Alternativen verlangt

Tunnelträume in Oberägeri erhalten Dämpfer

Der Gemeindepräsident von Oberägeri, Marcel Güntert, steht wegen des Tunnels im Kontakt mit dem Kanton. (Bild: zvg)

Die FDP träumt davon, auch in Oberägeri einen Umfahrungstunnel zu bauen. Nach Rückenwind im letzten Winter gibt es nun einen Rückschlag.

Ein möglicher Umfahrungstunnel für die Gemeinde Oberägeri hat diese Woche erneut zu reden gegeben. Im Sommer 2022 forderte die örtliche FDP, einen solchen in den kantonalen Richtplan aufzunehmen. Der Gemeinderat lehnte das ab, doch die Einwohner stimmten der Motion im vergangenen Dezember zu (zentralplus berichtete).

Hintergrund des Vorstosses ist der geplante Umfahrungstunnel in der Nachbargemeinde Unterägeri. Die FDP schrieb in ihrer Motion: «Ein Tunnel Unterägeri bringt für Oberägeri erhebliche Vorteile in der Erschliessung nach Zug, jedoch vermutlich auch eine höhere Belastung mit Verkehr durch unser Dorf.» Der «kanalisierte» Verkehr belaste schon heute Oberägeri. Zur Verkehrsentlastung im Zentrum brauche das Dorf daher ebenfalls einen Autotunnel.

Tunnelgegner reichen eigene Motion ein

Doch nun bläst der Wind aus einer anderen Richtung. Im September haben das Forum Oberägeri und die örtliche GLP eine eigene Motion zum Thema eingereicht. Sie fordern den Gemeinderat auf, «zukunftsweisende Möglichkeiten zur Verkehrsentlastung des Dorfs Oberägeri als Alternativen zu den angedachten Umfahrungstunnels im Ägerital aufzuzeigen». Diesen Vorstoss erklärte die Einwohnergemeindeversammlung diese Woche für erheblich.

Die GLP Oberägeri ist als Tunnelgegnerin bekannt. Sie unterstützt das Komitee «Schutz vor Mehrverkehr», das sich gegen den geplanten Umfahrungstunnel in Unterägeri einsetzt. Präsident des Komitees ist der ALG-Kantonsrat Andreas Iten, der wiederum Mitglied des Forums ist (zentralplus berichtete). Das Forum Oberägeri ist eine lokale Partei, angegliedert an die Alternative – die Grünen, aber «recht eigenständig», wie Präsident Philipp Röllin erklärt.

Mitglieder des Forums Oberägeri. (Bild: Website der ALG Zug)

Dass ihr Vorstoss als erheblich erklärt wurde, sei eine positive Überraschung gewesen, sagt er zu zentralplus. «Wir sind froh, dass nun Alternativen zu den Tunnels geprüft werden müssen.» Denn Oberägeri habe einen grundlegenden Unterschied zur Nachbargemeinde.

«Unterägeri ist ein Transitdorf. Doch hier in Oberägeri haben wir drei Verkehrsstränge aus verschiedenen Richtungen.» Transitverkehr von Morgarten nach Zug, Verkehr aus Alosen und Verkehr aus dem Mitteldorf und den Hanglagen in Richtung Zentrum. «Den Binnenverkehr könnte ein Tunnel nicht erfassen.»

FDP weiter für Tunnel in Oberägeri

Die Argumente von Philipp Röllin können in den Reihen der örtlichen FDP nicht überzeugen. Ihr Präsident Reto Hürlimann sagt gegenüber zentralplus, man könne die Tunnelportale auch so legen, dass sie den Verkehr im Dorf kanalisieren. Den Entscheid der Gemeindeversammlung für die GLP-/Forum-Motion bedauert er. «Mit der neuen Motion wird unser Anliegen verwässert.»

Die FDP stehe weiter «voll und ganz» hinter dem Tunnel. «Dies ist die nachhaltigste Lösung zur Erhöhung der Lebensqualität im Dorfzentrum durch die Entlastung vom Verkehr.» Der Auftrag der Versammlung an den Gemeinderat, sich für die Aufnahme des Tunnels im kantonalen Richtplan einzusetzen, bestehe unverändert.

«Eine Projektgruppe wird gebildet, in der wir Einsitz haben werden.»

Marcel Güntert, Gemeindepräsident von Oberägeri

Auch die Exekutive stimmt der Aussage zu. Marcel Güntert, Gemeindepräsident von Oberägeri, schreibt, der Ball liege beim Kanton. «Eine Projektgruppe wird gebildet, in der wir Einsitz haben werden.» Frühestens bei der Richtplananpassung 2025 könne ein Tunnel in Oberägeri aufgenommen werden. Doch bis ein Tunnel konkret wird, bleibt die Verkehrsproblematik.

Neuer Ortsbus für die Gemeinde

Das weiss auch Hürlimann von der FDP. Bis zur Realisierung eines Tunnels soll es daher Optimierungen des öffentlichen Verkehrs und für Velos und Fussgänger geben. Die FDP begrüsse daher ausdrücklich den Ortsbus, der ebenfalls am Montag von der Versammlung beschlossen wurde.

«Neue Strassen und Tunnel sind visionslos.»

Philipp Röllin, Präsident des Forums

Der Bus dient künftig als Zubringer zum Busknoten Oberägeri, um dort auf die anderen Linien umzusteigen. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 soll der Bus für eine dreijährige Probezeit unterwegs sein. Auch der Präsident des Forums, Philipp Röllin, freut sich über das neue Angebot.

«Oberägeri hat bereits die höchste Motorfahrzeugdichte aller Zuger Gemeinden. Neue Strassen und Tunnels sind visionslos.» Zug hat zudem den höchsten Anteil an Autos in der gesamten Schweiz.

Hat sich der Wind gedreht?

Hat ein Tunnel in Oberägeri nun also eine Chance? Vor einem Jahr nahm die Versammlung die FDP-Motion für einen Tunnel im Richtplan an. Diese Woche sprach sie sich dafür aus, Alternativen zu prüfen. Es wirkt, als habe sich der Wind gedreht.

Der Gemeindepräsident Marcel Güntert sieht das anders. Die Motion von GLP und Forum fordere lediglich zusätzliche Prüfungen von Alternativen – neben dem Eintrag des Tunnels in den Richtplan. «Das eine schliesst das andere nicht aus.» Kommt es dereinst zu einer Abstimmung über einen Tunnel in Oberägeri, wird der Gemeinderat die Einwohner also über Alternativen aufklären müssen.

Verwendete Quellen
  • Aktuelle Informationen der Einwohnergemeinde Oberägeri
  • Protokoll der Einwohnergemeindeversammlung vom 12.12.2022
  • Parteienauskunft Oberägeri
  • Statistikfachstelle des Kantons Zug zum Motorisierungsgrad
  • Telefonat mit Philipp Röllin, Präsident Forum Oberägeri
  • Telefonat mit Reto Hürlimann, Mitglied der FDP Oberägeri
  • Schriftlicher Austausch mit Marcel Güntert, Gemeindepräsident Oberägeri
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