Wahlen 2023 – Prämien

So wollen die Zuger Kandidaten die Prämienlast senken

Im Nationalratssaal werden auch in der nächsten Legislatur drei Zuger um Lösungen der Krankenkassenkosten ringen. (Bild: Parlamentsdienste/ Rob Lewis)

Bald wählt die Schweiz. zentralplus hat darum bei den Zuger Nationalratskandidaten nachgefragt, wie sie eins der grössten Probleme des Landes lösen würden: die stetig steigenden Krankenkassenprämien.

5909 Männer und Frauen würden am 22. Oktober schweizweit in die grosse Kammer der Bundesversammlung gewählt werden wollen, wie das Bundesamt für Statistik kürzlich mitteilte. So viele wie noch nie. Auch im Kanton Zug gibt es eine Rekordzahl an Kandidaten für die Nationalratswahlen. 99 Personen kämpfen dieser Tage um einen der drei Sitze (zentralplus berichtete).

Um den Wählerinnen zu helfen und ihnen aufzuzeigen, wer ihre Werte am besten repräsentiert, hat zentralplus eine Umfrage bei den Spitzenkandidaten der Zuger Parteien durchgeführt. Mehr zum Vorgehen findet sich in der Box am Ende des Artikels. Die Redaktion hat die Kandidaten zu sechs Themen befragt – inspiriert vom Sorgenbarometer der Schweiz – und sie gebeten, in kurzen Antworten Massnahmen und Lösungsansätze aufzuzeigen.

Dabei handelt es sich um die Themen Krankenkassenprämien, Klimawandel, Wohnungsnot, Inflation/Kaufkraft, Einwanderung und Mobilität.

In dieser Wahlserie zeigt dir zentralplus in den kommenden Wochen auf, welcher Zuger Kandidat wofür einsteht. Jedem Thema wird dabei ein eigener Artikel gewidmet. Los geht es mit den Krankenkassenprämien. Wir haben die Zuger Spitzenkandidaten gefragt: «Was ist Ihr Mittel gegen die steigenden Krankenkassenprämien?»

Das sagen die ALG-Kandidaten

Manuela Weichelt (56, bisher): «Die Kantone schleichen sich immer mehr aus der Finanzierung der Gesundheitskosten, zulasten der Prämienzahlenden. Kurzfristig müssen die Kantons- und Bundesgelder für die Prämienverbilligung erhöht werden. Mittelfristig sollen die Krankenkassenprämien einkommensabhängig gestaltet werden, wie wir dies auch bei der Unfallversicherung haben.»

Andreas Lustenberger (37, neu): «Bei den Tarifverhandlungen muss die Politik stärker eingreifen können, ansonsten laufen die Kosten weiterhin aus dem Ruder. Zudem braucht es eine Diskussion über den Leistungskatalog. Die Krankenkassenprämien dürfen maximal zehn Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen, was heute nicht mehr der Realität entspricht – deshalb muss die individuelle Prämienverbilligung massiv ausgebaut werden.»

Die Prämienlast im Land steigt weiter. (Bild: patientenstelle.ch)

Das sagen die Mitte-Kandidaten

Gerhard Pfister (61, bisher): «Mit unserer Kostenbremse-Initiative haben wir eine nachhaltige Lösung, die gezielt beim Kostenwachstum im Gesundheitswesen ansetzt, denn die Prämienexplosion ist ein Spiegelbild der Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Unsere Initiative verpflichtet alle Akteure des Gesundheitssystems, dass sie ihre Verantwortung übernehmen und die längst bekannten Massnahmen zur Kostendämpfung umsetzen. Die Schuldenbremse hat sich bei den Bundesfinanzen sehr bewährt, entsprechend braucht es eine Kostenbremse im Gesundheitswesen.»

Peter Rust (49, neu): «Die zu hohen Medikamentenpreise angehen. Ein besserer Wettbewerb im ganzen Gesundheitssystem. Es gibt heute auf der präventiven Seite zu wenig Anreize, gesund zu bleiben und sich fit zu halten.»

Das sagt die FDP-Kandidatin

Jill Nussbaumer (29, neu): «Zur Stabilisierung und Senkung der Gesundheitskosten bei gleichbleibender Qualität braucht es die konsequente Umsetzung von ambulant vor stationär, Digitalisierung mit Zugriff auf eigene Daten und gleiche Vertriebsmarge für den gleichen Wirkstoff (Generika). Zudem sollen Fehlanreize für unnötige, teure Behandlungen beseitigt werden.»

Das sagt die GLP-Kandidatin

Tabea Estermann (30, neu): «Die Bevölkerung will eine erstklassige Gesundheitsversorgung, und klar kostet das etwas. Statt Fehlanreizen braucht es eine ehrliche Zusammenarbeit zwischen den Krankenkassen, Spitälern, Verbänden und Kantonen, statt Papierkrieg braucht es einfache Onlineformulare und Apps. Die elektronische Identität (E-ID) und das elektronische Patientendossier sind rasch, datensparsam und -sicher einzuführen.»

Das sagt die SP-Kandidatin

Esther Ambühl (49, neu): «Keine pharmabezahlten Lobbyisten in Bundesbern, damit mehr Generika zu nicht überhöhten Preisen genutzt werden können. Die Prämienverbilligungen sind auszubauen und durch die Kantone auch tatsächlich auszurichten, damit die Krankenkassenprämien für alle tragbar sind (Prämien-Entlastungs-Initiative). Falsche Anreizsysteme (z. B. hohe Fallpauschalen für Operationen, die nicht zwingend notwendig sind) sind zu eruieren und entsprechend zu eliminieren.»

Das sagen die SVP-Kandidaten

Thomas Aeschi (44, bisher): «Die SVP fordert die volle Abzugsfähigkeit der Krankenkassenprämien von der direkten Bundessteuer. Zudem sollen Asylsuchende (Ausweis N), Schutzbedürftige (Ausweis S), vorläufig aufgenommene Ausländer (Ausweis F) nur noch in einer «Krankenversicherung light» mit stark eingeschränktem Leistungskatalog versichert werden. Illegale (Sans-Papiers) sollen sich nicht mehr bei einer Schweizer Krankenkasse versichern können, da sie sich ja illegal in der Schweiz aufhalten.»

Thomas Werner (51, neu): «Das Gesundheitswesen scheint zu einem Selbstbedienungsladen diverser Akteure und Profiteure geworden zu sein. Die Kosten im Gesundheitswesen müssen gesenkt werden. Alles, wirklich alles, was hilft, die Kosten zu senken, muss nun endlich in Betracht gezogen werden.»

So sind wir vorgegangen

Der Kanton Zug hat drei Nationalratssitze zu vergeben. Derzeit haben die SVP, Mitte und ALG je einen davon inne. Da wir aus praktischen Gründen nicht die Antworten sämtlicher Kandidaten – es sind wie erwähnt 99 Personen – abbilden können, haben wir uns entschieden, uns auf die Spitzenkandidaten zu fokussieren. Dabei haben wir folgendes Prinzip angewandt: Anzahl derzeitige Sitze pro Partei plus eins. So sind wir beispielsweise bei der Mitte von ihrem Sitz ausgegangen, plus ein weiterer Kandidat.

zentralplus hat neun Personen einen Fragenkatalog zugestellt. Die bisherigen Nationalräte waren dabei gesetzt, hinzu kamen die Kandidaten, die unserer Meinung nach die besten Chancen haben, gewählt zu werden. Sei es aufgrund ihrer Prominenz oder ihrer Wahlergebnisse in früheren Nationalrats- oder Kantonsratswahlen.

Bei der Wiedergabe der Antworten haben die Bisherigen Vorrang, danach kommen die neuen Kandidaten. Die Angefragten wurden gebeten, sich auf drei Sätze pro Antwort zu beschränken. Wo dies überschritten wurde, haben wir die Antwort gekürzt.

Verwendete Quellen
  • Informationen des Bundesamts für Statistik
  • Schriftlicher Austausch mit den Kandidaten
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