Japanisches Lokal in der Stadt Luzern

Restaurant Izakaya Nozomi verkündet sein vorläufiges Ende

Benjamin Egli hat mit dem Izakaya Nozomi die japanische Küche nach Luzern gebracht. (Bild: jdi)

Nach fünf Jahren naht das überraschende Ende des Izakaya Nozomi, eines japanischen Restaurants am Löwengraben. Wirt Benjamin Egli erläutert die Beweggründe.

Am Löwengraben reiht sich ein Restaurant ans andere. Einheimische und Touristinnen haben die Wahl zwischen indischer, italienischer – oder seit 2018 auch japanischer Küche (zentralplus berichtete). Das Izakaya Nozomi hat sich innert kürzester Zeit einen Namen gemacht. Doch Ende 2024 soll dort, wo so authentisch japanisch gekocht wird wie sonst nirgends in Luzern, Schluss sein.

zentraplus: Es hat sich rumgesprochen, dass am Löwengraben Ende 2024 Schluss sein soll mit Karaage und Co. Das überrascht. Wieso schliessen Sie?

Benjamin Egli: Unser Pachtvertrag läuft aus. Für uns wird es hier Ende 2024 höchstwahrscheinlich nicht mehr weitergehen. Für das Izakaya Nozomi als Konzept aber schon. Zwar ist eine endgültige Schliessung nicht undenkbar, von uns aber nicht gewünscht. Wo und in welcher Form wir weitermachen, ist völlig offen. Was wir nicht wollen, ist auf Biegen und Brechen einen neuen Standort beziehen, der nicht zu uns passt. Fakt ist: Wir schauen uns um in der Stadt.

zentralplus: Das haben Sie auch schon gemacht, als Sie eine Ramen-Bar eröffnen wollten.

Egli: Wir haben ständig neue Ideen, sind offen für neue Konzepte und Formate. Die Ramen-Bar bleibt ein Thema, doch die passende Location dazu haben wir noch nicht gefunden. Ort, Umgebung und Publikum – all das muss stimmen. Das Izakaya Nozomi in einem Fünfsternebunker oder im Bahnhof Luzern weiterzuführen, das wäre undenkbar.

zentralplus: Würden Sie von sich behaupten, mit dem Izakaya Nozomi Pionierarbeit geleistet zu haben? Ein vergleichbares Angebot gibt es in Luzern bis heute nicht.

Egli: Ich habe etwas, das mir in Japan gut gefallen hat, versucht, in die Schweiz zu importieren. Dabei von Pionierarbeit zu sprechen, fände ich anmassend und überheblich.

Noch ist nur die Terrasse des Izakaya Nozomi geschlossen. (Bild: jdi)

zentralplus: Viele Luzerner betraten mit dem Izakaya Nozomi kulinarisches Neuland. Bestellen Ihre Gäste heute mutiger als noch zu Beginn?

Egli: Da gab es von Anfang an beide Typen. Die einen wollen immer nur die Klassiker, die anderen das, was neu auf der Karte ist. Ich für meinen Teil probiere alles, was ethisch vertretbar gegessen werden kann.

zentralplus: Karaage dürfte nach wie vor Ihr Bestseller sein. Nervt Sie das?

Egli: Überhaupt nicht. Auch in Japan erfreut sich Karaage grosser Beliebtheit. Frittiertes Poulet mag man halt überall.

zentralplus: Nicht nur des vielen verkauften frittierten Poulets wegen dürften Sie mit den vergangenen fünf Jahren zufrieden sein. Waren Sie überrascht vom schnellen Erfolg?

Egli: Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl, war vom Konzept überzeugt. Aber dass es dann dermassen «dör d'Telli» ging, habe ich schon nicht erwartet.

Im Sommer 2022 gab es in der Sunset Bar Yakitori, japanische gegrillte Spiessli. Im Hintergrund knapp noch zu erkennen: Benjamin Egli. (Bild: bic)

zentralplus: Sie haben vergangenes Jahr in der Sunset Bar Yakitori angeboten. Diesen Sommer nicht mehr. Lag es am Ort, an der Umgebung oder am Publikum?

Egli: Der Ort war wunderschön, und es waren auch nicht die falschen Leute dort. Aber die japanische Küche hat in Luzern noch viel Erklärungsbedarf. Wenn du ein grilliertes Pouletspiessli verkaufst und die Zeit hast, dem Gast etwas über die Geschichte des Gerichts, die verwendete Kohle oder die Zubereitungsart zu erzählen, erhält das Spiessli einen ganz anderen Wert. Doch dafür war der Andrang in der Sunset Bar zu gross. Wenn wir so was noch mal machen würden, dann an einem Ort wie dem Landungssteg, wo sich einst ein Crêpestand befand (zentralplus berichtete). Zehn Stühle, Yakitori, Sake, Bier: Das wär was!

zentralplus: Yakitori-Bude, Ramen-Bar, in einem Jahr auch das Izakaya Nozomi – woran fehlt es dem kulinarischen Luzern sonst noch?

Egli: Viele Restaurants haben 120 bis 180 Plätze. Doch gibt es kaum kleine Beizen, die oft einen sehr persönlichen und intimen Charme haben. Mit kleiner Karte, spezialisiert auf wenige Dinge. Orte wie das Magdi. Für so etwas findest du in Luzern leider kaum Locations, die bezahlbar sind.

zentralplus: Worin bestehen die Stärken der Luzerner Gastroszene?

Egli: In ihrer Anpassungsfähigkeit. Im Sommer ist die Stadt voller Touristen, die Stimmung ist fantastisch. Dann kommt der düstere, tote November, Ende Winter die Fasnacht. Luzerner Gastrobetriebe müssen mit verschiedensten Situationen klarkommen. Dabei hilft es sicherlich, dass in der Szene ein grosser Zusammenhalt herrscht. Man kennt sich, unterstützt sich und gönnt sich gegenseitig den Erfolg. Es gibt keinen Gästeneid. Darum funktioniert die Szene.

zentralplus: Wo essen Sie am liebsten japanisch?

Egli: In Zürich, etwa im «Sala of Tokyo», im «Kokoro» oder im «Yume Ramen», isst man sehr gut. Am besten schmeckts mir aber in Japan selbst.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Treffen mit Benjamin Egli vom Izakaya Nozomi
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Samuel Kneubuehler
    Samuel Kneubuehler, 30.10.2023, 20:19 Uhr

    Stimmt mich sehr betrübt. Ich hoffe, sie bleiben in Luzern!

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon