«La Cucina» Luzern: Das echte, da nicht perfekte Italien
Kaum ein Italiener wird in Luzern so oft positiv erwähnt wie das «La Cucina». Das elegante Ambiente und die servierten Klassiker lassen nicht nur die Herzen der Tifosi höherschlagen. Zum Charme Italiens zählt es ebenso, dass nicht immer ganz alles perfekt läuft. Das zeigte sich auch bei unserem Restaurant-Test.
Googelt man danach, weshalb es sich lohnt, nach Italien auszuwandern, sind unter den ersten fünf Punkten nicht weniger als vier gastronomische Genüsse aufgeführt: Italienisches Essen, Wein, Glacé und Kaffee. Wenig erstaunlich, erfreuen sich italienische Restaurants hierzulande ungebrochener Beliebtheit.
Ein Lokal, das diesen Anspruch zu erfüllen weiss, ist das «La Cucina»: schnörkellose italienische Klassiker, aromatische Zutaten und viel Handarbeit, dazu Pizza auch am Mittag und die Vermittlung von italienischer Lebensfreude.
Wahres Italien
An diesem regnerischen Apriltag war das Bedürfnis nach etwas Seelennahrung besonders gross. Italienisch wurde es bereits beim Empfang, mein Kollege nannte es ein bisschen chaotisch. Aber er ist ja auch kein Italiener. Dabei kennt man das vom «Cucina»-Chef sonst ganz anders. Nur zählen hier nicht frühere Eindrücke, sondern das Erlebnis bei unserem Testbesuch. Während der Zeit in der kurzen Warteschlange freundete ich mich mit dem Labrador vor mir an, der sich im Lokal sichtlich wohl fühlte – Tiere haben bekanntlich ein ausgezeichnetes atmosphärisches Gespür.
Einmal am Tisch angekommen, fühlte man sich dann wie im Süden. Dazu trug nicht nur der Italienisch sprechende Kellner bei, sondern auch die Auswahl der Mittagsmenüs. Wir hatten die Wahl zwischen Risotto mit frischen Waldpilzen, einer Dorade alla Livornese und Pizza.
Suppe reanimiert
Zu den Menüs wurde schon rasch eine Tomatencremesuppe serviert. Ein wunderbar tomatiges Aroma zeigte sich zwar schon beim ersten Löffel, doch musste sie noch mit einer gehörigen Menge Öl und Pfeffer reanimiert werden. Danach ging es uns wie den Tischnachbarinnen: Ausreichend Zeit für gute Gespräche. Und gingen diese mal aus, blieb noch viel Zeit, den tollen Speisesaal zu bestaunen und Lucio Dallas «Caruso» zu lauschen. Ausgerechnet dieses Lied, das er im Luzerner KKL drei Tage vor seinem plötzlichen Tod so bittersüss darbot.
Der Kellner holte uns nach etwa 45 Minuten zurück in die Gegenwart und kündigte entschuldigend an, dass das Essen bald folgen werde. Pizza mit Rindfleisch-Carpaccio, Rucola und Tomaten. Für diese verheissungsvolle Kombination wartet man gerne etwas länger.
Wo liegt das Pizzaparadies?
Doch hat es sich auch gelohnt? Immerhin schrieb das Lokal in diesen Tagen auf Social Media, dass es im «La Cucina» eine der besten Pizzen der Schweiz gibt. Von der Sugo her heisst die Antwort klar: Ja. Sie erinnerte in ihrer «Frische» an Italien. Das macht Laune! Das Rindfleisch war hauchdünn auf der Pizza vertreten. Damit kam es kaum zur Geltung, die Gewürze überdeckten das dünne Lüftchen.
Absolut positiv ist, dass die Pizza echtes Feuer fühlen durfte. Allerdings schien das Feuer an diesem Tag ein bisschen zu kalt zu lodern. Die Pizza ist war oben schön braun, aber eben nicht wirklich knusprig, wie man es erwarten dürfte. Insgesamt also trotz hervorragender Qualität der Zutaten nicht gerade ein Pizzaparadies, welches sich da aufgetan hatte.
Viel Freude am Fisch
Und das andere Menu? Das Doradenfilet war butterzart und sehr frisch, die Sauce sehr gelungen. Die Kombination mit Cherrytomaten, Kapern und Oliven liess tatsächlich ein mediterranes Gefühl aufkommen und machte richtig Freude. Etwas gar gut meinte man es in der Küche bei den Tagliatelle mit der Butter. Ich selbst mag frische Pasta gerne etwas neutraler, zumal es nach der unerwartet langen Mittagszeit noch einiges aufzuholen galt. Das ginge etwas einfacher nach einem leichteren Lunch, ist aber bekanntlich Geschmacksache.
Unser Kellner machte die lange Wartezeit wieder gut, indem er den Espresso am Ende spendierte, inklusive einer Riesenportion Cantuccini.
Preis-Leistung
Mittags besteht die Auswahl im «La Cucina» aus drei Menüs: Pasta, Fleisch oder Fisch und Pizza. Einfaches, aber sehr stimmiges Konzept. Die Mittagsmenüs kosteten zwischen 23 (Pasta und Pizza) und 26 Franken, die Suppe ist jeweils mit dabei. Alternativ steht die Karte mit Klassikern wie Vitello Tonnato, Kalbsschnitzel oder Rindsfilet zur Auswahl, ebenso eine breite Auswahl an hausgemachter Pasta oder Pizzen. Die Saisonkarte mit den Trüffel- und Steinspezialitäten war bei unserem Besuch noch nicht im Frühling angekommen. Die Preise sind der Qualität angemessen.
**** von *****
Ambiente
Ausreichend schwülstiges Ambiente mit Kronleuchtern und riesigem Spiegel, wie man es in der Toskana erwartet. Schön gedeckte Tische. Hingucker sind die offene Küche mit dem Pizzaofen in der Ecke und die langgezogene Bar, da wird es dem Gast nie langweilig. An diesem regnerischen Tag eher etwas dunkel, die Plexiglastrennwände sorgen im sonst eher lauten Speiseaal für mehr Privatsphäre.
***** von *****
Service
Das trübe Wetter schien dem sonst so charmanten Chef Roberto Mazzitelli etwas auf die Stimmung geschlagen zu haben. In knappen Gesten wies er uns einen Tisch am Fenster zu, der Name der Reservation interessierte kaum. Ganz anders der Kellner, der uns mit Witz und viel Fröhlichkeit bediente – und sich wiederholt für die einstündige Wartezeit entschuldigt. Der Espresso ging dafür aufs Haus.
** von *****
Online-Faktor
Stimmungsvoller und professioneller Webauftritt mit viel Content – lobende Erwähnungen verschiedener Medien sind ebenso vorhanden wie attraktive Bilder oder Videos. Online-Reservationen funktionieren, die Mittagsmenüs werden ebenfalls gefunden. Haben wir die Speise- und Getränkekarten übersehen?
**** von *****
La Cucina
Adresse:Pilatusstrasse 29
6002 Luzern
Telefon:
041 226 88 88
E-Mail-Adresse:
[email protected]
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag 11.30-14 Uhr, 18-23.30 Uhr, Freitag bis 24 Uhr
Samstag 18 bis 24 Uhr, Sonntag 17.30-22 Uhr