Kanton Luzern drohen Millionendefizite

SNB-Gelder fliessen nicht: Drohen jetzt Sparrunden?

Die vom Kanton Luzern eingeplanten SNB-Gelder der nächsten Jahre werden wohl höchstens teilweise ausbezahlt. Finanzdirektor Reto Wyss sagt jetzt, der Kanton müsse «gut priorisieren» und «zurückhaltend planen». (Bild: zvg)

Der Kanton Luzern wird in den kommenden Jahren wohl mit ausfallenden Geldern der Schweizerischen Nationalbank (SNB) rechnen müssen. Jährlich könnten dem Kanton bis zu 160 Millionen Franken entgehen. Der Kanton will dennoch die Steuern senken.

Finanziell waren die vergangenen Abschlüsse des Kantons Luzern von satten Überschüssen geprägt (zentralplus berichtete). Doch die Zukunft sieht weniger rosig aus. Von 2024 bis 2026 rechnet der Kanton Luzern mit Defiziten zwischen 30 und 70 Millionen Franken.

Jetzt kommt hinzu, dass die SNB in den kommenden Jahren wohl weniger Geld an die Kantone ausschütten wird. Im Jahr 2024 gehen die Kantone wohl ganz leer aus. Darauf lassen die kürzlich publizierten Zahlen der SNB und die Einschätzungen von Experten schliessen.

Knapp 200 Millionen Franken Verlust droht im Jahr 2024

Konkret hiesse das: Zu den bereits prognostizierten Verlusten in den Jahren 2024 bis 2026 kämen weitere Ausfälle hinzu. Noch rechnet der Kanton Luzern mit SNB-Zahlungen in der Höhe von jährlich 160 Millionen Franken. Dieser Betrag entspricht rund vier Prozent der jährlich prognostizierten Erträge des Kantons.

Bereits nachdem der Ausfall der SNB-Gelder für das Jahr 2023 bekannt wurde, schlug die Regierung Massnahmen vor (zentralplus berichtete). Im März schliesslich stimmte der Kantonsrat einstimmig für eine Lockerung der Schuldenbremse (zentralplus berichtete). Damit erhält die Regierung mehr Zeit für die Kompensation des Ertragsausfalls, bis die Bremse greift. Laut Regierung ist der Kanton damit für den «Totalausfall der Gelder der SNB gerüstet».

Erledigt sein dürfte die Angelegenheit damit aber nicht. Höhere Ausfälle kann der Kanton zwar kurzfristig mittels höherer Schulden finanzieren. Längerfristig würde dann aber der Schuldenberg ansteigen. Genau das droht dem Kanton: Gemäss aktuellem Finanzplan nimmt das Nettovermögen stark ab und wird voraussichtlich bis Ende 2026 in eine Nettoschuld wechseln.

Finanzdirektor: Kanton müsse in Zukunft zurückhaltend planen

Finanzdirektor Wyss warnte bereits nach Bekanntwerden der ausbleibenden SNB-Zahlungen: «Wir müssen lernen, konstante Ausgaben nicht mit Mitteln zu finanzieren, die nicht verlässlich eingehen.» Jetzt, da sich die Zeichen für ausfallende SNB-Zahlungen auch für die kommenden Jahre verdeutlichen, stellt sich die Frage: Muss der Kanton die Steuern erhöhen oder Sparmassnahmen ergreifen?

Auf Anfrage verweist die Regierung auf die geplante Steuergesetzesrevision (zentralplus berichtete). Diese will die Steuern für Firmen und Privatpersonen nicht erhöhen, sondern senken. Später schreibt Finanzdirektor Wyss, dass der Kanton am Vorhaben festhalte: «Die Steuergesetzesrevision soll wie geplant durchgeführt werden.» Der Finanzdirektor schreibt weiter, dass mit der geplanten Revision des Steuergesetzes der Kanton als attraktiver Arbeitgeber und Standort für natürliche Personen und Firmen positioniert werde. Doch das letzte Wort wird der Kantonsrat haben.

Steuererhöhungen sind für die Regierung derzeit also kein Thema. Sparmassnahmen seien aber nicht ausgeschlossen, wie aus der Antwort des Finanzdirektors hervorgeht. «Die Luzerner Regierung ist sich bewusst, dass der Kanton seine Projekte gut priorisieren muss und für die Zukunft zurückhaltend planen soll.» Immerhin: Höhere Steuererträge werden wohl zumindest für das Jahr 2023 die ausfallende SNB-Zahlung kompensieren (zentralplus berichtete). Konkrete Zahlen will die Regierung Ende August im neuen Finanzplan veröffentlichen.

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13 Kommentare
  • Profilfoto von Urs Eggler
    Urs Eggler, 08.08.2023, 12:43 Uhr

    Wenn der Finanzplan vom Finanzdirektor so aussieht, dass » das Nettovermögen stark abnimmit und bis Ende 2026 in eine Nettoschuld wechselt» und der Finanzdirektor dennoch an einer Steuersenkung festhält, dann zweifle ich an der Kompetenz des Finanzdepartements.

    Selbstverständlich kann man unser ganzes Gemeinwesen durch Verknappung der vorhandenen Mittel beeinflussen/manipulieren, aber das soll im Kantonsrat entschieden werden, nicht in der Finanzdirektion …. wobei ich befürchte, dass der Kantonsrat das wahrscheinlich genau so sieht, wie die Finanzdirektion.

    Als Stadtluzerner werde ich auch diese Kröte schlucken müssen und wünsche mir wieder einmal einen Kanton Luzern-Stadt, wo dann natürlich alles super wär.

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  • Profilfoto von LD
    LD, 07.08.2023, 23:52 Uhr

    Das ausbeuterische Geldsystem (Zins/ Zinseszins, Geldschöpfung aus dem Nichts und der endlosen Geldvermehrung zur Bereicherung einer kleinen Elite mit der Folge von massiver Überschuldung der Staaten) als Hauptursache allen Übels, das die Globalen Player antreibt, hat nie jemanden interessiert. Nun kommen die ersten Rechnungen. Schliesslich stützt die SNB den Dollar und den Euro seit Jahren. Warum? Weil die SNB nicht die Interessen der Schweiz vertritt, sondern dient dem westlichen Geldsystem zur Absicherung und Stabilisierung. Genauso hat der neoliberale Umbau der Wirtschaft nicht interessiert, der zu einer ungeheuren abartigen Umverteilung der Vermögen geführt hat und mit der sogenannten «Grünen Energie» weiter zu Lasten der grossen Mehrheit ausgebaut wird.

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    Marie-Françoise Arouet, 07.08.2023, 15:27 Uhr

    Alle Gender-Lehrstühle an den sogenannten „Hochschulen“ weg; alle „Gleichstellungsbeauftragten“ an kantonalen Institutionen weg. Das dürfte schon einmal ordentlich einschenken.
    By the way: Genau so wird es über kurz oder lang auch kommen, wenn nicht die ganz Falschen die falschen Stecker ziehen.

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      Jemand, 07.08.2023, 17:42 Uhr

      Die SNB wird von einem Mann geführt.

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        LD, 08.08.2023, 00:28 Uhr

        Ja, aber der Boss ist das FED, im Moment Jerome Powell, die Vorgängerin war Janet Yellen.

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      Franziska, 08.08.2023, 08:46 Uhr

      160 Millionen Franken vs. die Gehälter einiger Personen
      Ja, klar, «ordentlich einschenken»…

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    Markus Rotzbeutel, 07.08.2023, 12:00 Uhr

    Wie viele andere auch, versteht der Kanton nichts von Märkten. Ist ja nicht so schlimm, wie die CS können wir auch gerettet werden.

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    Hampi R., 07.08.2023, 10:18 Uhr

    … aber die Hauptsache ist doch, dass die «Oberhäuptlinge» massiv mehr Lohn erhalten.
    Wie heisst es noch, was Parlamentarier sind; «Diener des Volkes?».

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    Rudolf Schweizer, 07.08.2023, 08:27 Uhr

    Spare in der Zeit, so hast du in der Not. Das der Kanton Luzern mit Falschplanung und Realisierung Geld aus dem Fenster wirft ist schon lange bekannt. z. B. Mit den Wasserbaumassnahmen an der Emme, oder Massnahmen an der Rengglochstrasse, statt die Strasse bis diese fertig gestellt ist gänzlich zu schliessen. Dann muss man sich auch Fragen wann spart die Politik bei sich selbst 20% Lohnverzicht unserer Regierung ist schon lange angebracht.

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      Marie-Françoise Arouet, 07.08.2023, 09:11 Uhr

      Bei den Deutsch- und Rechtschreibkursen für Erwachsene zu sparen, wäre allerdings nicht angebracht.

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      • Profilfoto von Rudolf Schweizer
        Rudolf Schweizer, 07.08.2023, 18:13 Uhr

        Als ich zur Schule ging gab es auf dem Land für Legastheniker keine Logopädin, dies gab es nur in der Stadt. Auf dem Land wurde gespart.
        Als ich einen Hirnschlag während einer Herz OP habe ich keine Reha erhalten. Englisch als Fremdsprache löscht es dann aus, Deutsch können sie auch nicht mehr richtig. Darum ist es richtig das man dort nicht sparen soll, den es kann leicht sein das es den Staat und die Allgemeinheit noch mehr kostet. (Seit 2014 Hirnschlaggeschädigt)

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          Marie-Françoise Arouet, 07.08.2023, 19:57 Uhr

          Und Ihre penetranten Kandidaturen laufen dann wohl unter „Integration“?

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          • Profilfoto von Rudolf Schweizer
            Rudolf Schweizer, 08.08.2023, 08:17 Uhr

            Wenn die IV keine Umschulung bezahlt, muss man ob sie wollen oder nicht das Heft selbst in die Hand nehmen. Wenn sie aber soviel von Politik verstehen dann können sie ruhig auf der PS Liste Kandidieren, der Zugang ist für sie Kostenlos ihre Meinung ist gefragt und gerne nehmen wir ihre Themen in der Liste auf.

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