Gewalt an Bahnhöfen nimmt schweizweit zu

Gewalt-Hotspot Bahnhof? So siehts im Kanton Zug aus

Schweizweit hat die Zahl der Gewaltverbrechen an Bahnhöfen in den vergangenen Jahren zugenommen. (Bild: Andreas Busslinger)

Im Rahmen eines SVP-Vorstosses äussert sich die Zuger Regierung zu Gewaltdelikten, die sich in und um Bahnhöfe herum ereignen. Anders als in anderen Schweizer Städten zeichnet sich hier keine alarmierende Zunahme ab. Die SVP bleibt kritisch.

Anfangs Jahr wurde ein beunruhigender Trend bekannt. Im Rahmen einer Spezialauswertung des Bundesamtes für Statistik stellte sich heraus, dass Gewaltstraftaten an Bahnhöfen in den vergangenen fünf Jahren um 40 Prozent zugenommen haben.

Die Zuger SVP zeigte sich aufgrund dessen besorgt und gelangte im April 2023 mit einigen Fragen an den Regierungsrat. So wollte die Partei etwa wissen, wie sich die Situation an den Zuger Bahnhöfen entwickelt, was die Polizei unternimmt, um die Sicherheit zu gewährleisten, und wie es um das Thema Überwachungskameras steht. Weiter interessierte die Interpellanten, wie hoch der Ausländeranteil der Gewaltstraftaten im Kanton Zug bei Vorfällen an Bahnhöfen sei.

Die SVP wurde insbesondere stutzig, weil die Zahlen zu Gewaltstraftaten an Bahnhöfen im Kanton Zug fehlen: «Die Zuger Polizei legte in diesem Thema beim Bund ihr Veto ein, damit diese Zahlen nicht veröffentlicht werden. Auf Anfrage möchte sie auch keine Begründung für die Geheimhaltung nennen», kritisierte die Partei die zuständige Direktion.

Regierung liefert Antworten und Statistiken

Nun liegen die Antworten des Regierungsrats vor und mit ihnen auch verschiedene Statistiken zum Thema. Diese zeigen unter anderem, wie sich die Lage der Gewaltstraftaten an vier Zuger Bahnhöfen in den vergangenen fünf Jahren entwickelt hat.

Gemäss Statistik stieg die Zahl der Vorfälle zwischen 2018 und 2020 am Bahnhof Zug tatsächlich markant, nämlich von 7 auf ganze 29 Straftaten. Danach nahm die Zahl jedoch wieder ab. 2021 waren es 21 Vorfälle, 2022 noch 10.

Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich am Bahnhof Baar, wo sich im Jahr 2021 ein Höchstwert bildete mit 9 Vorfällen. Vergangenes Jahr wurde der Polizei hingegen kein Fall gemeldet, der sich auf dem Bahnhof oder in Bahnhofsnähe ereignet hatte. In Risch wurden 2021 insgesamt 13 Gewaltverbrechen gemeldet. 2022 war es nur ein einziges.

Meistens geht es bei den Gewaltstraftaten in Bahnhofsnähe um Fälle einfacher Körperverletzung, Tätlichkeiten, Raufhandel sowie Beteiligung an einem Angriff. Kurz: Man prügelt sich. Nicht selten werden Personen auch wegen Drohungen und Gewalt gegen Beamte verzeigt.

Bahnhöfe sind in Zug nicht Hotspots

Dass Bahnhöfe im Kanton Zug nicht unbedingt die Hotspots für Gewaltstraftaten sind, zeigt eine weitere Statistik.

Im Jahr 2018 ereigneten sich 2,3 Prozent aller Gewaltstraftaten im Kanton Zug an einem Bahnhof respektive auf einem Bahnhofsareal. 2019 waren es 5,1 Prozent. Im Jahr 2020 passierten rund 8,5 Prozent der insgesamt 531 Straftaten beim oder im Bahnhof. Ähnlich 2021: Von den 563 Verbrechen wurden gut 8 Prozent an besagten Orten verübt. Im vergangenen Jahr nahm die Zahl markant ab. Von den 473 Straftaten im Jahr 2022 wurden «nur» 14 an einem Bahnhof respektive auf einem Bahnhofsareal verübt. Das entspricht rund 3 Prozent.

«Eine Tendenz zu mehr Gewaltstraftaten rund um die Zuger Bahnhöfe zeigt sich nicht.»

Zuger Regierung in ihrer Interpellationsantwort

Die Zuger Regierung schreibt zur kantonalen Entwicklung: «Die Zahlen im Bereich der Gewaltstraftaten liegen grundsätzlich auf tiefem Niveau. [...] In den letzten fünf Jahren stiegen die Zahlen in den Jahren 2019 bis 2021 zwar an, gingen im Jahr 2022 jedoch wieder deutlich zurück. Eine Tendenz zu mehr Gewaltstraftaten rund um die Zuger Bahnhöfe zeigt sich somit nicht.»

Der grösste Anteil der Gewaltstraftaten entfällt gemäss Regierung auf die Bevölkerungsgruppe der über 24-Jährigen. «Davon sind rund die Hälfte ausländische Staatsangehörige, wobei der grösste Teil in der Schweiz wohnhaft war.» 2022 lag die Zahl der ausländischen Straftäter bei Bahnhofsdelikten bei 47 Prozent und damit tiefer als in den vier Jahren davor.

Es kann gemäss Regierung hingegen keine Aussage darüber gemacht werden, wie gross der Anteil der im Kanton Zug wohnhaften Beschuldigten ist, da dafür jeder Fall einzeln ausgewertet werden müsste, was einen unverhältnismässigen Aufwand verursachen würde.

An verschiedenen Zuger Bahnhöfen und an bestimmten Hotspots setzt die Polizei Videoüberwachungen ein. Die Erfahrungen: «durchwegs positiv». «Dank der Aufzeichnung und Speicherung von Bildmaterial konnten bedeutende Ermittlungserfolge erzielt werden», heisst es weiter. Auch habe man anlässlich verschiedener Grossveranstaltungen, wie etwa dem ESAF oder Meisterfeiern, zeitnah und zielgerichtet intervenieren können, womit die Polizei wiederum Straftaten verhindern habe können.

SVP kritisiert «Geheimhaltung» des Themas

SVP-Kantonsrat Adrian Rogger sagt auf Anfrage von zentralplus, dass die SVP-Fraktion die Beantwortung der Fragen und die aufgeführten Zahlen zur Kenntnis nehme. «Diese Zahlen sind ein wichtiges Werkzeug und dienen als Indikator, um die Sicherheit zu verbessern oder auch um politische Massnahmen zu ergreifen.»

«Das Sicherheitsgefühl wird mit Geheimhaltungen in solchen Themen bei der Bevölkerung nicht gestärkt, im Gegenteil.»

Adrian Rogger, SVP-Kantonsrat

Rogger erwähnt einen Artikel in der «Zuger Zeitung» vom April. Auf Nachfrage erhielt die Zeitung von der Polizei keine Zahlen dazu, wie oft es an Bahnhöfen im Kanton Zug zu Gewaltvorfällen kommt. Warum die Zuger Polizei diese Zahlen geheim gehalten habe, bleibe auch in der vorliegenden Beantwortung unbeantwortet, so Rogger weiter. «Das Sicherheitsgefühl wird mit Geheimhaltungen in solchen Themen bei der Bevölkerung nicht gestärkt, im Gegenteil.»

Gemäss Zahlen der Regierung war vergangenes Jahr knapp die Hälfte aller Beschuldigten für Gewaltstraftaten im Kanton Zug Ausländer. Rogger sagt dazu: «Die Zuwanderung von kriminellen Migranten, welche oft an Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen rumlungern, nimmt stetig zu und mit ihr auch das Gefahrenpotenzial an Bahnhöfen und anderen Hotspots.»

Die SVP-Fraktion wünsche sich, dass die Zuger Polizei in Zukunft transparenter Auskunft gebe, die Situation an den Zuger Bahnhöfen weiter kritisch beobachte und bei Zunahme von Gewaltdelikten mit adäquaten Massnahmen reagiere.

Verwendete Quellen
  • Interpellation der SVP
  • Antwort des Regierungsrates
  • Artikel in der «Zuger Zeitung» vom April 2023
  • Schriftlicher Austausch mit Adrian Rogger, SVP-Kantonsrat
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5 Kommentare
  • Profilfoto von Erich Staub
    Erich Staub, 22.11.2023, 14:30 Uhr

    Jede Straftat ist eine zuviel. Jede Überwachungskamera ist ebenfalls eine zuviel.

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  • Profilfoto von LD
    LD, 22.11.2023, 13:20 Uhr

    Das Unsicherheitsgefühl nimmt ständig zu. Eine schlichte Tatsache. Bis vor einer Generation unvorstellbar. Das Gutmenschendumm von Links verfolgt Masseneinwanderung und strebt «Integration» an. Unwille und Unvermögen vieler Migranten sich nicht integrieren zu wollen, oft aus religiösen Gründen, ist ebenfalls unbestreitbar und wird von den Propagandisten dieser «Weltanschauung» ignoriert. Was nicht sein darf, existiert nicht. Nicht wahr?
    An Bahnhöfen haben einige die Sitzbänke für die Reisenden zu ihrer dauerhaften Wohnstube und Partyraum gemacht mit Akohol, Drogen, lauter Musik, Lärm und Dreck.

    Die im Alltag ungeprüften Vorstellungen der linken Integrationsidee werden so ausgelegt, als ob alles Fügung, alles Wink, alles dem Heil der Seele und zur Liebe ausgedacht sei. Diese Selbsttäuschung – toxisch für eine funktionierende Gesellschaft – muss endlich begraben werden. Mit etwas Gewissen für die Interessen der eigenen indigenen Bevölkerung, entlarvt sich diese Haltung von selbst als unanständig, unehrlich, als Lügnerei, Schwachheit und Feigheit. Dies ist gegen die Idee eines guten Europäers und Schweizers gerichtet, sie dient einzig den Interessen Globaler Konzerne, die uns die Bedingungen unserer Existenz als universelles Prinzip, als Weltanschauung, als Religion (in Wirklichkeit Nihilismus), als Ideologie einer bestimmten Klasse darzustellen und durchzusetzen versucht. Es ist das Prinzip eines universellen Egalitarismus. Politik ist immer gelebte Philosophie. Wenn sich die Philosophie einer Gesellschaft ändert, ändert sich auch ihre Politik. Wir stecken inmitten eines solchen Prozesses. Die damit einhergehende kulturelle Selbstzerstörung ist von den Linken unverstanden, nach der es keine Schweizer mehr geben soll, sondern nur noch Individuen (wenn überhaupt). Möglichst divers. Der wahre Europäer erlebt das heutige Europa als Verfall, sich selbst als Fremder und der Schweizer hängt sich daran wie eine Klette. Es herrscht Kälte und Europa wird verteufelt und an den Rand gedrängt. 

    Mit dieser Erkenntnis müsste man sich dann mit sich selbst und seiner Kultur beschäftigen. Verblendung (und noch mehr?) verhindert dies, weshalb der noch funktionierende Teil der Gesellschaft die konkrete Aufgabe hat diesem Wahn kraftvoll und konsequent entgegenzutreten. Das Schicksal muss wieder in die eigene Hand genommen werden.

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    • Profilfoto von Gerhard Schleiss
      Gerhard Schleiss, 22.11.2023, 13:55 Uhr

      Haben Sie den Artikel nicht gelesen? Darin steht eben genau, dass die Gewalt an Zuger Bahnhöfen abnimmt. Aber Hauptsache, man kann Verschwörungstheorien spinnen und andere Menschen oder eine nicht zusagende Politik abwerten und dystopischen Fantasien nachhängen. Klingt für mich nach einem Fall für den Arzt.

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  • Profilfoto von Ferox
    Ferox, 22.11.2023, 12:03 Uhr

    Wenn ein starker Staat wirklich will, wären solche Hotspots innert 24 Stunden Geschichte und die Kriminellen wieder dort wo sie hergekommen sind.

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    • Profilfoto von Jerome Halter
      Jerome Halter, 22.11.2023, 17:14 Uhr

      Da ist unserer aber sackschwach! Kaum ist es dunkrl kriecht alles mögliche am Bahnhof rum was dort eigentlich nicht hingehört. Aber besonders Luzerner scheinen das zu mögen…

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