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Restaurant-Test

«Magdi» Luzern: So war unser Testbesuch

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Schweizerisch
  • Ambiente Rustikal
Seit Sommer 2021 ist die «Magdi Beiz» in der Luzerner Altstadt in neuer Hand. (Bild: hch)

Unten bechern, oben tafeln: Das ist etwas vereinfacht das Konzept des «Magdi» in der Altstadt von Luzern. Gab es hier lange Zeit Schweizer Küche mit spanischem Einfluss, setzen die aktuellen Betreiber auf eine kreative, saisonal inspirierte Küche mit viel Liebe zum Lokalen. Perfekt war es bei unserem Testbesuch nicht, gefallen hat es uns dennoch.

«Newcomer 2022», man «isst hier so richtig gut», «ein absoluter Geheimtipp»: Tester und auch Privatpersonen zeigen sich begeistert über das «Magdi» in der Eisengasse in Luzern. Wo die Kellnerinnen im Jahr 1916 «unten ohne» serviert haben sollen (zentralplus berichtete), ist seit bald 18 Monaten ein Trio um Steffen Holst, Martina Odermatt und Thomas Pollet am Werk (zentralplus berichtete). Mit dem Wechsel von «St. Magdalena» zu «Magdi Beiz» ist der Wirtewechsel auch beim Namen ersichtlich.

Minimalistisch beim Zmittag

Nachdem eine Redaktionskollegin mit glänzenden Augen von ihrem Abendessen erzählt («weisst du, wir haben einfach ein Probiermenü genommen. Sehr originell und fein, aber teuer»), verlege ich den nächsten Lunch an die Luzerner Eisengasse. Abends stehen neben dem «Le petit bonheur» genannten Menü je eine Handvoll Vorspeisen und Hauptgerichte auf der Karte, mittags wird ein einziges Menü in zwei Ausprägungen angeboten: mit Fleisch oder ohne, sonst aber beide mit derselben Basis.

Modern minimalistisch also, optimiert bei Aufwand und Food Waste. Und nicht nur das: Das Menü bleibt an allen drei Wochentagen, während denen das Lokal mittags geöffnet ist, dasselbe. Man rechnet also nicht damit, dass jemand mehrmals pro Woche kommt.

In der «Magdi Beiz» in Luzern ist alles sehr gesund

Bei unserem Besuch stand Pulled Pork auf der Tafel respektive gebackener Feta als Vegi-Variante. Zuvor wird entweder ein Salat oder eine Suppe serviert, in dieser Woche eine aus Bodenräben. Bodenräben? Sicher interessant, muss aber grade nicht sein. Zumal auch der Salat – so mein spontaner Gedanke – sehr gesund aussieht. Mit Radicchio und Zuckerhut sind auf dem Teller zwei saisonale Blattsalate, ausserdem gelbe Randen, geschnittene Rüebli und Stangensellerie. Zusammen mit einer milden Senfsauce ergibt dies eine durchaus schmackhafte Kombination.

Ebenfalls auf dem Teller findet sich ein Stück Brot, vermutlich aus Eigenproduktion. Die leichte Röstung des warmen Brotes bringt die Getreidenoten zur Geltung. Davon abgesehen lobe ich mir die Produkte meines Lieblingsbäckers.

Optisch kunstvolle Kombination

Gestalterische Höchstleistungen vollbrachte die Küche beim Hauptgang, dem Wollschwein auf Spinatblättern. Das farbenfrohe Arrangement thront auf lauwarmem Kartoffelsalat mit Krautstiel und erinnert wohl nicht ganz unabsichtlich an einen Hamburger.

Würde das Auge nicht nur mitessen, hätte ich begeistert und satt nach dem Espresso verlangt. Doch so opulent wie die Kombination aussah, war sie auch in den Aromen. Die einzelnen Geschmäcke vermischten sich zu einem undifferenzierten Ganzen. Die Säure und ein Olivenaroma von eingelegten Zwiebeln behielten so die Oberhand, auch über das schön knusprige Pulled Pork.

Wie die Betreiber auf ihrer Webseite schreiben, schätzen sie Rückmeldungen ihrer Gäste und wünschen sich ehrliche Meinungen. Entsprechend souverän ging Martina Odermatt mit meiner Erklärung zum halbvoll gebliebenen Teller um. Anstelle des ersatzweise angebotenen Tellers Suppe (nein, Bodenräben müssen es wirklich nicht sein) ging es für mich so gleich zum Espresso.

Die Woche darauf hätte übrigens ein Rehpfeffer von Jägerin Isabelle aus Neuenkirch auf der Karte gestanden. Da wäre dann auch mein der Teller kaum halb voll geblieben...

Bewertung

Preis/Leistung
Die fast schon spartanische Menügestaltung ermöglicht am Mittag ein attraktives Angebot. Vorspeise und Hauptgang mit lokalen, am Luzerner Markt eingekauften Produkten und Fleisch in Bio-Qualität. Preis von 22 Franken – das verdient ein Lob. Etwas teuer wird es abends. Hier steht beispielsweise der Tagessalat für 10 und die Tagessuppe für 11 Franken auf der Karte, Hauptgänge kosten ab 35 Franken und das Menü 78; Desserts sind ab 13 Franken zu haben.

Gut gefallen hat uns die Weinkarte mit persönlicher Note und vielen Naturweinen aus der Schweiz und Nachbarländern. Da heisst es dann beispielsweise «Leichter Furz zu Beginn und danach Beeren, Sonne, Ferien» oder «in der Nase: Schwarzenegger, im Gaumen: Marylin». Das verdient fast schon einen Extrapunkt.
***von*****

Service
Reservationen werden unter dem Vornamen entgegengenommen, und auch sonst bleibt man beim Du. Persönlich bin ich zwar kein Anhänger der Du-Kultur in der Gastronomie, doch da auch zentralplus seine Leserinnen und Leser mit Vornamen anspricht, verstehe ich es als Zeichen einer gewissen Nähe. Der Service war ausgezeichnet, es wird immer wieder Nähe zum Lebensmittel erzeugt. Nur gut, blieb das servierte Wollschwein namenlos. Die fröhliche Bedienung ist präsent und nimmt Kritik offen sowie lösungsorientiert entgegen, das erlebt man so nicht jeden Tag. Der Chef serviert das Essen persönlich, auch das ist ein schöner Zug.
*****von*****

Ambiente
Es geht von der Strasse direkt eine etwas düstere Treppe bis zum Buffet hoch, die beiden Gasträume sind hell und grosszügig mit viel Platz eingerichtet. Dennoch wurde die Vergangenheit nicht vergessen, es dominiert Holz und einfache Beleuchtung. Schlicht bleibt es auch beim Essen, auf Tischtücher oder -sets wird verzichtet. Man fühlt sich wohl.
****von*****

Online
Die Website dreht sich um die Menschen, die hier arbeiten, und erklärt Motivation sowie Philosophie von Küche und Team. Speise- und Weinkarte sind online, die klein geratene Einbettung benötigt zum Vergrössern aber einiges Fingergeschick. Online-Reservationen sind per Formular möglich und funktionieren gut, bei Unklarheiten gibts nette Rückfragen.
****von*****

Verwendete Quellen
  • Testessen
  • Verschiedene Testberichte
  • Website Magdi Beiz Luzern
Am Ende gibts wie üblich die Rechnung.
Am Ende gibts wie üblich die Rechnung. (Bild: hch)

Magdi Beiz

Adresse:
Eisengasse 5
6004 Luzern

Telefon:
041 410 42 78

E-Mailadresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Dienstag und Samstag 18 bis 23.30 Uhr; Mittwoch bis Freitag 11.30 bis 14 und 18 bis 24 Uhr.
Karte
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So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
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5 Kommentare
  • Profilfoto von Antje B.
    Antje B., 23.11.2022, 23:44 Uhr

    Ich hatte hier schon Hüttenkäse. Er schmeckte wie jener aus dem Supermarkt oder der Käserei, Hüttenkäse halt. Esse ich das nächste Mal wieder zuhause und spare die 16,-

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  • Profilfoto von Evelyne Arnold
    Evelyne Arnold, 23.11.2022, 13:33 Uhr

    Ihr merkt aber schon das da ein Wechsel statt gefunden hat….Und ein Wechsel erlaubt auch Änderungen….
    Zu den Kritiken die da stehen….Foodwaste, Verschwendung etc. alle schreien, man sollte und sollte und sollte….ganz einfach gesagt : Im Magdi wird es getan….Auch was das Gemüse anbelangt, wird es 99% nie was aus Ägypten oder Südspanien geben! Beim letzteren sind wir ja auch Schuld, dass dort das Grundwasser auf Grund ist. Da es ja immer noch Leute gibt die das ganze Jahr Tomaten, Peperoni und Sommerfrüchte im Winter haben müssen. Aber eben Essen ist und bleibt eine Geschmacksache

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  • Profilfoto von M. Moser
    M. Moser, 23.11.2022, 00:11 Uhr

    Zu meiner Sturm- und Drangzeit war das Magdi für uns immer wieder ein Punkt in unserem Programm. An den in Reihen aufgestellten Tischen war man sofort per Du und manchmal stieg einem das frisch gezapfte originale «Eichhof» in den Kopf. Hatte man Hunger dann gab es bis 12 Uhr im unteren Teil Burger und Würste bis zum Abwinken. Dies zu einem Preis den man sich als Lehrling durchaus leisten konnte. Wenn ich mir die Preise heute anschaue und das Angebot dann bleibe ich doch lieber auf der anderen Seite der Reuss und geniesse meine Wurst und ein Bier lieber gut und günstig. Schade für das Magdi

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  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 22.11.2022, 23:21 Uhr

    ich vermisse die Cena Cinema Zeiten und das unhipsterige Team. Immerhin ist Santa noch im Haus, wenn auch in der Bar…

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  • Profilfoto von Manuel
    Manuel, 22.11.2022, 17:01 Uhr

    Früher mal top, einfache Küche mit regionalen Zutaten (z.B. Bioburger), sehr faire Preise und rustikal eingerichtet. Immer gut für ein Bier – auch oben. Nun leider eine gentrifizierte Hipsterbeiz für ein gutbetuchtes, akademisch geprägtes Hochplanzpublikum – inkl. Zürcher Bier.

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