Auswertung der Stimmen

Das sind die Panaschierkönige der Luzerner Nationalratswahlen

Leo Müller freut sich über seine erneute Wahl als Nationalrat. (Bild: Emanuel Ammon/Aura)

Eine neue Auswertung zeigt, wer am Wahlsonntag in Luzern am meisten Panaschierstimmen holte. Die Mitte schwingt obenaus.

Autor: Rudolf Burger*

Die SP Luzern hat bei den Nationalratswahlen vom 22. Oktober gerade einmal 0,1 Prozent an Parteistärke zugelegt und trotzdem einen zweiten Sitz erobert. Entscheidend dafür sei die Listenverbindung mit der GLP gewesen, sagte Politologin Zora Föhn gegenüber zentralplus. Eine vertiefte Analyse bringt nun noch weitere Details zu Tage.

Leo Müller: der Panaschierkönig aus Luzern

So war etwa der bisherige Mitte-Nationalrat Leo Müller der populärste unter den 377 Personen, die sich um einen der neun Luzerner Sitze im Nationalrat bewarben. Dies zumindest, wenn man die Panaschierzahlen analysiert. Müller ist der Luzerner Panaschierkönig 2023.

Auf den langjährigen Nationalrat entfielen auf 1000 Listen 105 Panaschierstimmen. Das heisst, er wurde im Durchschnitt auf jeder zehnten Liste, die nicht für die Mitte abgegeben wurde, einmal panaschiert. Mit deutlichem Abstand zurück liegen die beiden Nächstplatzierten: Priska Wismer Felder (Mitte) kam auf 91 Stimmen, Franz Grüter (SVP) auf 90.

Wie zu erwarten war, sind unter den besten «Panaschierern» alle neun gewählten Luzerner Nationalräte zu finden. Die beiden neuen der SP, David Roth und Hasan Candan, allerdings erst in der unteren Tabellenhälfte. Roland Fischer (GLP), der die Wiederwahl verpasste, liegt auf dem eigentlich guten achten Rang. Noch besser abgeschnitten haben aber die beiden Neugewählten Pius Kaufmann (Mitte, Rang 4) und Vroni Thalmann-Bieri (SVP, Rang 7). Weit vorne auf Rang 5 platziert hat sich auch Stephan Schärli, der in der Mitte-Liste auf dem ersten Ersatzplatz landete.

Carrel war bei den Nicht-FDP-Wählern populärer als ein Bisheriger

Bei der FDP verteidigte Peter Schilliger seinen Sitz. In der Panaschiereangliste liegt er aber mit 47 Panaschierstimmen pro 1000 Listen hinter dem ehemaligen Herzchirurgen und heutigen Vitznauer Gemeinderat Thierry Carrel (49 Stimmen) zurück. Das heisst: Carrel war bei den Nicht-FDP-Wählern populärer, Schilliger verdankt seine Wiederwahl der Tatsache, dass er von den diversen FDP-Listen mehr Stimmen erhielt (8430 Stimmen für Schilliger, 7851 Stimmen für Carrel).

Doch weshalb fällt der Titel des Populärsten nicht Franz Grüter zu, der mit einem Total von 47'054 Stimmen die meisten Stimmen holte, hier aber «nur» auf Rang 3 liegt? Im Stimmentotal widerspiegelt sich in erster Linie die Stärke einer Partei: In einer Rangliste nach dem Stimmentotal würden im Kanton Luzern die ersten 17 Plätze ausschliesslich von Kandidaten der SVP und Mitte belegt.

Warum Panaschierstimmen der bessere Masstab für Popularität sind

Weil Panaschierstimmen handschriftlich verteilt werden, sind sie der eindeutig bessere Massstab für Popularität. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass grösseren Parteien – in Luzern die Mitte und die SVP – ein geringeres Potenzial an Panaschierstimmenlieferanten gegen übersteht als weniger wählerstarken Parteien wie etwa der SP und FDP. Deswegen müssen die Panaschierstimmenzahlen mit den parteifremden Listen abgeglichen werden. So liegt beispielsweise Peter Schilliger in dieser Tabelle hinter Bernhard Steiner (SVP), weil Steiner von deutlich weniger parteifremden Listen Stimmen erhalten konnte.

Dass die Popularitätstabelle nach Panaschierstimmen plausibel ist, zeigt sich darin, dass Exponenten aller grösseren Parteien vertreten sind: 7 Kandidaten der Mitte, 5 FDP, 4 SP, 3  SVP, 2 GP, 1 GLP.

*Rudolf Burger ist Journalist, Politologe und Lehrbeauftragter an der Universität Bern

Verwendete Quellen
  • Bundesamt für Statistik
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