Immer mehr Abmeldungen

Kriens kippt Religionsunterricht aus dem Stundenplan

Der Religionsunterricht ist in Kriens bald gänzlich Sache der Kirchen. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Immer mehr Eltern melden ihre Kinder vom Religionsunterricht ab. Die Stadt Kriens verbannt deshalb ab dem Sommer den Religionsunterricht aus dem Stundenplan.

Mit Schulgspändli Geschichten aus der Bibel lesen, Lieder singen und sich auf die Firmung oder Konfirmation vorbereiten – was für viele Luzernerinnen während der Primarschulzeit noch selbstverständlich war, gerät zunehmend in Bedrängnis. So teilt die Stadt Kriens im neuesten «Kriens Info» mit, dass der Religionsunterricht ab nächstem Schuljahr nicht mehr Teil des Stundenplans ist.

Bis anhin hatten die meisten Krienser Primarschüler alle zwei Wochen Religionsunterricht als Doppellektion oder an mehreren Halbtagen, Sekundarschülerinnen nur an Halbtagen. Doch dieses Modell geriet zunehmend in Bedrängnis. Wie die Stadt ausführt, meldeten immer mehr Eltern ihre Kinder vom konfessionellen Unterricht ab. Konkrete Zahlen hätten sie zwar nicht, wie Rektor Markus Buholzer auf Anfrage schreibt. Doch sowohl Kirchenverantwortliche als auch Schulen hätten dies beobachtet.

Schule musste Extraprogramm aus dem Boden stampfen

Was die Schule zunehmend vor Probleme stellte: «Wenn der Religionsunterricht während der Unterrichtszeit der Volksschule stattfindet, fallen Lektionen aus», führt Buholzer aus. Die Stadt Kriens halte darum die kantonalen Wochenstundentafeln nicht korrekt ein.

Auch würde der Religionsunterricht immer mehr zum Mehraufwand. «Die Anteile an Kindern mit anderen Religionen, Kinder ohne Religionszugehörigkeit oder eben katholische oder reformierte Kinder gleichen sich an. Das führt dazu, dass einigen Kinder den Religionsunterricht während der Schulzeit haben, die anderen nicht.» Da der Religionsunterricht im Stundenplan festgehalten war, mussten die Schulen für Letztere ein Ersatzprogramm bieten.

Letzte der Agglomerationsgemeinden

Die Stadt Kriens stand mit diesen Problemen nicht alleine da. Bereits mit Einführung des Lehrplans 21 im Schuljahr 2017/18 gab es in den Luzerner Gemeinden Probleme. Mit dem neuen Lehrplan erhöhten sich für die Schüler die Anzahl Lektionen. In der Gemeinde Emmen wurde deshalb der Platz in den Schulhäusern knapp – weshalb sie den Religionsunterricht an und in die Kirchen delegierte (zentralplus berichtete).

Nach und nach verbannten auch die anderen Agglomerationsgemeinden und Luzern die Religion aus ihren Stundenplänen – bis nur noch Kriens übrig blieb. Nun zog auch Kriens nach – nach einem Dialog mit Vertretern der katholischen und reformierten Kirche. Ab Sommer organisieren die Kirchen den konfessionellen Unterricht selbst.

Gänzlich verbannt ist die Religion jedoch nicht aus den Krienser Schulen. Schülerinnen hätten nach wie vor das Fach «Ethik und Religionen». Dort gehe es aber um Werte und Normen, den Einfluss der Religion auf Kultur und Weltansichten. Der Unterricht zur Ausübung des Glaubens hingegen liege in den Händen der Kirche.

Verwendete Quellen
  • Aktuelle Ausgabe von «Kriens Info»
  • Schriftlicher Austausch mit Markus Buholzer, Rektor der Volksschule Kriens
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6 Kommentare
  • Profilfoto von Zwätschgechueche
    Zwätschgechueche, 03.02.2024, 11:16 Uhr

    Ein guter und wichtiger Schritt 😍

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  • Profilfoto von Herne
    Herne, 03.02.2024, 10:31 Uhr

    Statt damit eine aufgezwungene Komfortzone hinzunehmen, ein neues Rückzugsgebiet oder wie auch immer man sowas nennen will, sollten die verantwortlichen Leute sich vielleicht mal dagegen wehren, dass Ihnen seit zwei Jahrzehnten bezüglich Stundenplan immer und immer wieder Stücklein für Stücklein wegrationalisiert wurde.

    Einfach mal ab und zu in den Medien den Mimimi zu geben, das reicht einfach nicht mehr!

    Schick den Ferrari auf den Feldweg, dann kommt es genau gleich: Irgendwann mal hast du den Traktor, und zwar im Schlamm, säb ischt klar! Und der zieht dann gar nichts mehr.

    Es wäre schön, wieder mal ein Katholentreffen (gerne auch mit uns Refos) vor der Franziskanerkirche in Luzern zu erleben, wo es genau um diese Thematik geht! Bin dann gerne dabei!

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    Adi, 03.02.2024, 08:22 Uhr

    Dann sollte die Gemeinde Kriens aber auch konsequent sein und alle Kirchen Feiertage aus dem Unterricht streichen …

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      Nico, 03.02.2024, 21:37 Uhr

      Ja, ich wäre auch dafür alle kirchlichen Feiertag abzuschaffen, weiss ja sowieso niemand mehr wozu die da sind.
      Stattdessen gibt es einfach für jeden Schüler 12 Jockertage, für jeden Arbeiter 12 weitere Ferientage.

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    • Profilfoto von Cedric
      Cedric, 04.02.2024, 16:16 Uhr

      Meinem Sie die Feiertage welche die Kirche damals übernommen hat und sie dan für sich umgedeutet hat? So wie die Wintersonnenwende? Nur weil ich ihr Haus blau streiche ist es nicht meins.

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    Blubb, 03.02.2024, 08:07 Uhr

    Mathematik ist sowieso viel sinnvoller, oder ein neues Schulfach a la «sich benehmen»

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