Die Stadtpassage sollte das Luzerner Car-Chaos langfristig lösen. Doch das Projekt ist der Stadt deutlich zu teuer. Sie springt in der Car-Problematik damit zurück auf Feld 1. Oder zumindest Feld 1-Plus, wie Stadtrat Adrian Borgula meint.
Als innovativ galt sie, die Stadtpassage. Als politisch nicht vorbelastetes Projekt. Und als Idee mit grossem Synergiepotenzial. Doch spätestens seit Donnerstag ist auch klar: Die Stadtpassage ist dem Luzerner Stadtrat viel zu teuer. Dieser wischt das Projekt darum vom Tisch (zentralplus berichtete).
Machbarkeitsstudie führt zu Kostenexplosion
Die Idee der Stadtpassage gefiel in Luzern vielen. Im Untergrund des Luzerner Kantonsspitals sollte ein neues Parkhaus für Touristen-Cars gebaut werden. Über einen unterirdischen Tunnel würden die Touristen direkt in die Luzerner Altstadt gelangen. Und umgekehrt wäre mit der Stadtpassage eine bequeme Erschliessung aus dem Stadtzentrum zum Kantonsspital entstanden, das der grösste Arbeitgeber der Zentralschweiz ist (zentralplus berichtete).
Dass es sich um ein kostspieliges Projekt handeln würde, war auch den Initianten der Idee, der mittlerweile gegründeten Stadtpassage AG, klar. Gemäss ihren ersten Schätzungen würden sich die Kosten auf rund 90 bis 120 Millionen Franken belaufen. Ein hoher Betrag, der durch eine Public-Private-Partnership hätte gedeckt werden sollen. Am Projekt hätten sich demnach nicht nur die öffentliche Hand, sondern auch private Geldgeber beteiligt.
Doch in den vergangenen Monaten hat die Stadt Luzern eine vertiefte Machbarkeitsstudie des Projekts durchgeführt. Und in dieser zeigte sich: Die Kosten würden zwischen 270 und 340 Millionen Franken betragen. Selbst wenn das künftige Parkhaus durch Parkgebühren neue Einnahmen erzielt und private Investoren einen Teil der Kosten übernommen hätten: Der nicht refinanzierbare Teil der Investitionskosten für die Stadt beträgt gemäss Schätzungen zwischen 80 und 190 Millionen Franken.
Stadtpassage hätte erst später gebaut werden können
Auf Anfrage teilt der zuständige Umwelt- und Mobilitätsdirektor Adrian Borgula mit: «Diese Kosten sind aus Sicht des Stadtrats nicht verhältnismässig.» Für die berechnete Kostenexplosion nennt er mehrere Gründe. Zum einen liesse sich die Stadtpassage erst zu einem späteren Zeitpunkt realisieren, als von der Stadtpassage AG angenommen. Aus diesem Grund kann das Projekt kaum von den Synergien profitieren, die aus dem gleichzeitigen Umbau des Luzerner Kantonsspitals entstanden wären. Der spätere Baustart hätte auch eine Verlängerung der unterirdischen Passage von geplant 800 auf fast 1000 Meter zur Folge gehabt.
«Es ist ein Rückschritt, aber wir sind nicht zurück auf Feld 1. Eher auf Feld 1-Plus.»
Adrian Borgula, Stadtrat
Zum anderen hätte auch die Gestaltung des Fussgängertunnels teurer werden können, als zunächst angenommen. Denn der Stadtrat hat für den Personentransport nebst einem Rollband, wie man es von Flughäfen kennt, auch einen People Mover geprüft. «Auf dem Band hätte man stehend über 20 Minuten durch den Tunnel fahren müssen», führt Borgula aus. Wer auf dem Band läuft, hätte für den Transport noch immer zehn Minuten gebraucht. «Das ist nicht attraktiv», sagt Borgula. Ein People Mover, eine Art Mini-U-Bahn, wäre demnach eine attraktive, aber deutlich teurere Lösung geworden.
Verständnis bei Initianten der Stadtpassage
Bei der Stadtpassage AG nimmt man den Entscheid des Stadtrats gefasst zur Kenntnis. «Es hat sich abgezeichnet», sagt Präsident Roger Sonderegger auf Anfrage. «Und wenn man die Machbarkeitsstudie des Stadtrats liest, lässt sich der Entscheid nachvollziehen.»
Trotz Verständnis lässt Sonderegger auch leichte Kritik am Vorgehen der Stadt durchblicken: «Die Stadt plant mit sehr hohen Standards. Dann wird es schnell sehr teuer. Als Unternehmer haben wir hingegen so geplant, dass das Projekt realisierbar ist.»
Stadt steht (fast) wieder auf Feld 1
Für die Stadt ist es derweil ein herber Rückschlag in der seit Jahren ungelösten Car-Diskussion. Die Touristen-Cars sollen aus dem Stadtzentrum verschwinden. Doch wohin, ist jetzt wieder völlig unklar. Stadtrat Adrian Borgula bleibt jedoch zuversichtlich: «Es ist ein Rückschritt, aber wir sind nicht zurück auf Feld 1. Eher auf Feld 1-Plus.» Die Stadt habe in den vergangenen Jahren 59 langfristige Lösungen für die Car-Parkierung evaluiert (zentralplus berichtete). Auf dieser Bewertung liesse sich jetzt aufbauen.
«Die neue Idee ist besser als die ursprüngliche Stadtpassage. Sie ist günstiger, ökologischer und vielseitiger.»
Roger Sonderegger, Präsident Stadtpassage AG
Zudem hat die Stadt das Gebührenreglement für Cars überarbeitet, am Inseliquai zwei neue Car-Haltekanten gebaut und auf der Rösslimatt in Kriens einen neuen vorübergehenden Car-Parkplatz in Betrieb genommen. «Es ist nicht so, dass in der Frage Stillstand herrscht. Wir haben einfach noch keine langfristige Lösung gefunden», so Borgula.
Bis im Winter will der Stadtrat das weitere Vorgehen bekannt geben. Welche Projekte dann zum Zug kommen könnten, lässt Borgula nicht durchblicken.
Jetzt soll es die Stadtpassage Plus richten
Derweil begibt sich die Stadtpassage AG schon wieder in Position: «Wir haben unser Projekt inzwischen zur Stadtpassage Plus weiterentwickelt», berichtet Roger Sonderegger. Diese sieht die künftige Car-Parkierung im Ibach-Areal vor. Eine Seilbahn soll das Gebiet mit dem Kantonsspital und von dort mit der Altstadt verbinden. Ein Hauch von Medellín, La Paz oder Rio de Janeiro, wo solche Seilbahnen schon seit längerer Zeit zum Stadtbild gehören, mitten in der Stadt Luzern.
Sonderegger schwärmt vom neuen Projekt: «Die Idee ist besser als die ursprüngliche Stadtpassage. Sie ist günstiger, ökologischer und vielseitiger.» Borgula bestätigt, dass der Stadtrat Kenntnis von der Idee hat. Ob sie ihm auch so gut gefällt wie Sonderegger, wird sich zeigen.
- Medienmitteilung der Stadt Luzern
- Informationen zum Car-Regime
- Website der Stadtpassage AG
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Hugo Ackermann, 09.07.2023, 09:17 Uhr 1859 wurde der Sackbahnhof Luzern
eröffnet.Stadtentwicklung und die
Entwicklungen der Verkehrssysteme hatten
zur Folge,dass der Bahnhofstandort schon
vor vielen Jahrzehnten zum Hindernis für
eine nachhaltige Stadtentwicklung
geworden ist.Ein Grossteil des Bahnhof
areal(mehrere hunderttausend qm) ist seit
vielen Jahrzehnten nicht mehr bahnbetriebs
notwendig.Bahnverkehrsflächen können
überbaut werden(aktuell Rösslimatt) oder
bedarfs-und nachfragegerecht für andere
Verkehrssysteme genutzt werden.
Im steuerfinanzierten Strategieprozess
Carregime haben Fachpersonen die für
eine Carparkiierungsanlage bestgeeigneten
Standorte definiert.Die Stadt hat die Um
setzung der Empfehlungen als politisch
nicht opportun erklärt.Die Lösung des für
die städtische Wirtschaft existentiell bedeut
samen Problem verbleibt also weiterhin
auf der langen Bank.
Wo bisher Eisenbahnwagen standen,kön
nen auch Touristen-und Fernreisecars par
kiert werden;oberirdisch,unterirdisch oder
kombiniert.Mit der vorgeschlagenen(zent
ralplus 8/1/22) Standortvariante DBL Sen
timatt (von der Stadt ebenfalls totgesch
wiegen) würde die bestehende Perronhalle
samt Infrastruktur für eine Carparkierungs
anlage frei.
Zur Entwicklung eines nachhaltigen städte
baulichen Gesamtkonzept hat die Stadt bis
heute nichts beigetragen.Politiker lösen
keine Probleme;sie bewirtschaften sie.👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runtermarsumarsu, 07.07.2023, 17:27 Uhr Habe ich da was verpasst?
Wann kommt die EXPO mit der Luftseilbahn nach Luzern?👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterBea, 07.07.2023, 07:47 Uhr Eine Seilbahn ist immer günstiger, das weiss auch Karli der die fünfte Klasse besucht.
Aber das wird auch nicht gehen da sich die Leute in der Privatsphäre verletzt fühlen.
Überlegt Varianten von der Allmend her, sodass die Cars nicht in die Stadt fahren müssen und die Touristen per Bahn ins Zentrum kommen.
Dann müssen sie statt nur 1h halt 2h für Luzern planen.
Sämtliche Carparkplätze in der Stadt sind aufzuheben und zu begrünen👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterEugen Bahnfan, 07.07.2023, 01:01 Uhr Busparkplatz in der Nähe Haltestelle Allmend/Messe der Zentralbahn. Ein Pendelzug der Zentralbahn pendelt zum Bahnhof
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👍3Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterStadt Luzerner, 06.07.2023, 19:28 Uhr Ach Luzern…… Erzkonservativ, rückständig und zu verknortzt für ein Hochhaus beim Bundesplatz (!), aber eine Seilbahn über den Sedel in die Stadt?!?! Am liebsten noch mit Drive-Thru bei den Juwelieren und dem Ramschhändler Casagrande? Genau mein Humor!!!
👍5Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎1Daumen runterJerome Halter, 06.07.2023, 18:07 Uhr Eine Seilbahn? Ha, niemals! Als ob das machbar wäre… Nicht technisch, politisch! Ui, man müsste am Stadtbild was ändern, das geht doch nicht!
👍0Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterBeni Bissig, 06.07.2023, 16:06 Uhr In Luzern fehlen leider die Visionen und der Mut. Lieber zerredet man eine Aache jahrelang…
Und wenn der Stadtrat mal von etwas Visionärem begeistert ist (neues Luzerner Theater), plant man leider komplett am Puls der Bevölkerung vorbei.👍6Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterRolf Albisser, 06.07.2023, 15:23 Uhr Solange diese Stadt von Grün-Links dominiert ist, wird es nie eine Lösung geben außer neue Velopisten.
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