Wollte ein Oberst keine Presse dabei haben?

Darum stand ein Panzer auf einem Zuger Schulhof

Unter anderem ein solcher Radschützenpanzer war auf dem Schulareal zu sehen. (Bild: VBS)

Mehrere Fahrzeuge der Schweizer Armee standen am Mittwoch auf dem Schulhausplatz der Kirchmatt in der Stadt Zug. Eine Zeitung wollte darüber berichten – der Veranstalter drohte daraufhin mit rechtlichen Konsequenzen.

Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren seien auf den Militärfahrzeugen, darunter ein Radschützenpanzer, neben dem Schulhaus Kirchmatt in der Stadt Zug gestanden. Ein Mädchen habe mit einem Gewehr auf andere gezielt. Die Schülerinnen seien daraufhin kreischend weggerannt. Das Mädchen sei zurechtgewiesen worden: Man ziele nur auf Dinge, die man auch treffen will.

«Lebendiges Lernen»

Von diesen Beobachtungen berichtet die «Zuger Zeitung». Das Szenario habe sich am Mittwochmorgen auf dem Schulhausplatz der Kirchmatt abgespielt. Die Veranstaltung sei im Rahmen des Themenfeldes «Berufe» entstanden, erklärt der Schulleiter Dominik Lehner auf Anfrage der Zeitung. Durch solche Aktionen soll das Lernen möglichst authentisch und lebendig sein.

Die Schüler hätten beispielsweise bereits bei einem Bauern das Anpflanzen gelernt, so Lehner. Nun sei die Schweizer Armee als Arbeitgeber dran. Der Schulleiter führt weiter aus: «Seit Jahren sehen wir in der Schweiz bewaffnete Soldaten, beispielsweise wenn sie mit dem ÖV vom Dienst nach Hause reisen. Das kann bei Kindern immer wieder Irritationen auslösen. Aber auch das gehört zu unserer Schweiz und es ist wichtig für die Kinder zu sehen, was Teil ihres Lebens ist.»

Oberst habe gedroht: «Sie werden Probleme bekommen»

Die «Zuger Zeitung» wollte laut eigenen Angaben auch mit dem Veranstalter – einem Oberst der Schweizer Armee – über die Aktion und deren Hintergründe reden. Doch dieser habe am Telefon am Vortag gesagt, dass keine Presse erwünscht sei. «Sie werden Probleme bekommen», seien die letzten Worte gewesen, die der Veranstalter am Mittwochmorgen auf dem Schulhausplatz an die Zeitung gerichtet habe.

Auf Anfrage von zentralplus erklärte der Offizier am Donnerstagnachmittag, das seien «Fehlinformationen» sowie «konstruierte, abenteuerliche und tendenziöse Aussagen».

Mathias Volken, Sprecher der Schweizer Armee, ergänzt, dass es scheinbar «einige Missverständnisse» gegeben habe. Mehr könne man dazu nicht sagen.

Generell hält Volken fest, der Auftritt der Armee an der Schule sei vorgängig mit dem zuständigen Kommandanten abgesprochen und bewilligt worden. Der Anlass sei auf Vorschlag der Schule sowie auf Initiative des Vaters eines beteiligten Schülers heraus entstanden, der lange Jahre in der Armee aktiv gewesen sei.

Hinweis: Dieser Artikel wurde am Nachmittag des 28. März mit der Stellungnahme des Offiziers und der Schweizer Armee ergänzt.

Verwendete Quellen
  • Artikel in der «Zuger Zeitung»
  • Emailaustausch mit dem Offizier
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


4 Kommentare
  • Profilfoto von Houdini
    Houdini, 28.03.2024, 12:32 Uhr

    Ich bin überrascht, dass sie genug Platz für so etwas gefunden haben, neben den Schulcontainern. Die meisten Eltern im Zentrum sind verzweifelt. Lehrer verlassen massenweise die Schule, niemand hört auf die wirklichen Probleme.
    Und jetzt das.
    Was können wir sagen? Typisch und kindisch. Ich zähle die Jahre, die wir noch diesen Mist ertragen müssen.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Tabea Steiner
    Tabea Steiner, 28.03.2024, 09:58 Uhr

    Der ehemalige Offizier soll doch bei sich im Sandkasten seine Freuden auslassen, sicher nicht bei Primarklassen. In der Primarklasse denkt noch niemand an die RS. Seltsame Argumente Ich erwarte eine Entschuldigung vom Offiziersverein an die Schulklassen

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Kritischer Blick
    Kritischer Blick, 28.03.2024, 09:58 Uhr

    Wer ist nun der Veranstalter? Die Schulleitung, die Armee oder sonst wer? Was ist mit der Pressefreiheit?

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 28.03.2024, 08:44 Uhr

    Ja, welche Organisation steht wohl hinter diesem bekloppten Anlass? Und warum wohl ist nicht nur der Ungeist der Veranstaltung, sondern auch die Reaktion auf eine Medienanfrage so furchtbar Russland-mässig? Man könnte ja mal ein bisschen herumfragen, wessen Panzerfahrer Mühe mit Kartenlesen haben und dann in einer Schule landen: Bei der militärhistorischen Stiftung des Kantons Zug (spezialisiert auf Alteisen), beim Amt für Zuvielschutz und Militär (spezialisiert auf Marschbefehle) oder bei der Pressestelle des Departements für Viola, Bevölkerungsschutz und Sport VBS (zuständig für militärische Hardware und lustige Volksfeste mit Bratwurst und Panzer).

    👍0Gefällt mir👏2Applaus🤔1Nachdenklich👎1Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon