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Natura-Beef aus Wauwil

Ein Tag auf dem Mattehof von Josef und Tamara

Josef und Tamara setzen sich für einen bewussten und respektvollen Genuss von Fleischprodukten und eine regenerative Landwirtschaft ein. (Bild: zvg)

Im Luzerner Hinterland, genauer im Wauwilermoos, liegt der «Mattehof» von Josef und Tamara Vogel. Hier leben ausserdem rund 30 Mutterkühe, zusammen mit ihren Kälbern und dem Herdenstier «Warin». Das naturnah produzierte Fleisch wird als Gourmetpakete und Brätli-Päckli direkt vermarktet.

Josef startet den Tag – Montag bis Sonntag – üblicherweise um zirka 4.30 Uhr. Am heutigen Samstag steht Ausmisten auf dem Programm. Er füttert die Kühe, putzt den Laufhof und streut die Liegeboxen frisch ein. Bei diesen täglichen Arbeiten wird auch immer die Herde beobachtet. Ist zum Beispiel mal ein Kalb nicht gesund, macht sich dies ziemlich schnell bemerkbar, da die Mutter nach ihm ruft. Das Kalb trinkt nämlich meist nicht mehr gleich viel und die Mutterkuh merkt dies entsprechend.

Es ist immer schön zu sehen, wenn es der Herde – wie heute – gut geht und alle zufrieden am Liegen, Wiederkäuen oder Fressen sind. «Geht’s den Kühen gut, geht’s den Bauern gut.» So können die für heute vorgesehenen Arbeiten wohl wie geplant durchgeführt werden. Nachdem die Stallarbeiten erledigt sind, geht es zum gemeinsamen Morgenessen.

Tiefstreuliege für Galtkühe

Josef arbeitet unter der Woche jeweils am Vormittag auswärts. Dann erledigt Tamara zusammen mit dem agriPrakti Jasmin die Stallarbeiten, bevor dann das Mittagessen vorbereitet wird und je nach Zeit noch weitere Haushaltsarbeiten erledigt werden.

Pünktlich aufs Mittagessen ist Josef jeweils wieder zu Hause und arbeitet am Nachmittag auf dem Hof. Diese Woche stand Ausmisten auf dem Programm. Heute Samstag wird noch das letzte Abteil, nämlich das der Galtkühe, ausgemistet. Im Galtkuhstall gibt es eine Tiefstreuliege. Da die Kühe während der Vegetationsruhe in den Wintermonaten im Laufstall sind, ist es für uns wichtig, ihnen die Weide, so gut es geht, in den Stall zu bringen. Das heisst unter anderem viel frische Luft und Platz.

Natura-Beef und Mutterkuhhaltung

Auf dem Mattehof leben rund 30 Mutterkühe, hauptsächlich der Rasse Limousin, zusammen mit ihren Kälbern und dem Herdenstier Warin. Die Haltungsform der Mutterkuhhaltung ist der Natur nachempfunden. So bleiben die Kälber die ganze Zeit bei ihrer Mutter und leben so in der Herde.

Unter dem Label «Natura-Beef» der Organisation «Mutterkuh Schweiz» wird das Fleisch unserer rund 10 Monate alten Tiere (direkt) vermarktet. Das Label spiegelt unsere Philosophie wider. So soll das Tier mit Futter wie Gras und Mais zurechtkommen, welches auf dem Hof wächst. Wachstumsfördernde Zusatzstoffe, tierische Eiweisse oder Fette, Soja und gentechnisch verändertes Futtermittel sind verboten.

So veredeln die Tiere das Grasland Schweiz – Gras (welches wir Menschen nicht essen können) wird in Fleisch umgewandelt. Mit dem richtigen Weidemanagement tragen die Mutterkuhherden zum Humusaufbau bei und hinterlassen äusserst fruchtbare Böden.

Eine regenerative Landwirtschaft

Über den Sommer hinweg sind jeweils ein paar unserer Tiere auf der Alp und helfen so bei der Pflege des Alpenraums mit. Mit rund zehn Monaten setzen die Kühe von Natur aus ihr Kalb ab – das heisst, sie geben keine Milch mehr, stossen das Kalb weg, wenn es versucht, am Euter zu trinken. Meist bleiben noch rund 1-2 Monate, bis die Kuh das neue Kalb zur Welt bringt. Diese Zeit zwischen den beiden Kälbern wird auch Galtphase genannt, welche für die Kuh sehr wichtig ist, um sich zu regenerieren und auf die Geburt vorzubereiten.

Durch die verschiedenen Tiefstreuflächen im Stall gibt es durchs Jahr hindurch viel Mist. Diesen kompostieren wir auf unserem Mistplatz, um ihn für die Bodenlebewesen besser verfügbar zu machen und bringen ihn jeweils im Frühling auf jener Parzelle aus, auf der später der Mais angepflanzt wird. Im Herbst wird jeweils der restliche verrottete Mist auf sämtliche Parzellen verteilt.

Wir setzen bewusst darauf, immer mehr Mist und weniger Gülle aus den Stallungen zu holen. Der Mist ist nämlich die perfekte Nahrung für alle Mikroorganismen im Boden. Josef ist sehr interessiert am Boden und an dessen Aufbau. Das Wissen über die regenerative Landwirtschaft, das er sich laufend aneignet, wird in die Praxis umgesetzt. So arbeiten wir mit EM (effektiven Mikroorganismen), Pflanzenkohle und Steinmehl.

Gourmetpakete und Brätli-Päckli

Zwischen den Ausmistarbeiten gibt es eine Mittagspause am Familientisch. Während die Kinder einen Mittagsschlaf halten, nutzt Tamara die Zeit, um Büroarbeiten zu erledigen. Dazu gehört das Streuen von Werbung für die Direktvermarktung der Fleischpakete via Social Media. Ebenfalls gilt es, die eingegangenen Bestellungen zu bearbeiten.

Rund alle zwei Monate dürfen Tamara und Josef das Fleisch eines Beefs via Direktvermarktung direkt an die Konsumenten bringen. Dies ist für sie sehr wertvoll – schliesslich hegen und pflegen sie das Tier tagtäglich. Die Fleischpakete werden jeweils bei ihnen auf dem Hof abgeholt – so können sich die Kundinnen und Kunden gleich selbst ein Bild von der Haltung machen. Dabei schätzen Tamara und Josef die wertvollen Gespräche, die dabei entstehen, sehr.

Den Tag ausklingen lassen

Nachdem Josef den Galtkuhstall fertig ausgemistet und wieder frisch eingestreut hat, geniessen es die Kühe, am Stroh zu schnuppern und sich einzunisten. Wir sind gespannt, wann das nächste Kälbli hier zur Welt kommen wird. Danach stehen wieder die täglichen Abendarbeiten im Stall an – die Tiere füttern, den Laufstall putzen und bei Bedarf die Liegeflächen einstreuen. Zum Nachtessen trifft sich die Familie wieder am Tisch.

Betriebsspiegel

  • Familie Josef und Tamara Vogel, Mattenhof, 6242 Wauwil
  • Betriebsgrösse: 11 Hektaren
  • Tiere: Mutterkuhhaltung
  • Kulturen: Weideland, Mais
  • Arbeitskräfte: agriPrakti
  • Label: Mutterkuh Schweiz - Natura-Beef

Ein Bauernhof bedeutet 24/7-Arbeit und manche Tage scheinen endlos zu sein. Dennoch darf man sich immer wieder vor Augen halten, wie wertvoll es ist, so nahe mit der Natur zu arbeiten und als Familie zusammenzuarbeiten und jeweils die meisten Mahlzeiten am Familientisch geniessen zu können.

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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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