Strandbad Zug: Im März wird abgestimmt

An dieser teuren Badi in Zug scheiden sich die Geister

Eine Visualisierung zeigt, wie sich das Strandbad künftig präsentieren könnte. (Bild: zvg)

Das Zuger Strandbad soll endlich erweitert werden. Ob die Zuger jedoch 13 Millionen für das Projekt ausgeben möchten, wird sich bei der Abstimmung im kommenden März zeigen. Bürgerliche Parteien sind skeptisch.

Mehr Platz fürs Badetuch, für herumrennende Pamperskinder, für das Picknick am Seeufer. Und: ein Spazierweg, der direkt dem Ufer entlang führt. Auf all diese Dinge freuen sich viele Zugerinnen seit Langem. Nun geht es bei der Erweiterung des Zuger Strandbads und dem Einbezug der Oeschwiese einen Schritt weiter. Das Vorprojekt ist abgeschlossen.

Jetzt liegen die Details zum Projekt Corniche vor, welches im Idealfall bis voraussichtlich Herbst 2025 umgesetzt ist. Dies, sofern die städtische Bevölkerung dem Kredit über 12,9 Millionen Franken am 3. März 2024 zustimmt.

Darum gehts: Mit dem Erwerb der Oeschwiese, dem ein jahrelanger Krach mit der damaligen Eigentümerschaft vorausging, rückte 2019 die lang ersehnte Vergrösserung des Zuger Strandbads in greifbare Nähe (zentralplus berichtete). Beim Projektwettbewerb im Jahr 2021 ging das Projekt Corniche des Teams Antón Landschaft GmbH und Ana Sofia Gonçalves & Stephan Hausheer Architekten als Sieger hervor.

Dieses sieht auf der Oeschwiese, im nördlichen Teil des Geländes, zwei bogenförmige Neubauten vor. In einem von ihnen werden Garderoben und Sanitärräume untergebracht. Im zweiten, gegen den See geschwungenen Gebäude ist neu der Gastronomiebereich untergebracht: Panoramasicht inklusive.

Zwei Eingänge und doppelt so viel Platz

Zwischen den beiden Gebäuden entsteht ein neuer Haupteingang. Diesem vorgelagert entsteht ein grosszügiger Ankunftsplatz mit Bäumen sowie – ergänzend zu den 370 Veloabstellplätzen am Chamer Fussweg – 200 Parkplätze fürs Velo. Am Chamer Fussweg befinden sich zudem zwei Behindertenparkplätze. Der bestehende Eingang im Westen des Geländes soll auch künftig bestehen bleiben.

In einem der beiden gekrümmten Gebäude werden Garderoben und WCs untergebracht, im anderen der Gastronomiebetrieb. (Bild: zvg)

Insgesamt wird das Strandbad durch die Erweiterung auf das Doppelte vergrössert. Die Liegewiese wird künftig 5000 Quadratmeter gross sein. Grosse schattenspendende Bäume sind über das Gelände verstreut, und am See entsteht ein neuer Sandstrand. Dieser muss jedoch vor hohen Wellen und Starkwetterereignissen geschützt werden. Alleine diese Massnahmen im Bereich Wasserbautechnik schlagen mit knapp 2,4 Millionen Franken zu Buche.

Ein Bereich wird stärker auf Familien ausgerichtet

Das Areal des heutigen Strandbads soll mit einem grossen Kinderplanschbecken, Spielbereichen, Liegewiesen und separaten Garderoben vor allem auf die Bedürfnisse von Badegästen mit Kindern ausgerichtet werden. Das Gastroangebot bleibe in Form eines erweiterten Kiosks bestehen, so auch die Sitzplätze unter den Bäumen.

«Im gesamten Strandbadareal wird der hindernisfreie Zugang unter anderem für Garderoben, Restauration, Liegewiesen sowie Strand- und Seebereiche deutlich verbessert», schreibt der Stadtrat im Bericht und Antrag.

Noch steht auf der Oeschwiese ein klappriges Bootshaus. Schon lange ist klar, dass dieses in Vereinbarung mit dessen Eigentümerschaft an die südliche Ecke ausserhalb des erweiterten Strandbads verschoben werden soll (zentralplus berichtete). Die Verschiebung erfolgt in Koordination mit der Strandbaderweiterung.

Das bestehende Bootshaus wird in Richtung Südost verschoben. Von dort soll auch der künftige Spazierweg herführen. (Bild: wia)

Dem See entlang schlendern, im Sommer wie im Winter

Mit der Erweiterung wird das gesamte Strandbadareal auch im Winterhalbjahr zugänglich und passierbar sein. Ab dem Chamer Fussweg entstehen zwei Wegverbindungen direkt zum Hafen: Eine ganzjährige Verbindung wird vom Chamer Fussweg entlang der östlichen Strandbadgrenze bis an den See führen. Von dort aus gehts zunächst über einen Steg dem Ufer entlang und danach über die städtische Parzelle zwischen den Bootshäusern und angrenzenden Liegenschaften bis zum Hafenrestaurant.

Ausserhalb der Badesaison wird eine direkte Verbindung ab dem heutigen Eingang durch das Strandbad hindurchführen und entlang des Sees in den ganzjährigen Fussweg zum Hafen einmünden.

Ein Unterfangen mit einem stolzen Preis

Für die Erweiterung des Strandbads am Chamer Fussweg ist ein Kredit von knapp 13 Millionen Franken zu bewilligen. Im November berät der Grosse Gemeinderat im Detail über das Geschäft. Die städtische Abstimmung findet am 3. März 2024 statt. Die Eröffnung der erweiterten Strandbadanlage ist im Herbst 2025 vorgesehen.

Linke Parteien freuen sich über das Projekt

Bezüglich der Vorlage zur Strandbaderweiterung sind sich die Stadtzuger Parteien bislang uneinig. Lobende Worte kommen insbesondere von der politischen Linken. Martin Iten von der ALG-CSP-Fraktion äussert sich auf Anfrage wohlwollend. «Das ausgewählte Projekt Corniche überzeugt mit seiner schlichten und doch eleganten Architektur, die sich dezent in die Uferszenerie einfügt und viel Raum freilegt.» Und weiter: «Dieser Raum, der sich vor allem in der zusätzlichen, rund 5000 Quadratmeter grossen Liegewiese ergibt, wird der Zuger Bevölkerung viele schöne Stunden bei bester Sicht und direkt am Ufer ermöglichen.»

Die hohen Kosten von 12,9 Millionen Franken findet Iten legitim. Dies, da die Oeschwiese Altlasten aufweise, die fachgerecht entsorgt werden müssten. Ausserdem sei der nördliche Uferabschnitt des Zugersees bei starken Winden massiven Wellenbelastungen ausgesetzt, weshalb dieser speziell aufwendig gesichert werden müsse. «Wichtig wird sein, dass der veranschlagte Kostenrahmen nicht überschritten wird», sagt Iten.

«Erfreulich erscheint, dass unsere Forderungen nach einem hindernisfreien Seezugang umgesetzt wurden.»

Mitte-Fraktionschef Christoph Iten

SP-Gemeinderätin Esther Ambühl stösst ins gleiche Horn. «Das Wettbewerbsergebnis wurde weiterentwickelt, und so schafft es das Projekt, das schöne, aber viel zu kleine Strandbad zu erweitern, ohne dass die bisherigen Vorzüge verloren gehen.» Wie der ALG-CSP ist auch der SP Folgendes sehr wichtig: «Das letzte Teilstück des Seeuferweges bekommt eine Sommer- und eine Wintervariante, welche beide überzeugen und so das Naherholungsangebot in der Stadt Zug erweitern.»

Die Mitte goutiert indes, dass die Kosten, die ursprünglich bei 13,5 Millionen Franken veranschlagt waren, nun doch 600’000 Franken tiefer ausfallen sollen. «Erfreulich erscheint auch, dass unsere Forderungen nach einem hindernisfreien Seezugang umgesetzt wurden», äussert sich Mitte-Fraktionschef Christoph Iten. Noch habe man das Geschäft in der Fraktion nicht besprochen. Für die Partei gehe es darum, gut abzuwägen zwischen der lang geforderten Erweiterung der Badi und einer kritischen Beurteilung «einer einfachen Strandbaderweiterung für sagenhafte 13 Millionen Franken».

Ein grosser Teil der Kosten fällt unter Wasser an

Sagenhaft findet auch die FDP den Preis für das neue Strandbad. Die Kosten seien als klar zu hoch einzustufen, erklärt Mathias Wetzel auf Anfrage. Auch wenn der Fraktion bewusst sei, dass ein grosser Teil der Kosten bei den aufwendigen Unterwasserarbeiten anfallen würden, welche zwar nicht sichtbar, aber dennoch wichtig seien. Ob jedoch das Strandbad tatsächlich über einen Sandstrand verfügen müsse, seien sich die Freisinnigen nicht sicher.

Insgesamt begrüsst die FDP, dass der Öffentlichkeit weitere Badeflächen zur Verfügung gestellt werden sollten und die etwas in die Jahre gekommene Infrastruktur im Strandbad eine Erneuerung erfahre. «Der ganze Bereich wird dadurch massiv aufgewertet und auch als Naherholungsgebiet während der kälteren Jahreszeit attraktiv», so Wetzel.

FDP und SVP wollen wissen, ob ein Oeschwiesen-Hallenbad denkbar ist

Doch sowohl die FDP als auch die SVP umtreibt in Sachen Oeschwiese dieselbe Frage: Wäre an diesem Standort nicht doch ein Hallenbad möglich? Vor Kurzem reichte die SVP diesbezüglich das Postulat «Geht nicht, gibts nicht!» ein. Dieses fordere den Stadtrat auf, mithilfe eines externen Gutachters abzuklären, ob der Bau eines Hallenbades auf der Oeschwiese rechtlich tatsächlich nicht möglich sei (zentralplus berichtete).

«So sollen wir also die teuerste Badi Europas bekommen.»

Roman Küng, städtischer SVP-Fraktionschef

Sollte das Gutachten zu einem anderen Schluss kommen, würde die Causa Strandbaderweiterung wohl in eine weitere Runde gehen. GLP-Fraktionschef David Meyer dazu: «Die ganze Sache würde nochmals geprüft werden müssen.» Die Strandbaderweiterung dürfte damit ein weiteres Mal verzögert werden.

«Bevor dieser Sachverhalt geklärt ist, sollte der Stadtrat mit keiner Vorlage in den GGR kommen», äussert sich SVP-Fraktionschef Roman Küng deutlich. FDP, GLP und SVP sind sich diesbezüglich einig. Letztere ist überzeugt, dass man auf der Oeschwiese ein kombiniertes Projekt, also ein erweitertes Strandbad inklusive Hallenbad, realisieren könnte.

Doch auch abgesehen von dieser Frage steht die SVP dem vorliegenden Badierweiterungsprojekt sehr skeptisch gegenüber: Bereits den Projektierungskredit lehnte die Fraktion im GGR ab. «Der Rat sah es anders, und so sollen wir also die teuerste Badi Europas bekommen», so Küng knapp.

Verwendete Quellen
  • Informationen der Stadt zum Projekt
  • Anfragen bei allen städtischen Parteien
  • Frühere Berichterstattungen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


4 Kommentare
  • Profilfoto von Black Pearl
    Black Pearl, 03.10.2023, 11:12 Uhr

    An diesem Standort sparen wäre wirklich schade.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Sigi
    Sigi, 03.10.2023, 07:44 Uhr

    Es ist auch sehr gut angelegtes Geld und hilft der Gesundheit und Standortattraktivität.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Tinu Mase
    Tinu Mase, 01.10.2023, 12:13 Uhr

    Lasst uns diesen Luxus bauen und dafür bleibt der campingplatz erhalten, das wär doch ein Deal.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Sigi
    Sigi, 01.10.2023, 09:19 Uhr

    Schönes Projekt! Auf jeden Fall braucht es Investitionen für neue Badis. Die jetzigen in Zug können nicht mit denen in Luzern (z.B Seebad) oder Zürich (Uto, Frauenbad, etc.) mithalten. Ausser Oberägeri.
    Die Aussicht in die Berge ist das schönste, momentan.

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon