten parlamentarischen Vorstössen macht. „Geh doch nach Moskau!“ Sie erinnern sich bestimmt noch. Das waren noch Kurzschlüsse!
        3. Er ist niemandes Follower, schon gar nicht derjenige der genannten provinziellen Personen, die Sie offenbar stark beschäftigen, weil sie einerseits einer Partei angehören, die Ihnen ein rotes Tuch darstellt, und andrerseits teils aus Ihrer Region stammen. Den Zweiten kannte er gar nicht; er musste ihn nachschlagen.

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        • Profilfoto von Hans Peter Roth
          Hans Peter Roth, 05.12.2022, 22:25 Uhr

          Kleine Korrektur: Schöpfer des Wohlstands sind all die tausenden schlecht bis mittelmässig entlöhnten Arbeiter und Angestellten, welche die Profitmaximierung für das Kapital ermöglichen.

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      • Profilfoto von Alain K.
        Alain K., 05.12.2022, 19:50 Uhr

        Es wird sicherlich irgend eine Form der russischen Zuwendung geben, welcher Art auch immer. Anders lässt sich keine Erklärung für ein Schönreden dieses Vernichtungskrieg der russischen Barbaren finden.

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        • Profilfoto von Peter Bitterli
          Peter Bitterli, 05.12.2022, 20:07 Uhr

          Woraus genau leiten Sie ein „Schönreden“ des russischen Angriffskrieges ab? Sie begeben sich da durchaus auf justiziables Gelände. Auch eine vereinfachende Weltsicht rechtfertigt keine Unterstellungen.

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