GLP-Nomination für Luzerner Regierungsrat

Claudia Huser: «Ich setze nicht auf den Frauenbonus»

Die GLP-Fraktionschefin Claudia Huser möchte den Sprung in die Luzerner Regierung schaffen. (Bild: mik)

Nach ihren Wahlgewinnen ins nationale Parlament ist die Luzerner GLP heiss auf einen Regierungsratssitz. Diesen Dienstagabend haben die Grünliberalen Fraktionschefin Claudia Huser nominiert. zentralplus hat sie ihre Pläne vorgestellt.

Das Zuger Wahlkarussell ist bereits im vollen Gange, nun beginnt sich auch das Luzerner zu drehen. Rund ein Jahr vor den Luzerner Wahlen im April 2023 hat die SP drei mögliche Regierungsratskandidatinnen präsentiert (zentralplus berichtete). Die GLP prescht am Dienstagabend vor und nominiert ihre Regierungsratskandidatin: Claudia Huser.

Die 41-jährige Stadtluzernerin ist seit 2015 im Kantonsrat, wo sie Teil der Staatspolitischen Kommission und der Erziehungs-, Bildungs- und Kulturkommission war. Inzwischen ist sie Mitglied in der Kommission für Gesundheit, Arbeit und soziale Sicherheit. Gegenüber zentralplus erzählt sie, wie sie das konservative Bollwerk der luzernischen Männerregierung knacken will.

zentralplus: Claudia Huser, Korintha Bärtsch hat 2019 die Wahl verpasst. Wieso klappt der Sprung einer Frau in die Regierung diesmal?

Claudia Huser: Ich glaube, wir haben diesmal eine andere Ausgangslage. Seit zwei Legislaturen ist die Luzerner Regierung ohne Frau, weshalb es immer mehr zum Thema wird. Inzwischen sind bereits zwei Kandidaturen von Frauen bekannt. Ich denke, die Grünen nominieren auch eine Frau. Im Unterschied zum letzten Mal hat es diesmal also eine breite Auswahl an Frauen. Ich bin seit bald acht Jahren im Kantonsrat und konnte dort mit den Grünliberalen einiges bewegen. Die Verbindung von Wirtschaft und Umwelt passt zudem ideal zum KMU- und Tourismuskanton Luzern.

«Ich will aber nicht nur gewählt werden, weil ich eine Frau bin.»

zentralplus: Profitieren Sie bei der Wahl also von einem Frauenbonus?

Claudia Huser: Ich setze nicht auf einen Frauenbonus sondern auf meine politischen Ideen für den Kanton Luzern. Nach zwei Legislaturen einer reinen Männerregierung denke ich, dass die Frauenthematik der Bevölkerung unter den Nägeln brennt. Ich will aber nicht nur gewählt werden, weil ich eine Frau bin. Ich bin überzeugt, dass ich die Erfahrung und Kompetenz habe, um Regierungsrätin zu werden. Ich hätte bei der GLP genauso kandidiert, wenn ich ein Mann wäre. Vielleicht wäre ich dann aber nicht nominiert worden (lacht).

zentralplus: Wie wollen Sie sich vor Ihren künftigen Konkurrentinnen abgrenzen?

Claudia Huser: Ich konzentriere mich auf meine Kandidatur und werde mich von allen in gewissen Fragen abgrenzen, das hat nichts mit Frauen oder Männerkandidaturen zu tun (lacht). Ich bin seit mittlerweile acht Jahren im Luzerner Kantonsrat. Weiter kann ich als selbstständige Unternehmerin und Organisationspsychologin eine breite Erfahrung aufweisen. Ich bin in Ennetbürgen auf dem Land aufgewachsen, lebe aber inzwischen in der Stadt, weshalb ich auch ein Gespür für städtische Anliegen habe. Damit kann ich den ganzen Kanton abbilden. Zudem sagt man mir im Kantonsrat nach, dass ich eine Brückenbauerin bin. Ich denke, dass es das in der Regierung braucht.

«Mein Ziel ist bislang nicht aufzufallen, sondern die Luzerner Politik zu gestalten.»

zentralplus: Andere potenzielle Konkurrentinnen waren in der Öffentlichkeit bisher präsenter als Sie. Wie wollen Sie auffallen?

Claudia Huser: (Überlegt). Mein Ziel ist bislang nicht aufzufallen, sondern die Luzerner Politik zu gestalten. In politischen Kreisen bin ich damit gut akzeptiert, die Bevölkerung muss mich sicher noch besser kennenlernen. Deshalb bin ich schon jetzt viel unterwegs und in den kommenden Monaten noch mehr. Eine konkrete Idee von mir ist, mit verschiedenen Leuten Jassturniere zu veranstalten. Ich jasse gerne und so kann man auf gemütliche Art und Weise Zeit mit anderen verbringen. Zudem war es auch ein bewusster Entscheid der Parteileitung, so früh mit der Kandidatur rauszugehen.

zentralplus: Die Grünen profitieren stark von der Klimabewegung. Besteht da nicht ein Konkurrenzkampf um umweltbewusste Wähler?

Claudia Huser: Ich denke nicht. Es war schon immer klar, dass sich sowohl GLP als auch die Grünen fürs Klima einsetzen. Wir legen aber teilweise einen anderen Fokus bei den Massnahmen. Mir ist wichtig, Anreizsysteme zu schaffen und nicht Verbote. Wir wollen ökologisches Verhalten fördern, auch in der Industrie. Ich sehe daher unterschiedliche Schwerpunkte, trotz gleichem Kernthema.

zentralplus: Apropos Konkurrenz: Auf welchen Sitz spekulieren Sie?

Claudia Huser: Auf den freien (lacht). Es wäre vermessen, jetzt zu sagen, ich spekuliere auf dieses oder jenes Departement. Als neugewählte Person werde ich sowieso einem zugeteilt. Womit ich gut leben kann, denn ich kann mich für viele Themen begeistern.

«Bei gewissen Regierungsräten sieht man eine gewisse Amtsmüdigkeit.»

zentralplus: Je nach Departement wird man öffentlich stark angefeindet, gerade im Gesundheits- und Sozialdepartement (GSD). Warum tut man sich das an?

Claudia Huser: (Schmunzelt). Mir gefällt unser Kanton. Ich will etwas bewegen und dafür auch Verantwortung übernehmen. Das mit den Angriffen sehe ich schon im Kantonsrat. Manchmal fällt es einem leichter, manchmal schwerer. Es wird sicher noch eine Herausforderung, sich da reinzuleben. Aber das gehört dazu, wenn man so viele Gestaltungsmöglichkeiten und Verantwortung erhält. Als Regierungsrätin lernt man zudem sehr viele spannende Menschen und Organisationen kennen, was den negativen Teil bei Weitem überwiegt.

Im Video erklärt Claudia Huser, warum sie in der Politik tätig ist:

zentralplus: Was können Sie besser als die bisherigen Regierungsräte?

Claudia Huser: Ich trage politische Themen und Positionen in die Kantonsregierung, die dort heute fehlen. Und ich bringe frische Energie, frische Ideen und frische Sichtweisen mit rein. Bei gewissen Regierungsräten sieht man eine gewisse Amtsmüdigkeit, was ja auch verständlich ist. Ich bin sehr kommunikativ und kann im richtigen Moment die richtigen Personen einbeziehen. Grundsätzlich werde ich aber keinen Wahlkampf machen, in welchem ich sage, wieso ich besser als andere bin. Ich will zeigen, was ich kann und damit überzeugen.

zentralplus: Was muss sich ändern im Kanton Luzern?

Claudia Huser: Zum einen müssen wir politisch lösungsorientierter vorangehen, statt uns selbst zu blockieren. Thematisch denke ich an drei zentrale Projekte: Zum einen müssen wir unsere KMU stärken und mehr Bürokratie abbauen. Unsere KMU sind zu stark mit Administration beschäftigt. Zum anderen müssen wir den dualen Bildungsweg stärken. Damit wir die guten Fachkräfte, die wir in unseren Betrieben und an unseren Hochschulen zahlreich ausbilden, auch im Kanton behalten können. Luzern soll nicht nur ein toller Wohnkanton, sondern auch ein toller Arbeitskanton sein.

«Wir müssen ökologisches Verhalten belohnen.»

zentralplus: Und der dritte Punkt?

Claudia Huser: Steuermässig haben wir Handlungsbedarf. Zum einen müssen wir wettbewerbsfähig bleiben, gerade für Unternehmen. Zum anderen fehlt ein Fokus auf eine ökologische Steuerreform. Wir müssen ökologisches Verhalten belohnen. Luzern ist beispielsweise der einzige Kanton, bei dem Eigentümer nach dem Bau einer Photovoltaikanlage mehr Steuern zahlen müssen, weil das Haus einen höheren Wert hat. Da haben wir deutliche Fehlanreize.

zentralplus: Was sind Ihre bisher grössten politischen Erfolge?

Claudia Huser: Bei der Spange Nord habe ich massgeblich dazu beigetragen, dass die Bevölkerung mehr miteinbezogen wird (zentralplus berichtete). So sind nochmals Diskussionen ausgelöst worden, womit das nicht ausgereifte Projekt schliesslich beerdigt wurde. Dazu kommt meine Motion für ein Kinderbetreuungsgesetz, die immerhin als Postulat überwiesen worden ist. Dass es zuverlässige Kinderbetreuung auch für unsere KMU braucht, ist mittlerweile auch beim Luzerner Gewerbeverband angekommen. Denn die Unternehmen sind darauf angewiesen, dass Mütter und Väter erwerbstätig bleiben können.

zentralplus: Und was sind Ihre grössten Niederlagen?

Claudia Huser: Als kleine Fraktion haben wir davon leider einige (lacht). Wir kämpfen schon seit 12 Jahren dafür, dass sich ökologisches Verhalten auch steuerlich lohnt. Wir hatten zeitweise zum Beispiel eine bessere Besteuerung von Elektrofahrzeugen, die jedoch wieder abgeschafft worden ist. Das zweite Problem liegt in der Finanzpolitik. Luzern hat eine sehr rigide Schuldenbremse. Investitionen, die wir eigentlich heute tätigen sollten, können wir nicht umsetzen. Zudem haben wir es vor rund zwei Jahren verpasst, bei den Ladenöffnungszeiten einen Schritt zu tun. Ich denke, die Unternehmen wissen selbst am besten, wann es für sie zeitlich sinnvoll ist. Das müssen wir ihnen nicht sagen. Ich denke, dass hätte auch gegen die vielen leeren Ladenflächen in Luzern geholfen.

zentralplus: Wo holen Sie sich einen Ausgleich zum Politikerleben?

Claudia Huser: Ich habe einen VW-Bus und liebe es zu campen, zu biken und zu wandern. Im Winter mag ich Skifahren – immer verbunden mit gutem Essen. Ich brauche als Ausgleich das Aktivsein, ich kann aber auch sehr gut einfach nichts machen. Gerade während der Corona-Pandemie habe ich gemerkt, dass mir das Theater und die Kultur fehlen. Ich war kürzlich im KKL und habe wieder einmal Musik eines ganzen Orchesters gehört. Das war ein sehr schönes Gefühl. In der Kurzfassung also Kultur, Essen und Sport (lacht).

Diese Politiker buhlen um einen Regierungsratssitz

Von den bisherigen Regierungsräten treten bisher Baudirektor Fabian Peter (FDP) (zentralplus berichtete) und Finanzdirektor Reto Wyss (Mitte) (zentralplus berichtete) offiziell wieder an. Beide wollen ihr bisheriges Departement behalten. Gesundheitsdirektor Guido Graf (Mitte) hat vor zwei Jahren zumindest angekündigt, er wolle noch eine Amtszeit anhängen. Eine allfällige weitere Legislatur würde er bereits als Pensionär beginnen (zentralplus berichtete).

Bleiben also noch das Bildungsdepartement unter Marcel Schwerzmann (parteilos) und die Justiz- und Sicherheitsdirektion von Paul Winiker (SVP). Schwerzmann dürfte seinen Entscheid wie gewohnt als Letzter bekannt geben; die «Luzerner Zeitung» spekuliert jedoch, dass er wieder antreten wird. Dasselbe gilt für den Dienstältesten Paul Winiker (66). In seinem Fall vermutet die Zeitung, dass er mit einer erfolgreichen Wiederwahl und anschliessendem Rücktritt die Chancen eines Ersatz-SVP-Mannes erhöhen würde (zentralplus berichtete).

Neben der GLP möchte auch die SP einen Regierungssitz für sich gewinnen. Sie hat drei mögliche Kandidatinnen vorgestellt: Yvonne Zemp Baumgartner, Ylfete Fanaj und Melanie Setz (zentralplus berichtete). Die definitive Nomination steht jedoch noch aus. Ebenso ist noch unklar, wen die Grünen ins Rennen schicken werden.

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5 Kommentare
  • Profilfoto von Russenlover_Beter_lic.phil.
    Russenlover_Beter_lic.phil., 11.06.2022, 20:28 Uhr

    also die glp ist nicht mein favorit, aber immer noch das kleinere übel als die rechten und die bürgerlichen….eine frau finde ich super und längst überfällig in der verstaubten männerdomäne luzerns….also wenn es eine sp frau wäre oder eine grüne frau, dann wäre ich noch mehr happy🥰

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    Klar Text, 09.06.2022, 09:06 Uhr

    Meine Stimme hat Frau Huser. Höchste Zeit für Veränderungen!

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    Heidi, 08.06.2022, 20:40 Uhr

    Frau Huser wähle ich

    Eine Frau muss in den Regierungsrat

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  • Profilfoto von Rudolf 1
    Rudolf 1, 08.06.2022, 13:52 Uhr

    Frau Huser will sich dem Luzerner Männerbonus anschliessen. Gut so.

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  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 08.06.2022, 07:40 Uhr

    Und wieder eine Kandiatur ohne irgendwelches Profile. Peinlicher kann man es nicht mehr vertuschen, dass man auf bürgerlicher Seite keine Frau in der Regierung will. Unfassbare Satire.

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