Wahlen 2023 – Klimawandel

Braucht die Schweiz höhere Staumauern oder macht sie bereits genug? Das sagen Zuger Kandidaten

Wie soll der Klimawandel gestoppt werden? Die Ansichten dazu gehen bei Zuger Politikern auseinander. (Bild: Adobe Stock)

Im zweiten Teil der zentralplus-Wahlserie geht es um den Klimawandel. Wir wollten von den Zuger Nationalratskandidaten wissen, welche Massnahmen sie fordern.

Manche sprechen von Klimakrise, andere vom Klimawandel und wiederum andere von der Klimahysterie. In der vereinigten Bundesversammlung in Bern gehen die Wogen bei diesem Thema regelmässig hoch. Es lässt auch die Bevölkerung nicht kalt, der Klimawandel war vergangenes Jahr die grösste Sorge der Schweizer, wie die Credit Suisse mit ihrem Sorgenbarometer ermittelte.

Deswegen hat zentralplus für die Wahlserie bei den neun Zuger Spitzenkandidaten der Nationalratswahlen nachgefragt, wie sie dazu stehen. Der Klimawandel ist eines von sechs Themen, das zentralplus dieser Tage aufgreift, um der Bevölkerung für die eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober aufzuzeigen, wer ihre Werte am ehesten vertritt. Bei den anderen Themen handelt es sich um Krankenkassenprämien (bereits erschienen), Wohnungsnot, Inflation/Kaufkraft, Einwanderung und Mobilität.

Wir haben die Nationalratskandidaten gefragt: «Was sind Ihrer Meinung nach die zielführendsten Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels?»

Das sagen die SVP-Kandidaten

Thomas Aeschi (44, bisher): «Bundesrat Rösti legt den Fokus richtigerweise auf die Sicherstellung der Versorgung der Schweizerinnen und Schweizer mit genügend und preisgünstiger Energie, insbesondere im Winterhalbjahr.»

Thomas Werner (51, neu): «Die Schweiz tut schon sehr viel und konnte den CO2-Ausstoss pro Kopf senken. Mit der Förderung von technischen Innovationen kann der Ausstoss an CO2 weiter gesenkt werden. Auch wenn die Schweiz den CO2-Ausstoss auf null senken würde, würde dies nichts am Klima ändern – angesichts dieser Einflusslosigkeit müssen wir gut überlegen, wie viel wir dafür bezahlen und uns einschränken wollen.»

Das sagen die ALG-Kandidaten

Manuela Weichelt (56, bisher): «Die Grünen haben seit 2021 einen Klimaplan, um eine klimapositive Schweiz bis 2040 zu haben. Weiter reichen wir demnächst die Initiative für einen Klimafonds ein und haben diesen Sommer die Solarinitiative lanciert, um endlich von den schädlichen fossilen Energien aus dubiosen Ländern wegzukommen.»

Andreas Lustenberger (37, neu): «Bei der Mobilität und Energie, den Heiz- und Kühlsystemen, der Infrastruktur und der Ernährung müssen die Hebel angesetzt werden. Es ist wichtig, auch auf kantonaler und lokaler Ebene ins Tun zu kommen, etwa mit dem konsequenten Ausbau von Solarpanels, der Nutzung von erneuerbaren Heizungen und einem verstärkten Bauen mit Holz. Gerade in der Mobilität und der Ernährung kann auch jede und jeder Einzelne einen beträchtlichen Anteil für eine klimaschonende Zukunft leisten.»

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Solaranlagen werden gemeinhin als eine Massnahme gegen den Klimawandel betrachtet. (Bild: Unplash/Bill Mead)

Das sagen die Mitte-Kandidaten

Gerhard Pfister (61, bisher): «Die Mitte setzt sich für die Erreichung der Pariser Klimaziele und die vom Volk beschlossene Energiestrategie 2050 ein. Wir haben uns erfolgreich für ein ausgewogenes und zukunftsfähiges Klimaschutzgesetz engagiert und setzen uns bei der aktuellen Beratung des Gesetzes für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbarer Energie für einen raschen Ausbau der einheimischen erneuerbaren Energien ein. Dieser Ausbau muss beschleunigt werden, und es braucht die Konzessionsbereitschaft aller betroffenen Verbände und Gruppen.»

Peter Rust (49, neu): «Egal ob erneuerbare Energien oder Verminderung des CO2-Ausstosses, die Ziele müssen langfristig für die Bevölkerung bezahlbar sein.»

Das sagt die FDP-Kandidatin

Jill Nussbaumer (29, neu): «Um von fossilen Energien wegzukommen, müssen die Staumauern der Schweizer Stauseen erhöht werden. Solarenergie ist zwar gut, produziert aber zu Spitzenzeiten im Winter weniger Strom und schneidet in der CO2-Bilanz schlechter ab als Wasserenergie. Zentral für eine klimaneutrale Schweiz sind zudem Innovation, Fortschritt und neue Technologien.»

Das sagt die GLP-Kandidatin

Tabea Estermann (30, neu): «Alle Produkte und Dienstleistungen wie die Mobilität müssen das ehrliche Preisschild tragen inklusive den Kosten für die Allgemeinheit durch den CO2-Ausstoss. Mit einem verursachergerechten Energiepreis können Wirtschaft und Privatpersonen in die längst vorhandenen Cleantech-Lösungen sicher investieren. Dann lohnt es sich, ökologisch zu handeln und das ist der einzige Weg, wie wir als gesamte Gesellschaft eine klimaneutrale Zukunft schaffen können.»

Das sagt die SP-Kandidatin

Esther Ambühl (49, neu): «Wenn wir bei allem etwas überlegter handeln, sei es beim Konsum, bei der Mobilität, bei den Kleidern und bei den Ferien, wäre schon einiges erreicht. Sowieso bietet der Verkehr einige Möglichkeiten: Verzicht auf den Stadttunnel und Verbot von Kurzstreckenflügen wären fürs Klima hilfreich. Zudem müssen wir unsere Wirtschaft neu justieren: Solange alles auf Wachstum ausgerichtet ist, werden wir den Klimawandel nicht in den Griff bekommen.»

So sind wir vorgegangen

Der Kanton Zug hat drei Nationalratssitze zu vergeben. Derzeit haben die SVP, Mitte und ALG je einen davon inne. Da wir aus praktischen Gründen nicht die Antworten sämtlicher Kandidaten – es sind wie erwähnt 99 Personen – abbilden können, haben wir uns entschieden, uns auf die Spitzenkandidaten zu fokussieren. Dabei haben wir folgendes Prinzip angewandt: Anzahl derzeitige Sitze pro Partei plus eins. So sind wir beispielsweise bei der Mitte von ihrem Sitz ausgegangen plus ein weiterer Kandidat.

zentralplus hat neun Personen einen Fragenkatalog zugestellt. Die bisherigen Nationalräte waren dabei gesetzt, hinzu kamen die Kandidaten, die unserer Meinung nach die besten Chancen haben, gewählt zu werden. Sei es aufgrund ihrer Prominenz oder ihrer Wahlergebnisse in früheren Nationalrats- oder Kantonsratswahlen.

Bei der Wiedergabe der Antworten haben die Bisherigen Vorrang, danach kommen die neuen Kandidaten. Die Angefragten wurden gebeten, sich auf drei Sätze pro Antwort zu beschränken. Wo dies überschritten wurde, haben wir die Antwort gekürzt.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit den Kandidaten
  • Sorgenbarometer der Credit Suisse
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 04.10.2023, 08:26 Uhr

    Es gibt keinen Planeten B! Wir haben die Erde nur von unseren Enkeln geliehen.

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