Abstimmung über Milliardenprojekte

Neuerung bringt frischen Wind in Zuger Tunnel-Debatte

Am Montag standen sich im Theater Casino Zug Gegner und Befürworter der Tunnel gegenüber. (Bild: zvg)

Der erste Informationsabend zu den Tunnelbauprojekten in Zug sorgte für Kritik. Seit dem zweiten Anlass diese Woche gibt es Neuerungen. Und siehe da: Die Podiumsdiskussion stösst auf Anklang.

Nächsten März stimmt die Zuger Stimmbevölkerung über zwei Jahrhundertprojekte ab. Für über eine Milliarde Franken will der Kanton zwei Umfahrungstunnel bauen, um die Zentren von Unterägeri und der Stadt Zug vom Verkehr zu entlasten. Doch die zwei Projekte sind umstritten.

Während Kanton und Gemeinden argumentieren, die Tunnel würden die Zentren lebenswerter machen, haben die Alternative – die Grünen (ALG) und das Komitee «Schutz vor Mehrverkehr» eine Befürchtung: Wer Strassen sät, wird mehr Verkehr ernten.

Kritik an der ersten Veranstaltung in Unterägeri  

Um die Zuger über die kommende Abstimmung zu informieren, veranstaltet der Kanton eine Reihe von Informationsabenden. Der erste Anlass in Unterägeri am 6. November sorgte jedoch für Unmut unter den Tunnelgegnern (zentralplus berichtete).

Der Präsident des Gegenkomitees Andreas Iten (ALG) und der neu gegründete Verein für eine nachhaltige Mobilität im Kanton Zug warfen dem Kanton danach vor, einseitig für die Vorlagen informiert zu haben. Iten forderte, dass es künftig ein Format mit zwei Pro- und Contra-Rednern geben solle. Ausserdem platzierte der Kantonsrat eine kleine Anfrage zum Thema beim Regierungsrat.

Rot markiert sind die beiden geplanten Umfahrungstunnel im Kanton Zug. (Bild: Umfahrungen.ch)

Diese Woche fand nun die zweite öffentliche Informationsveranstaltung im Casino Zug statt. Während die Antwort des Regierungsrats auf den Vorstoss noch hängig ist, zeigt sich bereits, dass der Kanton das Format der Veranstaltung angepasst hat.

Zweite Veranstaltung in Zug mit Podiumsdiskussion

Bei der Veranstaltung am Montag sprachen zuerst Baudirektor Florian Weber, Stadträtin Eliane Birchmeier (Zug) und Gemeindepräsident Fridolin Bossard (Unterägeri) zu den rund 350 Anwesenden. Anschliessend durften ein Befürworter und zwei Gegner ihre Positionen darlegen. Bisher der gleiche Ablauf wie in Unterägeri.

Am Montag informierten der Kanton, die Stadt Zug und die Gemeinde Unterägeri gemeinsam über die Milliardenprojekte. (Bild: zvg)

Danach gab es eine Podiumsdiskussion. Philipp Röllin (ALG, Oberägeri) und Michel Kalauz (SP, Baar) debattierten als Tunnelkritiker mit den Befürwortern Adrian Risi (SVP-Kantonsrat, Zug) und David Meyer (GLP-Gemeinderat Zug). Die Debatte verlief rund 20 Minuten.

Ob der Kanton das Format wegen der Kritik angepasst hat? Die Baudirektion äussert sich dazu nicht konkret, bestätigt aber, «das Programm für Zug mit einem Podiumsgespräch ergänzt zu haben». Die Direktion sei ausserdem dankbar für sämtliche Rückmeldungen aus der Bevölkerung zu den Infoveranstaltungen.

Das neue Format wird grundsätzlich begrüsst

Dass sich im Zuger Casino Tunnelgegner und Befürworter in einer Diskussion gegenüberstanden, stösst auf Anklang. Der Gemeindepräsident von Unterägeri, Fridolin Bossard, schreibt auf Anfrage, die Podiumsdiskussion sei für die Besucher «sicher spannend gewesen». Aus dem Publikum seien zwar mehr kritische Fragen gekommen, beim Apero habe er aber gespürt, dass die Umfahrungen «in der Bevölkerung einen grossen Zuspruch habe». Die Zuger Stadträtin Eliane Birchmeier schliesst sich ihrem Kollegen an.

Auch Adrian Risi, der beim Podium für die Tunnel argumentierte, bezeichnet die Veranstaltung als «sehr gut ausgeglichen». Beim Podium habe er beobachtet, dass der Moderator mehr Gegner der Tunnel «erwischt» habe.

In der ALG gibt es weiter Unmut

Selbst der Präsident des Gegenkomitees, Kantonsrat Andreas Iten, schreibt zentralplus, der Anlass sei neutraler gewesen als jener in Unterägeri. Kritik hat er trotzdem. Da die Exekutive für die Tunnel sei, findet er, die Redeanteile an den Veranstaltungen seien immer noch unausgewogen. Sein Komitee wünsche sich, dass die Exekutive «eine neutralere Rolle» einnehme.

Dass in den Reihen der ALG immer noch Unmut herrscht, zeigt auch ein neuer Vorstoss im Grossen Gemeinderat der Stadt Zug. In der kleinen Anfrage vom 30. November wirft die Fraktion ALG-CSP der Exekutive vor, «einseitige ‹Werbe-Speeches› für die Tunnels» präsentiert zu haben. Ebenfalls kritisiert die ALG die ausgelegten Broschüren, die «grossmehrheitlich positiv über die Tunnel-Vorlagen berichten» würden. Ihr Resümee: «Es scheint uns untypisch, dass sich der Zuger Stadtrat so stark und so parteiisch für eine kantonale Abstimmung einsetzt.»

Die nächsten Veranstaltungen stehen an

Mit den beiden Informationsabenden in Unterägeri und Zug ist die Reihe der Veranstaltungen nicht abgeschlossen. Wer noch nicht dabei war, hat die Chance, am 9. Januar in Baar, am 10. Januar in Cham und am 30. Januar in Risch den Argumenten zu lauschen. Wie die Baudirektion gegenüber zentralplus erklärt, stehe der genaue Zeitplan und Ablauf der nächsten Veranstaltungen noch nicht fest. Sie lässt es also offen, ob es erneut Podiumsdiskussionen geben wird.

Wer keine Zeit hat, bei den Veranstaltungen vorbeizuschauen, findet hier eine Übersicht über die Projekte und die Argumente dafür und dagegen.

Hinweis: Der Artikel wurde Montag, um 11.50 Uhr, mit Informationen zur kleinen Anfrage der ALG vom 30. November ergänzt.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit der Baudirektion Kanton Zug
  • Website über die beiden Umfahrungen
  • Schriftlicher Austausch mit Andreas Iten, ALG-Kantonsrat
  • Schriftlicher Austausch mit Fridolin Bossard, Gemeindepräsident von Unterägeri
  • Schriftlicher Austausch mit Eliane Birchmeier, Zuger Stadträtin
  • Medienarchiv zentralplus
  • Kleine Anfrage der Fraktion ALG-CSP im Grossen Gemeinderat
  • Schriftlicher Austausch mit Adrian Risi, SVP-Kantonsrat Zug
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7 Kommentare
  • Profilfoto von Tinu Mase
    Tinu Mase, 03.12.2023, 12:33 Uhr

    Rein schon wegen der ständigen Quängelei com Rechts müssen diese überteuerten und unnötigen Projekte abgelehnt werden. Es wird keinerlei Entlastung bringen, nur noch mehr Verkehr und Chaos. Die Zuger Regierung will sich egoistisch ein Denkmal setzen und nichts anderes.

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  • Profilfoto von Peter Joe
    Peter Joe, 02.12.2023, 11:31 Uhr

    Wieso kommt dieses ueberfluessige Tunnel Projekt immer und immer wieder neu zur Abstimmung? NEIN und Nein und nochmals Nein
    und ich erspare mir den Rest

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  • Profilfoto von Expe Rte
    Expe Rte, 01.12.2023, 23:52 Uhr

    Unterägeri Ja, Zug Nein. So werde ich stimmen. 700 Mio. einfach zuviel. In jedem vernünftigen Land würde man den Tunnel unter dem See oder meinetwegen eine Brücke über dem See bauen. Brücke über den See gäbe es wohl für 30-50 Mio. Sieht zwar Scheisse aus, aber Problem gelöst. Tunnel unter dem See wäre sicher auch 50% billiger.

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  • Profilfoto von Ursula Strub
    Ursula Strub, 01.12.2023, 09:11 Uhr

    Zur Vervollständigung des Artikels: in der Stadt Zug wurde das Komitee ‚Stadttunnel – nein‘ gegründet, es wurde auf dem Podium sehr stark von Dr. Patrick Steinle in einem Referat vertreten.
    Die lebhafte, mehrheitlich ‚anti-Tunnel‘- Diskussion im Anschluss bot einiges Kopfschüttel-Potential. So wusste der Befürworter Risi tatsächlich nicht, dass derzeit Baugespanne auf dem Güterbahnhofsreal stehen, weil dieser von der SBB überbaut wird.. Trotzdem wollte er den Aushub des Tunnels vom Tagbau im Westen der Stadt per Rollband zu den dort stehenden Güterwaggons transportieren. Peinlicher ist kaum noch möglich.
    Unterägeri will ja auch erst nach dem Ja zur Verschwendung 100 er Millionen anfangen, zusammen mit der Bevölkerung zu planen (Gemeindeseite in der Zuger Presse vom 28.11.), warum sollte denn man in Zug solche Petitessen schon kennen?!

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    • Profilfoto von David Meyer
      David Meyer, 01.12.2023, 11:00 Uhr

      Und Frau Strub weiss tatsächlich nicht, dass nur der südliche Teil des Güterbahnhofareals überbaut wird und der nördliche Teil von der SBB nach wie vor für den Freiverlad freigehalten wird, z.B. für Tunnelausbruch. Peinlicher ist doch noch möglich.

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      • Profilfoto von Stefan Hodel
        Stefan Hodel, 01.12.2023, 14:19 Uhr

        Anlässlich des Mitwirkungsverfahrens zum letzten Tunnelprojekt wurde klar gesagt, dass der Güterbahnhof nur noch wenige Jahre zur Verfügung stehen wird, um das beim Bau des Stadttunnels anfallende Material wegzubringen. Wer sich das Modell des aktuellen Bauprojektes der SBB auf dem ehemaligen Güterbahnhof ansieht muss feststellen, dass im nördlichsten Teil nur noch eine sehr kleine Fläche zur Verfügung stehen wird. Da lässt sich unmöglich ein Zug mit Güterwagen platzieren um das Ausbruchmaterial wegzuführen. Aber David Meyer findet wohl «Wo ein Wille ist, ist auch eine Autobahn».

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  • Profilfoto von Oliver Heiler
    Oliver Heiler, 01.12.2023, 08:39 Uhr

    Der Zuger Politik fehlt schlicht der Mut. Der Verkehr soll aus der Zuger Altstadt raus. Das ist nachvollziehbar und notwendig. Nun aber den Verkehr in die Zuger Neustadt mit dem Tunnel umzuleiten, dort wo die dringend benötigten Wohnungen für die Zuger Bevölkerung entstehen sollen, ist wenig weitsichtig und mutlos.

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