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Restaurant-Test

La Terrazza Luzern: Kann ein Restaurant so schlecht sein?

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Italienisch
  • Ambiente Traditionell
Unscheinbarer Seiteneingang des La Terrazza in Luzern. (Bild: hch)

Das Restaurant La Terrazza? Nie gehört. So zumindest erging es uns bei einer kurzen Umfrage. Vernichtend gar fielen die Kritiken auf Tripadvisor aus. Da fragt sich: Kann ein Italiener wirklich so schlecht sein, noch dazu in privilegierter Lage, direkt an der Reuss? Wir haben im Luzerner Restaurant die Probe aufs Exempel gemacht.

Bei unseren Restaurant-Tests geben wir grundsätzlich wenig auf die Bewertungen anderer. Was zählt, sind unsere Erfahrungen bei unserem Besuch, nur so ist eine Vergleichbarkeit innerhalb des zentralplus-Restaurantführers möglich.

Nachdem das «La Terrazza» zwar auf dem Arbeitsweg liegt, aber redaktionsintern kaum bekannt ist, lohnt sich dennoch ein kurzer Blick auf Tripadvisor. «Finger weg», «Katastrophe», «Es reicht!» «Einmal und nie wieder»: So lauten die Titel der letzten Einträge zum Lokal, fast zwei Drittel der deutschsprachigen Bewertungen haben die Noten ungenügend oder mangelhaft. Für jeden Reputationsmanager ein Alptraum. Da fragt man sich unweigerlich: So schlecht kann ein italienisches Lokal doch gar nicht sein?

Einen Punkt für die Terrasse

An unserem Testtag scheint die Sonne, wir freuen uns auf den Lunch auf der Terrasse. Meine Begleitung weist ganz zu Recht darauf hin, dass der Eingangsbereich des La Terrazza mit seinen Fackeln und Mauerimitationen eher an eine Therme oder einen mittelalterlichen Kerker erinnert. Zusammen mit der arabischen Schrifttafel vor der Türe wird spätestens jetzt klar: Das Lokal richtet sich nicht primär an Luzerner, sondern an Touristen.

Wir nehmen auf der schönen «La Terrazza» direkt an der Reuss Platz, der Blick übers Wasser auf Jesuitenkirche und Wasserturm lohnt sich auch für Einheimische. Ein Punkt ist dem Lokal schon mal sicher. Mittags stehen zwei Menüs zur Verfügung: Pizza oder Pasta nach Wahl, beides zu 24.50 Franken. Wobei die Wahl auf die einfacheren Gerichte beschränkt ist, Teller mit aufwendigeren Zutaten sind vom Menü ausgenommen.

Dafür gibt es jeweils einen Salat. Von «reichhaltig» (wie auf der Homepage beschrieben) kann beim Salatbuffet allerdings keine Rede sein. In vier Schüsseln sind geraffelte Rüebli, Gurken, Tomatenschnitze und Kopfsalat zu finden. Diese Zutaten liessen sich genauso gut auch als grüner Salat mit etwas Deko servieren. Dazu stehen ein frisches Pizzabrot und zwei Salatsaucen bereit. Ganz nach dem Motto: «Klein, aber fein.» – Denn qualitativ überzeugt das Angebot, die Salate sind frisch und knackig, und auch das als Haussauce angeschriebene französische Dressing erhält von meiner Begleitung gute Noten.

Italienische Klassiker, frei interpretiert

Etwas reichhaltiger geht es danach bei meiner Pasta zu, der Penne Norma. Während die Aubergine in eher homöopathischer Dosis unter die Pasta gemischt wurde, kann man das vom Büffelmozzarella nicht behaupten.

Doch was macht Mozzarella auf diesem sizilianischen Klassiker, dessen Name von Bellinis Opermeisterwerk «Norma» entliehen wurde? Müsste das nicht eher eine Ricotta salata anstelle von Büffelkäse sein? Jedenfalls ziert ein ganzer, in drei Teile geschnittener Mozzarella den Tellerrand. Schade nur, gelangte der Käse ohne Umweg vom Kühlschrank auf die Pasta. Trotz umgehendem Messereinsatz konnte die Mozzarella so nie den Schmelzpunkt erreichen. Die Tomaten hatten das bekannte Supermarktaroma, statt Basilikum gab es einen Strauss Petersilie dazu. Alles in allem eher kein sizilianisches Meisterwerk, aber durchaus geniessbar.

Neu interpretiert werden im «La Terrazza» übrigens auch andere Klassiker der italienischen Küche. So figuriert bei der Carbonara Rahm unter den Zutaten und die Lasagne wird mit einer Tomaten-Rahmsauce überbacken.

Teuflischer Plan geht nicht auf

Mein Begleiter entscheidet sich für dasselbe Mittagsmenü wie ich – allerdings in der Pizzavariante. Bei der Pizzaauswahl hingegen ist er nicht ganz glücklich. Es gäbe ja nur zwei richtige Pizzen. Die Pizza Margherita oder die Pizza Napoli. Entweder sei man Team Margherita oder eben Team Napoli. Man könne ja auch nicht reformiert und katholisch sein. Oder den FC St. Gallen und den FC Luzern gut finden. Nur: Im «La Terrazza» gibt es keine Pizza Napoli. Und da er sich nicht für reformiert oder für den FC St. Gallen hergeben will, hat er einen teuflischen Plan. 

Der teuflische Plan heisst hier Pizza Diavola. 

Nun: Der Plan ist nur halb aufgegangen. Die Pizza war tadellos – kross, heiss und genau in einer perfekten Mittagsgrösse. Der Geschmack allerdings kann der Napoli das Wasser nicht reichen. Die wohl namensgebende Schärfe der Salamirädli ist keineswegs vorhanden. Die sensorische Kombination mit Speck gewagt. Und die Zwiebelringe dienten auch eher einem schlechten Atem als einer geschmacklichen Marriage.

Alles in allem: Grundsätzliche eine gute Pizza, die er so aber nicht mehr bestellen würde. Also doch eher eine Margherita das nächste Mal? Oh, nein: Er wolle Pizzerien ohne Napoli in Zukunft eher meiden.

Espresso muss nicht sein

Den Abschluss macht ein rascher Espresso/doppelter Espresso für 5 und 7 Franken. Das nächste Mal gibt es den wieder im Büro, da macht er mehr her.

Fazit: Man kennt es von eigenen Reisen: Restaurants an bester Lage sind entweder unglaublich teuer oder schlecht – oder beides zusammen. Da sie in der Regel von Tagestouristen leben, kann dem Betreiber eine unterdurchschnittliche Leistung oder miserable Bewertung egal sein – die Hütte brummt und der Gast tafelt anderntags sowieso anderswo. Das verhält sich hier offenbar ähnlich, wenn die Bewertungen auch weit Schlimmeres erahnen liessen. Uns bleibt die schöne Aussicht und der Trost, weder zuviel noch zu wenig gegessen zu haben.

Bewertung

Preis/Leistung
** von *****
Die Mittagskarte umfasst zweimal ein Menü 3, das online angekündigte Fleisch-/Fischmenü figurierte bei unserem Besuch nicht auf der Karte. A-la-carte sind italienische Klassiker zu recht hohen Preisen im Angebot; Bruschetta kosten 14.50 Franken, eine Tomatensuppe 15.50, ein gemischter Vorspeisensalat 14.50, und Spaghetti Bolognese 28.50 Franken. Fleisch- und Fischgerichte bewegen sich zwischen 38.50 und 54.50, Pizzas kosten zwischen 19.50 und 31.50 Franken. Eine Cola (3,3 dl) kostet stolze 7, ein Mineralwasser (5dl) 8 Franken, für den Espresso bezahlten wir 5 Franken.

Das Weinangebot umfasst offene Weine ab 7 Franken, Flaschenweine sind ab 50 Franken erhältlich, wobei auf der Karte genauere Angaben zum Hersteller teilweise und Jahrgänge ganz fehlen.

Service
** von *****
Die Bedienung spricht nur soviel wie zwingend nötig. Dies hat weniger mit Unfreundlichkeit zu tun, sondern mit Sprachkenntnissen. Zwar wird man gefragt, ob das halbleere Glas Cola noch gewünscht ist, doch auch bei einem Ja ist es nur Sekundenbruchteile darauf weg. Sonst hat alles geklappt; es wurde das Bestellte serviert und auch die Wartezeiten für den Mittag waren knapp angemessen.

Ambiete
**** von *****
Hat man den zumindest ungewöhnlichen und dunklen Eingangsbereich hinter sich gebracht, erwartet den Gast ein sehr stilvolles Lokal. Hohe Räume mit Naturholzbalken und tiefhängenden Leuchtern, neues Mobiliar mit viel Holz und ausreichend Platz zwischen den Tischen, passende Bilder und Spiegel sowie Verzicht auf Nippes und Staubfänger vermitteln eine eher gehobene Atmosphäre. Dazu dröhnt der gebührenfinanzierte Jazz jedoch etwas gar laut aus den Lautsprechern. Die Tische sind zwar mit Papier, dafür aber ebenfalls stilvoll gedeckt. Und die Terrasse, die dem Lokal den Namen leiht, begeistert sowieso.

Online-Faktor
*** von *****
Visuell ansprechende Webseite mit Impressionen und einer kurzen Angebotsbeschreibung. Speise- und Getränkekarten sind vorhanden, die Onlinereservation führt auf ein Formular. Tags darauf trifft per E-Mail die Reservationsbestätigung ein. Die Informationen zum Mittagsangebot sind nicht mehr ganz korrekt.

Die Rechnung gibts auch im La Terrazza Luzenr zuletzt.
Die Rechnung gibts auch im La Terrazza Luzern zuletzt.
Verwendete Quellen

La Terrazza

Adresse:
Metzgerrainle 9
6004 Luzern

Telefon:
041 410 36 31

E-Mailadresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Montag bis Sonntag 11:00 – 23:30 Uhr
Karte
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13 Kommentare
  • Profilfoto von MARIO P. HERMANN
    MARIO P. HERMANN, 14.09.2023, 07:25 Uhr

    Ganz früher, in den 70ern, hiess diese Location am Luzerner Metzgerrainle Restaurant «STADT MÜNCHEN».
    Wieso gerade München, wussten wir alle nicht.
    Mein damaliger Chef, gut genährt inkl. voluminösen Bierbauch, ging mit mir des öftern ins Stadt München Zmittag essen.
    Der Food war immer gut, preislich okay, und beim Bier kann man ja nichts falsch machen…
    Am liebsten ging aber mein Vorgesetzter abends hinein — er konnte nach Feierabend (falls er nachmittags nicht mit Aussendienstmitarbeitern auf Sumpftour war…); die Hausspezialität «Heisse Wädli» (aber nicht die von der adretten Servierdüse) geniessen…
    Und seine 3 oder 4 Halbliter Kübel Bier, mit wenig Schaum…, lagen auch noch drin.
    Gesamthaft gesehen war’s eine schöne, coole Zeit — im Gegensatz zu heute!
    Nun: Wie ich feststelle, gab’s im ehem. Stadt München seither sehr viele Wechsel, und wie es heute dort ist weiss ich nicht.
    War nie mehr in diesem Ristorante.
    Die Speisekarten und deren Preise sind aber im höheren Preissegment — der Pachtzins wird aber an dieser Lage schweineteuer sein!
    Im «Goldener Löwen» bei Robert Rogenmoser waren wir auch sehr viel, weil in 50m Entfernung arbeiteten wir…
    Dort gab’s auch genügend Bier und feines Essen…
    Ja, die Altstadt Luzern hat ohnehin an Wert verloren — überall nur Bijouterien, Schmuck- & Uhrengeschäfte und eine nervige Touristenflut… — viele noch mit Masken bestückt…
    Na ja, ändern kann man nix.

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  • Profilfoto von bolomuk
    bolomuk, 05.09.2023, 09:54 Uhr

    Dieses Lokal hiess früher mal «Movie» und war ein Hit. Im Anschluss waren wir als Luzerner oft im «La Terrazza» essen – es war stets eine tolle Erfahrung – nette Bedienung (Italienisch!) und preiswerte aber sehr gute italienische Küche – offenbar gabs einen Pächterwechsel – sehr schade – für uns und für Luzern …

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  • Profilfoto von Möri Roland
    Möri Roland, 04.09.2023, 07:13 Uhr

    Da wird der Tourist wohl über den Tisch gezogen. Wenn man sich die Rg genau anschaut stellt man fest, dass die einen Umrechnungskurs von 1.16 anstatt 1.05 nehmen…

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  • Profilfoto von Tom Frei
    Tom Frei, 03.09.2023, 17:04 Uhr

    Ich war da mal mit meinen beiden Töchtern (8 und 11) bei einem Tagesausflug nach Luzern. Das Lokal war so gut wie leer, zu sehen waren 2 oder 3 Reserviert-Schildchen. Nach einem sehr ungnädigen Blick auf meine Kinder beschied uns der Kellner in halbwegs verständlichem Deutsch, es habe keinen Platz. Offenbar witterte er kein gutes Geschäft mit uns. Über die Qualität des Essens kann ich mich daher leider nicht näher auslassen. Kinder sind übrigens die Gäste von morgen. Aber dank der Lage hat man sie wohl nicht nötig.

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  • Profilfoto von Angela
    Angela, 03.09.2023, 16:49 Uhr

    Die zwei Pizzen heissen eigentlich Margerita und Marinara (nicht Napoli).
    Viele Grüsse 😀

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    • Profilfoto von Armando
      Armando, 03.09.2023, 20:10 Uhr

      Wenn schon, dann Margherita, nicht Margerita.

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  • Profilfoto von Toni
    Toni, 03.09.2023, 09:26 Uhr

    Luzern ist eh eine Stadt, die man meiden soll und gemeidet wird. Sie ist nur für einheimische attraktiv. Beim vorbeifahren ist sie aber trotzdem schön anzusehen.

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    • Profilfoto von Cornelia
      Cornelia, 04.09.2023, 09:43 Uhr

      Wieso nur für Einheimische?

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  • Profilfoto von Geht nix
    Geht nix, 02.09.2023, 14:58 Uhr

    Das Essen mag ja noch ok sein, aber wenn man als Gruppe von 10 Personen (wohlgemerkt angemeldet) über 3Std. auf das Essen warten muss und dies dann sehr unfreundlich seitens sehr schlecht deutsch sprechendem Personal (kein einziger italienischer Staatsbürger) angemeckert wird, entbehrt das jeglicher Gastfreundschaft und Professionalität!
    La Terrazza – einmal und bestimmt NIE wieder 😡

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  • Profilfoto von Hanswurst
    Hanswurst, 02.09.2023, 13:22 Uhr

    Was eine gerechte Beurteilung des Preis-Leistungs-Verhältnisses schwierig macht ist der Umstand, dass derartige lokale üblicherweise stark überhöhte Pacht- / Mietzinsen haben. Die Eigentümerschaft lebt wie die Maden im Speck, und anschaffen können Pächter und Personal.

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    • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
      Hanspeter Flueckiger, 02.09.2023, 15:38 Uhr

      Genau mein Humor: Die Pacht war von Anfang an transparent klar. Dazu gibt es übrigens einen Pachtvertrag. Fehlender Businessplan, vielleicht auch fehlende Kenntnisse der Branche, durchschnittliche bis schlechte Dienstleistung und Produkte führen eher dazu, dass es dann auf der Ausgabenseite eng wird. So gesehen reicht wohl das Konzept des Betriebes einfach nicht aus.

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    • Profilfoto von Jerome Halter
      Jerome Halter, 02.09.2023, 17:26 Uhr

      Wurde der Pächter gezwungen? Ist der Vertrag unkündbar? Und ja, die Lage ist top, da ist es halt teurer…

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  • Profilfoto von Jerome Halter
    Jerome Halter, 02.09.2023, 12:49 Uhr

    An der Reuss als einheimischen? Na, ich hoffe nicht. Wie in jeder Stadt sind solche hochtouristische Ort zu meiden.

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