Lösung des Car-Chaos

Parkhaus Musegg: Die beste Lösung ist nur die Nummer zwei

Fritz Studer, Präsident der Musegg Parking AG, hat kein Verständnis für den Entscheid des Stadtrats. (Bild: Emanuel Ammon / zvg)

Ab 2030 sollen die meisten Cars in Luzern im Parkhaus des Kantonsspitals Platz finden. Mit dem Musegg-Parking wurde eine sehr ähnliche Idee vom Parlament bereits einmal versenkt. Dabei überzeugt dieser Vorschlag auch heute noch.

Die Diskussionen rund um das Car-Chaos in der Stadt Luzern dauerten jahrelang – und werden so schnell nicht abklingen. Immerhin hat der Luzerner Stadtrat nun einen Vorschlag präsentiert, den er weiterverfolgen will: ein zusätzliches Untergeschoss beim Luzerner Kantonsspital als Car-Parkplatz. Das Parkhaus ist über einen 800 Meter langen Fussgänger-Tunnel mit der Innenstadt verbunden (zentralplus berichtete).

Parkhaus Musegg ist die beste Lösung

Bei der sogenannten Stadtpassage handelt es sich um eine von insgesamt 59 Ideen, wie die Car-Situation in Luzern langfristig gelöst werden könnte. Der bunte Strauss an Vorschlägen reichte von kaum realistischen Lösungen mit Car-Parkplätzen in der Bahnhofstrasse oder der Pfistergasse über pragmatische Vorschläge wie die Nutzung der VBL-Hallen bis hin zu besonders aufwendigen wie der Metro zwischen einem neuen Car-Parkplatz im Ibach und der Innenstadt.

Die Lösung sieht je einen Tunnel für Fussgängerinnen und einen für Cars vor. (Bild: IG Stadtpassage)

Das Basler Planungsbüro Gruner hat die 59 Vorschläge auf 18 verschiedene Kriterien hin geprüft. Die Erreichbarkeit und Attraktivität des künftigen Parkplatzes oder auch die Auswirkungen auf den Verkehr und das Stadtbild spielten dabei eine Rolle. Das Büro hat jedes dieser Kriterien ungewichtet mit maximal drei Punkten bewertet. Und der strahlende Sieger dieser Bewertung? Nicht etwa die vom Stadtrat favorisierte Stadtpassage, sondern das Car-Parking Musegg.

«Wieso der Stadtrat unser Projekt nicht wenigstens warmhält, verstehen wir überhaupt nicht.»

Fritz Studer, Präsident Musegg Parking AG

Ausgerechnet das Parkhaus unter dem Musegg-Hügel also, gegen das sich das Parlament schon vor Jahren vehement stemmte. Zwar handelt es sich nicht mehr um das sechsstöckige Parkhaus von damals. Die Initianten rund um die Musegg Parking AG haben das Projekt abgespeckt und in ein einstöckiges unterirdisches Car-Parking umgeplant.

Unverständnis über Entscheid des Stadtrats

Dass der Stadtrat dieses Projekt aus den 59 eingereichten Ideen am besten bewertet hat, nimmt Fritz Studer, Präsident der Musegg Parking AG mit «Genugtuung» zur Kenntnis. Darum sei es für ihn verwunderlich, weshalb sich der Stadtrat letztlich doch für die Stadtpassage und gegen die Lösung unter dem Musegg-Hügel ausgesprochen habe.

«In allen Studien wurde unser Projekt am besten bewertet», sagt Studer. «Es erfüllt alle Kriterien, welche die Stadt gesetzt hat.» Mindestens hätte Studer deswegen erwartet, dass der Stadtrat das Car-Parking Musegg mit der Stadtpassage vergleicht, sobald dieses Projekt konkret ist. «Im Sinne eines Wettbewerbs könnte man die bestmögliche Lösung finden. Wieso der Stadtrat unser Projekt nicht wenigstens warmhält, verstehen wir überhaupt nicht.»

«Die Stadtpassage hat den entscheidenden Vorteil, dass sie keine rein touristische Infrastruktur ist.»

Adrian Borgula, Umwelt- und Mobilitätsdirektor Stadt Luzern

An diesem Punkt kritisiert Studer zusätzlich, dass ihr Projekt praktisch pfannenfertig sei. Es seien bereits eine Million Franken in Abklärungen und Planungen geflossen. Bei der Stadtpassage hingegen seien bisher kaum Abklärungen getroffen worden. Ob das Projekt darum wirklich realisierbar ist, sei völlig unklar.

Stadtrat hofft auf Synergien

Den Entscheid zugunsten der Stadtpassage begründet der zuständige Stadtrat Adrian Borgula vor allem mit einem Punkt: den möglichen Synergien, die mit dem Projekt entstehen. Stand heute sei es unklar, wie sich der Tourismus in den nächsten Jahren entwickle. Vielleicht braucht es in der Stadt Luzern gar nicht mehr so viele Car-Parkplätze wie vor der Corona-Pandemie. «In diesem Fall hat die Stadtpassage den entscheidenden Vorteil, dass sie keine rein touristische Infrastruktur ist. Hier entsteht eine Verbindung zwischen dem Stadtzentrum und dem grössten Arbeitgeber der Zentralschweiz, dem Kantonsspital.»

Mit über 7'500 Mitarbeiterinnen ist das Luzerner Kantonsspital der grösste Arbeitgeber in der Zentralschweiz. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Weiter spreche für die Stadtpassage, dass sie ein neues Projekt sei. Das Parking Musegg hingegen habe bereits eine Vorgeschichte und würde darum bestimmt auf politischen Widerstand stossen. Zuletzt entstehe beim Luks sowieso ein Parkhaus. Der bauliche Aufwand wäre somit kleiner als bei der Musegg-Lösung, für die erst ein riesiges Loch gegraben werden müsste. Der Bau der Stadtpassage sei darum auch umweltfreundlicher.

«Wir haben ein visionäres Projekt ausgearbeitet.»

Fritz Studer

«Die Bewertung der 59 verschiedenen Vorschläge darf man nicht überbewerten», relativiert Borgula die Rangliste der Studie. Es handle sich um eine isolierte Betrachtung der einzelnen Ideen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis, mögliche Chancen, Risiken oder Synergien sind nicht in die Bewertung miteingeflossen. Erst nach der Prüfung dieser Kriterien habe der Stadtrat eine Entscheidung gefällt. «Aus Sicht des Stadtrats ist die Stadtpassage nicht die zweit- oder drittbeste, sondern die beste Lösung», stellt Borgula klar.

«Ein visionäres Projekt»

Argumente, die Fritz Studer so nicht stehen lassen will. Besonders das Synergie-Potenzial sieht er auch beim Musegg-Parking. Grund dafür ist ein Abzweiger bei der Einfahrt ins Parking in Richtung Löwengraben. Von diesem könnte auch der ansässige Detailhandel profitieren. «All die vielen Pakete, welche die Innenstadt erreichen, könnte man dort auf kleine E-Lastwagen umladen und von dort aus in der Stadt verteilen. Das würde den heutigen immensen Lastwagenverkehr in der Innenstadt zum Verschwinden bringen.»

Zudem könnte über das Parking Warm- und Kaltluft an die umliegenden Haushalte verteilt werden. Studer ist überzeugt: «Wir haben ein visionäres Projekt ausgearbeitet.»

Mit einem Abzweiger in Richtung Löwengraben (grün/gelb) könnten mit dem Car-Parking Musegg Synergien für den Detailhandel geschaffen werden. (Bild: Musegg Parking AG)

Nun liegt es am Stadtluzerner Parlament, den visionären Charakter dieses Projekts zu erkennen. Schliesslich hat der Grosse Stadtrat das letzte Wort in der Sache und erteilt dem Stadtrat den Auftrag, welche Car-Lösung er vertieft prüfen soll. Doch Fritz Studer macht sich keine Illusionen: «Ich habe leider keine grossen Hoffnungen. Von linker Seite bestand bis heute nie die Bereitschaft, unser Projekt genauer zu prüfen.»

Studers Befürchtungen sind wohl berechtigt. Denn auch von bürgerlicher Seite gibt es Unterstützung für die Entscheidung des Stadtrats. So schreibt die FDP in einer Medienmitteilung, dass sie das Projekt Stadtpassage begrüsse. Das Car-Parking Musegg soll der Stadtrat erst wieder in Betracht ziehen, wenn die Stadtpassage nicht realisierbar ist. In der gleichen Mitteilung fordert die FDP zudem, die wegfallenden Parkplätze im Bahnhof-Parking P1 in einem fünften und sechsten Untergeschoss im Luks-Parkhaus zu ersetzen.

Verwendete Quellen
10 Kommentare
Aktuelle Artikel
Apple Store IconGoogle Play Store Icon