Millionenbusiness von Luzerner Honorarkonsul

Prothesen-Geschäfte mit Belarus: Beyeler unter Beschuss

Die Firma des Luzerner Hermann Alexander Beyeler weist die Vorwürfe zurück. (Bild: Archivbild: hch)

Der Luzerner Hermann Alexander Beyeler ist Belarus drittgrösster Lieferant von Endoprothesen. Das deckt eine Recherche auf. Eine Menschenrechtsorganisation fordert nun den Entzug seiner Zulassung als Honorarkonsul.

Hermann Alexander Beyeler ist Luzerner Unternehmer und Honorarkonsul von Belarus. Doch wie eine Recherche zeigt, nicht nur: Die Rechercheplattform «Belarusian Investigative Center» enthüllt, dass der 70-Jährige einer der grössten Lieferanten von künstlichen Gelenken für Belarus ist.

Seit Alexander Lukaschenko als Präsident von Belarus agiert, habe der Westen mehrmals Sanktionen gegen den Diktator und sein Umfeld verhängt, schreibt der «Tages-Anzeiger» in einem Artikel dazu. Die Sanktionen seien im Jahr 2022 ausgeweitet worden, da russische Truppen auch von Belarus aus die Ukraine überfielen. Medizinische Produkte seien davon jedoch ausgenommen.

Belarus kontrolliert Prothesen-Ankauf seit April 2022 staatlich

Die Exporte von Beyeler seien also nicht illegal. Was der Zeitung jedoch ins Auge sticht: Die Firma von Beyeler stieg erst ins Geschäft mit sogenannten Endoprothesen ein, als das Lukaschenko-Regime die Orthopädie in Belarus staatlich zu kontrollieren begann.

Im April 2022 warf Lukaschenko 35 Orthopäden vor, Schmiergeld für Implantate kassiert zu haben. Daraufhin habe er die staatliche Kontrolle dieses Fachgebiets der Medizin beschlossen. Im November darauf seien die ersten Verträge mit der HAB Invest, Beyelers Firma, geschlossen worden.

Heute kaufe Belarus die Implantate über die staatliche medizinische Beschaffungsagentur. Diese wiederum habe Verträge mit drei Handelsfirmen: in Belarus, den USA und der Schweiz. HAB Invest fungiert als drittgrösster Lieferant für Belarus. Beyelers Firma soll seither sechs Millionen Franken aus dem Verkauf von Prothesen erhalten haben, schreibt die Zeitung.

HAB Invest weist Vorwürfe zurück

Die schweizerisch-deutsche Menschenrechtsorganisation Libereco vermutet, dass der Luzerner die Beteiligung am Prothesenhandel als Belohnung erhalten habe – «für seine loyalen Dienste für das belarussische Regime». Sie fordert mit einem Brief an Bundesrat Ignazio Cassis (FDP) den Entzug von Beyelers Zulassung als Honorarkonsul.

Die HAB Invest weist die Vorwürfe entschieden zurück. Man habe nichts mit der Zentralisierung des Ankaufs im Gesundheitswesen zu tun, sagt die Firma gegenüber der Zeitung. Die Äusserungen von Libereco basieren «ganz offensichtlich auf unzutreffenden Spekulationen und Mutmassungen», so die Firma weiter. Auch Beyeler selbst weist die Vorwürfe als «unzutreffende Spekulation» zurück.

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9 Kommentare
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 31.01.2024, 14:37 Uhr

    Ein sehr kurzer Auszug aus Wikipedia: «Den mutmasslichen Ergebnisfälschungen der Präsidentschaftswahl in Belarus 2020 folgten wochenlange landesweite Proteste und Streiks gegen Lukaschenkas Regierung. Die Demonstrationen wurden mit äusserster Brutalität niedergeschlagen. Das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte sprach im September 2020 davon, dass man Berichte von über 450 dokumentierten Fällen von Folter und Misshandlungen erhalten habe.» Mit anderen Worten: Eine himmeltraurige Diktatur.

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  • Profilfoto von Kritischer Blick
    Kritischer Blick, 31.01.2024, 08:27 Uhr

    Darf die Bevölkerung von Belarus den keine Prothesen haben? Das Volk hat auch Bedürfnisse. Wie es die Privatwirtschaft oder der Staat den regelt, passt vielleicht nicht allen, geht uns aber nichts an.

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    • Profilfoto von Yannick Hagmann
      Yannick Hagmann, 31.01.2024, 11:05 Uhr

      Natürlich geht es uns etwas, an wenn eine Diktatur – wie Belarus zweifellos eine ist – ihre Beschaffung für ein bestimmtes Produkt monopolisiert und die damit verknüpften Beschaffungsaufträge an Marionetten und Steigbügelhalter des Regimes verteilt, welche die Interessen des Handelns dieser Diktatur wahren: Genau das tut ein Honorarkonsul gemäss der lexikalischen Definition (Wikipedia: Konsul).

      Es dürfte allgemein bekannt sein, dass Monopole zu überhöhten Preisen zu Lasten der unter der Diktatur leidenden Konsumenten führen.

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      • Profilfoto von Preko
        Preko, 31.01.2024, 14:54 Uhr

        Also wenn diese Luzerner Firma nichts mit der Sanktion und Abschaffung der vorher dagewesenen Firmen zu tun hat, sehe ich nichts Schlimmes in deren Tätigkeit. Wen auch immer sie beliefert, sie hilft am Ende den kranken Menschen. Und wenn es diese Firma es nicht tun will, wird es garantiert eine andere Firma tun.

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        • Profilfoto von Yannick Hagmann
          Yannick Hagmann, 31.01.2024, 16:26 Uhr

          Ach, wie spendabel. Die Konsumenten zahlen für diese Produkte übersetzte Preise an den Diktator, welcher vom findigen Luzerner Unterstützer des Diktators (als Honorarkonsul einer Diktatur) zu wohl sehr lukrativen Monopolpreisen beliefert wird.

          Der Lieferant hilft, den Diktator an der Macht zu halten.

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          • Profilfoto von ProfSnapes
            ProfSnapes, 31.01.2024, 16:58 Uhr

            Und Sie glauben wirklich, wenn diese Firma nicht mehr ist, dann ist der Druck so gross, dass Lukaschenko einlenken muss? Ähnlich wie die Russland Sanktionen würde auch das im Sand verlaufen… Russland leidet genau gar nicht unter den Sanktionen oder eben die falschen, weil man gemeinläufig meint, das sei der Weg… Und Beyeler spendet immerhin sehr viel an Bedürftige in der Schweiz – so ist mir seine Firma lieber als eine andere die Hüftprothesen liefert.

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            • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
              Kasimir Pfyffer, 31.01.2024, 19:09 Uhr

              «Russland leidet genau gar nicht unter den Sanktionen» – sagt der Kreml und importiert verzweifelt Waschmaschinen via Kasachstan, um wenigstens ein paar wenige moderne Computerchips für seine beschissenen Marschflugkörper zu haben. Derweil geht die Infrastruktur für Ölraffinierung, Heizwärme und Strom vor die Hunde, jeden Tag brennt eine andere Fabrik, Fernleitungen bersten, Unterstationen gehen in die Luft, frierende Babuschkas machen wütende Protestvideos … und das hat gar nichts damit zu tun, dass z. B. Alstom und Siemens keine Ersatzteile mehr liefern. Nein, nein. Ganz sicher nicht.

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              • Profilfoto von Yannick Hagmann
                Yannick Hagmann, 01.02.2024, 06:49 Uhr

                Überanstrengen Sie das Reflexionsvermögen von Herr Beyelers PR-Sprecher nicht.

                Hüftprothesen sind keine so einfach substituierbaren Güter. Da der wohlfeine Herr ja auch gleichzeitig Honorarkonsul für das Regime ist, offenkundig ohnehin nicht.

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              • Profilfoto von ProfSnapes
                ProfSnapes, 01.02.2024, 09:50 Uhr

                Schade zitieren Sie nur die Hälfte meines Satzes. Die Weiterführung des zitierten Satzes wäre: «…oder eben die falschen, …»

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