26-Jährige zeigt sich für Geld nackt im Netz

Traumjob Onlyfans-Model? Das halten Luzernerinnen davon

Mit Nacktbildern und Pornos lässt sich auf Onlyfans Geld machen. (Bild: Adobe Stock)

Fast jede zweite junge Person zwischen 18 und 24 Jahre findet, dass Onlyfans eine realistische Karrieremöglichkeit sei. Doch was treibt junge Luzernerinnen dazu, erotische Bilder von sich zu posten?

«Mami, ich werd Influencerin»: Diese Aussage ist heute gar nicht so abwegig. Wollten Kinder früher Polizistin, Arzt, Pilotin oder Kleinkindererzieher werden, liebäugeln heutzutage immer mehr damit, Geld als Influencerin zu verdienen. Das wird auch gelehrt –  mit dem Lehrgang Content Creator etwa an der «Swiss Creator Academy», welche eine Zugerin gegründet hat (zentralplus berichtete).

Eine spezielle Art von Content kreieren Onlyfans-Nutzerinnen. Diese verdienen ihr Geld mit Blüttlen im Netz – aber nicht nur.

Onlyfans ist eine Social-Media-Plattform – nur quasi für Erwachsene. Darauf können Nutzer Bilder und Videos von sich selbst posten. Wer diese sehen möchte, muss dafür bezahlen, in Form eines Abos. Fitnessinfluencer und Künstlerinnen tummeln sich auf der Plattform. Da inhaltlich kaum Grenzen gesetzt sind, sind auch erotische und pornografische Inhalte zu sehen. Deswegen ist Onlyfans heute vor allem als Erotikplattform bekannt.

Vielen geht es aber mehr als nur ums «Blankziehen». So sagt eine junge Luzernerin, die auf Onlyfans aktiv ist, dass für sie die Plattform ein «absoluter Safe Space» sei. «Ich kann mich frei bewegen, in neue Rollen schlüpfen, vielleicht auch mal jemand anderes sein als im realen Leben», sagte sie gegenüber zentralplus. Viele Männer würden sich «Girlfriend-Material» wünschen, mit ihr als Nacktmodel also chatten und eine virtuelle Beziehung aufbauen.

Onlyfans als «realistische Karrieremöglichkeit»

Brüste zeigen und damit Geld verdienen – das können sich scheinbar viele Junge vorstellen. So zeigt eine Umfrage von Amorana, einem Sexshop, dass 40 Prozent der 18- bis 24-Jährigen Onlyfans als «eine realistische Karrieremöglichkeit» sehen. Befragt wurden insgesamt knapp 15’000 Personen aus elf Ländern (darunter die Schweiz, Deutschland und Frankreich). Deutlich weniger werden davon vermutlich deren Eltern halten. Denn nur gerade sieben Prozent der 55- bis 64-Jährigen teilten die Meinung, dass die Erotikplattform eine Karrieremöglichkeit sei.

Was sagen junge Luzernerinnen dazu? Fasst die Generation Z den Job als Onlyfans-Model wirklich ins Auge?

Warum «Flyingirl» Nacktbilder postet

Eine, die Nacktbilder von sich auf Onlyfans postet, ist «Flyingirl», eine 26-jährige Luzernerin, die unter diesem Pseudonym unterwegs ist. Sie bewegt sich seit Jahren in der BDSM-Szene und hatte vor Onlyfans freizügige Bilder auf Fetlife – «dem Facebook für BDSMler», wie sie mit einem Schmunzeln sagt – gepostet.

«Wenn ich eh schon gerne freizügige Bilder von mir poste – warum sollte ich das nur gratis machen, wenn ich damit Geld verdienen kann?»

«Flyingirl», Onlyfans-Nutzerin

Hauptsächlich zeigten diese Eindrücke von Shibari Sessions, Spuren der Seile oder von SM-Spielen an ihrem Körper. Shibari ist eine erotische Kunst des Fesselns aus Japan. Auf Fetlife würden auch andere ihre Erlebnisse teilen. Man tausche sich aus – und teile die Freude mit den anderen, wie Flyingirl erzählt. Als ihr Freund erzählte, dass er eine Frau kenne, die mit Onlyfans gutes Geld verdiene, dachte sie: «Wenn ich eh schon gerne freizügige Bilder von mir poste – warum sollte ich das nur gratis machen, wenn ich damit Geld verdienen kann?»

Ihr Gesicht zeigt die 26-Jährige nie

Deswegen fing «Flyingirl» vor wenigen Jahren mit Onlyfans an. Anfänglich bezahlte man bei ihr für ein Abo um die sechs Franken. Inzwischen sei ihr Account gratis – wer ein Bild oder Video von ihr auf Wunsch möchte, muss jedoch dafür bezahlen. «Insbesondere für Spicy Content, also Nahaufnahmen meines Intimbereichs.» Sie zieht jedoch auch Grenzen. «Mein Gesicht zeige ich nie.» Sie möchte anonym bleiben und Onlyfans als Nebenjob von ihrem normalen Berufsalltag strikt trennen.

«Ich finde es ehrlich gesagt grenzwertig, dass heutzutage viele das Gefühl haben, Onlyfans wäre eine wahre Karrieremöglichkeit.»

Jacqueline, 22-jährig

Einerseits teilt sie die Meinung, dass manche mit der Plattform viel verdienen und auch unabhängig sein können. «Doch die meisten unterschätzen Onlyfans. Wer davon leben möchte, muss abliefern. Die Abonnenten zahlen, um regelmässig etwas Neues zu sehen.» Es müssten immer neue Ideen für Bilder oder Videos her. Man müsse aus der Masse als Creator herausstechen, Reichweite aufbauen.

«Dahinter steckt viel Arbeit. Das kann viel Druck auslösen.» Und man müsse ständig Lust haben, vor der Kamera zu stehen. «Zudem steht hinter Onlyfans mittlerweile eine ganze Industrie – auch mit Ghostwritern.» Damit spricht sie eine Dokumentation von «SRF» an. Diese deckte auf, dass Abonnenten nicht immer mit Onlyfans-Models chatten – sondern manchmal mit Ghostwritern, die auf manipulative Methoden zurückgreifen, um das Geld von Konsumenten abzuknüpfen.

Sie sei unsicher, was sie davon halten solle, dass so viele junge Menschen Onlyfans als reale Karriere in Betracht zögen. «Meins wäre es jedenfalls nicht, voll und ganz daraufzusetzen.» Sie gehe auch nur auf Wünsche von Abonnenten ein, auf die sie selbst Lust habe. «Für mich ist es eher ein Hobby, ein Nebenverdienst, um mir mal etwas Schönes kaufen zu können.» Wie ein massgeschneidertes Korsett, das sie an einer Fetischmesse kaufen möchte.

Onlyfans – der Berufswunsch für Generation Z?

Andere junge Luzernerinnen sind wesentlich zurückhaltender – und gehören klar zu jenen 60 Prozent, die vom Berufswunsch Onlyfans nicht allzu viel halten.

So sagt die 22-jährige Jacqueline: «Ich finde es ehrlich gesagt grenzwertig, dass heutzutage viele das Gefühl haben, Onlyfans wäre eine wahre Karrieremöglichkeit.» Sie geht davon aus, dass die Plattform wie viele andere auch ihren Hype habe, der wieder vorbeigehe.

Sie selbst sieht sich auch in Zukunft nicht als Onlyfans-Model. «Nur schon, weil ich mich nicht wohl genug in meinem Körper fühle, um ihn anderen zu zeigen. Und ich finde: Solche intime Sachen sind nur für einen Partner bestimmt und nicht für weltfremde Menschen.» Sie habe sich aber schon überlegt, Fussfotos zu verschicken, um nebenbei was zu verdienen.

Die 21-jährige Deborah könnte es sich ebenfalls nicht vorstellen, einen Account anzulegen. Sie sei auf solchen Websites nicht unterwegs, schreibt sie.

Junge Männer sehen das schnelle Geld

Junge Männer hingegen stehen Onlyfans offener gegenüber. «Ich könnte mir es vorstellen, Creator auf Onlyfans zu werden», sagt der 20-jährige Yannis aus Luzern. Weniger als Einzelperson, sondern als Paar. «Es gebe nicht wirklich Grenzen, und man könnte die Inhalte gut anonymisieren.» Auch sieht er das schnelle, einfache und viele Geld. «Ein Onlyfans-Account vermarktet sich praktisch von selbst. Ob es moralisch und ethisch vertretbar ist, ist eine andere Frage.»

«Leider ist Onlyfans sehr schnell der kapitalistischen Pornoindustrie zum Opfer gefallen.»

Yannis, 20-jährig

Anfänglich betrachtete er die Plattform als «cool und unabhängig», die bessere Konditionen als andere böte. «Leider ist Onlyfans sehr schnell der kapitalistischen Pornoindustrie zum Opfer gefallen. Die ganze Plattform wurde sexualisiert und wird heutzutage nur noch mit dem in Verbindung gebracht. Das finde ich schade.»

Er könne es deswegen verstehen, dass so viele auf Pornos setzen würden. Seiner Meinung nach sei Onlyfans eine halbwegs sichere Plattform. Gerade mit der Altersbeschränkung, die es gibt. Und: Wer ein Konto erstellen will, muss ein Bild der Identitätskarte hochladen. Das gilt für alle Nutzerinnen – also auch jene, die einfach «nur» sehen wollen. «Solange Creator einfach ihre Dinge hochladen und man ‹frei› den Inhalt geniessen kann, wie man will, ist für mich alles in Ordnung.» Sobald Onlyfans-Models ihre Fans jedoch aktiv anschreiben und für Extrageld exklusive Videos anpreisen würden, fände er es schwierig.

Der 24-jährige Philipp hielt zu Beginn gar nichts von Onlyfans. Er informierte sich, schliesslich fand er es ein «interessantes Prinzip». Auf der einen Seite sei es für jene schön, die im realen Leben wenig Erfolg hätten und mit Onlyfans gutes Geld machen würden, so der junge Luzerner. Wiederum fände er es unfair, wenn ungebildete Menschen Kohle machen – «nur weil sie einen schönen Körper haben».

Dennoch: Auch er habe sich überlegt, ins Onlyfans-Business einzusteigen – wegen des Geldes. Er habe sich einen Account angelegt – sei jedoch aus irgendeinem Grund nicht akzeptiert worden. «Vielleicht aber auch besser, wer weiss.»

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung von Amorana
  • Schriftlicher Austausch mit jungen Luzernern und Luzernerinnen
  • Schriftlicher Austausch mit Sarah Jordi, Kommunikationsstudio Arve
  • Umfrageergebnisse von Amorana/Marktforschungsunternehmen Appinio über Onlyfans-Nutzung
  • Telefonat mit Onlyfans-Nutzerin «Flying Girl»
  • Dokumentation von «SRF»
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