Reaktionen der Gewinner – und Verlierer

Wahlen Luzern: grosse Emotionen bei der SP – und bei der GLP

Roland Fischer wurde diesen Sonntag nicht wiedergewählt. Entsprechend hoch war das Interesse der Medien an ihm. (Bild: Emanuel Ammon/Aura)

Das Resultat der nationalen Wahlen 2023 steht fest. Beim Ständerat bleibt in Luzern alles beim Alten. Beim Nationalrat aber gab es die grossen Gefühlsschwankungen. Nicht nur haben die Luzerner vier neue Nationalräte gewählt, sondern auch einen bisherigen nicht wiedergewählt.

Bereits kurz nach 15 Uhr geht ein erstes Klatschen durch den Lichthof des Luzerner Regierungsgebäudes. Die soeben wiedergewählten Ständeräte Andrea Gmür (Mitte) und Damian Müller (FDP) sind eingetroffen. Sie hatten am heutigen Wahlsonntag am wenigsten zu zittern. Bereits früh hat sich herauskristallisiert, dass sie wohl noch eine Legislatur in Bern Politik betreiben können. Wie die Wahlen genau verlaufen sind, kannst du hier im Ticker nachlesen.

Mit Glanzresultat (72’978 Stimmen) gewählt ist Damian Müller (FDP). «Ich habe mich bis zum letzten Moment angestrengt und wurde jetzt mit einem historischen Resultat wiedergewählt», hält er zu seinem Resultat fest. «Über 70’000 Stimmen zu erhalten, ist keine Selbstverständlichkeit. Es macht mich sehr demütig, weil ich weiss, welche Verantwortung ich jetzt wahrnehmen muss.»

Die beiden wiedergewählten Ständeräte Damian Müller und Andrea Gmür sind unter Applaus im Regierungsgebäude eingetroffen. (Bild: kok)

Einen Hauptfokus für seine weitere Legislatur in Bern hat er noch nicht. «Ich will weiterhin Vollgas geben, Dinge anpacken und umsetzen. Ausserdem will ich mich nicht auf ein Thema beschränken, sondern über Themengrenzen hinaus Politik betreiben. Damit wir im Ständerat am Ende für den Kanton Luzern erfolgreich sein können.»

Andrea Gmür hat es im ersten Anlauf geschafft

Auch Andrea Gmür freut sich über ihre Wahl: «Ich bin sehr erleichtert und unglaublich dankbar gegenüber allen Luzernerinnen und Luzernern, dass ich heute ein solch tolles Resultat habe entgegennehmen dürfen.» Sie hat mit 69'578 Stimmen knapp 1000 Stimmen mehr als das absolute Mehr erreicht.

Die Zusammenarbeit mit ihrem ebenfalls wiedergewählten Ständeratskollegen Damian Müller (FDP) habe sehr gut funktioniert. Angesprochen darauf, weshalb er ein besseres Ergebnis erzielen konnte, sagte Gmür: «Ich gehe davon aus, dass er mehr Stimmen von der rechten Seite als ich von der linken Seite holen konnte.» Dies, weil die linken Parteien mit einer grünen Kandidatin und einem SP-Kandidaten angetreten seien.

La-Ola-Wellen und Freudentaumel bei der SP

Grosse Gewinnerin beim Nationalrat ist die SP. Nachdem es den ganzen Tag danach ausgesehen hatte, als lege die SVP einen Sitz zu, hat schliesslich die SP zugeschlagen. Gewählt sind David Roth (19’593 Stimmen) und Hasan Candan (16’129 Stimmen). In einer Medienmitteilung schreibt die Partei bereits von einem «historischen Sieg» – entsprechend gross ist die Freude auch bei den Gewählten.

Hasan Candan (SP) kann sein Glück kaum fassen: «Ich werde es wohl erst nächste Woche realisieren.» Der neu gewählte Nationalrat sagt, die zwei Sitze für die SP seien ein Zeichen. «Die Luzerner Bevölkerung will einen Weg gehen, der solidarisch ist und sozial und ökologisch einen Fortschritt bringt.» Dass er den Sprung nach Bern geschafft habe, sei auch Grünen- und GLP-Wählern zu verdanken, sagt Candan. «Ich muss klar sagen, ohne die Listenverbindung hätten wir die zwei Sitze nicht gemacht.» Er dankt daher für die Unterstützung aus allen linken Parteien. «In Bern kommt viel Arbeit auf uns zu, aber wir sind topmotiviert.»

Für ihn, David Roth und die SP geht es nach der Wahlveranstaltung weiter ins Luzerner Kulturzentrum Treibhaus, um den Sieg hochleben zu lassen. «Wir werden heute bis spät in die Nacht feiern», sagt Candan. Auch Parteipräsident David Roth hat den Sprung geschafft. Dass er gemeinsam mit seinem Parteikollegen Hasan Candan gewählt wurde, begeistert ihn. «Man geht sicher selbstbewusster nach Bern, wenn man jemanden neben sich hat, dem man voll vertrauen kann.» Er und Candan wollen für den ganzen Kanton Luzern einstehen.

Die beiden Neugewählten David Roth (links) und Hasan Candan liegen sich in den Armen. (Bild: mst)

Im Nationalrat will sich Roth als Gewerkschaftler für bessere Löhne und tiefere Prämien einsetzen. «Wir müssen sicherstellen, dass die Menschen im Land keine Sorgen mehr haben, ob das Geld im nächsten Monat noch langt.» Ansonsten drohe der gesellschaftliche Zusammenhalt zu schwinden.

Beim letzten Mal knapp verpasst, nun ist Vroni Thalmann gewählt

Freude herrscht auch bei der Flühler Sozialvorsteherin Vroni Thalmann (SVP). Sie ist neben Parteikollege Franz Grüter gewählt worden und beerbt somit Yvette Estermann. Als Favoritin gehandelt, gab sie sich vor Verkündung der Ergebnisse trotzdem vorsichtig: «Ich habe ein gutes Bauchgefühl, aber das hatte ich auch vor vier Jahren.» Denn damals fehlten ihr nur rund 109 Stimmen für den Sprung in die grosse Kammer.

Neo-Nationalrätin Vroni Thalmann (SVP) war bei den Journalisten gefragt. Nach dem knappen Resultat vor vier Jahren hat sie die Wahl dieses Jahr knapp geschafft. (Bild: Emanuel Ammon/Aura)

In diesem Jahr holte sie mit insgesamt 39’287 Stimmen gar mehr Stimmen als die Bisherigen Priska Wismer-Felder (Mitte) und Peter Schilliger (FDP). Knapp wurde es für sie trotzdem: Sie gewann mit 265 Stimmen Vorsprung auf den Wolhuser Kinderarzt Bernhard Steiner.

Pius Kaufmann entscheidet Mitte-Kampf für sich

Bei der Mitte gab es ebenfalls einen hart geführten Kampf um die Nachfolge. Für Ida Glanzmanns Sitz warfen unter anderen der Fraktionschef Adrian Nussbaum und die kantonale Vizepräsidentin Karin Stadelmann ihren Hut in den Ring. Das Rennen gemacht hat aber der «Panaschier-König» des Kantonsrats, Pius Kaufmann.

Zu seinem Gefühl nach der Wahl sagt der Gemeindeammann von Escholzmatt-Marbach: «So wie ich den heutigen Morgen betrachtete – einen wunderschönen Herbsttag, die Sonne schien, alles hat gestrahlt –, so sieht es bei mir momentan aus.» Seine Wahl kam nicht ganz überraschend, galt er doch als einer der Favoriten. Doch dazu sagt er: «Als Favorit hat man noch nichts gewonnen.» Ein Wahlkampf brauche ein riesiges Team und ein gutes Netzwerk. Zuletzt brauche es natürlich die Stimmen der Wählerinnen.

Mitte-Regierungsrätin Michaela Tschuor gratuliert Pius Kaufmann zu seiner Wahl. (Bild: Emanuel Ammon/Aura)

Mit Pius Kaufmann ist nun auch das Entlebuch wieder im Nationalrat vertreten. Zusammen mit Vroni Thalmann (SVP) sind sie gar zu zweit. «Das ist sehr schön und wichtig für die Region», meint Kaufmann dazu. In Bern widme er sich unter anderem dem Thema Verkehr und Mobilität, wo er sich für eine gute Erschliessung für den gesamten Kanton einsetzen wolle. Ein anderes Thema sei Wirtschaft und Finanzen, was ihn bereits als langjährigen Gemeindeammann von Escholzmatt-Marbach stark beschäftigte.

National Federn gelassen, in Luzern bleiben die Grünen aber vertreten

Der Grüne-Nationalrat Michael Töngi musste den ganzen Tag zittern. Von der ersten Hochrechnung an sah es danach aus, als verlören die Grünen ihren Sitz in Luzern. Doch mit dem Auszählen der letzten Gemeinde, der Stadt Luzern, sprang er dem Sitzverlust von der Schippe. Töngi darf mit 16’611 Stimmen für weitere vier Jahre nach Bern.

Musste lange zittern, erhielt aber am Schluss trotzdem Blumen und weitere vier Jahre in Bern: Michael Töngi. (Bild: Emanuel Ammon/Aura)

Dass das nicht selbstverständlich ist, weiss auch der Nationalrat. «Wir müssen uns immer anstrengen, damit wir unseren Sitz halten.» Das sei mit einem gar nicht so schlechten Ergebnis gelungen. Dass sein GLP-Kollege Roland Fischer die Wiederwahl nicht geschafft hat, bedauert Töngi: «Roland Fischer war ein guter Kollege. Zumindest ist der Sitz an die SP gegangen und damit im linken Lager geblieben.» In Bern will sich der Grünen-Politiker weiter in der Verkehrspolitik und der Wohnpolitik einbringen. «Für uns, aber vor allem fürs Klima, ist es sehr wichtig, dass wir in Bundesbern vor Ort sind.»

Déjà-vu 2015: Roland Fischer nicht wiedergewählt

Grosse Verliererin des Wahlsonntags ist die GLP. Sie hat zwar nur 0,6 Prozent an Parteistärke eingebüsst, hat aber ihren Nationalratssitz an ihre Listenpartnerin SP verloren. Den Verlust nimmt Roland Fischer mit Gelassenheit, auch wenn er bis zum Ende gehofft hat, dass es reicht. «Wir haben den Sitz vor vier Jahren knapp gewonnen, jetzt haben wir ihn verloren. Wie gewonnen, so zerronnen.»

Fischer sagt, die GLP-Themen Klimapolitik, Europapolitik und Umweltpolitik seien im Wahlkampf in den Hintergrund gerückt. «Das hat uns am Ende den Sitz gekostet.» Bis Ende November sei er in Bern noch mit Kommissionsarbeit beschäftigt. Ob er in vier Jahren wieder antreten will, um den Sitz zurückzuerobern, lässt er offen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von MOSSAD-bruchstrasse
    MOSSAD-bruchstrasse, 23.10.2023, 13:25 Uhr

    Schön wars

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