Luzernerin gründet Männerunterwäsche-Label

Diese Boxershorts sollen dein Füdli verschönern – und die Welt ein wenig besser machen

Stehen hinter dem neuen Männerunterwäsche-Label «enmars». Von links nach rechts: Pascal Mader, Matthias Pfäffli, Christian Bader, Zippora Marti, Manuel Lopez. (Bild: enmars.ch)

Nachdem die Luzernerin Zippora Marti bereits ein nachhaltiges Damenunterwäsche-Label gegründet hat, folgt nun solche für Männer. Dazu hat sie sich die Unterstützung von vier Männern geholt. Zippora Marti und Christian Bader erklären, was sie mit ihren neuen Boxershorts erreichen wollen.

Auf den ersten Blick sieht sie wie eine ganz normale Boxershorts aus: Schlicht. Schwarz. Enganliegend. Wenn auch ohne Schlitz. Aber Alex – so heisst die erste Herrenunterhose des neuen Wäschelabels «enmars» – hat einiges drauf. Wer sich die Männer genauer anschaut, welche sie tragen, merkt: Mann muss nicht den perfekten Körper haben, damit Boxershorts gut aussehen. Obendrein ist die Unterhose lokal und nachhaltig produziert. Sie soll gar atmungsaktiv und temperaturregulierend sein.

Die Idee dahinter: Schönheit ohne Ideale, frei von jeder Norm. Jeder Mensch ist schön, genau so, wie er ist. Die Unterhose wird mit den Worten angepriesen: «Egal in welcher Farbe deine Haut schimmert, ob Narben und Falten deine Haut zeichnen und ob Muskeln oder Bauch dein Körper zieren …»

Die erste nachhaltig und lokal produzierte Unterhose des neuen Männerunterwäsche-Labels «enmars» kostet 62 Franken. (Bild: enmars.ch)

Nicht nur Frauen wollen schöne und nachhaltige Wäsche

Hinter dem neu gegründeten Wäschelabel steht die Luzernerin Zippora Marti. Sie wurde mit ihrem Projekt «One – The Project» bekannt. Ein Jahr lang trug Marti dasselbe Kleid (zentralplus berichtete). Vor gut zwei Jahren gründete sie dann ihr eigenes nachhaltiges Damenunterwäsche-Label «thoughts of september» (zentralplus berichtete).

«Ich wurde von Männern ständig gefragt, was denn mit Unterwäsche für sie sei.»

Zippora Marti

«Weil ich ständig von Männern gefragt wurde, was denn mit Unterwäsche für sie sei, hatte ich ein ähnliches nachhaltiges Wäschelabel für Männer schon länger in der Pipeline», sagt Marti. Und es war just während des 1. Lockdowns letztes Jahr, als Marti Nägel mit Köpfen machen wollte.

Bunt zusammengewürfeltes Team

Marti suchte in den sozialen Medien nach Menschen, die interessiert waren, mit ihr gemeinsam ein Männerunterwäsche-Label zu gründen.

So stiess sie auf Christian Bader aus Zürich. «Zipporas Projektidee korrespondiert stark mit dem Zerriss meiner Unterhosen», sagt Bader und lacht. Just nachdem ihn seine Freundin auf seine kaputten Unterhosen ansprach und ihm drohte, Boxershorts aus dem nächstbesten Laden zu kaufen, sagte er ihr tags darauf: «Jetzt produziere ich meine Unterhosen selbst.»

Und dies auch nachhaltig. Die Boxershorts werden aus Tencel hergestellt – einer Naturfaser, die aus Eukalyptus gewonnen wird und für dessen Wachstum keine künstliche Bewässerung nötig ist. Im Vergleich zu Baumwolle sei Eukalyptus pro Quadratmeter wesentlich ergiebiger und dies komplett ohne den Einsatz von Düngemittel oder Pestiziden. «Tencel gilt als die nachhaltigste Faser, die heute auf dem Markt verfügbar ist», sagt Marti. In Portugal wird sie zum gestrickten Material verarbeitet.

Doch wichtiger als Zertifikate sei für «enmars» die Transparenz für den Kunden. Vom Design bis zur Produktion: Bei ihnen passiere alles in der Schweiz. Die Unterhosen werden von ihnen entworfen, entwickelt und optimiert, bevor sie dann in einem kleinen Familienunternehmen in Lugano produziert werden.

«Inklusion verstehen wir als einen Prozess.»

Christian Bader

Inzwischen ist das Team von «enmars» komplett. Und ziemlich divers, was die Tätigkeiten betrifft. «Ich weiss nicht, ob wir uns in der realen Welt je getroffen hätten», sagt Christian Bader. Zippora Marti arbeitet voll für ihr Damenwäschelabel. Christian Bader kommt aus der Welt der Arbeits- und Organisationspsychologie, Pascal Mader beschäftigt sich mit Finanzen. Matthias Pfäffli ist Wasserbauingenieur, Manuel Lopez freischaffender Fotograf.

Body Positivity wird bei ihnen grossgeschrieben

Aber so bunt zusammengewürfelt das Team auf den ersten Blick auch ist – eines haben alle gemein: Sie sind überzeugt, dass jeder Mensch einzigartig und auf seine Weise schön ist. Das wollen sie mit ihrer Marke repräsentieren. Das Stichwort Body Positivity fällt. Seinen Körper zu akzeptieren, wie er ist – was für Männer genauso wie für Frauen zählt.

«Inklusion verstehen wir dabei als einen Prozess», sagt Bader. Dabei wollen sie mit «enmars» weitergehen als andere. So sollen nicht nur Männer gezeigt werden, die vielleicht nicht den perfekten Sixpack haben oder nicht perfekt retuschiert auf den Fotos gezeigt werden.

Sondern sie wollen auch Menschen mit unterschiedlichsten Charakteren, Hauttypen und Körperformen zeigen – und offen darüber sprechen, dass eine Beeinträchtigung nicht immer sichtbar ist auf den ersten Blick. Ziel sei es auch, die Geschichten von diesen Menschen zu teilen, die lernten, ihren Körper so anzunehmen, wie er ist. Um «enmars» Realität werden zu lassen, läuft derzeit ein Crowdfunding.

«Und sonst machen wir zumindest unsere Füdli ein wenig besser mit unseren Unterhosen.»

Christian Bader

Wer Unterhosen braucht, hat die Qual der Wahl. «Einen Mangel an Unterhosen hat es hier bei uns offensichtlich nicht», sagt Marti. Aber was die Message dahinter beziehungsweise eine diverse oder reale Abbildung derjenigen Menschen betrifft, welche die Wäsche auch tragen, so zeige sich doch ein einseitiges Bild. Männer mit Sixpacks – mal behaart, mal unbehaart, mit oder ohne Tattoos. Helle Haut, dunkle Haut. Dazwischen und ausserhalb: nichts.

«enmars» steht für einen gemeinsamen Aufbruch. Aus den französischen Wörtern «ensemble» für zusammen und «mars» für März, die Energie und den Start von etwas Neuem.

«Wir träumen von Menschen in einem Universum, in dem Vielfältigkeit Platz hat», sagt Bader. «Wir wollen unseren eigenen Beitrag dazu leisten, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Und sonst machen wir zumindest unsere Füdli ein wenig besser mit unseren Unterhosen.»

Auch ein schönes Füdli kann entzücken. (Bild: enmars.ch)

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Marc
    Marc, 17.04.2021, 16:11 Uhr

    62.- für eine Unterhose. Klar…

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    • Profilfoto von Peter Bitterli
      Peter Bitterli, 18.04.2021, 10:51 Uhr

      Und wieso nicht? Sie können sie ja ein ganzes Jahr tragen.

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    • Profilfoto von Pascal
      Pascal, 18.04.2021, 14:59 Uhr

      Lieber Marc
      62.- für eine Unterhose. Ja, das klingt nach viel, oder vor allem: ungewohnt. Es wäre für uns grundsätzlich kein Problem, ein ähnliches Produkt für die Hälfte des Preises anzubieten, doch dann müssten wir uns von unseren Werten trennen. Wir wollen unsere Boxer Briefs in der Schweiz produzieren lassen. Wir haben bewusst nachhaltige Materialien gewählt. Noch dazu sind wir ein kleines und unabhängiges Label. Die Produktion und unsere Materialien haben ihren Preis. Die Marge, also den Teil, den wir an dieser hübschen Unterhose verdienen ist jedoch viel kleiner als das in der Textilbranche üblich ist. Also noch einmal: Ja, unsere Produkte haben ihren Preis, und hinter diesem stehen wir mit Überzeugung.

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