Stadt erzielt Einigung mit Oeschwiese-Besitzern

Weg frei für vergrössertes Zuger Strandbad

Nun haben Stadt und Eigentümer eine Lösung in der Causa Oeschwiese gefunden.

(Bild: wia)

Die Stadt Zug kann die Oeschwiese zu einem Preis von fast 5 Millionen Franken kaufen. Dem Kauf gehen nervenaufreibende Verhandlungen voraus. Ein Politiker beurteilt den Kauf als Schnäppchen.

4,739 Millionen Franken. So hoch schätzt die kantonale Schätzungskommission den Wert der Zuger Oeschwiese. Heisst: Für diesen Betrag kann die Stadt Zug die Oeschwiese den Besitzern abkaufen. Die Erbengemeinschaft habe diesem Vorschlag zugestimmt, schreibt die Stadt.

Es ist ein langjähriger Knatsch, den die Stadt mit dieser Einigung beilegen kann. Die Eigentümer nämlich wollten dieses Land, das seit 1975 in einer Zone des öffentlichen Interesses liegt, in eine Bauzone umwandeln. Ein Vorhaben, das 2015 vom Bundesgericht abgeschmettert wurde. Darauffolgende Kaufverhandlungen der Stadt blieben erfolglos, weshalb die Stadt mit einer Enteignung drohte. Diese konnte nun abgewendet werden.

«Mir war es sehr wichtig, dass wir eine unabhängige Instanz für diese Schätzung einsetzen. Einen Betrag in dieser Grössenordnung hatten wir erwartet», sagt der städtische Finanzchef André Wicki. Nicht zuletzt, weil man bereits Erfahrungswerte gehabt hatte mit Grundstücken in besagten Zonen.

Erweiterte Badi frühestens 2022

Gemäss der Stadt soll voraussichtlich noch dieses Jahr, nach der erfolgten Eigentumsübertragung, ein Wettbewerb für die bauliche Erweiterung des Strandbads gestartet werden. Mit dieser sei – vorbehältlich der Genehmigung eines entsprechenden Baukredits durch das Stadtparlament – frühestens 2022 zu rechnen.

Weiter schreibt die Stadt: «Die weiteren Abklärungen werden zeigen, ob ein Verschieben des dem Grundstück vorgelagerten Bootshauses in Richtung Stadt bewilligungsfähig ist, um die erweiterte Strandbadnutzung nicht zu tangieren.» Das mutet seltsam an.

«Für die Verschiebung des Bootshauses würde die Stadt Zug mit 150'000 Franken aufkommen.»

André Wicki, Zuger Finanzchef

Die meisten Zuger nämlich dürften das Bootshaus nicht als architektonisch wertvoll oder sonderlich schön bezeichnen, auch scheint es – aus der Distanz betrachtet – kein Ort zu sein, der rege genutzt wird. André Wicki sagt dazu: «Eine Verschiebung nach Möglichkeit war der Wunsch der Eigentümer, den wir viel diskutiert haben und den die Stadt aufgenommen hat.»

Ob eine Verschiebung klappt, muss jedoch der Kanton entscheiden, da sich das Bootshaus am beziehungsweise im See befindet und dem Gewässerschutz unterliegt. «Für die Verschiebung würde die Stadt Zug mit 150'000 Franken aufkommen», so der Finanzchef. «Sollte diese Variante nicht klappen, erhält die Erbengemeinschaft das Geld als Entschädigung, da man das Haus dann abreissen würde.»

Der Seeuferweg kann verlängert werden

Mit der Oeschwiese kann die Fläche des bestehenden Strandbades mehr als verdoppelt werden. Ein möglichst grosser Teil der Fläche soll die Bevölkerung aber nicht nur im Sommer als Strandbad, sondern das ganze Jahr über zur Naherholung dienen. Zudem ist es vorgesehen, den Seeuferweg, der heute beim Hafen endet, bis zum Chamer Fussweg zu verlängern. So würde eine durchgehende Fussgängerverbindung vom Landsgemeindeplatz bis zu den Naturschutzgebieten im Choller entstehen.

Noch sei es jedoch zu früh, die Kosten dieser Erweiterung zu beziffern, sagt Wicki gegenüber zentralplus. Diese würden sich erst im Laufe des Planungsprozesses herauskristallisieren.

Eine Verdoppelung der Strandbadfläche führt zu einer stärker frequentierten Badi. Da dürfte auch der Wunsch nach Parkplätzen laut werden. Bis jetzt nämlich verfügt das Strandbad über keine eigenen. Vor einem Jahr, als die Parkplatzsituation beim Brüggli eskalierte, öffnete die Stadt zeitweise das Stierenmarktareal für Autos. Eine Möglichkeit, um Parkmöglichkeiten fürs nähergelegene Strandbad zu schaffen? «Diese Möglichkeit prüfen wir natürlich», so Wicki.

Durch die verschiedenen Entwicklungen am Zuger Seeufer dürfte das Parkplatz-Thema in den kommenden Jahren grundsätzlich zu reden geben.

Bis 2022 haben die Kartoffeln Vorrang

Wo sich in frühstens drei Jahren Sonnenanbeter räkeln, werden jedoch vorerst noch Mais und Kartoffeln angepflanzt. Bis zum Baubeginn zur Erweiterung des Strandbads sei die Wiese weiterhin verpachtet und werde landwirtschaftlich genutzt, vermeldet die Stadt.

In bürgerlichen Politkreisen wurde das Vorgehen der Stadt teils kritisiert. SVP-Gemeinderat Philip C. Brunner etwa sprach von einer «kalten Enteignung», die nicht nötig sei.

Ein zu tiefer Preis?

Zur gefundenen Lösung äussert sich der SVP-Mann wie folgt: «Für die Öffentlichkeit ist das eine gute Nachricht. Für die Erbenfamilie wohl eine weniger gute. Dies insbesondere, da ich den Preis von 4,7 Millionen Franken als sehr tief einschätze.»

«Ein Kompromiss sieht für mich anders aus.»

Philip C. Brunner, Zuger SVP-Gemeinderat

Brunner spricht von einem schlechten Beispiel bezüglich der Achtung von privatem Eigentum. «Die Stadt hätte auch entscheiden können, das Strandbad nur um einen Streifen entlang des Seeufers zu vergrössern und der Familie den Rest des Landstückes zu überlassen. Ein Kompromiss sieht für mich anders aus.»

Dennoch wertet es der Gemeinderat als positives Zeichen, dass sich die beiden Parteien gütlich geeinigt haben. «Obwohl das nun nicht ‹Ende gut, alles gut› bedeutet. Denn die Arbeit der Politik beginnt jetzt. Sprich: Dass diese eine attraktive Lösung für die Fläche schafft.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Alois Iten
    Alois Iten, 05.09.2019, 22:12 Uhr

    Auf den Seeuferweg freue ich mich schon jetzt!

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