Kunststoff statt Biodiversität

Horwer Pausenplatz sorgt für rote Köpfe bei Grünen

Seit neuestem spielen die Kinder vom Schulhaus Mattli auf diesem farbigen Belag. (Bild: naf)

In Horw ist ein ehemals grüner Pausenplatz mit Gummi bepflastert. L20-Einwohnerrat Philipp Peter hat wenig Verständnis für die Umgestaltung.

In Kastanienbaum in der Gemeinde Horw steht das Schulhaus Mattli. Dessen Pausenplatz ist seit Kurzem in knalligem Rot und Orange anzutreffen. Die Gemeinde hat auf dem Pausenareal einen Gummibelag aus recycelten Autoreifen verlegen lassen. Dementsprechend riecht der Platz auch: Knallt die Sonne auf den Belag, steigt einem ein starker Gummigeruch in die Nase. Der weiche Belag, der augenscheinlich stürzende Kinder vor aufgeschürften Knien schützen soll, sorgt bei einigen Horwern aber für reichlich Unverständnis.

L20-Einwohnerrat Philipp Peter hat mit einigen Parteikollegen eine Interpellation eingereicht. Die Fragen, die er darin stellt, lassen sich in einer Hauptaussage zusammenfassen: Weshalb entschied sich die Gemeinde bei der Umgestaltung des Platzes ausgerechnet für diesen Belag?

Die Pflanzen entfernt, den Boden versiegelt

Was Peter vor ein Rätsel stellt, ist insbesondere der Umstand, dass die Gemeinde bei der Umgestaltung Sträucher und Rasenflächen entfernte, um den Boden mit einer dicken Schicht knallfarbigem Kunststoff zu versiegeln. Der neue Belag tilge jeglichen Beitrag zur Biodiversität, welchen die vorherigen Pflanzen leisteten.

Statt Beton und Pflanzen gibt's Gummi, so weit das Auge reicht. (Bild: naf)

Wie die Interpellation weiter ausführt, stehe die Umgestaltung im Widerspruch zum Trend, Pausenplätze zusehends zu entsiegeln und naturnah anzulegen. Die Interpellation verweist in diesem Zusammenhang auf die Sanierung eines Pausenareals in Moosseedorf im Kanton Bern. Dort ersetzten die Verantwortlichen eine Betonwüste durch einen von Pflanzen und Holzkonstrukten geprägten Platz.

Entsprechend stellt die Interpellation primär die Frage, weshalb das Pausenareal in Kastanienbaum überhaupt erst verändert wurde. Zweitens bittet der Vorstoss den Gemeinderat um eine Antwort auf die Frage, weshalb er sich für besagten Belag entschieden hat. Drittens fragen die Interpellanten, ob die Umgestaltung ein partizipativer Prozess war. Also, ob die gut 180 Schulkinder oder auch Lehrpersonen und Quartierbewohnerinnen beim Entscheid für den neuen Belag ein Wörtchen mitzureden hatten.

Das neue Reglement nicht beachtet?

Letztlich verweist die Interpellation auf das neue Bau- und Zonenreglement, welches die Horwer Stimmbevölkerung im vergangenen März angenommen hat. Darin enthalten ist ein Artikel zu Klimaschutz und Klimaanpassungen. Kurz umrissen sagt der Artikel, dass insbesondere der Begrünung im Planungs- und Bauwesen auf allen Stufen Rechnung getragen werden soll.

Der Vorstoss will aufgrund dessen vom Gemeinderat wissen, wie sich der neue Pausenplatz des Schulhauses mit diesem Artikel verträgt. Im Übrigen wollen die Interpellanten erfahren, wie stark der rot-orange Belag Hitze abstrahlt und wie es sich mit dem Mikrogummi verhält, der durch Abrieb des Platzes allenfalls in die Umwelt gerät.

Auch andere Pausenplätze trotzen dem Grau

Das Schulhaus Mattli ist in Horw nicht die einzige Schulanlage, deren Pausenareal mit Farbenpracht besticht. Vor drei Jahren gestaltete die Gemeinde den Platz des Schulhauses Biregg um. Dessen Boden ist seither in Blau und Gelb anzutreffen. Dort mussten dafür aber keine Grünflächen weichen, sondern Beton. Die Sanierung erhielt viel positive Rückmeldungen aus dem umliegenden Quartier und kostete den Horwer Steuerzahler 500'000 Franken (zentralplus berichtete). Was der Boden des Pausenplatzes beim Schulhaus Mattli kostete, ist nicht bekannt.

Nebst den Pausenplätzen gibt in Horw auch zu reden, wer auf welchem Platz von welchem Schulhaus spielt. Die Schulhauseinteilung sorgt in der Gemeinde seit Jahren für Diskussionen. Eltern, deren Kinder in ein Schulhaus eines anderen Quartiers eingeteilt werden, sind deshalb regelmässig erzürnt. Letztes Jahr war der Frust einiger Eltern so gross, dass sie Mitarbeiterinnen der Schule anonym beschimpften und bedrohten (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
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